Jiddu Krishnamurti

Jiddu Krishnamurti
Wir werden sehen wie wichtig es ist die radikale Revolution in den Köpfen der Menschen zu verursachen. Die Krise ist eine Krise des Bewusstseins. Ein Krise, die nicht mehr die alten Normen akzeptieren kann, die alten Muster, die uralten Traditionen. Wenn man in Betracht zieht, was die Welt jetzt ist, mit all dem Elend, den Konflikten, der zerstörerischen Brutalität, Aggressionen usw. Der Mensch ist immer noch wie er war. Er ist immer noch brutal, zerstörerisch, aggressiv, habgierig, wetteifernd. Er hat eine Gesellschaft darauf aufgebaut.

Sonntag, 21. November 2021

Zirbeldrüse || Frequenzen

Achtung: Starker Zirbeldrüsen Aktivator - Gehirn Massage (Potente Gamma Wellen - 2675 Hz) https://youtu.be/Q69vr_kQSc0

Starke Stirnchakra-Aktivierung - Das Dritte Auge öffnen & Zirbeldrüse aktivieren (Ajna - 852 Hz) https://youtu.be/Q69vr_kQSc0

Warnung: Zirbeldrüse aktivieren & entkalken in 45 Minuten
https://youtu.be/QDLqM_tktM8 

852 Hz - Stirnchakra Heilung - Das Dritte Auge öffnen (Ajna Chakra Meditation)
https://youtu.be/gZW5OOcH3zI

Montag, 15. November 2021

Alan Watts || Über den Geist hinaus


"Wohin du dich auch in die Einsamkeit zurückziehst, die Menschen werden dich aufspüren und dazu nötigen, Teil ihrer trostlosen Gemeinschaft schräger Gesellen zu sein."
~Henry David Thoreau
 

Er oder Sie kann zu einer wahren Einschätzung des Lebens gelangen, nachdem er oder sie alles erfahren hat, was es wert ist, erfahren zu werden. Das ist der Längste und allerschmerzhafteste Weg. Oder wir können dort ankommen durch das Lauschen und den Glauben an die Lehren der großen Weisen. Das ist der Kürzeste und einfachste Weg. Die Anziehung des Ersten allerdings ist so groß, dass es im Allgemeinen der einzige Weg der Menschheit ist.
~Paul Brunton

...Du sitzt jetzt da und glaubst, wirklich da zu sein. Du hast es dir sehr gründlich eingeredet. Du hast so gut geschauspielert, dass du einfach weißt, dass dies die reale Welt ist. Aber es ist nur ein Stück, in dem Publikum und Darsteller eins sind.

...Anstatt zu denken, dass du das Opfer einer mechanischen Welt oder eines autokratischen Gottes bist, probiere es einmal hiermit: Das Leben, das du führst, ist dasjenige, das du dir selbst ausgesucht hast. Nur zugeben willst du das nicht, weil du das Spiel spielen willst, dass es dir passiert ist. 

...Um also meine Metaphysik ohne Umschweife auf den Punkt zu bringen: Es gibt das zentrale Selbst ~ ob man es Gott nennt oder wie auch immer ~, und wir alle sind es. Es spielt die Rollen sämtlicher Wesen im gesamten Universum, und es spielt Verstecken mit sich selbst. Es wird in wüste Abenteuer verwickelt, es verliert sich darin, aber am Ende wacht es immer auf und kommt wieder bei sich selbst an. Und wenn du so weit bist aufzuwachen, dann wirst du erwachen. Und wenn du nicht so weit bist aufzuwachen, wirst du weiter so tun, als wärest du nur ein "armes kleines Ich".

...Der Punkt ist der, dass von einem streng physikalischen, wissenschaftlichen Standpunkt aus dieser Organismus eine Energie darstellt, die eins ist mit allem, was außerdem vor sich geht. Wenn ich mein Fuß bin, dann bin ich auch die Sonne. Dennoch beharren wir auf unserem kleinen, isolierten Standpunkt:  "Nein, ich bin nur etwas in diesem Körper. Ich bin nur dieses Ich." Was für ein Witz. Das Ich ist nichts anderes als der Fokus unserer bewussten Aufmerksamkeit. Es ist wie das Radar auf einem Schiff ~ ein Störungsmelder. Die bewusste Aufmerksamkeit ist eine Gehirnfunktion, die dazu dient, in der Außenwelt Störungen ausfindig zu machen. Und wenn du dich mit dem Störungsmelder gleichsetzen, legst du dich darauf fest, in einem ständigen Zustand der Angst zu leben.

... Zwischen dem Einzelnen und der Welt gibt es keine Interaktion - ihre Beziehung ist eine Transaktion. S.62

 

Du kannst dich abmühen und abmühen und abmühen, und du wirst das so lange tun, wie du das Gefühl hast, dass dir etwas fehlt. Und all werde dich in diesem Glauben bestärken, weil auch sie das Gefühl haben, dass ihnen etwas fehlt. Und weil sie glauben, dass sie es durch diese oder jene Methode erlangen können, versuchen sie, dich davon zu überzeugen, dass ihre Methode die richtige ist.
S.104

... weil dieses Gefühl, dass dir etwas fehlt, nicht weggeht, gehst du in Konkurrenz mit dir selbst und anderen, aber all das - die Anstrengung, die Konkurrenzkampf, die Suche - ist so, als würdest du nach deinem Kopf suchen. Du kannst ihn nicht sehen, also bildest du dir vielleicht ein, dass du ihn verloren hast. Und das ist der Punkt. Wir sehen nicht, was sieht, also glauben wir, dass wir es verloren haben. Also begeben wir uns auf die Suche nach uns selbst oder Gott oder Atman oder was auch immer, aber es ist das Eine, das wir nicht finden können ~ weil wir es schon sind.
Du kannst also nichts tun, um es zu finden. Und wenn du dir selbst sagst: "Okay, dann  gibt es also nicht, dass ich daran tun kann", wozu war das alles überhaupt gut? Warum solltest du dich überschlagen, um festzustellen, dass es zwecklos ist? Weil du so ein seltsames Gefühl hast, dass dann etwas anderes passieren wird. Aber nicht einmal das funktioniert. Gar nichts funktioniert. Und wenn absolut gar nichts funktioniert, wo bist du dann? Die Welt bleibt nicht stehen - die Dinge ereignen sich weiter. Das ist es, wovon ich hier spreche: Es gibt dieses fortwährende Sich-Ereignen, wenn du nicht daran tust; und es gibt dieses fortwährende Sich-Ereignen, wenn du nicht nichts daran tust. Das ist der Punkt. Es geht weiter, egal worüber du nachdenkst oder nachgrübelst.
S.105

... Schließlich wird dir klar, dass dieses Geschehen nicht dir geschieht, denn du bist das Geschehen. Das einzige Du, das es gibt, ist das, was vor sich geht. Spüre das, und vergiss die dummen Unterscheidungen, die man dich gelehrt hat, denn sie werden dir nicht dazu verhelfen, das Geschehen wirklich zu spüren. Du wirst dann das seltsame Gefühl einer Synthese zwischen Tun und Geschehen haben ~ Tun ist ebenso ein Geschehen, wie es das Geschehen ist, und das Geschehen ist ebenso sehr ein Tun, wie es das Tun ist. Das ist die tiefe Erfahrung, die manche Menschen ~ außerhalb des richtigen Verständnisses ~ dazu verleitet, sich selbst für Gott, den Allmächtigen, im jüdischen oder christlichen Sinn zu erklären. Du bist zwar allmächtig, aber nicht auf diese Art und Weise. Ich bin allmächtig insofern, als ich das Universum bin, aber ich bin nicht allmächtig in meiner Rolle als Alan Watts, sondern allenfalls durchtrieben.
S.106/07

Ekstase ist unumgänglich. Es ist einerlei, auf welchem Weg wir dorthin gelangen. In gewisser Weise ist Ekstase das Wesen der Existenz ~ ein Universum existiert aus dem einfachen Grund, dass es ekstatisch ist. Um was sonst geht es bei diesem ganzen Feuerwerk? Wen du weißt, dass alles seine Richtigkeit hat und die Situation in unvermeidlicher Ekstase besteht, dann machst du von alldem kein Aufhebens mehr. Und die Frage "Was soll ich tun?" wird hinfällig, was schon von Anfang an hätte so sein sollen, denn es hat niemals ein reales Ich gegeben, sondern nur ein Geschehen. Die Frage bringt dich zum Erlebnis selbst zurück, und nur von dort aus lässt sich die Frage beantworten. Wenn manche Leute das hören, machen sie sich sofort Sorgen, diese Auffassung könne dazu führen, dass wir alle komplett gleichgültig, und teilnahmslos werden, und ich kann dir nicht garantieren, dass das nicht der Fall sein wird. Das kannst du nur selbst herausfinden, auch wenn es natürlich kein Ich gibt, das diesen Zustand erfahren kann. 
S.116/117

Die menschliche Gemeinschaft
Aus dem Spiel auszusteigen ist nun nicht, was in der heutigen Gesellschaft Unterstützung fände. Als Minderheit stellt sich die mächtige katholische Kirche, zusammen mit einigen anderen religiösen Institutionen, zwar noch immer hinter das Mönchs- und sogar das Einsiedlertum. Aber es ist unmöglich, sich auf  eigene Faust aus dem Gesellschaftsspiel herauszuziehen, ohne auf große Schwierigkeiten zu stoßen. Vor allen Dingen macht dich das zu einem schlechten Konsumenten. Leute, die nicht zur arbeitenden Klasse zählen und ihr Studium hinschmeißen, weil sie es für überflüssig halten ~ sogar Beatniks oder Gammler ~, sind in der bürgerlichen (betrügerlichen) Welt nicht gern gesehen. Diese Aussteiger kaufen nicht die richtige Sorte Auto, wodurch der Autohändler nichts an ihnen verdient; sie besitzen keinen Rasen, sodass man ihnen keinen Rasenmäher verkaufen kann; und sie haben auch keine Geschirrspülmaschine und dergleichen, weil sie solche Dinge nicht brauchen. Außerdem tragen sie Bluejeans und so weiter, weshalb sie auch der lokalen Bekleidungsbranche ein Dorn im Auge sind. Sie besitzen nur weniges und führen ein sehr einfaches (bescheidenes) Leben, und das macht sie zum öffentlichen Ärgernis. Es wird von dir erwartet, ein kompliziertes Leben zu führen und das richtige Auto zu fahren, das dich als vollgültiges Mitglied der Gesellschaft ausweist und deinen Status signalisiert. 

Warum wird das in unserer Gesellschaft zu einem so großem Problem? Zu allen Zeiten hat es kleine Minderheiten von Aussteigern gegeben, aber es sind die unsicheren Gesellschaften, die ihnen gegenüber am wenigsten Toleranz zeigen. Diese Gesellschaften sind sich der Gültigkeit ihrer Spielregeln so wenig gewiss, dass sie von jedem die Teilnahme am Spiel verlangt. Das ist nun aber ein Dilemma. Du kannst niemanden zur Teilnahme am Spiel verpflichten, weil du damit einforderst, was nur auf freiwilliger Basis geschehen kann. In den USA lautet aber die Regel: "Jeder muss spielen." Auch in den meisten demokratischen Ländern gilt allgemeine Spielpflicht, weil man auf sehr unsicherem Grund steht, was zu tun und zu lassen ist. Heute ist ~ zumindest theoretisch ~ jeder Einzelne für sein Tun und Lassen verantwortlich, muss für sich selbst entscheiden, und das ist erschreckend. Jeder hält etwas anderes für richtig, und darum sind wir alle verunsichert. Das ist der Grund, warum wir immer mehr zu KONFORMISTEN werden. Ausgeprägter Individualismus führt zu immer mehr KONFOMISMUS. Die Menschen bekommen es mit der Angst zu tun, sie rotten sich zusammen, tragen alle dieselbe KLeidung, und alles wird langweilig und eintönig.

