Wann war der Blick besonders schön?
Die Aurora zu sehen ist wunderschön. Manchmal flackern grüne Wellen von einem Horizont zum anderen. Das waren Momente, in denen wir über Bordsprechanlage gerufen haben, dass alle in die Kuppel kommen müssen, weil es so unglaublich ist. Wüsten sind auch wahnsinnig schön, so bunt und vielfältig. Die Anden waren toll, Neuseeland. Europa bei Nacht, unglaublich, ein Lichtermeer. Wenn man im Sommer nachts um zehn oder elf über Italien fliegt, sieht man entlang der ganzen Küste Feuerwerke für die Touristen. Es hat eine Weile gedauert, bis ich verstanden habe, dass diese kleinen grünen, roten, blauen Lichter Feuerwerke sind.
Aber Sie fanden nicht immer schön, was Sie gesehen haben. Berühmt wurde Ihr, wie Sie sagen, „traurigstes Bild“, das vom Gaza-Streifen, auf dem man etwas sieht, das Raketenangriffe sein könnten.
http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/astronaut-alexander-gerst-im-interview-13511660-p4.html
Wenn man von oben sieht, wie sich die Menschheit
bekämpft, ist das traurig. Auch wenn man sich die Atmosphäre genauer
anschaut. Die ist hauchdünn, es sieht aus, als könnte man sie wegpusten.
Und wir blasen da Dreck und Abgase rein. Das ist grotesk, wenn man das
von außen sieht. Die Zerbrechlichkeit der Welt wird einem schmerzlich
bewusst. Die Erde ist, soweit wir wissen, der einzige Ort, an dem wir
leben können, und wir behandeln ihn, als ob es kein Morgen gäbe. Das ist
so, wie wenn man in einem Boot mitten auf dem Ozean sitzt, nur ein paar
Ressourcen dabei hat, und anfängt, Dinge über Bord zu werfen und Löcher
ins Boot zu machen.
Was
wird die Rettung sein? Die Einsicht des Menschen, dass es so nicht
weitergehen kann, oder die Raumfahrt, die uns neue Lebenswelten
erschließt?Die Errungenschaften der Raumfahrt sind groß, aber das sollten wir nicht als Ausrede dafür nehmen, dass wir uns nicht um unsere Erde kümmern. Im Gegenteil: Die Perspektive der Raumfahrt kann helfen, dass wir uns besser um unsere Erde kümmern. Wenn wir uns der Situation bewusst sind, werden politische Entscheidungen anders getroffen. Ich denke, wenn man alle Teilnehmer eines Klimagipfels mal in die Raumstation fliegen lassen würde, und die von oben sehen könnten, wie viel Amazonas-Regenwald schon weg ist, würden die sich anders zusammenraufen.
http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/astronaut-alexander-gerst-im-interview-13511660-p5.html
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