Jiddu Krishnamurti

Jiddu Krishnamurti
Wir werden sehen wie wichtig es ist die radikale Revolution in den Köpfen der Menschen zu verursachen. Die Krise ist eine Krise des Bewusstseins. Ein Krise, die nicht mehr die alten Normen akzeptieren kann, die alten Muster, die uralten Traditionen. Wenn man in Betracht zieht, was die Welt jetzt ist, mit all dem Elend, den Konflikten, der zerstörerischen Brutalität, Aggressionen usw. Der Mensch ist immer noch wie er war. Er ist immer noch brutal, zerstörerisch, aggressiv, habgierig, wetteifernd. Er hat eine Gesellschaft darauf aufgebaut.

Dienstag, 2. November 2021

Alan Watts || ZEN ~ Stille des Geistes

"Eine Grunderfahrung der Mystik ... ist die Erfahrung der Einheit. Was ‚eins' ist, kann man letzten Endes nicht mehr fragen; denn dann würde man ein Zweites hinzubringen, nämlich die Erklärung, was es ist."
~Carl Friedrich von Weizsäcker
 
Wir können nichts dafür, daß wir auf der Suche sind, genauso wenig wie wir etwas dafür können, auf dieser Erde zu sein. Der Hunger nach den inneren Geheimnissen des Lebens und das Bestreben, den Frieden und die Liebe der Seele zu erfahren, lassen uns nicht los. Sie sind ein Teil von uns, genauso wie Hände oder Füße ein Teil von uns sind.
~Paul Brunton

Osho Das Orangene Buch
Wenn Meditation wirklich da ist, breitet sich eine Stille aus; ohne jeglichen Laut pulsiert eine Glückseligkeit; eine grenzenlose Harmonie ist da. Aber es ist niemand da, der davon Notiz nähme. 
...Wenn alle Mühe von dir abfällt, ist plötzlich Meditation da ~ mit all ihrem Segen, mit all ihrer Glückseligkeit, mit all ihrem Glanz. Sie ist da, wie eine Erscheinung ~ lichterfüllt ~ die dich umstrahlt. Sie erfüllt die ganze Erde und den ganzen Himmel. Solche Meditation kann nicht durch menschliches Bemühen herbeigeführt werden; menschliches Bemühen ist zu sehr begrenzt. Diese Glückseligkeit ist so unendlich ~ du kannst Sie nicht manipulieren. Sie kann nur dann geschehen, wenn du dich ganz und gar aufgibst. Wenn du nicht mehr da bist, nur dann kann sie geschehen. Wenn du ein Nicht~Ich bist, ohne Verlangen, nirgendwo hin willst, wenn du nur hier und jetzt bist, ohne etwas Besonderes zu tun, einfach nur bist ~ dann geschieht es. Und es kommt in Wellen und die Wellen werden zur Flut. Es kommt wie eine Sturmflut und trägt dich davon in eine vollkommene neue Realität. S.230
  
"Ein Mensch, der unablässig denkt, hat außer Gedanken nichts, worüber er nachdenken kann, und er lebt in einer Welt der Illusion."
..."wenn wir ständig denken, können wir das Wesen unserer Existenz niemals erfahren."
 
Viele "spirituelle" Menschen sind in Wahrheit Krypto~Protestanten und glauben immer noch fest an die protestantische Ethik. Sie fällen unablässig Urteile, obwohl der Begründer der christlichen Religion gesagt hat: "Verurteile nicht, damit auch ihr nicht verurteilt werdet."

"Wir haben uns gemeinsam auf eine Reise begeben, dorthin, wo wir immer schon sind."

"Mir persönlich erscheint das Leben als äußerst merkwürdig. Andere halten es offenbar für völlig normal und unspektakulär und sehen keinen Grund, es zu hinterfragen. Ich hingegen habe es immer als sehr eigenartig empfunden, dass ich überhaupt hier bin. Das Ich-Gefühl erzeugt in mir etwas, das ich nur als eine seltsame Empfindung bezeichnen kann, die für mich alles andere als selbstverständlich ist.
Ich kann dieses Gefühl nicht einfach abtun und mich meinen Alltagsbeschäftigungen zuwenden ~ doch nehme ich es merkwürdigerweise auch nicht ernst. Einerseits empfinde ich es als so wundervoll, lebendig zu sein, Teil des Universums zu sein, dass ich einfach nicht weiß, wie ich es beschreiben soll. Doch andererseits kann ich mich mit keiner der sozialen Rollen, die Menschen spielen, identifizieren."
S.81

Das Problematische unserer Existenz 
Unser Existenz und unser Lebendigsein scheinen ein Problem aufzuwerfen, das etwas mit unserer Vorstellung zu tun hat, wir müssten leben, wir müssten überleben, um unseren Weg weitergehen zu können, und wir bräuchten deshalb Geld, um uns zu ernähren und uns ein  Dach über dem Kopf zu beschaffen. Wir glauben, wir müssten weitergehen, obwohl uns klar ist, dass wir dies nicht sehr lange können und wir nach einigen Jahern sterben werden und dass jenes Etwas, das wir Leben nennen, dann zu Ende sein wird.

