Jiddu Krishnamurti

Jiddu Krishnamurti
Wir werden sehen wie wichtig es ist die radikale Revolution in den Köpfen der Menschen zu verursachen. Die Krise ist eine Krise des Bewusstseins. Ein Krise, die nicht mehr die alten Normen akzeptieren kann, die alten Muster, die uralten Traditionen. Wenn man in Betracht zieht, was die Welt jetzt ist, mit all dem Elend, den Konflikten, der zerstörerischen Brutalität, Aggressionen usw. Der Mensch ist immer noch wie er war. Er ist immer noch brutal, zerstörerisch, aggressiv, habgierig, wetteifernd. Er hat eine Gesellschaft darauf aufgebaut.

Freitag, 6. März 2015

Zu Füssen des Meisters || Jiddu Krishnamurti

Jiddu Krishnamurti schrieb 1910, im Alter von 14 Jahren diesen Text:

~ Zu Füssen des Meisters ~

Führe mich aus der Unwirklichkeit zur Wirklichkeit!
Führe mich aus der Finsternis zum Licht!
Führe mich vom Tode zur Unsterblichkeit!
 


 


Zu Füssen des Meisters

Jiddu Krishnamurti schrieb 1910, im Alter von 14 Jahren diesen Text
unter dem Namen Alcyone, dem ihm C. W. Leadbeater gab

Alcyone:  Zu Füssen des Meisters

Führe mich aus der Unwirklichkeit zur Wirklichkeit!
Führe mich aus der Finsternis zum Licht!
Führe mich vom Tode zur Unsterblichkeit!

Vorwort zu dem Büchlein
"Dies sind nicht meine Worte, sondern die des Meisters, der mich lehrte. Ohne Ihn hätte ich nichts tun können; nur mit Seiner Hilfe habe ich den Pfad betreten. Du möchtest auch auf diesem Pfade wandeln; deshalb werden diese Worte, die Er zu mir gesprochen hat, auch dir helfen, wenn du ihnen gehorchst. Es genügt nicht, von ihnen zu sagen, sie seien wahr und schön; sie müssen sehr genau befolgt werden, wenn sie dem Menschen helfen sollen. Der bloße Anblick einer Nahrung wird den Hungrigen nicht sättigen; er muß seine Hand ausstrecken und muß essen. Ebenso genügt es nicht, des Meisters Worte nur zu hören; du mußt selbst tun, was Er sagt, mußt jedes Wort beachten, jeden Wink befolgen. Wenn du einen Seiner Winke nicht annimmst, wenn dir ein Wort entgeht, ist es dir für immer verloren; denn Er spricht es nicht zum zweiten Male. Vier Grunderfordernisse sind die Leitsterne für den, der diesen Pfad beschreiten will:

UNTERSCHEIDUNGSKRAFT,
WUNSCHLOSIGKEIT,
CHARAKTERBILDUNG, 
LIEBE.

Was der Meister über jede dieser Grundlagen zu mir gesagt hat, das will ich versuchen, dir hier mitzuteilen.

1. UNTERSCHEIDUNGSKRAFT

Die erste dieser Eigenschaften ist die Fähigkeit der rechten Unterscheidung. Die Erkenntnis, die den Menschen zum Betreten dieses Pfades hinleitet, wird für gewöhnlich aufgefaßt als Unterscheidung des Unwirklichen vom Wirklichen. Das ist sie auch, doch sie ist noch viel mehr. auch ist ,sie stetig zu betätigen, nicht nur beim Eintritt in den Pfad, sondern täglich bis zum letzten Schritte. Du betrittst den Pfad, weil du erfahren hast, daß du nur auf ihm jene Dinge finden wirst, die des Gewinnens wert sind.
Menschen, die das nicht wissen, arbeiten, um Reichtum und Macht zu gewinnen; aber diese Dinge sind doch höchstens nur für ein Leben und daher unwirklich. Es gibt weit größere Dinge, Dinge, die wirklich und dauernd sind; hast du sie erst einmal gesehen, so wirst du die anderen nicht mehr begehren.