In einer freien und entspannten Gesellschaft liebt und verehrt man den Outsider. Hier weiß man, dass er etwas für UNS tut, wozu WIR selbst nicht die Manschetten haben. Der Outsider lebt in den Bergen auf dem höchsten Gipfel menschlicher Entwicklung ~ sein Bewusstsein ist eins mit dem Göttlichen, und es ist einfach großartig einen erwachten Menschen um sich zu wissen, durch den man sich ein bisschen besser fühlen kann. Wir brauchen solche Leute mit Durchblick, auch wenn sie unser Spiel nicht mitspielen. Die menschliche Gemeinschaft wird dadurch sehr gestärkt, weil es dem Staat unmissverständlich zu verstehen gibt, dass es mehr gibt als den Staat. 

Heute is es beinah unmöglich seine Staatszugehörigkeit abzulegen. Oder wie Henry David Thoreau es formullierte: "Wohin du dich auch in die Einsamkeit zurückziehst, die Menschen werden dich aufspüren und dazu nötigen, Teil ihrer trostlosen Gemeinschaft schräger Gesellen zu sein."
S.223-226

Die buddhistische Methode
Versuch also, wenn du es vermagst, an nichts festzuhalten.

Nirvana
Es ist der Zustand der Befreiung und entspricht damit dem, was die Hindus Moksha nennen. Nirvana heißt eigentlich "ausblasen", und manche glauben, es bedeutet, die Flamme des Begehrens auszublasen, jedoch halte ich die Bedeutung ausatmen für richtiger. Im indischen Denken ist Prana ~ der Atem ~ das Lebensprinzip. Genauso unmöglich nun, wie den Atem anzuhalten und dabei am Leben zu bleiben, ist es, am Leben selbst festzuhalten. Beides wird mit der Zeit unerträglich, und wer versucht, das Leben festzuhalten, verliert es. Und was in aller Welt hat es für einen Sinn, weiterleben zu wollen, wenn das Leben nur eine Last ist? Aber das ist es, was die Leute tun ~ sie verwenden enorme Anstrengungen darauf, einen bestimmten Lebensstandard aufrechtzuerhalten, und bringen sich damit in große Schwierigkeiten. Du kaufst dir ein schönes Haus am Stadtrand, und als Erstes säst du einen schönen Rasen, und dann musst du diesen verdammten Rasen andauernd mähen, dir teure Geräte und Maschinen anschaffen, und im Handumdrehen steckst du zu tief in Schulden
, um an deinem Garten noch Freude zu haben. Du verbringst deine gesamte Zeit damit, Geld zu verdienen und Rechnungen zu begleichen. Es ist ein einziges Trauerspiel, aber das bedeutet es, am Leben festzuhalten. Nirvana bedeutet, loszulassen ~ auszuatmen. Und wenn du deinen Atem ausströmen lässt, kehrt er zurück. Nirvana heißt nicht, zu verlöschen oder in eine gestaltlose Leere zu entschwinden ~ es ist ein Bewusstseinszustand, ein Zustand der Loslösung, der bedeutet, im Hier und Jetzt des Lebens zu sein.
S.234/235

BESTÄNDIGER WANDEL
...nacha so, nacha anno "nicht dasselbe und doch nicht ein anderes."

Einer de Grundzüge des buddhistischen Denkens ist die Vorstellung, dass die Weil im Fluss ist (Panta rhei). Neben der Unwirklichkeit eines dauerhaften Selbst (Anatman) und dem Leiden (Duhkha) betont der Buddha daher die Unbeständigkeit (Anitya) als wesentliches Merkmal des Seins. Das Leiden entspringt dabei letztlich aus dem Unvermögen, die beiden anderen Seinsmerkmale zu akzeptieren ~ den Wandel und das Fhelen eines dauerhaften Selbst. Wenn ich dir heute begegne und dich morgen wiedertreffe, dann siehst du für mich noch immer ziemlich genauso aus wie tags zuvor, weshalb ich dich für dieselbe Person halte ~ aber das bist du nicht.
...Du bist ein Muster ~ ein bestimmtes Tun oder Geschehen. Jeder von uns ist ein Strudel in den Gezeiten des Daseins. Jede Zelle in unserem Körper ~ jedes Molekül und jedes Atom ~ befindet sich in ständigem Fluss. Nichts lässt dich dingfest machen. Der Beobachter atomarer und subatomarer Teilchen verändert duch sein Beobachten deren Verhalten ~ was tun sie, wenn man nicht hinsieht?
S.242/243

Alles ist Wandel. Nichts bietet einen Halt. Und wenn du dich dem Fluss überlässt, dann fließt du mit ihm. Wenn du jedoch gegen die Strömung ankämpfst, dann machst du sie dir zum Feind. Wenn du das verstehst, schwimmst du mit dem Strom und findest so deinen Frieden. Das bewahrheitet sich vor allem in solchen Momenten, in denen das Leben uns mit sich fortzureißen scheint und der Fluss des Wandels uns vollständig zu verschlingen droht. Gerade im Augenblick des Todes sträuben wir uns dagegen und rufen aus: "Nein, nein, nur das nicht! Jetzt noch nicht!" Das ganze Problem besteht aber in unserer Weigerung einzusehen, dass uns in diesem Moment nichts zu tun bleibt, als uns dem Sturz des Wasserfalls zu überlassen - so wie wir von einem Tag zum nächsten weitergehen oder uns am Abend schlafen legen. Wenn der Augenblick des Todes kommt, sollten wir vollkommen bereit sein. 

Ich will hier nichts predigen. Es geht mir nicht darum, dass du bereit sein sollst zu sterben, in dem Sinne, dass du deinen ganzen Mut zusammennehmen und möglichst gefasst deinem Ende entgegengehen sollst. 

Das ist es ganz und gar nicht, was ich sagen will, sondern ich meine, dass du nur dann gut zu sterben verstehst, wenn du dieses System von Wellen begreifst; wenn du verstehst, dass dein Verschwinden als dieser besondere Organismus ~, lediglich eine Saisonangelegenheit ist. Du bist ebenso sehr der dunkle (T)Raum hinter dem Tod, wie du das Lichtintervall namens Leben bist. Es sind nur zwei Seiten deiner selbst ~ du bist die ganze Welle, Wellenberg und Wellental. Ebenso wenig wie eine halbe Welle kann es ein halbes Menschendasein geben ~ jemanden, der geboren wird, ohne zu sterben. Das wäre nur eine halbe Sache. 

Wenn du dich dem Wandel nicht widersetzt, dann erkennst du, dass die Welt des Wandels, die sich wie Rauch auflöst, sich in nichts von der Welt des Nirvana unterscheidet. Wie schon gesagt bedeutet Nirvana "ausatmen" ~ den Atem loslassen. In derselben Weise geht es darum, die Welt loszulassen, ohne dem Wandel zu widerstreben. Es ist alles ein und dasselbe Prinzip. Und so errettet der Boddhisattva die Wesen nicht, indem er ihnen Predigten hält, sondern ihnen zeigt, dass sie bereits erlöst sind, und zwar aufgrund der Tatsache, dass sie außerstande sind, den Wandel aufzuhalten. Du kannst nicht dich selbst bewahren. Und du brauchst nicht zu versuchen, dich nicht zu bewahren. Das IST Erlösung. ♥

Memento mori ~ gedenke des Todes. Gurdijeff lehrte als wichtigste Einsicht, dass jeder von uns bald tot sein wird, genauso wie alle Menschen um uns herum. Das klingt für uns sehr düster, weil wir uns in einer Kultur eingerichtet haben, die sich dem Tod grundsätzlich verweigert. In der westlichen Welt wird der Tod als ein echtes Problem betrachtet.
Alan bringt nun hier ein Beispiel, welches ich auslasse...
Probieren wir es also mit einer neuen Leseart: Der Tod ist ein gesunder und natürlicher Vorgang wie die Geburt, und von ein wenig gesellschaftlichem Umdenken in dieser Hinsicht haben wir alle etwas. Wir sollten Sterbende beglückwünschen, denn die Zeit kurz vor dem Tod ist eine wunderbare Gelegenheit der Befreiung. Der Tod ist nichts Furchtbares ~ er ist nur dein Ende als ein System aus Erinnerungen. Es liegt also eine große Chance darin, alles loszulassen, bevor es passiert, weil du weißt, dass ohnehin alles vergehen wird, und DAS zu wissen IST eine große Hilfe. Du kannst all dein Hab und Gut fortgeben und sagen, was du zu sagen hast ~ wenn es etwas gibt, das dich noch beschäftigt oder belastet, dann sprich es aus. Wenn der Augenblick dann kommt, ist deine innere Haltung  das Entscheidende, und der Tod könnte dann etwas ebenso Positives sein wie die Geburt und das, was er sein sollte: ein Anlass zur Freude. Der Tod als Symbol der Befreiung. Das Wissen um den bevorstehenden Tod hilft dem Ich zu verlöschen, weil dieses Wissen dir sagt: "Du kannst an nichts festhalten." Eine Religion, die etwas taugt, könnte hiermit ihren Anfang machen. Vielleicht sollten wir so etwas wie "Einrichtungen für kreatives Sterben" haben, wo man die Wahl hätte zwischen Cocktailparty und religiösem Zeremoniell, zwischen psychedelischen Drogen und musikalischer Umrahmung oder wonach immer einem ist. Für all das würde in einem "Hospiz für freudvolles Sterben" gesorgt. Und darum handelt es sich: mit Bravour zu gehen anstatt mit Wehklagen. ♥
S.250-253

DIE PHILOSOPHIE DER LEERHEIT

Nagarjunas Methode (Leerheit der Nicht~Leerheit) schafft die Angst ab, weil du durch sie erkennst, dass auch ein noch so großes Maß an Angst nicht das Geringste an dem ändert, was geschehen wird. Was immer du auch tust ~ du wirst sterben. Es genügt nicht, das im Hinterkopf zu haben und das Nachdenken darüber auf später zu verschieben ~ es ist von größter Wichtigkeit, JETZT darüber nachzudenken, weil es dich in die Lage versetzt loszulassen. Du musst dann nicht deine gesamte Energie auf deinen Selbstschutz verschwenden. 
S.263
https://de.wikipedia.org/wiki/Nagarjuna

ZEN KOANS + WEISHEITEN

"Soll mein Auge die Farbe sehen, so muss es ledig sein aller Farben"
Meister Eckhart

"Du kannst keinen Nagel in den Himmel schlagen"...
(Vom Himmel zu sein ~ der Leerheit zu entspringen ~ bedeutet, sich auf nichts zu berufen.)

"Oben kein Stück Ziegel, um deinen Kopf zu bedecken, unten kein Fußbreit Boden, auf dem du zu stehen vermagst."

"Es ist leicht, still zu stehen und keine Spuren zu hinterlassen, aber es ist schwer zu gehen, ohne den Boden zu berühren."
~Chuang-tzu


Mittwoch, 3. November 2021

Jed McKenna || Jedvaita: Die Art und Weise, wie sich die Welt entfaltet (2022)

Was keiner wagt, das sollt ihr wagen,
Was keiner sagt, das sagt heraus,
Was keiner denkt, sollt ihr befragen,
Was keiner anfängt, das führt aus.
Wenn keiner ja sagt, sollt ihr’s sagen,
Wenn keiner nein sagt, sagt doch nein,
Wenn alle zweifeln, wagt zu glauben,
Wenn alle mittun, steht allein.
Wo alle loben, habt Bedenken,
Wo alle spotten, spottet nicht,
Wo alle geizen, wagt zu schenken,
Wo alles dunkel ist, macht Licht!
~Walter Flex (1887-1917)

29th Ich mochte diese ganze Geheimniskrämerei schon lange nicht mehr, bevor ich etwas dagegen unternahm, und als ich etwas dagegen unternahm, stellte ich fest, dass ich Recht hatte, dass alle Geheimnisse im Auge des Betrachters liegen und dass es uns freisteht, keine Geheimnisse mehr zu sehen, wann immer wir uns entscheiden, unsere Augen zu öffnen und tatsächlich hinzusehen. Das ist keine Kleinigkeit. Wir müssen uns dieses Geheimnis genau ansehen, um es zu überwinden.  