Wenn unser Leben endet, wird das, was wir "Ich" nennen, an einen anderen Ort wechseln. Vielleicht verfällt es in einen tiefen Schlaf, vielleicht sogar in einen traumlosen Schlaf. Vielleicht werden wir zwischen jetzt und jenem unvermeidlichen Ereignis grässliche Schmerzen erleiden - nicht nur solche, die durch eine körperliche Krankheit, eine Verwundung oder eine Verletzung entstehen, sondern möglicherweise auch Schmerzen des Kummers über unser Versagen in Anbetracht unserer Verantwortung für Menschen, die sich auf uns verlassen. Wir leiden also unter dem Leid anderer Menschen, weil wir sensibel sind und uns in ihre Situation hineinversetzen können. Wir leiden so stark mit jenen anderen, dass unser Adrenalinspiegel schon steigt, wenn wir uns ihr Leid nur vorstellen.

Natürlich sind alle diese Probleme auf der physischen Ebene nicht zu lösen. Wir können nicht darauf hoffen, dass uns neue medizinische Möglichkeiten noch zu unseren Lebzeiten vom Tode befreien werden. Außerdem können wir auch kaum im Ernst erwarten, dass alle Menschen lernen werden, nett zueinander zu sein, dass sie fortan keine Kriege mehr führen und ihre rassischen Vorurteile verlieren und auch andere Scheußlichkeiten dieser Art nicht mehr begehen werden. Wir können nicht ernstlich erwarten, uns vor allen erdenklichen Krankheiten und Schmerzen schützen zu können, indem wir einfach bestimmte Medikamente einnehmen.
S.82/83
 

Wer wir im Universum sind
Ein Ort namens Ich
Wenn Sie die Zyklen des Lebens sorgfältig beobachten, wird in Ihrem Bewusstsein eine sehr merkwürdige Art von Relativierung stattfinden. Auf einer Kugel befindet man sich überall am gleichen Ort, weil östlich von Ihnen genausoviel ist wie westlich von Ihnen. Der gleichen Logik zufolge ist jeder Punkt auf einer Kugeloberfläche das Zentrum eines Kreises. Und wenn es zutrifft, dass wir in einem gekrümmten Raum~Zeit~Kontinuum leben, können wir jeden Planeten als das Zentrum des gesamten Universums ansehen. Deshalb befindet sich jeder Mensch auf dem Planeten in der Situation Gottes ~ als der Kreis, dessen Zentrum überall und dessen Peripherie nirgendwo ist. Wenn Sie also zu mehr werden wollen, als Sie sind, zu etwas, das sich von Ihnen unterscheidet, oder zu etwas, das höher steht, als Sie zu stehen glauben, dann zeigt dies nichts anderes, als das Sie noch nicht entdeckt haben, wo Sie sind, und dass Sie im Banne der Illusion leben, es gebe noch einen anderen Ort außer dem Hier, an dem Sie sein sollten. 
Wir befinden uns auf einer Reise zu dem Ort, wo wir bereits sind, und ich möchte Sie auf einige Eigentümlichkeiten dieser Reise hinweisen. Es ist eine Geschichte, die der von Alice im Wunderland ähnelt, denn es gibt darin viele Paradoxe. 
Wenn ich sagte: "Wir begeben uns auf eine Reise zu dem Ort, wo wir sind, auf eine Reise zum Zentrum des Universums und zum Mittelpunkt von Raum und Zeit, und es handelt sich um einen Ort, der Ich genannt wird", fangen die Angesprochenen mit Sicherheit an, Urteile über die auf dem Weg erzielten Fortschritte zu fällen. Sie sagen dann Dinge wie: "Dieser Mensch ist seiner selbst bewusster als jener. Er ist in stärkerem Maße "da" als Sowieso."
Und dann denken wir über die verschiedenen Stadien nach, die ein Mensch durchläuft, wenn er versucht, näher als vorher an den Ort heranzukommen, wo er ist. Solche Aktivitäten entwickeln insbesondere Menschen in jenen kultivierten Kreisen, die sich mit spiritueller und psychologischer Weiterentwicklung und mit Religion befassen. Solche Zirkel vertreiben sich manchmal mit sehr merkwürdigen Spielen die Zeit, und oft handelt es sich dabei um Versuche, andere hinsichtlich des spirituellen Vollkommenheitsgrades zu übertrumpfen. Solche Menschen machen sich Gedanken darüber, ob sie demütiger sind als andere. 
S.41-43