Zwei Arten von Menschen nur gibt es auf der ganzen Welt: die Wissenden und die Nichtwissenden; auf dieses Wissen kommt es an. Welcher Religion und welcher Rasse ein Mensch angehören mag, ist nicht wichtig. Wirklich wichtig ist nur dieses Wissen - die Erkenntnis von Gottes Plan mit dem Menschen. Gott hat einen bestimmten Plan, und dieser Plan ist die Entwicklung. Sobald ein Mensch dies erkannt hat und es wirklich weiß, kann er nicht anders, als dafür zu wirken und sich eins mit ihm zu machen, weil er so erhaben und so schön ist. Und indem er sich auf Gottes Seite weiß, wird er das gute tun und wird dem Bösen widerstreben; er wird für die Entwicklung arbeiten, nicht für den Eigennutz. 
Wenn er auf Gottes Seite steht, ist er einer der Unsrigen, gleichviel, ob er sich Hindu oder Buddhist, Christ oder Mohammedaner nennt, ob er ein Inder oder Engländer, Chinese oder Russe ist. Alle, die auf seiner Seite stehen, wissen, warum und wozu sie hier sind; und sie streben, den Zweck ihres Daseins zu erreichen. All die anderen Menschen wissen noch nicht, was sie tun sollen, sie handeln daher oftmals töricht. Sie erfinden ihre eigenen Wege, von denen sie denken, daß sie ihnen Freude machen werden; aber sie verstehen nicht, daß alle eins sind und daß deshalb nur das, was das Eine will, uns wirklich Freude machen kann. Sie streben nach dem Unwirklichen anstatt nach dem Wirklichen. Solange sie nicht zwischen diesen beiden unterscheiden können, stehen sie noch nicht auf Gottes Seite. Und so ist diese Fähigkeit richtiger Unterscheidung der erste Schritt auf dem Pfade.
Aber selbst wenn diese Wahl vollzogen ist, so mußt du dir vergegenwärtigen, daß es vom Wirklichen wie vom Unwirklichen verschiedene Arten gibt. So mußt du unterscheiden zwischen Recht und Unrecht, Wichtigem und Unwichtigem, Nützlichem und Unnützem, Wahrem und Falschem, Selbstsüchtigem und Selbstlosem.
Zwischen Recht und Unrecht zu wählen, sollte nicht schwer sein; denn die, die dem Meister folgen wollen, haben sich bereits entschlossen, das Recht um jeden Preis zu tun. Aber der Körper und der Mensch sind zwei; der Wille des Menschen ist nicht immer der des Körpers. Wenn dein Körper etwas begehrt, so halte ein und denke nach, ob du das wirklich willst. Denn du bist dein höheres Ich, bist Gottes, und du willst nur das, was Gott will. Aber du mußt tief in deinem Selbst nachgraben, um Gott in dir zu finden, du mußt Seiner Stimme lauschen, die ja deine Stimme ist. Verwechsle deinen Körper nicht mit deinem Selbst weder den physischen, noch den emotionellen, noch den mentalen Jeder dieser Körper wird beanspruchen, das Selbst zu sein, um dadurch zu erlangen, was er wünscht, Du aber mußt sie alle kennenlernen und mußt wissen, daß du selbst ihr Meister bist.
Wenn eine Arbeit getan werden soll, möchte der physische Körper ausruhen, möchte ausgehen, essen oder trinken; und der Mensch, der noch nicht "weiß", sagt sich: "Ich möchte dies tun, und ich muß es tun." Aber der Wissende sagt: "Dies Wünschende ist nicht mein Ich, und daher muß es eine Weile warten." Oft, wenn sich die Gelegenheit bietet, jemandem zu helfen, fühlt der Körper. "Wieviel Mühe wird es für mich sein; laß irgend jemand anderen dies tun." Doch ein solcher Mensch antwortet seinem Körper. "Du sollst mich nicht hindern, Gutes zu tun."

Der Körper
ist dein Tier - dein Pferd, auf dem du reitest. Daher mußt du ihn auch gut behandeln und gewissenhaft für ihn sorgen. Du darfst ihn nicht überarbeiten, du mußt ihm reine Nahrung geben und ihn immer peinlich sauber halten, ihn selbst vor den kleinsten Schmutzflecken bewahren, denn ohne einen völlig reinen und gesunden Körper kannst du das so mühevolle Werk der Vorbereitung nicht vollbringen, kannst die unaufhörliche Anstrengung nicht ertragen. Immer aber mußt du es sein, der den Körper beherrscht, niemals er dich.

Der emotionelle Körper (Astralkörper)
hat stets seine eigenen Wünsche - hat deren unzählige. Er will, daß du ärgerlich wirst, daß du scharfe Worte sagst, eifersüchtig und geldgierig bist, daß du andere um ihren Besitz beneidest, daß du traurigen Stimmungen und Depressionen nachgibst. Alles dies wünscht dieser Körper und noch vieles mehr. nicht , weil er dir schaden möchte, sondern weil er starke Schwingungen liebt und sie auch beständig wechseln möchte. Aber du brauchst diese Reize nicht, und deshalb mußt du deine Wünsche unterscheiden von den Wünschen deines Körpers. 

Dein mentaler Körper
möchte sich stolz absondern; er möchte hoch von sich selbst und gering von anderen Menschen denken. Sogar dann, wenn du dich von weltlichen Dingen abgewendet hast, sucht er noch immer für sich selbst zu sorgen; er will dich veranlassen, nach deinem eigenen Fortschritt zu streben, anstatt an des Meisters Werk zu denken und anderen zu helfen. Wenn du meditierst, versucht er deine Gedanken auf die vielerlei verschiedenen Dinge zu richten, die er wünscht, anstatt auf das Eine, das du wünschst. Du bist nicht dieser Verstand. du sollst ihn nur gebrauchen. So Ist auch hier Unterscheidungsgabe nötig. Du mußt unaufhörlich achtgeben, sonst wirst du straucheln.

Zwischen Recht und Unrecht kennt der Okkultismus kein Verhandeln und kein Mittelding.  
Was es auch kosten mag, du mußt das tun, was recht ist; und was unrecht ist, darfst du nicht tun, was immer auch die Nichtwissenden denken oder sagen mögen. Du mußt die verborgenen Naturgesetze tief erforschen; und sobald du sie erkannt hast, mußt du mit Vernunft und mit gesundem Menschenverstand dein Leben danach einrichten. 

Du mußt unterscheiden zwischen Wichtigem und Unwichtigem. Stehe wie ein Felsen fest da, wo es sich um Recht und Unrecht handelt. Gib den anderen nach in gleichgültigen Dingen; denn du mußt stets sanft und freundlich sein, verständig und nachgiebig. Du mußt den andern auch dieselbe Freiheit lassen, die du für dich selbst beanspruchst. Erkenne recht das, was zu tun sich lohnt; bedenke, daß die Dinge nicht nach ihrer Größe zu beurteilen sind. Ein Geringes, das unmittelbar dem Werke des Meisters dient, ist wertvoller als etwas Großes, das die Welt gut nennen mag. Du mußt nicht nur das Nützliche vom Unnützen unterscheiden, sondern auch das Nützliche von dem weniger Nützlichen. Arme zu speisen ist ein gutes, edles und nützliches Werk; aber ihre Seelen zu speisen ist noch edler und nützlicher, als die Körper zu ernähren. Jeder Reiche kann den Körper speisen, aber nur die Wissenden können die Seelen sättigen.
Wenn du das Wissen hast, so ist es deine Pflicht, anderen zu helfen, daß sie wissen.