28th Es ist nicht meine Aufgabe, einen hieb- und stichfesten juristischen Fall darzulegen oder einen mathematischen Beweis zu liefern. Meine Aufgabe ist es, zu sagen: Hier ist sie, die einzige und perfekte Theorie von allem. Hier ist, wie sie aussieht, hier ist das Wie und Warum, hier ist, wie sie zustande gekommen ist, und jetzt gehört sie Ihnen, wenn Sie sie wollen. 

27th Wenn ich im Traumzustand wach bin, brauche ich mir keine Gedanken darüber zu machen, zu unterscheiden, was real ist und was nicht. Alles in einem Traum ist gleichermaßen real, was gibt es also zu unterscheiden?

26th Was ist ein Schauspieler ohne eine Figur, die er spielt? Das Nicht-Selbst ist das wahre Selbst, aber Schauspieler auf der Bühne brauchen Persönlichkeiten und Kostüme und Hintergrundgeschichten, und all das habe ich bereits, also spiele ich so. Der Berg ist wieder ein Berg. Was sollte ich sonst tun, als Nicht-Selbst herumlaufen? Das kommt nicht in Frage.

24th Im Alter von zwei Jahren entwickeln wir unseren Sinn für die Beständigkeit von Objekten, aber wir fragen uns vielleicht immer noch, ob etwas wirklich existiert, wenn wir es nicht mehr beobachten. Wir wachsen über solche Fragen hinaus, aber nicht, weil wir sie beantwortet haben. Es ist durchaus berechtigt zu fragen: Woher weiß ich, dass mein Fahrrad wirklich existiert, wenn ich es nicht sehe? Die Antwort lautet: Ich weiß es nicht. Die bessere Frage ist: Woher weiß ich, dass mein Fahrrad existiert, wenn ich es sehe? Die Antwort lautet: Ich weiß es nicht. Die beste Frage ist: Woher soll ich dann wissen, dass irgendetwas existiert? Die Antwort ist: Ich weiß es nicht.

23th Wir sind von Geburt an darauf programmiert, unseren Unglauben zu suspendieren und so zu tun, als sei die Wirklichkeit real. Wenn wir aber aufhören wollen, uns etwas vorzumachen, und herausfinden wollen, was wirklich real ist, müssen wir unsere kritischen Unglaubenssysteme wieder aktivieren und wütend, fanatisch und pathologisch skeptisch werden. Die Philosophie nennt das extremen Skeptizismus. Ich nenne es, das Bekannte vom Geglaubten zu unterscheiden, was mir nicht so extrem erscheint. Irgendwo muss man eine Grenze ziehen, und die zwischen Glauben und Wissen scheint mir ein guter Ort dafür zu sein.

22th Alles, was wir über die Sinne erfahren, ist im Moment der Wahrnehmung bereits aus zweiter Hand, denn das Gehirn nimmt nichts wahr, es sitzt nur in seinem lichtdichten Kasten und übersetzt die eingehenden Sinnesdaten in Wahrnehmungen. Ihr angebliches Gehirn sieht, hört, schmeckt oder berührt nichts. Sie haben keinen direkten Kontakt mit einem Universum da draußen, sondern nur einen inneren Film, eine Projektion auf die Leinwand des Geistes. Niemand kann jemals etwas da draußen direkt wahrnehmen.

21th Vor Jahrzehnten, als ich mir noch sinnlose Meinungen über irrelevantes Zeug bildete, schien es mir offensichtlich, dass alles Interessante an Indien aus Soma, wahrscheinlich Psilocybe cubensis, entstanden ist und dass Indien heute, ohne den Vorläufer des heiligen Trankes, nur noch die Geisterstadt eines ausgestorbenen Volkes ist, das einst die coolsten Hippies aller Zeiten waren.
~Jed McKennas Theorie von allem: Die aufgeklärte Perspektive


20th Ich sage noch einmal - man kann es kaum übertreiben -, dass kein Mystiker oder Gottheit oder hochrangiger Insider jemals mehr wissen könnte als Ich Bin. Wie auch immer du das Universum einschätzt, was auch immer du glaubst, niemand kann jemals mehr wissen als du weißt. Es gibt keine größere Autorität im Universum als dich. Wenn du ICH BIN kennst, dann hast du das Wissensmaximum erreicht. Gut gemacht, ich bin sicher, deine Eltern wären sehr stolz, wenn es sie wirklich gäbe.

14th Erleuchtung macht nichts besser, und der Grund, warum Nondualitätslehrer dies nicht erwähnen, ist erstens, weil sie sonst keine Anhänger hätten, und zweitens, weil sie es nicht wissen.

13th Ich mag nicht wie der toleranteste Mensch der Welt erscheinen, aber das liegt an dem Kontext, in dem diese Kommunikation stattfindet. Außerhalb dieses Kontextes stimme ich Alexander Pope voll und ganz zu, dass alles, was ist, richtig ist, und toleranter kann man nicht werden.

10th Was bedeutet Philosophie überhaupt? Die Liebe zum Denken oder so ein Blödsinn. Niemand, der weiß, was Denken wirklich ist, was es wirklich bedeutet, was es wirklich kostet und wohin es wirklich führt, könnte das Denken jemals lieben. Das ist so, als würde man den Krieg lieben oder das Elend oder den Tod. Hältst du gerne deine Hand in eine Flamme? Baden Sie gerne in Säure? Dann werden Sie das Denken lieben. 

07th Es ist gesund, sich von der Umgebung der Herde ungesund machen zu lassen, sich nach Flucht zu sehnen, seinen Geist zu entgiften, sich von den Dingen des Menschen abzuwenden. Gerade jetzt, in jedem Moment, sollten Sie die Anwesenheit des Egos immer weniger ertragen. Sie sollten es als fremd empfinden, es sollte Sie seelisch krank machen, Sie sollten es abstoßen wie ein unpassendes Organ, es auskotzen wie ein Gift. Es ist positiv und wünschenswert, dass Sie Ihre gegenwärtigen Umstände als negativ und unerwünscht empfinden. Es ist gesund, von der ego-dichten Herdenumgebung abgestoßen und zurückgeschlagen zu werden. Unzufriedenheit motiviert zur Veränderung.

04th In dem Sinne, dass der Durchschnittsmensch einer Gehirnwäsche unterzogen wird, stellt die Klarheit seinen deprogrammierten Zustand dar. In dem Sinne, dass der Durchschnittsmensch schläft, stellt die Klarheit seinen erwachten Zustand dar. In dem Sinne, dass der Durchschnittsmensch völlig verrückt ist, steht Klarheit für Vernunft. 

03th Hemingway sagte, dass alle denkenden Menschen Atheisten sind.  Ich verstehe, was er meint, aber er hat nicht recht. Alle Menschen, ob denkend oder nicht, sind Agnostiker. Agnostiker bedeutet unsicher, und im Traumzustand gibt es keine Gewissheit. Etwas anderes zu behaupten, ist reine Eitelkeit.

Kriya Yoga || Prajnanananda im November 2021

17th So viele Menschen brauchen Hilfe in dieser Welt! Und Gott hilft ihnen, durch diejenigen, die willige Werkzeuge Seiner Liebe sind.
~Yoganandaji

10th Worte von Paramahansa Yogananda aus der Autobiographie eines Yogi:
 
Der göttliche Zweck der Schöpfung, soweit die Vernunft des Menschen ihn erfassen kann, wird in den Veden dargelegt. Die Rishis lehrten, dass jeder Mensch von Gott als eine Seele erschaffen wurde, die in einzigartiger Weise ein besonderes Attribut des Unendlichen manifestieren wird, bevor sie wieder ihre absolute Identität annimmt. Alle Menschen, die auf diese Weise mit einer Facette der göttlichen Individualität ausgestattet sind, sind Gott gleichermaßen lieb.

Heilige aller Religionen haben durch das einfache Konzept des kosmischen Geliebten Gottverwirklichung erlangt. Weil das Absolute nirguna, "ohne Eigenschaften", und acintya, "unvorstellbar", ist, haben menschliches Denken und menschliche Sehnsucht es immer als die Universelle Mutter personifiziert. Eine Kombination aus persönlichem Theismus und der Philosophie des Absoluten ist eine uralte Errungenschaft des hinduistischen Denkens, die in den Veden und der Bhagavad Gita dargelegt wird. Diese "Versöhnung der Gegensätze" befriedigt Herz und Kopf; bhakti (Hingabe) und jnana (Weisheit) sind im Wesentlichen eins. Prapatti, "Zuflucht nehmen" zu Gott, und sharanagati, "sich dem göttlichen Erbarmen hingeben", sind in Wirklichkeit Wege der höchsten Erkenntnis.

Gott ist Liebe; sein Schöpfungsplan kann nur in der Liebe wurzeln. Bietet dieser einfache Gedanke dem menschlichen Herzen nicht eher Trost als gelehrte Überlegungen? Jeder Heilige, der bis zum Kern der Wirklichkeit vorgedrungen ist, hat bezeugt, dass es einen göttlichen, universellen Plan gibt und dass er schön und voller Freude ist.

Die gesegnete Rolle des Kriya Yoga in Ost und West hat kaum mehr als begonnen. Mögen alle Menschen erkennen, dass es eine eindeutige, wissenschaftliche Technik der Selbstverwirklichung zur Überwindung allen menschlichen Elends gibt!

30th KARMA ERSCHAFFT DEINE WEITERREISE IM LEBEN 
Das Gesetz des Karmas ist geheimnisvoll. Wie funktioniert es? Wer führt die Handlung aus? In einem früheren Beispiel haben wir uns die Handlung des Essens angesehen. Beim Essen sehen die Augen, die Nase riecht, die Hände nehmen die Nahrung auf, der Mund kaut und schluckt. Aber wer isst eigentlich?  Obwohl das Essen in erster Linie als Werk des Mundes betrachtet wird, sind alle anderen Wahrnehmungsorgane sowie der Geist beteiligt. Letztlich ist das Essen aufgrund des Atems und des Lebens nur durch die Seele möglich. In der Katha Upanishad (1:3:4) heißt es: atmendriyamanoyuktam bhoketyahurmanisinah: "Verbunden mit dem Geist und den Sinnen genießt die Seele (Früchte des Handelns)."

29th Wenn man ein Streichholz anzündet, brennt es, aber es entsteht auch Rauch. Auch wenn du Feuer brauchst und keinen Rauch, wird es Rauch geben; du kannst ihn nicht vermeiden. Der Rauch steht für das Negative, das Feuer für das Positive. Du magst dich fragen: Wenn jedes Karma zwei Aspekte hat, welcher der beiden ist dann der größere, denn das ist es, was wirklich zählt. Hier spielt die Absicht eine Rolle. Wenn Ihre Absicht positiv ist, wird das positive Ergebnis größer sein. Das Gleiche gilt für eine negative Absicht. Ob die Absicht gut oder böse war, entscheidet über das Ergebnis.

28th AUSWIRKUNGEN DES KARMAS 
Heutzutage sind Wissenschaftler damit beschäftigt, neue Medikamente zu entwickeln. Das ist ein gutes Karma, denn das Karma der Entwicklung neuer Medikamente wird viele Menschen heilen. Um das Medikament zu testen, bevor es an Menschen verabreicht wird, wird es jedoch oft an Tieren getestet. Daher ist es gutes Karma, diese Medizin zu entwickeln, um den Leidenden zu helfen; aber zuerst an hilflosen Tieren zu experimentieren, sie vielleicht sogar zu töten, ist kein gutes Karma. Es gibt keine Arbeit, kein Karma, das man in dieser Welt tut, das vollkommen gut ist; es gibt nichts, das frei von Dualität ist. 