Begegnen Sie Ihrem wahren Selbst
 
Innere und äußer Welten
Und wenn das so ist, sind Sie die Gesamtheit Ihrer gegenwärtigen Erfahrungen ~ die inneren Gefühle, die Unannehmlichkeit, das Poltern und Pulsieren in Ihrem Körper in Verbindung mit Ihren äußeren Gefühlen, denn tatsächlich spielt sich das, was Sie als äußerlich empfinden, in Ihrem Gehirn ab. Was Sie vor sich sehen, ist der Zustand Ihrer Sehnerven, die sich in Ihrem Kopf befinden. Innen und Außen sind so stark miteinander verbunden, dass zwischen beiden kein Unterschied besteht.
Die Haut ist die Verbindung zwischen der Welt "innerhalb der Haut" und der Welt "außerhalb der Haut". Doch gäbe es keine äußere Welt, wenn es nicht auch eine innere gäbe, und umgekehrt. Ihre innere Welt befindet sich in meiner äußeren Welt, und meine innere Welt befindet sich in Ihrer äußeren Welt. Alles ist in einem riesigen Wahrnehmungsfeld miteinander verbunden, in dem alles für alles andere wichtig ist, so wie die Rückseite für die Vorderseite und die Vorderseite für die Rückseite.
Alles ist also hier, und Sie können spüren, wie alles geschieht. Ihr Atem verrichtet seine Arbeit, Ihre Ohren ebenfalls, die Menschen Ihnen gegenüber bewegen sich, und die Bäume und Gebäude manifestieren sich in den Farben und Formen. Alles ist diese Art von Geschehen.
Nun können wir dieses Geschehen ebensogut als Ihr Tun definieren. All dieses Geschehen sind Sie, sofern es ein "Sie", ein wie auch immer geartetes Selbst gibt. Wenn Sie versuchen, es zu verändern, trennen Sie sich davon. Sie gehen auf Distanz, und im gleichen Augenblick lösen Sie die Einheit auf.
Aber machen Sie sich keine Sorgen, wenn Sie merken, dass Sie sich angewöhnt haben, sich davon zu distanzieren. Betrachten Sie dies einfach als einen Teil des Geschehens. Wenn Sie nicht anders können, als sich davon zu distanzieren, ~ es zum äußeren Objekt zu machen ~, ist auch das ein Teil des aktuellen Geschehens. Und wenn es Dinge gibt, die Sie nicht akzeptieren können und gegen die Sie deshalb kämpfen, ist auch dieser Kampf ein Teil des Geschehens. Versuchen Sie also nicht, etwas dagegen zu unternehmen, sondern lassen Sie einfach zu, was ist.
Es gibt keinen Grund zur Eile und auch keinen anderen Ort, an dem Sie unbedingt sein müssen. Ich nehme an, dass Sie weggehen können, wenn Sie dies wünschen und etwas anderes tun wollen. Aber ist Ihnen schon einmal der Gedanke gekommen, dass es vielleicht gar keinen anderen Ort gibt, an den Sie gehen könnten, weil Sie sich an jeden anderen Ort mitnehmen? Und dass Sie, wenn Sie hier ein Problem haben, dies auch anderswo haben werden, weil Sie selbst das Problem sind? Es besteht also kein Grund zur Eile, und in einem gewissen Sinne gibt es auch keine Zukunft. Alles ist hier ~ nehmen Sie die Dinge also leicht, nehmen Sie sich Zeit dafür, und machen Sie sich damit vertraut. 
S.74-76

Ruhiges Beobachten 
Beobachten Sie dieses Geschehen einfach ganz ruhig. Ob Sie dabei die Augen schließen oder offen lassen, ist ziemlich gleichgültig. Sie werden bald feststellen, dass Sie dazu neigen, alles, was Sie erleben, mit Namen, Wörtern und Beschreibungen zu versehen, und das ist nicht notwendig. Versuchen Sie aber nicht, sich vom Benennen der Dinge abzubringen. Sehen Sie vielmehr die Tatsache, dass Sie dies tun, als eine Aktivität an, die ebenso ein Teil des gesamten Geschehens ist wie das Geräusch eines vorüberfahrenden Autos. Falls Ihnen die Frage "Warum tue ich das?" kommt, lauschen Sie einfach ihrem Klan ~ "Warum tue ich dies, warum tue ich das" ~ wie "da, da, da, dadada".
Diese äußeren Klänge, Aktivitäten und Bewegungen zu spüren mag Ihnen merkwürdig vorkommen, weil sie nicht mehr der Kontrolle Ihres Willens unterworfen sind ~ aber das gilt auch für das Grummeln in Ihrem Bauch und für das Nervensystem Ihres Sehsinns. Nicht von alldem unterliegt Ihrer Kontrolle, und doch ist es eindeutig ein Teil von Ihnen. Nicht einmal die Vorstellung, dass etwas Ihrer Kontrolle unterliegt, unterliegt wirklich Ihrer Kontrolle, denn wenn wir unsere Finger bewegen, verbrauchen wir Energie, haben aber nicht die Kontrolle über diese Energie. Auch unsere Gedanken sind nur Energie ~ all die sprudelt in uns empor, ohne das wir wissen, warum.
Auch alles, was nach allgemeiner Anschauung außerhalb Ihrer Haut geschieht ~ somit nicht der Kontrolle durch Ihren Willen unterliegt und damit kein Teil von Ihnen ist ~, ist ebenso wie das Grummeln in Ihrem Bauch und die Energie, die in Ihnen emporsprudeln, ein Teil von Ihnen. Diese ganze Erfahrung sind Sie, wie Sie leben, und wenn Sie versuchen, dieses Geschehen Ihrer Kontrolle zu unterwerfen, erzeugen Sie alle möglichen Arten von absurdem Druck ~ beispielsweise indem Sie durch Ziehen an Ihrem Sicherheitsgurt versuchen, ein Flugzeug dazu zu bringen, dass es sich in die Luft erhebt. Lassen Sie also einfach alles, was Sie empfinden, geschehen, denn Sie können ohnehin nichts anderes tun. Sie haben keine Wahl; es geschieht ohnehin. 
S.76/77


Eine andere Möglichkeit, mit diesen Problemen umzugehen

Ich habe im Laufe der Jahre angefangen, mich zu fragen, ob es noch eine andere Möglichkeit gibt, mit diesen Problemen umzugehen. Vielleicht können wir sie statt auf der physischen Ebene auf der psychischen und spirituellen lösen, indem wir uns so disziplinieren, dass wir keine Angst mehr vor ihnen haben. Aus dieser Motivation heraus suchen wir uns im spirituellen oder psychologischen Bereich geeignete Lehrer.

