Liebe Leute,
natürlich muss man Brücken bauen. Wenn allerdings von einer Seite nur
gehetzt wird, ohne zu recherchieren – frage ich mich, wie und warum
sollte man mit solchen Hetzern zusammenkommen?
Wäre es nicht sinnvoll gewesen die Montagsmahnwachen erst zu besuchen und dann zu kritisieren als umgekehrt?
Ich empfinde dieses Angebot als Frechheit! Stellt Euch mal vor wie Lars
Märholz sich all die Zeit der Hetze gefühlt haben muss! Und jetzt kommt
Ihr daher und sagt wie immer – SORRY!
Politiker sollten doch nicht auf den Mahnwachen reden. Das gilt für
Gysi ebenso wie für Frau Marx ähhm Wagenknecht. Ansonsten wären man
nicht mehr dem Ursprung treu und gerade der ist es doch der nun so
einige umschwenken lässt.
Also fordert erst gar keine Politiker – SIE repräsentieren uns nicht…!
Das alles ist nur meine persönliche Meinung – ich spreche nicht für die MW
Schönen Restfeiertag
morph
Textquelle
http://hinter-den-schlagzeilen.de/2014/04/30/16123/
Prof. Dr. Mohssen Massart, aus Teheran stammender Professor für
Politik und Wirtschaft am Fachbereich Sozialwissenschaften der
Universität Osnabrück mit den Forschungsschwerpunkten Mittlerer und
Naher Osten, Energie, Friedens- und Konfliktforschung sowie
Nord-Süd-Konflikt, ehemaliger Vertrauensdozent der
Friedrich-Ebert-Stiftung und der Heinrich-Böll-Stiftung, seit 2002
Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats von Attac Deutschland, mailt
diesen Brief an die führenden Persönlichkeiten der Friedensbewegung zur
Kenntnis.
Korrektur zur Erstfassung: Konstantin Wecker stellt ausdrücklich fest,
dass es eine Fehlinformation ist, dass er an einer der
Montagsdemonstrationen teilgenommen hat. Das Team von HdS bedauert, dies
nicht rechtzeitig mit Prof. Dr. Mohssen Massart vor der Einstellung des
Textes auf HdS geklärt und ihn darauf hingewiesen zu haben. (Alexander
Kinsky, HdS Redaktion)
Liebe Freudinnen und Freunde der Friedensbewegung,
Ihr habt sicherlich davon gehört, dass seit mehreren Wochen in über
20 deutschen Städten Montagsdemonstrationen mit jeweils mehreren Tausend
TeilnehmerInnen stattfinden, die sich als Teil der Friedensbewegung
begreifen. Wegen der Mitwirkung von Jürgen Elsässer und der Versuche der
NPD, diese Demos zu unterwandern, haben sich die Grünen, die
Linkspartei, auch Attac pauschal davon distanziert. Schuld an der
voreiligen Abgrenzung sind auch Jutta Ditfurths Kommentare und
Äußerungen, u. a. bei Kulturzeit, die diese Bewegung als von Rechten und
Antisemiten gesteuerte Bewegung der “Neuen Rechten” charakterisiert
hatte. Demgegenüber haben verantwortungsbewusste Linke, wie der
iranischstämmige Rapper Kaveh Ahangar, der selbst aus der Nähe die
Montagsdemos in Berlin beobachtet hatte, sich bemüht, mit genauen
Recherchen und fundierten Analysen, Licht in die verworrenen
Verhältnisse zu bringen. Immerhin haben Kaveh Ahangar und andere
erreicht, dass Konstantin Wecker seine ursprünglich ablehnende Haltung
gegenüber den Montagsdemos geändert und daraufhin seine
Neupositionierung formuliert hat. Ich hänge dieser Mail auch den Text
von Pedram Shahyar an – ein vor einiger Zeit bei Attac führend
mitwirkender Aktivist – der eine gute Einschätzung der politischen
Hintergründe der Montagsdemos liefert.