Wie weise du auch sein magst, du hast auf diesem Pfade noch viel zu lernen - soviel, daß auch dazu Urteilskraft vonnöten ist; du mußt sorgfältig unterscheiden, was des Lernens wert ist. Wohl ist alles Wissen nützlich: eines Tages wirst du alles Wissen haben. Doch solange du nur einen Teil davon hast, sorge dafür, daß es der wertvollste ist. Gott ist die Weisheit sowohl wie die Liebe, und je mehr du Weisheit hast, um so mehr kannst du von ihm auch offenbaren. Lerne daher, aber lerne das zuerst, was dir am meisten dienen wird, um anderen zu halfen. Arbeite geduldig an deinem Forschen, nicht, damit die Menschen dich für weise halten, auch nicht, damit du die Glücksempfindung hast, dich selbst weise zu schätzen, sondern einzig darum, weil allein der Weise einsichtsvoll zu helfen weiß. Wieviel immer du helfen möchtest, wenn du unwissend bist, kannst du mehr schaden, als du Nutzen stiftest.

Du mußt unterscheiden zwischen Wahrheit und Unwahrheit.
Du mußt lernen, wahr zu sein, durch und durch, in Gedanken, wie in Worten und in Taten. 

Zuerst in Gedanken;
und das ist nicht leicht. Denn in der Welt sind viele unwahre Gedanken, viel törichter Aberglauben; und wer Sklave dieser Dinge ist, kann keine Fortschritte machen.
Deshalb darfst du nicht einen Gedanken annehmen, weil andere ihn für wahr halten, auch nicht, weil man seit Jahrhunderten daran geglaubt hat, noch auch, weil er geschrieben steht in einem Buch, das man für heilig hält. Du mußt darüber selbst nachdenken; und du mußt selbst urteilen, ob er vernünftig ist.

Merke dir, wenn auch tausend Menschen übereinstimmen im Urteil über eine Sache, von der sie nichts wissen, so ist ihre Meinung wertlos.

Wer auf dem Pfade wandeln will, muß lernen, für sich selbst zu denken, denn der Aberglaube ist eines der größten Übel in der Welt, eine der Fesseln, von denen du dich befreien mußt.
Deine Gedanken über andere müssen wahr sein; du darfst nichts von ihnen denken, was du nicht bestimmt weißt. Setze nicht voraus, daß sie stets an dich denken. Wenn jemand etwas tut, was, wie du meinst, dir schaden wird, und wenn er etwas sagt, was du auf dich beziehst, dann glaube nicht sofort: "Er wollte mich beleidigen." Höchstwahrscheinlich hat er gar nicht an dich gedacht, denn jedermann hat seine eigenen Sorgen, und seine Gedanken drehen sich meist um ihn selbst. Wenn jemand dich ärgerlich anredet, dann denke nicht: "Er haßt mich, und er wlll mir wehe tun." Vielleicht hat jemand anderer oder etwas anderes ihm Ärger verursacht; und weil er dich gerade trifft, läßt er seinen Ärger nun an dir aus. Er handelt töricht, denn Zorn ist eine Torheit; aber du darfst doch nichts Falsches von ihm denken. 

Wenn du Schüler eines Meisters wirst, so kannst du stets die Wahrheit deines Denkens an dem Seinen ermessen; denn der Schüler ist eins mit dem Meister. Er braucht nur seine Gedanken in die seines Meisters hineinzulegen, um zu sehen, ob sie übereinstimmen. Tun sie das nicht, so sind seine Gedanken irrig, und er wird sie sofort berichtigen; denn des Meisters Gedanken sind vollkommen, weil Er Allweisheit besitzt. Die freilich, die Er noch nicht angenommen hat, können dies noch nicht ausführen. Doch können sie sich damit helfen, daß sie sich oft fragen: "Was würde der Meister wohl darüber denken? Was würde Er unter diesen Umständen sagen oder tun?" Du darfst nie etwas tun, sagen oder denken, von dem du dir nicht vorstellen kannst, daß es der Meister tun, sagen oder denken könnte.

Auch in deiner Rede mußt du wahr sein, stets genau und ohne Übertreibung. Lege niemals einem anderen Beweggründe zur Last, denn nur sein Meister kennt seine Gedanken; und er mag aus Gründen handeln, an die du gar nicht gedacht hast. Wenn du etwas Ungünstiges hörst über jemand anderen, wiederhole es nicht; denn es könnte ja gar nicht wahr sein, und selbst wenn es wahr wäre, so ist es besser, darüber zu schweigen. Denke gut nach, ehe du sprichst, damit du nicht in Ungenauigkeit verfällst. 
Sei wahr und klar im Handeln. Gib dich niemals anders, als du bist; denn alle Vorspiegelung trübt das reine Licht der Wahrheit, das durch dich hindurch leuchten soll, wie Sonnenlicht durch klares Glas.

Du mußt auch unterscheiden zwischen Selbstsucht und Selbstlosigkeit. Die Selbstsucht nimmt viele Gestalten an; und wenn du denkst, du hast sie in der einen Form getötet, dann erhebt sie sich in einer anderen stärker als vorher. Allmählich wirst du aber von dem Wunsche, anderen zu helfen, so beseelt sein, daß du weder Zeit noch Raum finden wirst für Gedanken an dich selbst.

Noch auf eine andere Art hast du zu unterscheiden. Lerne Gott in jedem Menschen und in jedem Dinge zu erkennen, gleichviel wie böse er oder es äußerlich erscheinen mag. Du kannst deinem Bruder helfen durch das, was ihr stets gemeinsam habt: das ist das göttliche Leben. Lerne dies in ihm erwecken, lerne dies in ihm zu finden; dann wirst du den Bruder vor Unrecht behüten.