Wir fragen uns, ob wir uns so verändern können, dass wir uns über unsere Probleme keine Sorgen mehr zu machen brauchen. Doch wenn Sie den Wunsch, diese vertrackte Situation mit Hilfe einer spirituellen Disziplin zu überwinden, genauer untersuchen, werden Sie feststellen, dass gerade in Ihrem Wunsch, die Probleme zu überwinden, um sie nicht mehr zu haben, das zum Ausdruck kommt, was wir eigentlich überwinden wollen. Im Rahmen unserer Bemühungen, das, was wir bemängeln, zu überwinden, tun wir weiterhin genau, das, was wir an uns selbst auszusetzen haben. Somit ist das, was wir tun, um unsere Probleme loszuwerden, mit den Problemen, die wir zu beseitigen wünschen, identisch. Es ist sehr wichtig, sich das klarzumachen, und wenn es Ihnen klargeworden ist, müssen Sie sich die Frage stellen: "Was kann ich denn dann tun?" Wie lässt sich dieses totale Durcheinander in den Geisteszustand eines echten Mystikers verwandeln?

Nun, wenn Sie selbst dieses Durcheinander sind, können Sie sich natürlich nicht in den Geisteszustand versetzen, den Sie als den eines echten Mystikers, eines Heiligen oder gar Christi idealisieren. Doch wenn Sie diesen Gedankengang weiterverfolgen, wird Ihnen vielleicht klar, dass alle Ihre Ideale nichts weiter sind als Manifestationen jenes Durcheinanders, das versucht, von sich selbst wegzukommen. 

Einerseits haben Sie das Gefühl, Sie müssten unbedingt anders werden, als Sie zur Zeit sind, doch andererseits können Sie absolut nichts an Ihrem Zustand ändern, denn da Sie nun einmal so sind, wie Sie sind, können Sie nicht von sich selbst verschieden sein. Es ist, als sagte jemand: "Ich weiß, dass ich nicht egoistisch sein sollte, und ich wäre auch wirklich sehr gern ein selbstloser Mensch, aber der Grund, weshalb ich selbstlos sein möchte, ist, dass ich sehr egoistisch bin. Und ich würde mich wirklich viel mehr mögen und respektieren, wenn ich selbstlos wäre." 

Das gleiche gilt für Menschen, die glauben, sie müssten Gott lieben. Man könnte einen solchen Menschen fragen: "Warum möchtest du Gott lieben?" Die Antwort lautet immer: "Weil Gott der mächtigste Herrscher ist und weil es in jedem Fall ratsam ist, auf der Seite der Mächtigsten zu stehen." Dies ist meist der wahre Grund dafür, dass Menschen an Gott glauben, und letztlich kommt darin zum Ausdruck, dass sie ihre eigene spirituelle Haut zu retten versuchen. 

Alle klugen Heiligen wussten dies, so der Heilige Paulus, der Heilige Augustinus und Martin Luther. Keiner jener Großen hat diesen Widerspruch zu lösen vermocht, denn wenn Menschen daran glauben, kann man wirklich gar nichts dagegen tun. Offensichtlich müsste etwas getan werden, doch wenn Sie wirklich gründlich darüber nachdenken, wird Ihnen klar werden, dass Sie nichts tun können. Niemand kann erzwingen, dass er jemand anders wird, als er ist, oder dass er sich auf irgendeine Weise anders fühlt, als er sich in diesem Augenblick fühlt. 

Wir sind dieses Durcheinander, das zu erkennen vermag, was das Leben uns antun kann. Doch das ist im Grunde keine so schreckliche Sackgasse, wie es uns auf den ersten Blick erscheinen mag. Wenn Sie merken, dass Sie sich in einer Sackgasse befinden, wird Ihnen schon allein durch die Tatsache, dass Sie sich dort wiedergefunden haben, in jedem Fall etwas klar werden.

Beobachten Sie einmal, wie Wasser einen Landstrich überflutet. Es streckt "Finger" vor, und einige davon kommen zum Stillstand, weil sie wegen eines Hindernisses nicht mehr weiterkommen. Das Wasser sucht sich dann einen Weg um das Hindernis herum. Es wendet nie Mühe auf, sondern nutzt immer nur sein Gewicht und die Schwerkraft. Es strebt stets dem niedrigsten Punkt zu und findet so den Weg des geringsten Widerstandes.

Wir Menschen verhalten uns genauso. Wenn wir das Gefühl haben, in eine Sackgasse geraten zu sein, suchen wir einen Weg um dieses Hindernis herum. Nun stellen Sie sich einmal vor, ein Wasserfinger käme bei seiner Ausbreitung auf dem trockenen Boden irgendwo nicht mehr weiter und das Wasser sagte dann zu sich selbst: "Ich habe versagt!" Wahrscheinlich würden wir es als neurotisch bezeichnen und ihm raten: "Warte einfach, bis sich eine Möglichkeit weiterzukommen ergibt."