Ich teile Euch das alles mit, weil ich verhindern möchte, dass auch
aus dem Kreis der FB ablehnende Stellungnahmen gegenüber den
Montagsdemos abgegeben werden. Ich folge den Einschätzungen von Kaveh
Ahangar, Konstantin Wecker und Pedram: Die Versuche der Rechten, die
Demos zu unterwandern und die Teilnahme von Esotherikeren und Anhängern
diverser Verschwörungstheorien an diesen Demos darf nicht dazu führen zu
übersehen, dass sich hier offenbar zahlreiche unpolitische Menschen,
auch aus dem bürgerlichen Lager, die noch nie an einer Demo teilgenommen
hatten, sich angesprochen fühlen, gegen eine neue Kriegsgefahr und die
antirussische Propaganda etwas zu tun. Diese Stimmung ist m. E. in der
Bevölkerung in der Tat sehr weit verbreitet. Man braucht sich nur die
umfangreichen Leserbriefe in fast allen Tageszeitungen anzuschauen und
zu registrieren, dass einzelne Journalisten, wie Hans-Ulrich Jörges, die
gegen die gegenwärtige Propagande ihre Geduld verloren haben oder auch
konservative Politiker aus allen politischen Lagern, wie Helmut
Schmidt, Klaus von Dohnanyi, Armin Laschet, ganz zu schweigen von
Matthias Platzeck, Erhard Eppler, Egon Bahr etc., sich klar gegen die
gegenwärtige dumme Nato-/EU-Politik äußern, um zu verstehen, dass eine
allgemeine Unzufriedenheit viele Menschen bewegt.
Kein Wunder, dass die Initiative der Montagsdemos, die vor allem über
Facebook kommuniziert wird und offensichtlich auch mit neuen
Verbalisierungsmethoden organisiert wird, bei vielen Menschen ankommt,
während traditionelle Protestformen dies halt nicht schaffen. Bei den
Montagsdemos nehmen seit Wochen deutlich mehr Menschen teil, als die FB
bei den Ostermärschen zu mobilisieren in der Lagen war.
Aus alledem möchte ich den Vorschlag unterbreiten, möglichst bald
eine Großdemonstration gegen die Nato-Russland- und Ukraine-Politik und
das Verhalten der EU zu organisieren und dabei die Hauptinitiatoren der
Montagsdemos, insbesondere Ken Jebsen und Lars Mährholz, mit
einzubeziehen und darüber hinaus auch Konstantin Wecker als
Mitveranstalter zu gewinnen. Ich bin ziemlich sicher, dass sich
Millionen Menschen in Deutschland angesprochen fühlen und einige
Hunderttausend auch an einer solchen Demo teilnehmen würden, mit dem
wichtigen Nebeneffekt, dass dadurch den Montagsdemos eine eindeutige
friedenspolitische Stoßrichtigung gegeben werden könnte, die den rechten
Opportunisten und Populisten das Handwerk legt und sie an den Rand
drängt.
Mit den besten Grüßen
Mohssen Massarrat
http://mohssenmassarrat.weebly.com/
Pedram Shayar: Montagsmahnwachen: Tahrir oder Teaparty?
http://pedram-shahyar.org/2014/04/montagsmahnwachen-tahrir-oder-teaparty.html
Kaveh Ahangars Kommentar vom 23.4. (oben erwähnt):
Es ist erschreckend wie einseitig die Massen-Medien und
unterschiedliche linke Gruppen und Aktivisten von den Montagsdemos
berichten. Ich bin am Montag demonstrativ mit meinem Spuck auf Rechts
T-Shirt auf die Mahnwache zum Potsdamer Platz gefahren und habe mir das
ganze Live angeschaut. Es waren zwar Anhänger und Parteifunktionäre der
NPD, Pro Deutschland, AFD etc. anwesend, aber genauso auch eher
unpolitische Menschen, Linke, Punks usw. und selbst eine
Solidaritäts-Flagge mit den Flüchtlingen am O-Platz wurde geschwungen.
Es war also ein durchmischter Haufen von 1500-2000 Menschen, die zur
Mahnwache kamen. In diesem Kontext sollte man nicht vergessen, dass die
Demonstranten früherer Anti-Kriegs-Bewegungen auch heterogen waren und
von links bis rechts alle möglichen Strömungen vertreten waren.