2. WUNSCHLOSIGKEIT


Für viele Menschen ist die Forderung nach Wunschlosigkeit eine schwierige Forderung, weil sie fühlen, daß sie ihre Wünsche selbst sind, - daß, wenn ihre ausgeprägten Wünsche, ihre Neigungen und Abneigungen von ihnen genommen würden, nichts von ihrem Selbst mehr übrig bliebe. Aber das sind nur solche, die den Meister noch nicht gesehen haben. Im Lichte seiner heiligen Gegenwart schwindet jeglicher Wunsch, außer dem einen, so zu werden wie Er. Aber auch ehe du das Glück hast, ihm leibhaftig zu begegnen, kannst du doch schon frei von Wünschen werden, wenn du es nur willst. Die Unterscheidungskraft hat dir bereits gezeigt, daß das, was die Menschen meist begehren, wie Reichtum und Macht, nicht des Besitzes wert ist. Wer das einmal empfindet und nicht nur im Munde führt, dem schwindet jeder Wunsch.

Soweit ist das alles einfach;
du hast es nur zu verstehen.
Aber mancher freilich gibt das Streben nach irdischen Zielen nur auf, um den Himmel dafür zu gewinnen oder um von seiner Wiederkehr befreit zu werden. In diesen Irrtum darfst du nicht verfallen. Wenn du ganz und gar dein Ich vergessen hast, kannst du nicht daran denken, wann dieses Ich frei werden oder welche Art von Himmel es erleben wird.  
Bedenke, daß jeder selbstsüchtige Wunsch dich bindet, wie hoch auch der Gegenstand sein mag; und ehe du nicht sämtliches Begehren aufgegeben hast, wirst du nicht völlig frei sein, um dich dem Werk des Meisters zu widmen. 
Wenn aber alle Wünsche für das Selbst vergangen sind, mag immer noch einer zurückgeblieben sein; und der ist das Verlangen, den Erfolg deines Wirkens zu sehen. Hilfst du jemandem, so möchtest du gerne wissen, wieviel du ihm wohl geholfen hast. Vielleicht möchtest du sogar, daß er dies einsieht und dir dafür dankbar ist. Doch auch dies ist noch ein Begehren und ein Mangel an Vertrauen. Wenn du deine Kraft ausströmen läßt, zu helfen, dann kann der Erfolg nicht ausbleiben, ob du ihn sehen kannst oder nicht. Wenn du das Gesetz kennst, weißt du, daß es stets so sein muß. Daher mußt du nur das Gute um des Guten willen tun, nicht in der Hoffnung auf Belohnung. Du mußt um der Arbeit willen arbeiten, nicht in der Hoffnung, den Erfolg zu sehen. Du mußt dich dem Dienste für die Welt widmen, nur weil du sie liebst und weil du gar nicht anders kannst, als dich für sie hinzugeben. 

Trage kein Verlangen nach psychischen Kräften.
Sie werden sich einstellen, sobald der Meister findet, daß es gut für dich ist, sie zu haben. Werden sie vorher erzwungen, so hat das Nachteile zur Folge. Oft wird ihr Besitzer von betrügerischen Naturwesen getäuscht oder er bildet sich ein, daß er sich nicht mehr irren könne; und jedenfalls wären die Zeit und die Kraft, die er aufwenden müßte, um sie zu gewinnen, besser angewendet, um andern zu helfen. Solche Kräfte kommen schon im Laufe der Zeit; sie müssen kommen. Wenn der Meister sieht, daß es nützlicher ist für dich, sie früher zu besitzen, so wird er dich lehren, wie du sie in Sicherheit entwickeln kannst. Bis dahin ist es besser für dich, darauf zu verzichten. 

Du mußt dich auch vor manchen kleinen Wünschen hüten, die das tägliche Leben mit sich bringt.
Wünsche nie zu glänzen oder klug zu scheinen; hege nicht den Wunsch zu reden. Es ist gut, wenig zu reden: besser noch, gar nichts zu sagen, wenn du nicht ganz sicher bist, daß das, was du sagen willst, wahr ist, freundlich und auch hilfreich. Ehe du sprichst, denke sorgfältig nach, ob das, was du sagen möchtest, diese drei Eigenschaften hat; wenn nicht, dann schweige. 
Es ist gut, wenn du dich jetzt daran gewöhnst, sorgfältig nachzudenken, ehe du sprichst;
denn wenn du die Einweihung erlangt hast, mußt du über jedes Wort streng wachen, damit du nichts sagst, was verschwiegen werden muß. Viel alltägliches Geschwätz ist unnütz und töricht; Klatsch ist vollends unwürdig. Gewöhne dich daran, mehr zuzuhören als zu reden. Trage deine Ansichten nicht vor, wenn du nicht ernstlich nach ihnen gefragt wirst.
Man hat die Anforderungen zur Einweihung auch in die vier Worte gefaßt: wissen, wagen, wollen und schweigen;
und das letzte zu erlernen ist am schwersten.

Ein anderer allgemeiner Wunsch, den du energisch unterdrücken mußt, ist das Verlangen, dich in anderer Leute Angelegenheiten einzumischen.
Was ein anderer tut, sagt oder glaubt, geht dich nichts an;
und du mußt lernen, ihn völlig sich selbst zu überlassen.
Er hat volles Recht auf freies Denken, Reden und Handeln, solange er nicht einem anderen in den Weg tritt. Du selbst beanspruchst auch die Freiheit, das zu tun, was du für recht hältst. Eben diese Freiheit mußt du auch dem anderen gewähren; und wenn er von ihr Gebrauch macht, darfst du dich nicht über ihn aufhalten. 
Wenn du glaubst, er tue Unrecht, und du kannst dir die Gelegenheit verschaffen, ihn vertraulich und sehr höflich darauf aufmerksam zu machen, warum du so denkst, kannst du ihn vielleicht davon überzeugen; aber es gibt Fälle, in denen selbst dies ein unschickliches Sich-Einmischen wäre. Unter keinen Umständen darfst du dich mit einem Dritten darüber unterhalten und schwätzen: denn das ist ganz nichtswürdig.