Wenn Ihnen klar wird, dass Sie dem Wasser ähnlich sind und dass es Ihnen nicht möglich ist, sich zu transformieren, werden Sie zu einem furchtlosen, freudigen, göttlichen Wesen, also zum genauen Gegenteil eines zitternden Häuflein Elends. 

Die Erkenntnis, dass es nicht möglich ist, sich zu verändern, ist keine deprimierende Angelegenheit, sondern ein sehr wichtiger Schritt. Sie ist eine ebenso wichtige Information wie diejenigen, die das Land dem Wasser gibt, indem es ihm klarmacht, dass es so nicht weiterkommen wird. Im Grunde teilt das Land dem Wasser mit: "Es gibt noch einen anderen Weg. Versuch es einmal dort drüben."

Manchmal teilt das Leben Ihnen mit, dass Sie auf dem Weg, auf dem Sie sich gerade befinden, nicht weiterkommen werden. Der Grundsatz, der solchen Mitteilungen zugrunde liegt, beinhaltet, dass Sie sich nicht transformieren können. Das Leben versucht Ihnen auf diese Weise zu übermitteln, dass das "Ich", das Sie transformieren zu können glauben, gar nicht existiert. Mit anderen Worten: Als "Ich" bin ich von meinen Empfindungen, Gedanken, Gefühlen und Erfahrungen getrennt. Folglich kann derjenige, der die Kontrolle über all dies haben sollte, diese Kontrolle nicht ausüben, weil er gar nicht da ist. Sobald Sie dies verstehen, wird sich Ihre Situation erheblich verbessern.
S.83-86
 
Was meinen wir mit dem Wort "ich"?
Wenn wir uns eingehender mit diesem Thema beschäftigen wollen, können wir fragen: "Was meinen wir mit dem Wort "ich"? Wir werden dies durch eine Reihe von Experimenten auf unterschiedlichen Ebenen herauszufinden versuchen. Als Erstes fragen wir ganz einfach: Was ist mit dem Wort "ich" gemeint? Ich, ich selbst. Ihre Persönlichkeit, Ihr Ich ~ was ist das?
Zunächst einmal ist es das Bild, das Sie von sich haben, und dieses Bild besteht aus dem, was andere Menschen Ihnen darüber mitgeteilt haben, wie sie Sie sehen. Wer Sie sind, basiert darauf, wie andere auf Sie reagiert und welche Eindrücke sie Ihnen über die Person, die Sie sind, vermittelt haben. Auch Ihre Erziehung spielt bei der Entstehung Ihres Bildes von sich selbst eine Rolle. Aus alldem entsteht ein Ich, das zum Ausdruck bringt, wer Sie zu sein glauben; und in dem Leben, das Sie aufgrund dessen führen, spiegelt sich das auf die beschriebene Weise entstandene Bild. 
Vergessen Sie aber nicht: Es handelt sich um ein Bild ~ um nichts weiter als eine Vorstellung. Dies sind Ihre Gedanken über sich, nicht Sie selbst. Ihr physischer Körper, Ihre Psyche und die Kräfte jenseits dieser beiden Bereiche sind allesamt Sie, denn ein Organismus kann ebensowenig als isolierte Wesenheit existieren wie eine Blume ohne Stengel, Wurzel, Erde und Umwelt. 
Und auch wenn wir keine Wurzeln im Boden haben, die uns Stabilität geben, können wir nicht getrennt von der Welt, die uns umgibt, existieren, ebensowenig wie getrennt vom sozialen Kontext unserer Eltern und Geschwister und der Menschen, die wir kennen und mit denen wir zusammenarbeiten. Abgeschnitten von unseren sozialen und natürlichen Umwelt können wir ganz einfach nicht leben. Wir sind all dies, und es ist schlicht unmöglich, eine eindeutige Grenze zwischen diesem Organismus und allem, was ihn umgibt zu ziehen. 
Und doch schließt unser Bild von uns selbst all die Beziehungen nicht ein. Die Vorstellung, die wir von unserer Persönlichkeit und von uns selbst haben, enthält nicht die geringste Information über den Hypothalamus, das Stammhirn, die Zirbeldrüse, die Art, wie wir atmen, wie unser Blut zirkuliert, wie wir es schaffen, aus Wörtern einen Satz zu bilden, wie es uns gelingt, unser Bewusstsein aufrechtzuerhalten, oder auch nur, wie wir unsere Hände öffnen und schließen. Die in unserem Selbstbild zusammengefassten Informationen sagen nichts über all dies aus. 
Trotz der offensichtlichen Unzulänglichkeit unseres Selbstbildes glauben wir, dass es sich auf etwas bezieht, denn wir unterliegen dem erstaunlich starken Eindruck, dass ein "Ich" existiert. Und wir halten diesen Eindruck nicht für eine bloße Vorstellung, sondern sind der Meinung, dass das, was wir zu sehen glauben, sich tatsächlich und unmittelbar vor uns befindet. Aber was ist es?
Was spüren Sie wirklich? Wenn Sie auf dem Boden sitzen, spüren Sie, dass der Boden da ist, real und hart. Aber was ist jenes "Sie" bzw. "Ich", das auf dem Boden sitzt? Und was spüren Sie, wenn Sie zu wissen glauben, dass "Sie" dort sitzen? Was ist das, was Sie spüren?
Als Erstes sollten wir uns fragen: "In welchem Teil meines Körpers spüre ich, dass ich ~ Ihr wahre "ich" ~ existiere?" Wir können diese Frage sehr gründlich untersuchen, und vielleicht möchten Sie einen Augenblick darüber nachdenken, bevor ich Ihnen im nächsten Absatz ein e vorläufige, oberflächliche Antwort vorschlagen werde. 
S.87-89