Die Redebeiträge, die ich miterlebt habe (u.a. von Mährholz, Popp und
Elsässer) hatten keinen diskriminierenden Unterton und Wojna, der Rapper
von der Bandbreite, hat sich selbst sogar ausdrücklich als Linker
bezeichnet.
Diese ‘‘neue Friedensbewegung‘‘ schafft es relativ viele Menschen zu
mobilisieren und für die Kriegsgefahr zu sensibilisieren, was die linke
Friedensbewegung in den letzten Jahren leider versäumt hat, während
einige selbsternannte linke Parteien und Gruppen erst gar nicht
ernsthaft versuchen eine starke neue Friedensbewegung auf die Beine zu
stellen. Anstatt die deutsche Unterstützung von Neofaschisten und
Neoliberalen in der Ukraine und die voller Doppelstandards steckende
westliche Eskalations- und Interventionspolitik zu kritisieren, schlagen
sie lieber auf Mährholz und co. ein.
Die Stärke dieser neuen Montagsdemos liegt natürlich nicht zuletzt an
dem medienwirksamen Journalisten Ken Jebsen, der es perfekt versteht mit
einer Mischung aus Entertainment und kritischen Analysen die Mitte der
Gesellschaft abzuholen. Die Organisatoren sind zudem sehr gut vernetzt
und auch technisch gut gerüstet. Alles Voraussetzungen, die Linke bisher
nur unzureichend erfüllen. Es ist klar, dass linke Kräfte weiterhin
Friedensdemos organisieren sollten, die nicht rechtsoffen sind und in
denen Rassisten wie Elsässer keinen Platz haben. Diese laufen ja sowieso
weiter und neue Friedensdemos sind auch schon in Planung. Aber ich
glaube auch, dass Linke nicht davor zurückschrecken sollten mit Leuten
wie Ken Jebsen, Märholz oder die Bandbreite zusammenzuarbeiten, weil
diese keine diskriminierenden Elemente in ihren Diskursen aufweisen,
auch wenn man deren Analysen nicht teilen oder für verkürzt halten mag.
Der ihnen an den Kopf geworfene Vorwurf, sie seien Antisemiten ist eine
klare Verleumdung. Das ist wohl – neben finanziellen und
promotechnischen Vorteilen – auch der Grund, warum Jebsen für den
Compact schreibt und die Bandbreite in seltsamen Zirkeln auftreten. Ohne
Compact & co. in Schutz nehmen zu wollen, verstehe ich die
Verzweiflung, die dahinter steckt von allen Seiten denunziert und zu
Unrecht als antisemitisch oder rechts diffamiert zu werden. Dies treibt
Menschen halt dazu dubiose und fragwürdige Foren zu nutzen. Man könnte
Mainstream-Journalisten ja genauso vorwerfen für Medienanstalten zu
arbeiten, die von kapitalistischen Konzernen betrieben werden.
Linke sollten sich meiner Meinung nach auch den sog.
Verschwörungstheoretikern und ‘‘Truthern‘‘ öffnen, sofern diese keine
rassistischen, anti-jüdischen, sexistischen, homophoben oder sonst wie
diskriminierenden Meinungen und Ziele vertreten. Zumindest stellen diese
Leute kritische Fragen, sprechen sich gegen Interventionskriege aus und
arbeiten nicht so eng mit der Regierung, den Medien und multinationalen
Konzerne zusammen wie viele sog. Linke es tun. Der Grund, warum sich
gerade die Grünen und die Linkspartei von diesen Mahnwachen distanziert
haben ist unter anderem, dass sie befürchten eine neue Bewegung von
Nichtwählern könnte entstehen, die sie am Ende Wahlstimmen kosten
könnten. Themen wie Militarismus und Imperialismus werden von vielen
sog. Linken ignoriert, weil sie unter anderem aufgrund der
pro-israelischen und pro-amerikanischen Positionen und persönlicher
Vorteile im Zuge der Regierungsbeteiligung (siehe z.B. Joschka Fischer),
westliche Interventionskriege befürwortet und sogar selber daran
beteiligt waren.
Hier noch einige weitere von Kaveh Ahangar empfohlene Artikel zum Thema:
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