Siehst du jemanden eine Grausamkeit verüben gegen ein Kind oder ein Tier, dann ist es deine Pflicht, einzuschreiten. Übertritt jemand die Landesgesetze, dann bist du vielleicht verpflichtet, die Behörden zu benachrichtigen. Ist ein anderer Mensch dir anvertraut, Ihn zu belehren, dann kann es dir eine Pflicht werden, ihn sanft auf seine Fehler aufmerksam zu machen.
Außer diesen Fällen aber kümmere dich nur um deine eigenen Angelegenheiten und übe die Kraft des Schweigens.


3. CHARAKTERBILDUNG 
Als sechs Erfordernisse für die Charakterbildung gibt der Meister folgende an:

1. Beherrschung des Denkens,
2. Beherrschung des Handelns,
3. Duldsamkeit,
4. Gleichmütige Heiterkeit,
5. Zielbewußtheit,
6. Vertrauen.


Ich weiß, daß diese Forderungen oft anders übersetzt werden, ebenso auch die vier Grundeigenschaften; ich gebrauche aber hier in allen Fällen die Bezeichnungen, die der Meister angewendet hat, als Er sie mir erklärte.

1. Beherrschung des Denkens
Das Erfordernis der Wunschlosigkeit zeigt, daß der emotionelle Körper im Zaume gehalten werden muß; dasselbe gilt auch vom mentalen Körper. Darunter ist zu verstehen, daß man sein Gemüt derart beherrschen muß, daß man weder Ärger noch Ungeduld empfindet; daß man ferner seinen Verstand so beherrscht, daß die Gedanken immer ruhig sind und ungestört verlaufen; und endlich, daß man auch die Nerven durch das Denken beherrscht, so daß sie möglichst wenig reizbar sind. Dies letzte ist besonders schwierig, weil der Körper durch die Vorbereitung zum Aufstieg sensitiver wird. Seine Nerven werden leicht durch ein Geräusch oder einen Schreck gestört; und jeder solche Eingriff wird als Schmerz empfunden. Doch du mußt dagegen ankämpfen, soviel du kannst. 
Zur Ruhe der Gedanken so wie des Gemütes gehört auch Mut, um ohne Furcht den Prüfungen und Schwierigkeiten auf dem Pfade die Stirn bieten zu können. Es erfordert auch Standhaftigkeit und Gleichmut, um die Sorgen des täglichen Lebens leicht nehmen zu können und sich nicht mit einer Unmenge kleiner Dinge abzuquälen, mit denen viele Menschen den größten Teil ihrer Zeit verbringen. Der Meister lehrt, daß es nicht das geringste ausmacht, was dem Menschen äußerlich zustößt. Kummer, Mühen, Krankheit und Verluste sollten für ihn nichts bedeuten, und sie dürfen nicht den Gleichmut seines Geistes und Gemütes stören. Das sind nur die Folgen früherer Taten; und wenn sie an dich herantreten, mußt du sie freudig zu ertragen suchen, indem du dir sagst, daß alles übel ja vorübergeht und daß du stets die Pflicht hast, heiter und gelassen zu sein. Sie gehören deinem früheren Leben an, nicht diesem. Du kannst sie nicht ändern, daher ist es unnütz, dich darüber zu beunruhigen. Denke lieber an das, was du jetzt tust; denn das sind die Ursachen für die Schicksale deines nächsten Lebens; diese kannst du jetzt gestalten.
Verliere nie deine Selbstbeherrschung so weit, daß du traurigen oder gedrückten Stimmungen nachgibst. Niedergeschlagenheit ist ein Unrecht; denn sie ist ansteckend für andere Menschen und erschwert ihr Leben. Das darfst du nicht tun; wann immer eine solche Stimmung über dich kommt, schüttle sie sofort von dir ab.
Auch In noch anderer Weise hast du deine Gedanken zu beherrschen: du darfst sie nicht schweifen lassen. Was immer du tust, richte deine Gedanken darauf, daß du es vollkommen tust. Laß deinen Geist nie müßig sein. Gute Gedanken mußt du immer in Bereitschaft halten zum Gebrauch, sobald dein Geist nicht anderweitig beschäftigt ist. Gebrauche deine Denkkraft jeden Tag für gute Zwecke; fördere die Entwicklung. Denke jeden Tag an jemanden, den du in Sorge oder Leid weißt, und der deiner Hilfe bedarf; auf ihn laß deine liebenden Gedanken ausströmen.
Hüte dein Gemüt vor Hochmut; Stolz entspringt nur der Unwissenheit; der Nichtwissende dünkt sich groß, deswegen, weil er diese oder jene große Tat vollbracht hat. Der Weise weiß, daß nur die Gottheit groß ist und daß jedes gute Werk durch Gott allein bewirkt wird.

2. Beherrschung des Handelns
Wenn dein Denken das ist, was es sein soll, dann wird dir dein Handeln nicht viel Schwierigkeiten machen. Aber denke daran, daß die rechte Tat auf den Gedanken folgen muß, wenn du der Menschheit nützen willst. Du darfst nicht träge werden, sondern mußt beständig für das Gute tätig sein. Doch du mußt dabei deine eigene Pflicht erfüllen, nicht die eines anderen; es sei denn, daß er dir dazu Erlaubnis gibt und daß du ihm behilflich sein kannst. Lasse jeden seine eigene Arbeit auf seine eigene Weise tun. Sei zur Hilfe stets bereit, sobald es nottut, aber mische dich nie störend ein. Für viele ist es das Schwerste auf der Welt, zu lernen, sich um ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern; das ist aber das, was du vor allem tun mußt. Wenn du nun versuchst, höhere Aufgaben zu übernehmen, darfst du gleichwohl deine alltäglichen Pflichten nicht versäumen. Ehe diese nicht erfüllt sind, bist du nicht für andere Dienste frei. Du solltest keine neuen weltlichen Pflichten auf dich nehmen, aber allen, die du übernommen hast, mußt du völlig gerecht werden; gemeint sind damit alle selbstverständlichen, vernünftigen Pflichten, die du selber anerkennst, nicht aber eingebildete Pflichten, die dir andere aufzuladen suchen. Wenn du für den Meister lebst, mußt du auch die gewöhnliche Arbeit besser tun als andere Menschen, nicht schlechter; denn auch diese mußt du um Seinetwillen tun.