27th MOKSHA, DIE ENDGÜLTIGE EMANZIPATION  
Der letzte Aspekt des Karmas ist Moksha, die Befreiung, frei von allem zu sein. Viele sind sich dieses Aspekts nicht bewusst. Moksha ist das höchste Ziel des Karmas, denn durch unser Karma erreichen wir die Befreiung. Wie bereits erwähnt, sind die meisten Menschen mit artha und kama beschäftigt, was nur Karma anhäuft. Es ist interessant festzustellen, dass jedes Karma zwei verschiedene Seiten hat, eine gute und eine schlechte. Nehmen wir an, wir wollen einen Baum pflanzen. Ist das Pflanzen eines Baumes gutes oder schlechtes Karma? Es ist gutes Karma. Wenn wir jedoch ein Loch graben, um den Baum zu pflanzen, müssen wir eine Menge Gras und Unkraut entfernen. Für das Gras und das Unkraut ist es also nicht gut, sondern schlecht. Auch beim Ausgraben der Erde werden viele Insekten getötet und viele Regenwürmer getötet. Sind unsere Handlungen also gut oder schlecht für die Insekten und die Regenwürmer? Obwohl es also gutes Karma ist, einen Baum zu pflanzen, ist damit negatives Karma verbunden. Denken Sie daran, dass wir in einer Welt der Dualität leben; daher hat jedes Karma, das wir vollbringen, einen positiven und einen negativen Aspekt.

26th DHARMA, DIE WERTE, PFLICHTEN UND VERANTWORTLICHKEITEN IM LEBEN  
Leider beschäftigen sich die meisten Menschen von den vier karmischen Zielen nur mit artha und kama, mit materieller Aktivität und Vergnügen. Für diejenigen, die sich auf dem spirituellen Weg befinden, sind jedoch die beiden anderen Ziele, dharma und moksha, von größter Bedeutung. Dharma umfasst Werte, Tugenden, Pflichten und Verantwortung. Dharma (Werte oder Tugenden) beinhaltet auch Aktivitäten, die Disziplin und Liebe zu Gott in unser Leben bringen. Dharma ist die Kunst, mit Tugend und Werten zu leben. Es ist der Weg der Selbstdisziplin. Disziplin befähigt uns, unser Leben, unsere Zeit, auf intelligentere Weise zu nutzen. In der vedischen Lebens- und Lebensweise wird dharma von frühester Kindheit an praktiziert und ist immer wichtiger als artha (finanzielle Sicherheit) und kama (Erfüllung von Begierden). Diese beiden mächtigen Triebkräfte werden durch die Praxis des Dharma, der Werte und der Ethik im Leben, die das soziale Recht und die Ordnung aufrechterhalten, in Schach gehalten und ausgeglichen.

25th Kama, die Erfüllung von Begierden   
Das zweite Ziel ist kama, was Vergnügen, Genuss oder die Befriedigung unserer unbefriedigten Wünsche bedeutet. Zum Beispiel wollen die Augen immer etwas Schönes sehen. So wie die Ohren gerne hören, möchte die Nase gerne riechen. Was will sie riechen? Sie möchte etwas wohlriechendes und aromatisches riechen, wie den Duft einer Blume oder den beruhigenden Geruch eines neugeborenen Babys, ein Geruch, den Mütter genießen. Dinge zu riechen oder zu schmecken, die angenehm sind, wird als kama bezeichnet.

23th VIER ZIELE DES KARMAS 
Karma hat vier mögliche Ziele, und jedes Karma erfüllt eines dieser vier Ziele: arth (finanzielle oder materielle Sicherheit), kama (Erfüllung der Wünsche), dharma (Werte oder Tugenden) und moksha (Freiheit oder Emanzipation). Artha, die materielle Sicherheit - Artha bedeutet materielle Sicherheit für ein angenehmes Leben. Wir arbeiten, wir haben einen Job, wir besitzen ein Geschäft, wir arbeiten auf irgendeine Weise, um Geld zu verdienen. Und warum? Damit wir unsere Rechnungen bezahlen können. Wenn wir jedoch ein bestimmtes Alter erreichen, wollen wir uns zur Ruhe setzen. Dafür brauchen wir einen Plan wie eine Rente oder eine Versicherung. Die Menschen in dieser modernen Welt sind sehr unsicher. Wegen dieser Unsicherheit wollen wir etwas, das uns ein Gefühl der Sicherheit gibt. Die Menschen beurteilen alles in Bezug auf das Geld. So ist es nicht verwunderlich, dass das Ziel, das die Menschen im Leben haben, oder das Ziel, mit dem das meiste Karma verbunden ist, artha ist, eine finanzielle Sicherheit, oder das, was mit dem materiellen Aspekt des Lebens zu tun hat. Unser Karma (Handeln) ist immer mit der finanziellen Berechnung von Gewinn und Verlust verbunden.

22th Wenn wir kommunizieren, sollten wir nur das sagen, was positiv, hilfreich und gut ist. Genauso wie die Umwelt verschmutzt wird, wird auch der Geist verschmutzt. Wenn unser Geist verschmutzt ist und wir ihm noch mehr Verschmutzung zufügen, wird das irgendjemandem helfen? Nein, der Effekt ist genau das Gegenteil. Es verdirbt einfach den Frieden. Wenn wir unglücklich sind, sollten wir dann andere mit der Krankheit des Unglücklichseins anstecken? Wenn wir Gott lieben, wenn wir Gottes Schöpfung wirklich lieben, sollten wir liebevoll und vergebend sein. Die Vergangenheit ist vorbei und wird nie wieder auftauchen. Wenn Probleme auftauchen, sollten wir zu Gott beten, um weiterzukommen. Wenn eine Wunde besteht und wir sie immer wieder aufkratzen, wird die Wunde größer werden, ebenso wie unser Leiden. Diejenigen, die mit uns zu tun haben, werden ebenfalls leiden.

21th ERINNERUNG POSITIV NUTZEN 
Die Umwelt ruft die Erinnerung wach und macht sie lebendig. Unsere einzige Hoffnung, uns von der Erinnerung zu befreien, besteht also darin, über sie hinauszugehen. Im Tiefschlaf sind wir jenseits der Erinnerung, wir sind frei von ihr, während im Wachzustand die Erinnerungen auftauchen. Gute Gedanken machen uns glücklich und negative Gedanken machen uns traurig. Jeder Einzelne von uns hat beide Arten von Erinnerungen. Niemand ist frei von positiven und negativen Erinnerungen. Aber ein intelligenter Mensch nutzt seine guten Erinnerungen und schreitet voran.
~ Paramahamsa Prajnanananda

20th EINDRUCK ZUM GEDÄCHTNIS 
Das menschliche Gedächtnis hat eine enorme Kraft; leider sind wir verwirrt darüber, woran wir uns erinnern sollten und was wir vergessen sollten. Das Ego veranlasst uns, uns an negative Dinge zu erinnern und dem, woran wir uns erinnern sollten, keine Priorität einzuräumen. Das Gedächtnis verursacht Leiden, die Erinnerung an die Vergangenheit. Wenn vergangene Ereignisse wieder auftauchen, machen sie uns emotional. Eindrücke von vergangenem Karma, die im gegenwärtigen Moment als Erinnerungen wieder auftauchen, rauben uns die Zeit, den Frieden, die Liebe und die Freude in der Gegenwart. Vor allem aber verschwenden sie unsere kostbare Zeit.

17th VON DER HANDLUNG ZUM EINDRUCK 
Jedes Karma, das wir ausführen, hinterlässt einen Eindruck in uns, der in unserem feinstofflichen Körper gespeichert wird. Jedes Karma, das wir tun, jede Tätigkeit, die wir ausüben, hinterlässt einen Eindruck in unserem Gedächtnis. Jedes Karma, und sei es nur ein Gedanke, hinterlässt also einen Abdruck im Gehirn, im Gedächtnis. Das menschliche Gedächtnis ist ein unendlicher Speicher für die Eindrücke von Myriaden von Lebenszeiten. Es speichert nicht nur Erinnerungen aus diesem Leben; die Erinnerungen an alle vergangenen Leben sind aufgezeichnet. Manchmal werden Kinder geboren, die sich an ein früheres Leben erinnern, und zu diesem Thema ist viel geforscht worden. In vielen Fällen stellt sich nach ein wenig Nachforschung heraus, dass alles, was das Kind gesagt hat, wahr ist. Viele spirituelle Meister erinnern sich an frühere Leben.

15th Der zweite Teil des Karmas ist die Anstrengung, wie viel Mühe wir uns geben oder wie viel Arbeit wir für ein bestimmtes Ziel leisten. Dies ist der Handlungsteil des Karmas. Anstrengung ist der wahre Schlüssel zum Erfolg. Ohne Anstrengung sind die Ziele im Leben nur Träume. Der dritte Teil ist die Intensität des Handelns. Wir müssen uns immer wieder anstrengen, um das Ziel zu erreichen; die Anstrengung ist die Intensität der Handlung. Sie zeigt unser Engagement für jede Handlung. Der vierte Teil schließlich ist das Ego, das an der Handlung beteiligt ist. Das Ego ist die treibende Kraft bei den meisten Aktivitäten. Es erzeugt Befriedigung im Handeln. Das Ego ist ein großer bindender Faktor im Spiel des Karmas in unserem Leben. Bei jeder Arbeit, die wir unternehmen, steht an erster Stelle die Motivation, an zweiter die Handlung, an dritter die Intensität und an vierter das Ego. Jedes einzelne Karma hat diese vier Aspekte.

14th DIE GEGENWART BESTIMMT UNSERE ZUKUNFT  
Was ist im menschlichen Leben mächtiger: das Schicksal oder das gegenwärtige Handeln? Die Antworten der Menschen auf diese Frage sind unterschiedlich. Eines Tages kam ein ansässiger Brahmachari in Gurudevs Zimmer und fragte: "Baba, was ist meine Zukunft?"  Gurudev antwortete lächelnd: "Deine Zukunft liegt in deinen Händen, basierend auf deinen gegenwärtigen Bemühungen. Wenn du die gegenwärtigen Momente geschickt und intelligent nutzt, werden deine Vergangenheit, deine Gegenwart und deine Zukunft gut sein. Verschwende die gegenwärtige Gelegenheit nicht." Das gegenwärtige Handeln formt auch das zukünftige Schicksal.
~ Paramahamsa Prajnanananda

13th DIE VERSCHIEDENEN ASPEKTE DES KARMAS  
Gurudev betonte, dass Vererbung, Umwelt und Kultur für die weitere Entwicklung wichtig sind. Vererbung ist das Erbe aus früheren Leben. Die Umwelt sind die gegenwärtigen Bedingungen, in denen wir leben. Diese werden auch durch das Karma vergangener Leben beeinflusst. Aber die Kultur, also unser gegenwärtiges Handeln, ist nur mit diesem Leben verbunden. Zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart findet ein Tauziehen statt. Der Mensch erfährt zwei Kräfte, die das Leben leiten: die eine ist das Schicksal, die andere ist das gegenwärtige Handeln. Die eine ist prarabdha karma und die andere ist kriyamana karma oder purushartha.