Die Empfindung, die dem Ich-Gefühl entspricht, ist eine chronische, absolut funktionslose Muskelverspannung in Ihrem Körper.

Was tun Sie, wenn Sie etwas versuchen oder sich konzentrieren oder aufmerksam sind? Als kleiner Junge saß ich in der Schule neben einem anderen Jungen, der große Probleme mit dem Lesen hatte. Wenn er aus einem Schulbuch etwas relativ Belangloses vorlesen sollte, stöhnte und grunzte er bei dem Versuch, die richtigen Laute hervorzubringen. Es war, als müssten seine Muskeln ungeheure Gewichte stemmen. Zwar beeindruckten die offensichtlich angestrengten Bemühungen dieses Jungen den Lehrer, doch stand der Aufwand in keinem Verhältnis zum Erfolg.

Wenn sich geistig und körperlich zu einem Knoten verschlingen, hat das nicht das Geringste damit zu tun, wie Ihr Geist arbeitet. Durch intensives Bemühen und angestrengtes Dreinschauen spannen Sie vielleicht Ihre Schläfen- und Kiefermuskeln an, aber das bewirkt möglicherweise nichts weiter, als dass Ihre Sicht getrübt wird. Wenn Sie etwas klar sehen wollen, sollten Sie sich nicht anstrengen, sondern sich entspannen und einfach darauf vertrauen, dass Ihre Augen und Ihr Nervensystem ihre Arbeit tun.

Als ich gestern Abend beim Schreiben saß, hatte ich den Namen eines bestimmten Menschen völlig vergessen. Ich war mir jedoch sicher, dass mein Gedächtnis den Namen irgendwann wieder hervorbringen würde. Ich saß einfach eine Weile da und sagte zu meinem Gedächtnis: "Du weißt ganz genau, wer dieser Mensch ist. Bitte, sag mir, wie er heißt." Und plötzlich war der Name wieder da, denn Hirnzellen versagen ihren Dienst, wenn man sie zu etwas zu zwingen versucht. Wir alle sind dazu erzogen worden, unsere Nerven und Hirnzellen zur Erzeugung von Konzentration, Verständnis und sogar Liebe zu zwingen.

Alle diese Dinge versuchen wir, mit Muskelkraft zu erreichen. Männer werden sicher bestätigen, dass man durch Muskelanstrengung keine Erektion erzwingen kann. Frauen werden bestätigen, dass muskuläre Anstrengung keinen Orgasmus zu erzwingen vermag - er muss einfach von selbst kommen, und man muss darauf vertrauen, dass dies geschehen wird. Durch Muskelanspannung lassen sich diese Dinge in keinem Fall erzwingen. Ebenso ist die Vorstellung, die wir von uns selbst, von unserem Ich haben, ein Konglomerat aus einem nicht den Tatsachen entsprechenden Bild von uns selbst und dem Gefühl einer völlig unnötigen muskulären Anspannung. Bei näherer Betrachtung ist die Art, wie Sie sich selbst sehen, ein Gemisch aus Illusion und nutzloser Anstrengung. 
S.89/90

Ein wenig Zweifel
Allerdings kann es sein, dass Sie ein wenig Zweifel in sich haben. Wir alle zweifeln auf die eine oder andere Weise an uns, und dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden, weil es ein Teil des laufenden Geschehens ist. Es ist ein Teil der Natur und ein Teil dessen, was wir tun. Um Sie von Ihrem Schuldgefühl zu befreien, werde ich Ihnen zeigen, dass Sie sich nicht schuldig zu fühlen brauchen, weil Sie sich schuldig fühlen.

Weil man Ihnen als Kind beigebracht hat, sich schuldig zu fühlen, fühlen Sie sich schuldig - das ist ganz und gar nicht erstaunlich. Wenn nun jemand kommt und sagt, Sie sollten sich nicht schuldig fühlen, wird das Ihrer Situation nicht gerecht. Deshalb werde ich Sie nicht auffordern, sich nicht schuldig zu fühlen, sondern Ihnen zu vermitteln versuchen, dass Sie sich keine Sorgen machen sollten, wenn Sie sich schuldig fühlen. Und wenn Sie entgegnen: "Aber ich kann nicht anders, als mir darüber Sorgen zu machen", werde ich antworten: "Okay, dann machen Sie sich eben Sorgen."

Dieses Prinzip nennen die Japaner Judo, und das bedeutet: "Der sanfte Weg". Wen Sie dem Fluss der Dinge folgen, können Sie die Energie so lenken, dass sie Ihnen selbst zugute kommt.

