5. Kapitel ~ Praktische Hilfe in Yoga
..."Zuerst ist man genötigt, den fortlaufenden Gedankenstrom zu bekämpfen sowie den Impuls, sich mit äußeren Dingen zu beschäftigen. Diese Schwierigkeiten vermindern sich durch fortwährende Übungen und verschwinden schließlich ganz; und sobald erst einmal die volle Kraft der Aufmerksamkeit auf das abstrakte Selbst verwendet werden kann, wird es auch zur Erleuchtung kommen, und zwar ohne den geringsten Kraftaufwand."
S.157
..."Verharre nun ganz ruhig in dieser Stille und laß geschehen, was da will. Lerne es, diesem heiligen Schweigen den Boden vorzubereiten. Bleib still! Du bist nicht und du hast nichts; du wartest nur, aber du wartest nicht auf etwas Bestimmtes. Werde froh in diesem Warten. Von jetzt an wird dir auf Grund eigenen, bewussten Bemühens kein Fortschritt mehr gelingen; eines Tages jedoch wird etwas geschehen, dass wie eine herrliche Wolke sein wird, die sich nach und nach am Himmel bildet.
Hast du diesen Punkt in deiner Meditation erreicht, an dem es dir scheinen will, als seiest du bis auf den felsigen Grund vorgedrungen, da alle deine Gedanken sich verflüchtigen, vermagst du deinen Geist ganz still zu halten: dann heißt es, auf den Eintritt jenes erhabenen Zustandes zu warten, der ganz aus eigenem Antrieb kommen wird.
Zum Schluss siehst du ein, dass das ganze Universum nur ein Bild ist, auf eine weiße Leinwand projiziert. Die Bilder, die du erblickst, sind die Gedanken anderer, des Weltalls und deine eigenen. Diese Bilder sind niemals in Ruhe; sie kommen und gehen, sie wechseln wie Bilder im Kino, aber die Leinwand bleibt da, unverändert. Dein Bewusstsein also ist völlig unveränderlich, während deine Eindrücke stetig wechseln. Und solange du dich mit diesen Bilden identifizierst, wirst du nie erkennen, dass du selbst die Weinwand bist. Erst also, wenn es dir gelingt, den Zustand geistiger Stille herbeizuführen, bringst du den Strom der Gedanken zum Versiegen und gibst dir Gelegenheit, der Leinwand gewahr zu werden. Dies ist der Grund, weshalb wir Konzentration üben müssen. Du wirst dann auch erkennen, dass deine Gedanken nichts als Träume waren. Du wirst aufwachen und das Leben selbst entdecken."
S158/59
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