12th So wie sich die Töpferscheibe weiterdreht, nachdem sie in Bewegung gesetzt wurde, genießt eine verwirklichte Person weiterhin die Frucht von prarabdha, selbst nachdem die Verbindung mit dem Töpfer unterbrochen wurde. Die Handlungen eines Verwirklichten können keinen Samen von sanchita karma hervorbringen, weil sie nicht anhaften und kein Verlangen haben. Der Genuss der Frucht von Prarabdha führt zu einem zukünftigen Schicksal durch die Kraft von Prarabdha, aber verwirklichte Menschen sind frei von Verlangen, so dass ihr Genuss ihr Schicksal in keiner Weise beeinflusst. Wenn sie Glück und Elend erfahren, können aufgrund ihrer Nicht-Anhaftung die Samen des sanchita karma nicht entstehen, so wie geröstete Samen nicht keimen und keine Ernte hervorbringen können.

11th Wir sollten niemals zulassen, dass das Gesetz des Karmas Angst und Furcht in uns auslöst. Wir sollten nie auf unser Leben zurückblicken und uns fragen: "Was wird mit mir geschehen?" Machen Sie sich keine Sorgen. Verstehen Sie stattdessen diese Philosophie, diese Theorie ein wenig besser, dann können wir ein besseres Leben führen. Mit diesem tieferen Verständnis können wir die Qualität unseres Lebens, unseres Denkens und unserer Interaktionen verbessern und gleichzeitig unsere Reaktionen, unsere Emotionen und unsere Ängste vermindern. Ein spiritueller Mensch sollte keine Angst haben. 

10th Während unseres bisherigen Lebens haben wir uns viele Gedanken gemacht, wir hatten viele Erwartungen, wir haben viel geplant, und wir haben im Laufe des Tages agiert und reagiert. Denken Sie nur an all die Aktivitäten, die wir in vierundzwanzig Stunden ausführen, geschweige denn in einem ganzen Leben. All diese Aktivitäten, unsere Gedanken, Worte und Taten, werden entweder in diesem Leben Früchte tragen oder in einem zukünftigen Leben reifen. Wie wir besprochen haben, manifestiert sich manches Karma sofort, manches erscheint später im jetzigen Leben, und manches wird im nächsten Leben auftauchen. Wir erhalten immer einige Ergebnisse des Karmas sofort, in Form von Freude, Vergnügen oder Zufriedenheit, aber wir erfahren auch einige Ergebnisse später im Leben, und das größte geht mit uns in unser nächstes Leben. Aber mach dir keine Sorgen; sei jetzt gut, und die Zukunft wird besser werden.

09th Alle Handlungen können in zwei Gruppen eingeteilt werden: gut und schlecht, angenehm und unangenehm, oder positiv und negativ. Wir alle machen diese polaren Erfahrungen; bis zu einem gewissen Grad sind sogar göttliche Inkarnationen mit ihnen konfrontiert. Manche erleben diese Gegensätze stärker als andere, aber alle Handlungen fallen irgendwo in den Bereich der Dualität. Nehmen wir zum Beispiel an, ein Kind versucht, einen Schmetterling zu fangen und tötet ihn versehentlich. Auch wenn das Kind den Schmetterling nicht absichtlich getötet hat, erhält es dennoch das Karma. Im Laufe unseres Lebens waren unsere menschlichen Handlungen - absichtlich oder unabsichtlich - gut oder schlecht. Viele Dinge, die wir in unserer Kindheit getan oder gesagt haben, haben wir vergessen, aber die Ergebnisse dieser Handlungen sind dennoch in unserem karmischen Rucksack abgelegt.

07th Alle Vielfalt und Unterschiede haben eine natürliche Ursache. Wenn wir uns zurücklehnen und alle Menschen an einem Ort betrachten könnten, würden wir sehen, dass einige animalisch sind und andere liebevoller und göttlicher. Und warum? Einige haben schon viele Leben hinter sich und viele gute Eigenschaften entwickelt; andere hingegen sind vielleicht zum ersten Mal in einem menschlichen Körper. Wir sehen alle wie Menschen aus, aber der wahre Test ist unsere Natur, unser Verhalten, unser Denken und unsere Taten. Das ist es, was definiert, was für ein Mensch wir sind. Gurudev pflegte zu sagen: "Wisst ihr, dass ihr als Mensch durch viele Leben gegangen seid, sogar durch Leben als Tier, und ihr habt all diese Eigenschaften geerbt. Darüber hinaus ist das ganze Universum in dir, alle Tiere sind in dir, ebenso wie das Göttliche."

06th Was geschieht mit Menschen, die sehr schlechte Entscheidungen treffen und viel Chaos und Leid für andere verursachen?  Von einem menschlichen Leben können wir zu einem tierischen Leben zurückkehren; es funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie bei einem Job. Jemand, der gute Arbeit leistet, wird schnell befördert; andererseits kann jemand, der schlechte Leistungen erbringt, degradiert werden. Es ist nicht so, dass sie ihren Job verlieren, sie werden nur auf eine niedrigere Stufe versetzt. Als Menschen haben wir das Glück, dass wir die Wahl haben, das zu werden, was wir wollen. Außerdem ist unser jetziges menschliches Leben nicht das einzige, das wir bisher hatten. Wir waren früher Menschen, und jetzt sind wir wieder Menschen. Deshalb haben wir eine höhere Ebene des Denkens und Verstehens entwickelt. Und deshalb haben wir den spirituellen Weg gewählt.

04th DAS MENSCHLICHE LEBEN IST ETWAS BESONDERES  
Die Heilige Schrift sagt uns, dass ein menschliches Leben kostbar ist. In der Tat ist das menschliche Leben wertvoller als das Leben von Tieren oder Pflanzen; es ist sogar wertvoller als das Leben im Himmel, denn auf der Erde haben wir die Wahl, wir haben einen freien Willen; wir können wählen, wie wir leben wollen. Diejenigen, die intelligent sind, machen immer das Beste aus ihren Möglichkeiten und Chancen, solange sie hier sind. Genau deshalb pflegte Gurudev uns einzuschärfen: "Gelegenheiten dürfen nicht vernachlässigt werden, denn sie kommen vielleicht nie wieder."

03th Wenn das Erreichen des Himmels nicht das Ziel des Lebens auf der Erde ist, was dann? Nur ein Ziel ist es wert, erreicht zu werden: ---- Gott zu verwirklichen. Nichts anderes ist wichtig - nicht in den Himmel zu kommen, nicht einmal auf die Erde zurückzukehren. Aufrichtige spirituelle Sucher versuchen, Gott zu finden und in Gott aufzugehen; sie streben nicht danach, den Himmel zu erreichen und dann auf die Erde zurückzukehren. Die Weisen sagen: "Warum nicht hart arbeiten, um Erlösung und Befreiung zu erlangen und in Gott zu verschmelzen, ohne Dualität, nur in der Einheit?"

Dienstag, 2. November 2021

Alan Watts || ZEN ~ Stille des Geistes

"Eine Grunderfahrung der Mystik ... ist die Erfahrung der Einheit. Was ‚eins' ist, kann man letzten Endes nicht mehr fragen; denn dann würde man ein Zweites hinzubringen, nämlich die Erklärung, was es ist."
~Carl Friedrich von Weizsäcker
 
Wir können nichts dafür, daß wir auf der Suche sind, genauso wenig wie wir etwas dafür können, auf dieser Erde zu sein. Der Hunger nach den inneren Geheimnissen des Lebens und das Bestreben, den Frieden und die Liebe der Seele zu erfahren, lassen uns nicht los. Sie sind ein Teil von uns, genauso wie Hände oder Füße ein Teil von uns sind.
~Paul Brunton

Osho Das Orangene Buch
Wenn Meditation wirklich da ist, breitet sich eine Stille aus; ohne jeglichen Laut pulsiert eine Glückseligkeit; eine grenzenlose Harmonie ist da. Aber es ist niemand da, der davon Notiz nähme. 
...Wenn alle Mühe von dir abfällt, ist plötzlich Meditation da ~ mit all ihrem Segen, mit all ihrer Glückseligkeit, mit all ihrem Glanz. Sie ist da, wie eine Erscheinung ~ lichterfüllt ~ die dich umstrahlt. Sie erfüllt die ganze Erde und den ganzen Himmel. Solche Meditation kann nicht durch menschliches Bemühen herbeigeführt werden; menschliches Bemühen ist zu sehr begrenzt. Diese Glückseligkeit ist so unendlich ~ du kannst Sie nicht manipulieren. Sie kann nur dann geschehen, wenn du dich ganz und gar aufgibst. Wenn du nicht mehr da bist, nur dann kann sie geschehen. Wenn du ein Nicht~Ich bist, ohne Verlangen, nirgendwo hin willst, wenn du nur hier und jetzt bist, ohne etwas Besonderes zu tun, einfach nur bist ~ dann geschieht es. Und es kommt in Wellen und die Wellen werden zur Flut. Es kommt wie eine Sturmflut und trägt dich davon in eine vollkommene neue Realität. S.230
  
"Ein Mensch, der unablässig denkt, hat außer Gedanken nichts, worüber er nachdenken kann, und er lebt in einer Welt der Illusion."
..."wenn wir ständig denken, können wir das Wesen unserer Existenz niemals erfahren."
 
Viele "spirituelle" Menschen sind in Wahrheit Krypto~Protestanten und glauben immer noch fest an die protestantische Ethik. Sie fällen unablässig Urteile, obwohl der Begründer der christlichen Religion gesagt hat: "Verurteile nicht, damit auch ihr nicht verurteilt werdet."

"Wir haben uns gemeinsam auf eine Reise begeben, dorthin, wo wir immer schon sind."

"Mir persönlich erscheint das Leben als äußerst merkwürdig. Andere halten es offenbar für völlig normal und unspektakulär und sehen keinen Grund, es zu hinterfragen. Ich hingegen habe es immer als sehr eigenartig empfunden, dass ich überhaupt hier bin. Das Ich-Gefühl erzeugt in mir etwas, das ich nur als eine seltsame Empfindung bezeichnen kann, die für mich alles andere als selbstverständlich ist.
Ich kann dieses Gefühl nicht einfach abtun und mich meinen Alltagsbeschäftigungen zuwenden ~ doch nehme ich es merkwürdigerweise auch nicht ernst. Einerseits empfinde ich es als so wundervoll, lebendig zu sein, Teil des Universums zu sein, dass ich einfach nicht weiß, wie ich es beschreiben soll. Doch andererseits kann ich mich mit keiner der sozialen Rollen, die Menschen spielen, identifizieren."
S.81

Das Problematische unserer Existenz 
Unser Existenz und unser Lebendigsein scheinen ein Problem aufzuwerfen, das etwas mit unserer Vorstellung zu tun hat, wir müssten leben, wir müssten überleben, um unseren Weg weitergehen zu können, und wir bräuchten deshalb Geld, um uns zu ernähren und uns ein  Dach über dem Kopf zu beschaffen. Wir glauben, wir müssten weitergehen, obwohl uns klar ist, dass wir dies nicht sehr lange können und wir nach einigen Jahern sterben werden und dass jenes Etwas, das wir Leben nennen, dann zu Ende sein wird.

Wenn unser Leben endet, wird das, was wir "Ich" nennen, an einen anderen Ort wechseln. Vielleicht verfällt es in einen tiefen Schlaf, vielleicht sogar in einen traumlosen Schlaf. Vielleicht werden wir zwischen jetzt und jenem unvermeidlichen Ereignis grässliche Schmerzen erleiden - nicht nur solche, die durch eine körperliche Krankheit, eine Verwundung oder eine Verletzung entstehen, sondern möglicherweise auch Schmerzen des Kummers über unser Versagen in Anbetracht unserer Verantwortung für Menschen, die sich auf uns verlassen. Wir leiden also unter dem Leid anderer Menschen, weil wir sensibel sind und uns in ihre Situation hineinversetzen können. Wir leiden so stark mit jenen anderen, dass unser Adrenalinspiegel schon steigt, wenn wir uns ihr Leid nur vorstellen.