3. Duldsamkeit
Du mußt für alle Menschen vollste Duldsamkeit empfinden. Du sollst herzlich Anteil nehmen an dem religiösen Glauben anderer, gerade so wie an dem deinen; denn Ihre Religion ist wie die deine ein Pfad zum Höchsten. Willst du allen helfen, mußt du alle erst verstehen. 
Doch um diese vollkommene Duldsamkeit zu haben, mußt du erst die Einseitigkeit überwinden und dich vom Aberglauben befreien. Du mußt erkennen, daß Zeremonien unnötig sind, sonst dünkst du dich etwa besser als die, welche sie nicht mehr vollziehen. Anderseits darfst du auch nicht diejenigen verdammen, die noch an Zeremonien festhalten. Laß sie nach ihren Wünschen handeln; dabei dürfen sie sich nur nicht dir, der du die Wahrheit kennst, entgegenstellen, und sie dürfen dir nicht etwas aufdrängen wollen, dem du schon entwachsen bist. Übe Nachsicht und sei freundlich gegen alle.
Jetzt, da deine Augen geöffnet sind, kann dir wohl einiges von deinem alten Glauben und den alten Zeremonien töricht erscheinen; und vielleicht ist es auch wirklich so. Gleichwohl achte die Zeremonien um der guten Seelen willen, für die sie noch von Bedeutung sind, wenn auch du selbst nicht mehr an ihnen teilnehmen kannst. Sie haben ihren Zweck und ihren Nutzen. Sie gleichen jenen zwei Linien in den Schreibheften, die deine kindlichen Schriftzüge gerade lenkten, bis du lerntest, weit besser und freier ohne sie zu schreiben. Es gab eine Zeit, da du sie brauchtest; jetzt liegt sie weit hinter dir.
Ein großer Lehrer schrieb einst: "Da ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind und war klug wie ein Kind; da ich aber ein Mann ward, tat ich ab, was kindisch war." Indessen kann ein Mensch, der seine Kindheit ganz verglessen und der es verlernt hat, mit Kindern zu fühlen, nicht der rechte Mann sein, sie zu lehren und ihnen zu helfen. Blicke daher freundlich, liebreich und duldsam auf alle, und auf alle gleichermaßen, seien sie Buddhisten oder Hindus, Jainas oder Juden, Christen oder Mohammedaner.

4. Gleichmütige Heiterkeit
Trage dein Karma freudig, wie immer es sein mag. Sieh es als eine Ehre an, wenn dir viel Leid zuteil wird, denn es zeigt dir, daß die Herren des Karma dich ihrer besonderen Hilfe für wert halten. Wie schwer dein Schicksal sein mag, sei dankbar dafür, daß es nicht schlimmer ist. Bedenke auch, daß du dem Meister wenig nützen kannst, ehe nicht dein böses Geschick sich ausgewirkt hat und du frei geworden bist. Indem du dich ihm anbotest, hast du zugleich gebeten, daß dein Karma sich beschleunige; und nun arbeitest du in einem oder in zwei Leben das ab, was sonst über hundert Leben verteilt gewesen wäre. Willst du aber möglichst gut davonkommen, dann trage dieses Karma froh und wohlgemut. Und noch ein anderer Gesichtspunkt: du mußt frei werden von jeglichem Besitzgefühl. Mag auch Karma dir das Liebste nehmen, selbst die Menschen, die deinem Herzen am nächsten stehen; auch das mußt du freudig tragen und bereit sein, jegliches und alles aufzugeben. (Hänge dich niemals an etwas, dass du nicht beim umdrehen, umgehend verlassen kannst!) Oftmals muß der Meister seine Kraft durch den ihm Dienenden auf andere ausströmen lassen. Das ist ihm nicht möglich, wenn sein Dienender einer gedrückten Stimmung nachgibt. So muß stets Freudigkeit in dir herrschen.

5. Zielstrebigkeit
Das einzige, was du im Auge haben solltest, ist, des Meisters Arbeit auszuführen. Diese darfst du nie vergessen, was auch sonst zu tun dir in den Weg kommt. Aber kaum kann etwas anderes dir in den Weg kommen, denn alles selbstlose hilfreiche Wirken ist des Meisters Arbeit, und um Seinetwillen mußt du sie tun. Du mußt jeder einzelnen Aufgabe deine volle Aufmerksamkeit widmen, als ob jede Arbeit deine beste Leistung werden sollte. Jener selbe Lehrer schrieb auch: "Alles, was ihr tut, das tut von Herzen, als dem Herrn und nicht den Menschen." 
Handle immer so, wie du deine Arbeit machen würdest, wenn du wüßtest, daß sofort der Meister käme, sie zu prüfen; in der Weise mußt du alle deine Arbeiten tun. Die, welche am meisten wissen, wissen auch am besten, was alles jener Vers bedeutet. Es gibt auch noch einen ähnlichen, viel älteren Vers:"Was immer deine Hand zu tun findet, tue es mit aller deiner Kraft." 
Zielstrebigkeit heißt auch, daß dich nichts je von dem Pfade abbringen kann, den du betreten hast, auch nicht für einen Augenblick. Keine Versuchung, keine weltlichen Vergnügungen, selbst keine weltlichen Neigungen dürfen dich jemals abziehen. Denn du selbst mußt eins werden mit diesem Pfade; er muß dir so sehr zur eigenen Natur werden, daß du ihm folgst, ohne darüber nachdenken zu müssen und davon abweichen zu können. Du, der göttliche Geistesfunke in dir, hast dies beschlossen; sagtest du dich von ihm los, so sagtest du dich los von deinem eigenen Selbst.