Das Interessanteste, was Sie im Leben tun können, ist gleichzeitig auch das Natürlichste, was Sie tun können: die Spielregeln in Frage stellen. Wenn wir sagen: "Lasst uns alle ehrlich miteinander sein", stellt sich doch die Frage, was mit Ehrlichsein gemeint ist. Wissen Sie, was "die Wahrheit" ist?

Wenn Sie solche Dinge hinterfragen, weiß merkwürdigerweise plötzlich niemand mehr, was er oder sie tun "soll", und das ist die peinlichste Situation, in die Menschen kommen können. Wenn wir alle nicht wissen, was wir "eigentlich" tun "sollten", ist unsere Sicht der Realität in Frage gestellt.
S.92/93
 
Die Praxis der Meditation 
 
"Was wir mangels einer besseren Bezeichnung Meditation oder Kontemplation nennen, sollte eigentlich Spass machen. Ich mag ehrlich sein, aber ich bin nie ernst, und ich glaube auch nicht, dass das Universum besonders ernst ist. Probleme entstehen in der Welt hauptsächlich deshalb, weil viele sich sehr ernst nehmen, statt spielerisch mit den Dingen umzugehen."
S.97

...Beim Üben und Erlernen von Dingen ist die Zeit normalerweise ein wichtiger Faktor. Wir versuchen, unser Ziel so schnell wie möglich zu erreichen, und suchen deshalb nach der effektivsten Lernmethode. Im Fall der Meditation ist das Bemühen um Schnelligkeit und Effektivität sinnlos, weil man beim Meditieren stets auf die Gegenwart fokussiert ist. Zwar kann die Meditationsübung einen Wachstumsprozess initiieren, doch ähnelt dieses Wachstum demjenigen einer Pflanze. 
S.99

Eine MeditationsÜbung #Übung
Ich möchte Sie nun bitten, sich aufrecht hinzusetzen, entweder auf einen bequemen Stuhl oder auf ein Kissen, das auf dem Boden liegt.  Die aufrechte Haltung beim Sitzen garantiert, dass sich Ihre Atmung ungehindert in Ihrem Rumpf entfalten kann. Außerdem ist es nicht allzu angenehm, längere Zeit ohne Rückenlehne aufrecht auf dem Boden zu sitzen, und dies verhindert auch, dass Sie einschlafen, denn in einem friedvollen, ruhigen Geisteszustand schläft man sehr leicht ein. 
Werden Sie sich nun in dieser Haltung einfach Ihres Atems bewusst; versuchen Sie aber nicht, irgendetwas an der Atmung zu verändern. Lassen Sie das Atmen geschehen, und beobachten Sie es.
Lassen Sie gleichzeitig Ihre Ohren hören, was sie hören wollen. Mit anderen Worten: Lassen Sie sie ebenso hören, wie Sie ihre Lunge atmen lassen. 
Sie können ausatmen, indem Sie den Atem nach außen "fallen" lassen, aber ohne dies zu forcieren. Und nachdem die gesamte Luft aus der Lunge geströmt ist, lassen Sie den Atem mit der Art von Gefühl los, das Sie haben, wenn Sie sich in ein behagliches Bett fallen lassen ~ lassen Sie ihn los, lassen Sie ihn fallen. Nach einer Weile strömt die Luft dann von selbst in die Lunge zurück. Ziehen Sie sie nicht ein, sondern lassen Sie sie wieder in sich einströmen. Sie strömt dann so lange ein, bis Sie genug haben. Anschließend lassen Sie sie wieder ausströmen.
Bei dieser Übung empfiehlt es sich, durch die Nase ein und durch den Mund auszuatmen. Sie spüren dann beim Ausatmen auf den Lippen einen leichten Luftstrom, an dem Sie merken, dass Sie atmen. Erzwingen Sie nichts, sondern lassen Sie die Empfindung zu, dass Sie sich mit Hilfe Ihres Gewichts und der Schwerkraft einmal in diese und einmal in jene Richtung bewegen. 
S.103/104

Zur Realität in Kontakt treten 

Am Anfang des YOGA SUTRA beschreibt Patanjali den YOGA ~ was "Vereinigung" bedeutet ~ als spontanes Aussetzen der Bewegung des Denkens. Denke ist gleichbedeutend mit Selbstgespräch oder Sich-etwas-Vorstellen, und die meisten von uns tun dies unablässig. Doch wenn ich ständig rede, höre ich nicht, was andere Menschen zu sagen haben. Und wenn ich ständig Selbstgespräche führe, kann ich über nicht anderes nachdenken als über meine eigenen Gedanken. Es gibt keine Lücke zwischen den Gedanken, in der ich zur Realität in Kontakt treten kann ~ also zu der Welt, die meine Gedanken repräsentieren, so wie Wörter Ereignisse repräsentieren oder Geld Reichtum repräsentiert. Wenn in meinem Kopf nie Stille eintritt, lebe ich in einer völlig abstrakten, von der Realität abgetrennten Welt.
Und nun werden Sie vielleicht fragen: "Was ist denn Realität?" Darüber sind zahlreiche Theorien entwickelt worden. Wir sollten jedoch nie vergessen, dass sie alle nur Theorien
sind. Diejenigen, die der Meinung sind, die Realität werde von der Materie bestimmt, projizieren eine bestimmte philosophische Theorie über die Realität auf der Welt, und diejenigen, die sagen, sie sei geistig oder spirituell, tun dies ebenfalls.
Die Realität selbst ist weder geistig noch spirituell und entspricht auch keinem der anderen Konzepte, die wir über sie entwickeln können. Die Realität ist ganz einfach der gegenwärtige Augenblick."
S.114/115
 
Und so fangen Sie an zu meditieren... 
 