Natürlich sind alle diese Probleme auf der physischen Ebene nicht zu lösen. Wir können nicht darauf hoffen, dass uns neue medizinische Möglichkeiten noch zu unseren Lebzeiten vom Tode befreien werden. Außerdem können wir auch kaum im Ernst erwarten, dass alle Menschen lernen werden, nett zueinander zu sein, dass sie fortan keine Kriege mehr führen und ihre rassischen Vorurteile verlieren und auch andere Scheußlichkeiten dieser Art nicht mehr begehen werden. Wir können nicht ernstlich erwarten, uns vor allen erdenklichen Krankheiten und Schmerzen schützen zu können, indem wir einfach bestimmte Medikamente einnehmen.
S.82/83
 

Wer wir im Universum sind
Ein Ort namens Ich
Wenn Sie die Zyklen des Lebens sorgfältig beobachten, wird in Ihrem Bewusstsein eine sehr merkwürdige Art von Relativierung stattfinden. Auf einer Kugel befindet man sich überall am gleichen Ort, weil östlich von Ihnen genausoviel ist wie westlich von Ihnen. Der gleichen Logik zufolge ist jeder Punkt auf einer Kugeloberfläche das Zentrum eines Kreises. Und wenn es zutrifft, dass wir in einem gekrümmten Raum~Zeit~Kontinuum leben, können wir jeden Planeten als das Zentrum des gesamten Universums ansehen. Deshalb befindet sich jeder Mensch auf dem Planeten in der Situation Gottes ~ als der Kreis, dessen Zentrum überall und dessen Peripherie nirgendwo ist. Wenn Sie also zu mehr werden wollen, als Sie sind, zu etwas, das sich von Ihnen unterscheidet, oder zu etwas, das höher steht, als Sie zu stehen glauben, dann zeigt dies nichts anderes, als das Sie noch nicht entdeckt haben, wo Sie sind, und dass Sie im Banne der Illusion leben, es gebe noch einen anderen Ort außer dem Hier, an dem Sie sein sollten. 
Wir befinden uns auf einer Reise zu dem Ort, wo wir bereits sind, und ich möchte Sie auf einige Eigentümlichkeiten dieser Reise hinweisen. Es ist eine Geschichte, die der von Alice im Wunderland ähnelt, denn es gibt darin viele Paradoxe. 
Wenn ich sagte: "Wir begeben uns auf eine Reise zu dem Ort, wo wir sind, auf eine Reise zum Zentrum des Universums und zum Mittelpunkt von Raum und Zeit, und es handelt sich um einen Ort, der Ich genannt wird", fangen die Angesprochenen mit Sicherheit an, Urteile über die auf dem Weg erzielten Fortschritte zu fällen. Sie sagen dann Dinge wie: "Dieser Mensch ist seiner selbst bewusster als jener. Er ist in stärkerem Maße "da" als Sowieso."
Und dann denken wir über die verschiedenen Stadien nach, die ein Mensch durchläuft, wenn er versucht, näher als vorher an den Ort heranzukommen, wo er ist. Solche Aktivitäten entwickeln insbesondere Menschen in jenen kultivierten Kreisen, die sich mit spiritueller und psychologischer Weiterentwicklung und mit Religion befassen. Solche Zirkel vertreiben sich manchmal mit sehr merkwürdigen Spielen die Zeit, und oft handelt es sich dabei um Versuche, andere hinsichtlich des spirituellen Vollkommenheitsgrades zu übertrumpfen. Solche Menschen machen sich Gedanken darüber, ob sie demütiger sind als andere. 
S.41-43


Begegnen Sie Ihrem wahren Selbst
 
Innere und äußer Welten
Und wenn das so ist, sind Sie die Gesamtheit Ihrer gegenwärtigen Erfahrungen ~ die inneren Gefühle, die Unannehmlichkeit, das Poltern und Pulsieren in Ihrem Körper in Verbindung mit Ihren äußeren Gefühlen, denn tatsächlich spielt sich das, was Sie als äußerlich empfinden, in Ihrem Gehirn ab. Was Sie vor sich sehen, ist der Zustand Ihrer Sehnerven, die sich in Ihrem Kopf befinden. Innen und Außen sind so stark miteinander verbunden, dass zwischen beiden kein Unterschied besteht.
Die Haut ist die Verbindung zwischen der Welt "innerhalb der Haut" und der Welt "außerhalb der Haut". Doch gäbe es keine äußere Welt, wenn es nicht auch eine innere gäbe, und umgekehrt. Ihre innere Welt befindet sich in meiner äußeren Welt, und meine innere Welt befindet sich in Ihrer äußeren Welt. Alles ist in einem riesigen Wahrnehmungsfeld miteinander verbunden, in dem alles für alles andere wichtig ist, so wie die Rückseite für die Vorderseite und die Vorderseite für die Rückseite.
Alles ist also hier, und Sie können spüren, wie alles geschieht. Ihr Atem verrichtet seine Arbeit, Ihre Ohren ebenfalls, die Menschen Ihnen gegenüber bewegen sich, und die Bäume und Gebäude manifestieren sich in den Farben und Formen. Alles ist diese Art von Geschehen.
Nun können wir dieses Geschehen ebensogut als Ihr Tun definieren. All dieses Geschehen sind Sie, sofern es ein "Sie", ein wie auch immer geartetes Selbst gibt. Wenn Sie versuchen, es zu verändern, trennen Sie sich davon. Sie gehen auf Distanz, und im gleichen Augenblick lösen Sie die Einheit auf.
Aber machen Sie sich keine Sorgen, wenn Sie merken, dass Sie sich angewöhnt haben, sich davon zu distanzieren. Betrachten Sie dies einfach als einen Teil des Geschehens. Wenn Sie nicht anders können, als sich davon zu distanzieren, ~ es zum äußeren Objekt zu machen ~, ist auch das ein Teil des aktuellen Geschehens. Und wenn es Dinge gibt, die Sie nicht akzeptieren können und gegen die Sie deshalb kämpfen, ist auch dieser Kampf ein Teil des Geschehens. Versuchen Sie also nicht, etwas dagegen zu unternehmen, sondern lassen Sie einfach zu, was ist.
Es gibt keinen Grund zur Eile und auch keinen anderen Ort, an dem Sie unbedingt sein müssen. Ich nehme an, dass Sie weggehen können, wenn Sie dies wünschen und etwas anderes tun wollen. Aber ist Ihnen schon einmal der Gedanke gekommen, dass es vielleicht gar keinen anderen Ort gibt, an den Sie gehen könnten, weil Sie sich an jeden anderen Ort mitnehmen? Und dass Sie, wenn Sie hier ein Problem haben, dies auch anderswo haben werden, weil Sie selbst das Problem sind? Es besteht also kein Grund zur Eile, und in einem gewissen Sinne gibt es auch keine Zukunft. Alles ist hier ~ nehmen Sie die Dinge also leicht, nehmen Sie sich Zeit dafür, und machen Sie sich damit vertraut. 
S.74-76

Ruhiges Beobachten 
Beobachten Sie dieses Geschehen einfach ganz ruhig. Ob Sie dabei die Augen schließen oder offen lassen, ist ziemlich gleichgültig. Sie werden bald feststellen, dass Sie dazu neigen, alles, was Sie erleben, mit Namen, Wörtern und Beschreibungen zu versehen, und das ist nicht notwendig. Versuchen Sie aber nicht, sich vom Benennen der Dinge abzubringen. Sehen Sie vielmehr die Tatsache, dass Sie dies tun, als eine Aktivität an, die ebenso ein Teil des gesamten Geschehens ist wie das Geräusch eines vorüberfahrenden Autos. Falls Ihnen die Frage "Warum tue ich das?" kommt, lauschen Sie einfach ihrem Klan ~ "Warum tue ich dies, warum tue ich das" ~ wie "da, da, da, dadada".
Diese äußeren Klänge, Aktivitäten und Bewegungen zu spüren mag Ihnen merkwürdig vorkommen, weil sie nicht mehr der Kontrolle Ihres Willens unterworfen sind ~ aber das gilt auch für das Grummeln in Ihrem Bauch und für das Nervensystem Ihres Sehsinns. Nicht von alldem unterliegt Ihrer Kontrolle, und doch ist es eindeutig ein Teil von Ihnen. Nicht einmal die Vorstellung, dass etwas Ihrer Kontrolle unterliegt, unterliegt wirklich Ihrer Kontrolle, denn wenn wir unsere Finger bewegen, verbrauchen wir Energie, haben aber nicht die Kontrolle über diese Energie. Auch unsere Gedanken sind nur Energie ~ all die sprudelt in uns empor, ohne das wir wissen, warum.
Auch alles, was nach allgemeiner Anschauung außerhalb Ihrer Haut geschieht ~ somit nicht der Kontrolle durch Ihren Willen unterliegt und damit kein Teil von Ihnen ist ~, ist ebenso wie das Grummeln in Ihrem Bauch und die Energie, die in Ihnen emporsprudeln, ein Teil von Ihnen. Diese ganze Erfahrung sind Sie, wie Sie leben, und wenn Sie versuchen, dieses Geschehen Ihrer Kontrolle zu unterwerfen, erzeugen Sie alle möglichen Arten von absurdem Druck ~ beispielsweise indem Sie durch Ziehen an Ihrem Sicherheitsgurt versuchen, ein Flugzeug dazu zu bringen, dass es sich in die Luft erhebt. Lassen Sie also einfach alles, was Sie empfinden, geschehen, denn Sie können ohnehin nichts anderes tun. Sie haben keine Wahl; es geschieht ohnehin. 
S.76/77


Eine andere Möglichkeit, mit diesen Problemen umzugehen

Ich habe im Laufe der Jahre angefangen, mich zu fragen, ob es noch eine andere Möglichkeit gibt, mit diesen Problemen umzugehen. Vielleicht können wir sie statt auf der physischen Ebene auf der psychischen und spirituellen lösen, indem wir uns so disziplinieren, dass wir keine Angst mehr vor ihnen haben. Aus dieser Motivation heraus suchen wir uns im spirituellen oder psychologischen Bereich geeignete Lehrer.

Wir fragen uns, ob wir uns so verändern können, dass wir uns über unsere Probleme keine Sorgen mehr zu machen brauchen. Doch wenn Sie den Wunsch, diese vertrackte Situation mit Hilfe einer spirituellen Disziplin zu überwinden, genauer untersuchen, werden Sie feststellen, dass gerade in Ihrem Wunsch, die Probleme zu überwinden, um sie nicht mehr zu haben, das zum Ausdruck kommt, was wir eigentlich überwinden wollen. Im Rahmen unserer Bemühungen, das, was wir bemängeln, zu überwinden, tun wir weiterhin genau, das, was wir an uns selbst auszusetzen haben. Somit ist das, was wir tun, um unsere Probleme loszuwerden, mit den Problemen, die wir zu beseitigen wünschen, identisch. Es ist sehr wichtig, sich das klarzumachen, und wenn es Ihnen klargeworden ist, müssen Sie sich die Frage stellen: "Was kann ich denn dann tun?" Wie lässt sich dieses totale Durcheinander in den Geisteszustand eines echten Mystikers verwandeln?

Nun, wenn Sie selbst dieses Durcheinander sind, können Sie sich natürlich nicht in den Geisteszustand versetzen, den Sie als den eines echten Mystikers, eines Heiligen oder gar Christi idealisieren. Doch wenn Sie diesen Gedankengang weiterverfolgen, wird Ihnen vielleicht klar, dass alle Ihre Ideale nichts weiter sind als Manifestationen jenes Durcheinanders, das versucht, von sich selbst wegzukommen. 