6. Vertrauen
Du mußt deinem Meister vertrauen; und du mußt dir selbst vertrauen. Wenn du den Meister gesehen hast, wirst du Ihm bis zum Höchsten unbedingt vertrauen durch viele Leben und Tode. Wenn du ihn noch nicht gesehen hast, so mußt du doch versuchen, Ihn dir vorzustellen und Ihm zu vertrauen; denn, wenn du dieses Vertrauen nicht hast, kann selbst Er dir nicht helfen. Wo nicht vollkommenes Vertrauen herrscht, kann kein vollkommener Strom von Liebe und Macht fließen. Du mußt auch dir selbst vertrauen.
Du sagst, du kennst dich nur zu genau? Wenn du so denkst, kennst du dich gerade nicht. Du kennst allein die schwache äußere Hülle, die oft in den Schlamm gefallen ist. Du aber - dein wahres Selbst -, du bist ein Funke von Gottes eigenem Feuer - und Gott, der Allmächtige, ist in dir, deshalb gibt es nichts, was du nicht tun kannst, wenn du willst. Sprich zu dir selbst:"Was Menschen je getan haben, das können Menschen wieder tun. Ich bin ein Mensch, und doch auch Gott im Menschen; ich kann dies tun und will es tun!" Dein Wille muß so hart wie Stahl werden, wenn du auf dem Pfade wandeln willst.


LIEBE
 
Von allen notwendigen Eigenschaften ist die wichtigste die Liebe;
denn wenn sie in einem Menschen stark genug ist, zwingt sie ihn, alle andern zu erwerben; aber ohne Liebe würden alle andern nicht genügen.
Oft wird dieses Grunderfordernis bezeichnet als die heiße Sehnsucht nach Befreiung von dem Kreislauf der Geburten und Tode und nach der Vereinigung mit Gott, dem Logos. So ausgedrückt, klingt dies aber selbstsüchtig; und es gibt nur einen Teil seiner Bedeutung wieder. Es ist nicht so sehr ein sehnsüchtiger Wunsch als Wille und Entschlossenheit. Soll dieser Wille und Entschluß sein Ziel erreichen, so muß er dein ganzes Leben ausfüllen, so daß kein Raum für irgendeine andere Bestrebung übrigbleibt. Es ist zwar in der Tat der Wille, eins zu sein mit Gott, nicht aber, um dadurch Mühen und Leiden zu entgehen, sondern um in deiner innigen Liebe zu Ihm mit Ihm und gleich Ihm zu handeln. Weil Er Liebe ist, mußt du, damit du eins wirst mit Ihm, vollkommene Selbstlosigkeit und Liebe werden.

Im täglichen Leben heißt dies zweierlei:
Erstens, daß du dich sorgfältig hütest, jemals ein Lebewesen zu verletzen, zweitens, daß du jegliche Gelegenheit erspähst, zu helfen.
Zum ersten, schädige nie, tue niemandem weh! Drei Sünden wirken mehr Unheil als alles andere In der Welt: Klatscherei, Grausamkeit und Aberglaube; dies sind Sünden gegen die Liebe. Gegen diese drei muß jeder, der sein Herz mit Gottes Liebe füllen will, beständig auf der Hut sein.
Sieh, was Klatscherei tut. Sie geht aus von einem bösen Denken; und das ist an sich schon ein Verbrechen. Denn In jedem Menschen und in jedem Ding ist Gutes so wie Böses. Eines wie das andere können wir dadurch verstärken, daß wir daran denken; und auf diese Weise können wir die Entwicklung fördern oder hindern. Dadurch können wir den Willen Gottes tun oder ihm widerstehen. Wenn du Böses denkst von einem Menschen, so begehst du gleichzeitig drei schlechte Dinge.

1 Du füllst deine Umgebung mit üblen Gedanken statt mit guten, und dadurch vermehrst du das Leiden in der Welt.

2. Wenn wirklich in dem Menschen jenes Böse ist, an das du denkst, so stärkst du es und nährst es. Dadurch machst du den Bruder schlechter anstatt besser. Doch gewöhnlich ist das Böse gar nicht da, du hast es dir nur eingebildet; dann verführt dein schlechtes Denken deinen Bruder, das Unrecht zu tun; und da er nicht vollkommen ist, prägst du ihm auf, was du von ihm gedacht hast.

3. Du füllst dein eigenes Gemüt mit bösen Gedanken statt mit guten, und auf diese Weise hinderst du dein eigenes Wachstum. Du bist dann für andere, die schauen können, ein häßlicher, peinlicher Anblick, nicht ein schöner, liebenswürdiger, wie du sein solltest. 

Nicht genug, daß Klatsch-Schwätzer sich ein solcher selbst und seinem Opfer all dies Leid zufügt, er sucht mit aller Macht auch andere Menschen in sein Unrecht hineinzuziehen. Eifrig 'bemüht er sich, ihnen die Schlechtigkeiten zu erzählen, in der Hoffnung, daß sie sie ihm glauben. Wenn ihm dies gelingt, so strahlen sie vereint mit ihm ihr böses Denken auf das arme Opfer aus. Dies findet überall statt, Tag für Tag; und nicht bloß einer tut es, sondern Tausende.
Siehst du, wie niedrig und wie schändlich dieses Unrecht ist? Das mußt du streng vermeiden. Sage niemals Schlechtes über irgend jemanden. Weigere dich, zuzuhören, wenn einer von einem anderen Böses redet. Sage du dann freundlich: "Dies ist vielleicht nicht wahr, und wenn es doch wahr wäre, ist es gütiger und besser, nicht davon zu reden."