Nachdem Ihnen klar geworden ist, dass Sie die Möglichkeiten Ihres Verstandes ausgeschöpft haben (JETZT, Yoga, Patanjali), können Sie mit der Meditation beginnen. Oder Meditation geschieht, und dieses Geschehen ist einfach das Beobachten dessen, was ist, all der Informationen, die Ihre äußeren und inneren Sinne Ihnen übermitteln, und selbst der Gedanken, die ständig dahinplätschern. 
Versuchen Sie nicht, die Gedanken zum Stillstand zu bringen, sondern lassen Sie ihnen einfach ihren Lauf, als wären sie Vögel, die draußen zwitschern; sie ermüden irgendwann von selbst und verstummen dann. 
Fragen Sie sich aber nicht besorgt, ob dies nun auch wirklich geschieht oder nicht. Beobachten Sie einfach, was immer Sie fühlen, denken oder erleben - das ist alles. Beobachten Sie, und geben Sie dem, was Sie beobachten, keinen Namen. Das ist alles, was es mit der Meditation auf sich hat. 
In der Meditation befinden Sie sich in einer ewigen Gegenwart und erwarten keinerlei Resultate. Sie meditieren nicht, um in irgendeiner Hinsicht besser zu werden, denn Ihnen ist klar, dass dies ohnehin nicht möglich ist. Ihr Ich kann Sie unmöglich verbessern, weil es selbst mit Mängeln behaftet ist, und es kann sich auch nicht selbst loslassen. Nachdem Ihnen klar geworden ist, dass das Ich das Bewusstsein nicht transformieren und nicht zu einer Empfindung der Einheit von Individuum und Kosmos gelangen kann, löst es sich einfach auf. 
S.117
 
Den Geist beruhigen #Übung
 
Sitzen Sie ruhig, und seien Sie bei Ihrem Atem, Ihrem Geist und allen Ihren Gefühlen.
Es spielt keine Rolle, ob Sie mit gekreuzten Beinen sitzen oder mit untergeschlagenen Beinen knien. Sie können Ihre Beine einfach wie zum Schneidersitz kreuzen, und wenn Sie besonders gelenkig sind, sitzen Sie vielleicht im halben oder vollen Lotussitz.  Sie können auch knien und dabei Ihr Gesäß auf einem Kissen ruhen lassen, so dass Ihre Beine zu beiden Seiten des Kissens liegen, oder Sie sitzen auf einem Stuhl. Entscheidend ist, dass Sie sich wohlfühlen und mühelos über längere Zeit in gewählter Position bleiben können. 
Das Stillsitzen spielt bei der Meditation zwar eine wichtige Rolle, aber deshalb brauchen Sie sich nicht betont steif zu halten. Körperliche Ruhe hilft, Geistesruhe zu finden, doch wenn Sie das unbezwingbare Bedürfnis verspüren, sich zu bewegen, sollten Sie ihm nachgeben, denn nur so werden Sie in einem ruhigeren Zustand heimisch. 
Rücken und Hals sollten aufgerichtet sein, Ihre Arme entspannt. Sie linke Handfläche sollte in der rechten ruhen, und die Daumen berühren sich, als umschlössen Sie ein Ei, das von Ihren Händen gehalten wird. Ihre Hände liegen am Unterleib, und Ihre Daumen befinden sich etwas unterhalb des Nabels.
Falls Sie mit gekreuzten Beinen sitzen, können Sie Ihren Rumpf eine Weile vor- und zurückschwingen lassen, damit Sie Ihr natürliches Zentrum finden. Falls Sie auf einem Stuhl sitzen, sollten Ihre Füße fest auf dem Boden stehen, weil das erdend wirkt. 
Der Mund sollte geschlossen und die Augen sollten leicht nach unten gerichtet sein.
Nachdem Sie eine Position gefunden haben, in der Sie stabil sitzen können, lassen Sie Ihr Gewahrsein in Ihren Atem heinsinken und versuchen, den Grund Ihres Atems zu finden. Sie bemühen sich nicht darum, eine bestimmte Art von Atmung zu kultivieren, sondern richten Ihre Aufmerksamkeit einfach auf das Atmen. Lassen Sie den Atem kommen und gehen, wie er mag. 
 
Mehr brauchen Sie nicht zu tun. Ihr Körper wird dann ruhig werden, und auch Ihr Geist wird sich irgendwann ganz von selbst beruhigen.
Dies ist die Essenz der Meditation. 

Wenn Sie wollen und sich dabei wohlfühlen, können Sie irgendwann anfangen zu summen. Sobald Ihre Stimme einen Klang hervorbringt, können Sie damit spielen. 
Aus dem Spiel des Klangs wird sich irgendwann ein Muster entwickeln, ein spontan entstandenes Mantra. Wenn Sie ihm folgen, erleben Sie das Ritual in seiner reinsten Form.
Letzte Seiten 121-123

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