Einerseits haben Sie das Gefühl, Sie müssten unbedingt anders werden, als Sie zur Zeit sind, doch andererseits können Sie absolut nichts an Ihrem Zustand ändern, denn da Sie nun einmal so sind, wie Sie sind, können Sie nicht von sich selbst verschieden sein. Es ist, als sagte jemand: "Ich weiß, dass ich nicht egoistisch sein sollte, und ich wäre auch wirklich sehr gern ein selbstloser Mensch, aber der Grund, weshalb ich selbstlos sein möchte, ist, dass ich sehr egoistisch bin. Und ich würde mich wirklich viel mehr mögen und respektieren, wenn ich selbstlos wäre." 

Das gleiche gilt für Menschen, die glauben, sie müssten Gott lieben. Man könnte einen solchen Menschen fragen: "Warum möchtest du Gott lieben?" Die Antwort lautet immer: "Weil Gott der mächtigste Herrscher ist und weil es in jedem Fall ratsam ist, auf der Seite der Mächtigsten zu stehen." Dies ist meist der wahre Grund dafür, dass Menschen an Gott glauben, und letztlich kommt darin zum Ausdruck, dass sie ihre eigene spirituelle Haut zu retten versuchen. 

Alle klugen Heiligen wussten dies, so der Heilige Paulus, der Heilige Augustinus und Martin Luther. Keiner jener Großen hat diesen Widerspruch zu lösen vermocht, denn wenn Menschen daran glauben, kann man wirklich gar nichts dagegen tun. Offensichtlich müsste etwas getan werden, doch wenn Sie wirklich gründlich darüber nachdenken, wird Ihnen klar werden, dass Sie nichts tun können. Niemand kann erzwingen, dass er jemand anders wird, als er ist, oder dass er sich auf irgendeine Weise anders fühlt, als er sich in diesem Augenblick fühlt. 

Wir sind dieses Durcheinander, das zu erkennen vermag, was das Leben uns antun kann. Doch das ist im Grunde keine so schreckliche Sackgasse, wie es uns auf den ersten Blick erscheinen mag. Wenn Sie merken, dass Sie sich in einer Sackgasse befinden, wird Ihnen schon allein durch die Tatsache, dass Sie sich dort wiedergefunden haben, in jedem Fall etwas klar werden.

Beobachten Sie einmal, wie Wasser einen Landstrich überflutet. Es streckt "Finger" vor, und einige davon kommen zum Stillstand, weil sie wegen eines Hindernisses nicht mehr weiterkommen. Das Wasser sucht sich dann einen Weg um das Hindernis herum. Es wendet nie Mühe auf, sondern nutzt immer nur sein Gewicht und die Schwerkraft. Es strebt stets dem niedrigsten Punkt zu und findet so den Weg des geringsten Widerstandes.

Wir Menschen verhalten uns genauso. Wenn wir das Gefühl haben, in eine Sackgasse geraten zu sein, suchen wir einen Weg um dieses Hindernis herum. Nun stellen Sie sich einmal vor, ein Wasserfinger käme bei seiner Ausbreitung auf dem trockenen Boden irgendwo nicht mehr weiter und das Wasser sagte dann zu sich selbst: "Ich habe versagt!" Wahrscheinlich würden wir es als neurotisch bezeichnen und ihm raten: "Warte einfach, bis sich eine Möglichkeit weiterzukommen ergibt."

Wenn Ihnen klar wird, dass Sie dem Wasser ähnlich sind und dass es Ihnen nicht möglich ist, sich zu transformieren, werden Sie zu einem furchtlosen, freudigen, göttlichen Wesen, also zum genauen Gegenteil eines zitternden Häuflein Elends. 

Die Erkenntnis, dass es nicht möglich ist, sich zu verändern, ist keine deprimierende Angelegenheit, sondern ein sehr wichtiger Schritt. Sie ist eine ebenso wichtige Information wie diejenigen, die das Land dem Wasser gibt, indem es ihm klarmacht, dass es so nicht weiterkommen wird. Im Grunde teilt das Land dem Wasser mit: "Es gibt noch einen anderen Weg. Versuch es einmal dort drüben."

Manchmal teilt das Leben Ihnen mit, dass Sie auf dem Weg, auf dem Sie sich gerade befinden, nicht weiterkommen werden. Der Grundsatz, der solchen Mitteilungen zugrunde liegt, beinhaltet, dass Sie sich nicht transformieren können. Das Leben versucht Ihnen auf diese Weise zu übermitteln, dass das "Ich", das Sie transformieren zu können glauben, gar nicht existiert. Mit anderen Worten: Als "Ich" bin ich von meinen Empfindungen, Gedanken, Gefühlen und Erfahrungen getrennt. Folglich kann derjenige, der die Kontrolle über all dies haben sollte, diese Kontrolle nicht ausüben, weil er gar nicht da ist. Sobald Sie dies verstehen, wird sich Ihre Situation erheblich verbessern.
S.83-86
 
Was meinen wir mit dem Wort "ich"?
Wenn wir uns eingehender mit diesem Thema beschäftigen wollen, können wir fragen: "Was meinen wir mit dem Wort "ich"? Wir werden dies durch eine Reihe von Experimenten auf unterschiedlichen Ebenen herauszufinden versuchen. Als Erstes fragen wir ganz einfach: Was ist mit dem Wort "ich" gemeint? Ich, ich selbst. Ihre Persönlichkeit, Ihr Ich ~ was ist das?
Zunächst einmal ist es das Bild, das Sie von sich haben, und dieses Bild besteht aus dem, was andere Menschen Ihnen darüber mitgeteilt haben, wie sie Sie sehen. Wer Sie sind, basiert darauf, wie andere auf Sie reagiert und welche Eindrücke sie Ihnen über die Person, die Sie sind, vermittelt haben. Auch Ihre Erziehung spielt bei der Entstehung Ihres Bildes von sich selbst eine Rolle. Aus alldem entsteht ein Ich, das zum Ausdruck bringt, wer Sie zu sein glauben; und in dem Leben, das Sie aufgrund dessen führen, spiegelt sich das auf die beschriebene Weise entstandene Bild. 
Vergessen Sie aber nicht: Es handelt sich um ein Bild ~ um nichts weiter als eine Vorstellung. Dies sind Ihre Gedanken über sich, nicht Sie selbst. Ihr physischer Körper, Ihre Psyche und die Kräfte jenseits dieser beiden Bereiche sind allesamt Sie, denn ein Organismus kann ebensowenig als isolierte Wesenheit existieren wie eine Blume ohne Stengel, Wurzel, Erde und Umwelt. 
Und auch wenn wir keine Wurzeln im Boden haben, die uns Stabilität geben, können wir nicht getrennt von der Welt, die uns umgibt, existieren, ebensowenig wie getrennt vom sozialen Kontext unserer Eltern und Geschwister und der Menschen, die wir kennen und mit denen wir zusammenarbeiten. Abgeschnitten von unseren sozialen und natürlichen Umwelt können wir ganz einfach nicht leben. Wir sind all dies, und es ist schlicht unmöglich, eine eindeutige Grenze zwischen diesem Organismus und allem, was ihn umgibt zu ziehen. 
Und doch schließt unser Bild von uns selbst all die Beziehungen nicht ein. Die Vorstellung, die wir von unserer Persönlichkeit und von uns selbst haben, enthält nicht die geringste Information über den Hypothalamus, das Stammhirn, die Zirbeldrüse, die Art, wie wir atmen, wie unser Blut zirkuliert, wie wir es schaffen, aus Wörtern einen Satz zu bilden, wie es uns gelingt, unser Bewusstsein aufrechtzuerhalten, oder auch nur, wie wir unsere Hände öffnen und schließen. Die in unserem Selbstbild zusammengefassten Informationen sagen nichts über all dies aus. 
Trotz der offensichtlichen Unzulänglichkeit unseres Selbstbildes glauben wir, dass es sich auf etwas bezieht, denn wir unterliegen dem erstaunlich starken Eindruck, dass ein "Ich" existiert. Und wir halten diesen Eindruck nicht für eine bloße Vorstellung, sondern sind der Meinung, dass das, was wir zu sehen glauben, sich tatsächlich und unmittelbar vor uns befindet. Aber was ist es?
Was spüren Sie wirklich? Wenn Sie auf dem Boden sitzen, spüren Sie, dass der Boden da ist, real und hart. Aber was ist jenes "Sie" bzw. "Ich", das auf dem Boden sitzt? Und was spüren Sie, wenn Sie zu wissen glauben, dass "Sie" dort sitzen? Was ist das, was Sie spüren?
Als Erstes sollten wir uns fragen: "In welchem Teil meines Körpers spüre ich, dass ich ~ Ihr wahre "ich" ~ existiere?" Wir können diese Frage sehr gründlich untersuchen, und vielleicht möchten Sie einen Augenblick darüber nachdenken, bevor ich Ihnen im nächsten Absatz ein e vorläufige, oberflächliche Antwort vorschlagen werde. 
S.87-89

Die Empfindung, die dem Ich-Gefühl entspricht, ist eine chronische, absolut funktionslose Muskelverspannung in Ihrem Körper.

Was tun Sie, wenn Sie etwas versuchen oder sich konzentrieren oder aufmerksam sind? Als kleiner Junge saß ich in der Schule neben einem anderen Jungen, der große Probleme mit dem Lesen hatte. Wenn er aus einem Schulbuch etwas relativ Belangloses vorlesen sollte, stöhnte und grunzte er bei dem Versuch, die richtigen Laute hervorzubringen. Es war, als müssten seine Muskeln ungeheure Gewichte stemmen. Zwar beeindruckten die offensichtlich angestrengten Bemühungen dieses Jungen den Lehrer, doch stand der Aufwand in keinem Verhältnis zum Erfolg.

Wenn sich geistig und körperlich zu einem Knoten verschlingen, hat das nicht das Geringste damit zu tun, wie Ihr Geist arbeitet. Durch intensives Bemühen und angestrengtes Dreinschauen spannen Sie vielleicht Ihre Schläfen- und Kiefermuskeln an, aber das bewirkt möglicherweise nichts weiter, als dass Ihre Sicht getrübt wird. Wenn Sie etwas klar sehen wollen, sollten Sie sich nicht anstrengen, sondern sich entspannen und einfach darauf vertrauen, dass Ihre Augen und Ihr Nervensystem ihre Arbeit tun.

Als ich gestern Abend beim Schreiben saß, hatte ich den Namen eines bestimmten Menschen völlig vergessen. Ich war mir jedoch sicher, dass mein Gedächtnis den Namen irgendwann wieder hervorbringen würde. Ich saß einfach eine Weile da und sagte zu meinem Gedächtnis: "Du weißt ganz genau, wer dieser Mensch ist. Bitte, sag mir, wie er heißt." Und plötzlich war der Name wieder da, denn Hirnzellen versagen ihren Dienst, wenn man sie zu etwas zu zwingen versucht. Wir alle sind dazu erzogen worden, unsere Nerven und Hirnzellen zur Erzeugung von Konzentration, Verständnis und sogar Liebe zu zwingen.

Alle diese Dinge versuchen wir, mit Muskelkraft zu erreichen. Männer werden sicher bestätigen, dass man durch Muskelanstrengung keine Erektion erzwingen kann. Frauen werden bestätigen, dass muskuläre Anstrengung keinen Orgasmus zu erzwingen vermag - er muss einfach von selbst kommen, und man muss darauf vertrauen, dass dies geschehen wird. Durch Muskelanspannung lassen sich diese Dinge in keinem Fall erzwingen. Ebenso ist die Vorstellung, die wir von uns selbst, von unserem Ich haben, ein Konglomerat aus einem nicht den Tatsachen entsprechenden Bild von uns selbst und dem Gefühl einer völlig unnötigen muskulären Anspannung. Bei näherer Betrachtung ist die Art, wie Sie sich selbst sehen, ein Gemisch aus Illusion und nutzloser Anstrengung. 
S.89/90

Ein wenig Zweifel
Allerdings kann es sein, dass Sie ein wenig Zweifel in sich haben. Wir alle zweifeln auf die eine oder andere Weise an uns, und dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden, weil es ein Teil des laufenden Geschehens ist. Es ist ein Teil der Natur und ein Teil dessen, was wir tun. Um Sie von Ihrem Schuldgefühl zu befreien, werde ich Ihnen zeigen, dass Sie sich nicht schuldig zu fühlen brauchen, weil Sie sich schuldig fühlen.