Sodann die Grausamkeit; es gibt davon zwei Arten:
die absichtliche und die unabsichtliche. Die größte aller Untaten ist, einem andern Lebewesen absichtlich Schmerz zu bereiten; das ist mehr die Tat eines Teufels als die eines Menschen. Du wirst sagen, kein Mensch könne so etwas tun; aber viele haben es schon oft getan, und viele tun es täglich. Die Inquisitoren taten es; und viele Frömmlinge taten es im Namen ihrer Religion. Vivisektoren tun es. Viele Schullehrer tun es gewohnheitsmäßig. Alle diese Leute suchen ihre Roheit damit zu entschuldigen, es sei so Sitte. Aber ein Verbrechen hört nicht auf, eines zu sein, weil viele es begehen. Karma wird nicht durch Gewohnheit oder Sitte aufgehoben. Das Karma der Grausamkeit ist aber eines der schrecklichsten von allen. In Indien gibt es überdies auch keine Ausrede für solcherlei Gebräuche, denn die Pflicht der Milde und des Nichtschädigens ist allen bekannt. Das Geschick der Grausamen trifft auch alle, die ausgehen, um Gottes Geschöpfe zu töten, und die das "Sport" nennen.
Ich weiß, du würdest solche Dinge niemals tun; und um der Liebe Gottes willen wirst du, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet, offen dagegen auftreten. Aber es gibt eine Grausamkeit in Worten wie im Handeln. Wer ein Wort sagt, um vorsätzlich jemanden damit zu verletzen, macht sich des Verbrechens schuldig. Auch das würdest du nicht tun. Doch manchmal tut ein unbedachtes Wort ebenso viel Schaden wie ein boshaftes. Du mußt daher auch gegen solche unabsichtliche Grausamkeiten auf der Hut sein.
Vielfach entspringen sie auch der Gedankenlosigkeit. Ein Mensch ist manchmal so erfüllt von Gier und Habsucht, daß er nicht daran denkt, wieviel Leid er anderen dadurch zufügt, daß er Geld abhandelt oder daß er seine Frau und seine Kinder nicht ausreichend unterhält. Ein anderer denkt nur an seine Wollust, und er kümmert sich nicht um die Seelen und Körper, die er dabei rücksichtslos zugrunde richtet. Um sich einige Minuten Mühe zu ersparen, unterläßt es ein Lohnherr manchmal, seine Arbeiter am rechten Tage zu bezahlen; er denkt nicht an die vielen Schwierigkeiten, die er ihnen so bereitet. Sehr viel Leiden wird gerade durch solche Sorglosigkeit verschuldet, weil man es vergißt, darüber nachzudenken, welche Nebenwirkungen diese Handlungen für andere Menschen haben. Aber nie vergißt Karma etwas; es macht keine Ausnahmen für das, was Menschen nur vergessen. Wenn du den Pfad betreten willst, dann denke an die Folgen deiner Handlungen, damit du dich nicht gedankenloser Grausamkeiten schuldig machst.

Ein anderes machtvolles Übel ist der Aberglaube.
Er hat viele schwere Grausamkeiten verursacht. Wer des Aberglaubens Sklave ist, verachtet andere, die weiser sind als er; und er sucht sie zu dem zu zwingen, was er selbst tut. Denke an das schauderhafte Morden, das die abergläubischen Tieropfer forderten, und an den noch grausameren Aberglauben, daß der Mensch zu seiner Nahrung Fleisch benötige. Denke an das Elend, das der Aberglaube in unserem geliebten Indien den unterdrückten Klassen zugemessen hat; ersieh daraus, wie diese üble Eigenschaft herzlose Grausamkeit hervorbringt sogar unter denen, die die Pflicht der Bruderliebe kennen. Unter dem Alpdruck des Aberglaubens haben Menschen selbst im Namen des Gottes der Liebe zahllose Verbrechen verübt. Sorge deshalb dafür, daß nicht die geringste Spur davon in dir zurückbleibe.

Diese drei großen Verbrechen mußt du insbesondere meiden, denn sie machen jeden Fortschritt ganz unmöglich, weil sie gegen die Liebe sündigen. Doch enthalte dich nicht nur des Bösen, sondern wirke tatkräftig für das Gute! Du mußt von dem innigen Wunsch zu dienen so erfüllt sein, daß du stets bereit bist, allem in deiner Umgebung nützlich zu sein, nicht nur den Menschen, sondern auch den Tieren und den Pflanzen. Solche Hilfe mußt du täglich schon in kleinen Dingen leisten, so daß dir dies zur Gewohnheit wird. Dann wirst du nicht die seltene Gelegenheit versäumen, wenn sich dir eine große Aufgabe bietet. Wenn du dich sehnst, eins mit Gott zu werden, tust du dies doch nicht um deinetwillen, sondern du willst ein Stromweg für seine Liebe werden, damit sie deinen Mitmenschen zuteil werde.

Wer auf dem Pfade wandelt, lebt nicht für sich selbst, sondern nur für die anderen;
er hat sich selbst vergessen, um den andern zu helfen und zu dienen.
Er ist gleichsam eine Schreibfeder in Gottes Hand, durch die Gottes Gedanke fließt und dadurch einen Ausdruck für sich finden kann, den er ohne solche Schreibfeder nicht haben könnte.
Doch er gleicht auch einer Garbe von lebendigem Feuer, als das auf die Welt die Gottesliebe ausstrahlt, die sein Herz erfüllt.


Weisheit, die dich fähig macht zu helfen,
Wille, der die Weisheit ausführt,
Liebe, begeisternd durch den Willen wirkt -
das sind die drei Erfordernisse.

Wille, Weisheit, Liebe sind des Logos Wesensformen.
Dienst du Ihm,
so strahlen eben diese seine Wesensformen durch dich in die Welt."

2 Kommentare:

  1. I really enjoyed reading through this post. I agree that God has a specific plan, and this plan is the development. Thanks for sharing.Faith Celebration Center

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