Weil man Ihnen als Kind beigebracht hat, sich schuldig zu fühlen, fühlen Sie sich schuldig - das ist ganz und gar nicht erstaunlich. Wenn nun jemand kommt und sagt, Sie sollten sich nicht schuldig fühlen, wird das Ihrer Situation nicht gerecht. Deshalb werde ich Sie nicht auffordern, sich nicht schuldig zu fühlen, sondern Ihnen zu vermitteln versuchen, dass Sie sich keine Sorgen machen sollten, wenn Sie sich schuldig fühlen. Und wenn Sie entgegnen: "Aber ich kann nicht anders, als mir darüber Sorgen zu machen", werde ich antworten: "Okay, dann machen Sie sich eben Sorgen."

Dieses Prinzip nennen die Japaner Judo, und das bedeutet: "Der sanfte Weg". Wen Sie dem Fluss der Dinge folgen, können Sie die Energie so lenken, dass sie Ihnen selbst zugute kommt.

Das Interessanteste, was Sie im Leben tun können, ist gleichzeitig auch das Natürlichste, was Sie tun können: die Spielregeln in Frage stellen. Wenn wir sagen: "Lasst uns alle ehrlich miteinander sein", stellt sich doch die Frage, was mit Ehrlichsein gemeint ist. Wissen Sie, was "die Wahrheit" ist?

Wenn Sie solche Dinge hinterfragen, weiß merkwürdigerweise plötzlich niemand mehr, was er oder sie tun "soll", und das ist die peinlichste Situation, in die Menschen kommen können. Wenn wir alle nicht wissen, was wir "eigentlich" tun "sollten", ist unsere Sicht der Realität in Frage gestellt.
S.92/93
 
Die Praxis der Meditation 
 
"Was wir mangels einer besseren Bezeichnung Meditation oder Kontemplation nennen, sollte eigentlich Spass machen. Ich mag ehrlich sein, aber ich bin nie ernst, und ich glaube auch nicht, dass das Universum besonders ernst ist. Probleme entstehen in der Welt hauptsächlich deshalb, weil viele sich sehr ernst nehmen, statt spielerisch mit den Dingen umzugehen."
S.97

...Beim Üben und Erlernen von Dingen ist die Zeit normalerweise ein wichtiger Faktor. Wir versuchen, unser Ziel so schnell wie möglich zu erreichen, und suchen deshalb nach der effektivsten Lernmethode. Im Fall der Meditation ist das Bemühen um Schnelligkeit und Effektivität sinnlos, weil man beim Meditieren stets auf die Gegenwart fokussiert ist. Zwar kann die Meditationsübung einen Wachstumsprozess initiieren, doch ähnelt dieses Wachstum demjenigen einer Pflanze. 
S.99

Eine MeditationsÜbung #Übung
Ich möchte Sie nun bitten, sich aufrecht hinzusetzen, entweder auf einen bequemen Stuhl oder auf ein Kissen, das auf dem Boden liegt.  Die aufrechte Haltung beim Sitzen garantiert, dass sich Ihre Atmung ungehindert in Ihrem Rumpf entfalten kann. Außerdem ist es nicht allzu angenehm, längere Zeit ohne Rückenlehne aufrecht auf dem Boden zu sitzen, und dies verhindert auch, dass Sie einschlafen, denn in einem friedvollen, ruhigen Geisteszustand schläft man sehr leicht ein. 
Werden Sie sich nun in dieser Haltung einfach Ihres Atems bewusst; versuchen Sie aber nicht, irgendetwas an der Atmung zu verändern. Lassen Sie das Atmen geschehen, und beobachten Sie es.
Lassen Sie gleichzeitig Ihre Ohren hören, was sie hören wollen. Mit anderen Worten: Lassen Sie sie ebenso hören, wie Sie ihre Lunge atmen lassen. 
Sie können ausatmen, indem Sie den Atem nach außen "fallen" lassen, aber ohne dies zu forcieren. Und nachdem die gesamte Luft aus der Lunge geströmt ist, lassen Sie den Atem mit der Art von Gefühl los, das Sie haben, wenn Sie sich in ein behagliches Bett fallen lassen ~ lassen Sie ihn los, lassen Sie ihn fallen. Nach einer Weile strömt die Luft dann von selbst in die Lunge zurück. Ziehen Sie sie nicht ein, sondern lassen Sie sie wieder in sich einströmen. Sie strömt dann so lange ein, bis Sie genug haben. Anschließend lassen Sie sie wieder ausströmen.
Bei dieser Übung empfiehlt es sich, durch die Nase ein und durch den Mund auszuatmen. Sie spüren dann beim Ausatmen auf den Lippen einen leichten Luftstrom, an dem Sie merken, dass Sie atmen. Erzwingen Sie nichts, sondern lassen Sie die Empfindung zu, dass Sie sich mit Hilfe Ihres Gewichts und der Schwerkraft einmal in diese und einmal in jene Richtung bewegen. 
S.103/104

Zur Realität in Kontakt treten 

Am Anfang des YOGA SUTRA beschreibt Patanjali den YOGA ~ was "Vereinigung" bedeutet ~ als spontanes Aussetzen der Bewegung des Denkens. Denke ist gleichbedeutend mit Selbstgespräch oder Sich-etwas-Vorstellen, und die meisten von uns tun dies unablässig. Doch wenn ich ständig rede, höre ich nicht, was andere Menschen zu sagen haben. Und wenn ich ständig Selbstgespräche führe, kann ich über nicht anderes nachdenken als über meine eigenen Gedanken. Es gibt keine Lücke zwischen den Gedanken, in der ich zur Realität in Kontakt treten kann ~ also zu der Welt, die meine Gedanken repräsentieren, so wie Wörter Ereignisse repräsentieren oder Geld Reichtum repräsentiert. Wenn in meinem Kopf nie Stille eintritt, lebe ich in einer völlig abstrakten, von der Realität abgetrennten Welt.
Und nun werden Sie vielleicht fragen: "Was ist denn Realität?" Darüber sind zahlreiche Theorien entwickelt worden. Wir sollten jedoch nie vergessen, dass sie alle nur Theorien
sind. Diejenigen, die der Meinung sind, die Realität werde von der Materie bestimmt, projizieren eine bestimmte philosophische Theorie über die Realität auf der Welt, und diejenigen, die sagen, sie sei geistig oder spirituell, tun dies ebenfalls.
Die Realität selbst ist weder geistig noch spirituell und entspricht auch keinem der anderen Konzepte, die wir über sie entwickeln können. Die Realität ist ganz einfach der gegenwärtige Augenblick."
S.114/115
 
Und so fangen Sie an zu meditieren... 
 
Nachdem Ihnen klar geworden ist, dass Sie die Möglichkeiten Ihres Verstandes ausgeschöpft haben (JETZT, Yoga, Patanjali), können Sie mit der Meditation beginnen. Oder Meditation geschieht, und dieses Geschehen ist einfach das Beobachten dessen, was ist, all der Informationen, die Ihre äußeren und inneren Sinne Ihnen übermitteln, und selbst der Gedanken, die ständig dahinplätschern. 
Versuchen Sie nicht, die Gedanken zum Stillstand zu bringen, sondern lassen Sie ihnen einfach ihren Lauf, als wären sie Vögel, die draußen zwitschern; sie ermüden irgendwann von selbst und verstummen dann. 
Fragen Sie sich aber nicht besorgt, ob dies nun auch wirklich geschieht oder nicht. Beobachten Sie einfach, was immer Sie fühlen, denken oder erleben - das ist alles. Beobachten Sie, und geben Sie dem, was Sie beobachten, keinen Namen. Das ist alles, was es mit der Meditation auf sich hat. 
In der Meditation befinden Sie sich in einer ewigen Gegenwart und erwarten keinerlei Resultate. Sie meditieren nicht, um in irgendeiner Hinsicht besser zu werden, denn Ihnen ist klar, dass dies ohnehin nicht möglich ist. Ihr Ich kann Sie unmöglich verbessern, weil es selbst mit Mängeln behaftet ist, und es kann sich auch nicht selbst loslassen. Nachdem Ihnen klar geworden ist, dass das Ich das Bewusstsein nicht transformieren und nicht zu einer Empfindung der Einheit von Individuum und Kosmos gelangen kann, löst es sich einfach auf. 
S.117
 
Den Geist beruhigen #Übung
 
Sitzen Sie ruhig, und seien Sie bei Ihrem Atem, Ihrem Geist und allen Ihren Gefühlen.
Es spielt keine Rolle, ob Sie mit gekreuzten Beinen sitzen oder mit untergeschlagenen Beinen knien. Sie können Ihre Beine einfach wie zum Schneidersitz kreuzen, und wenn Sie besonders gelenkig sind, sitzen Sie vielleicht im halben oder vollen Lotussitz.  Sie können auch knien und dabei Ihr Gesäß auf einem Kissen ruhen lassen, so dass Ihre Beine zu beiden Seiten des Kissens liegen, oder Sie sitzen auf einem Stuhl. Entscheidend ist, dass Sie sich wohlfühlen und mühelos über längere Zeit in gewählter Position bleiben können. 
Das Stillsitzen spielt bei der Meditation zwar eine wichtige Rolle, aber deshalb brauchen Sie sich nicht betont steif zu halten. Körperliche Ruhe hilft, Geistesruhe zu finden, doch wenn Sie das unbezwingbare Bedürfnis verspüren, sich zu bewegen, sollten Sie ihm nachgeben, denn nur so werden Sie in einem ruhigeren Zustand heimisch. 
Rücken und Hals sollten aufgerichtet sein, Ihre Arme entspannt. Sie linke Handfläche sollte in der rechten ruhen, und die Daumen berühren sich, als umschlössen Sie ein Ei, das von Ihren Händen gehalten wird. Ihre Hände liegen am Unterleib, und Ihre Daumen befinden sich etwas unterhalb des Nabels.
Falls Sie mit gekreuzten Beinen sitzen, können Sie Ihren Rumpf eine Weile vor- und zurückschwingen lassen, damit Sie Ihr natürliches Zentrum finden. Falls Sie auf einem Stuhl sitzen, sollten Ihre Füße fest auf dem Boden stehen, weil das erdend wirkt. 
Der Mund sollte geschlossen und die Augen sollten leicht nach unten gerichtet sein.
Nachdem Sie eine Position gefunden haben, in der Sie stabil sitzen können, lassen Sie Ihr Gewahrsein in Ihren Atem heinsinken und versuchen, den Grund Ihres Atems zu finden. Sie bemühen sich nicht darum, eine bestimmte Art von Atmung zu kultivieren, sondern richten Ihre Aufmerksamkeit einfach auf das Atmen. Lassen Sie den Atem kommen und gehen, wie er mag. 
 
Mehr brauchen Sie nicht zu tun. Ihr Körper wird dann ruhig werden, und auch Ihr Geist wird sich irgendwann ganz von selbst beruhigen.
Dies ist die Essenz der Meditation. 

Wenn Sie wollen und sich dabei wohlfühlen, können Sie irgendwann anfangen zu summen. Sobald Ihre Stimme einen Klang hervorbringt, können Sie damit spielen. 
Aus dem Spiel des Klangs wird sich irgendwann ein Muster entwickeln, ein spontan entstandenes Mantra. Wenn Sie ihm folgen, erleben Sie das Ritual in seiner reinsten Form.
Letzte Seiten 121-123