Jiddu Krishnamurti

Jiddu Krishnamurti
Wir werden sehen wie wichtig es ist die radikale Revolution in den Köpfen der Menschen zu verursachen. Die Krise ist eine Krise des Bewusstseins. Ein Krise, die nicht mehr die alten Normen akzeptieren kann, die alten Muster, die uralten Traditionen. Wenn man in Betracht zieht, was die Welt jetzt ist, mit all dem Elend, den Konflikten, der zerstörerischen Brutalität, Aggressionen usw. Der Mensch ist immer noch wie er war. Er ist immer noch brutal, zerstörerisch, aggressiv, habgierig, wetteifernd. Er hat eine Gesellschaft darauf aufgebaut.

Dienstag, 25. Oktober 2016

Charles Eisenstein Chapter 33: Wahrheit !!! MASTER ANALYSE

...Es kann nur auf diese Weise nicht gefunden werden, so wie man die Unendlichkeit nicht durch Zählen erreicht, oder wie Utopia nicht durch die Perfektionierung irgendeiner weiteren Technologie erschaffen werden kann, oder man nicht in den Himmel kommt, indem man einen himmelhohen Turm baut. Und genauso liegt auch die Wahrheit außerhalb des Fortschreitens von einer Geschichte zur nächsten. Das bedeutet nicht, dass sie weit weg ist; sie ist ganz nah, näher als nah. Der Himmel beginnt, wo der Boden endet; wir müssen mit anderen Augen schauen um zu erkennen, dass wir schon dort sind. Utopia ist nur eine kollektive Wahrnehmungsveränderung weit entfernt. Die Fülle ist überall rund um uns. Gerade unser verbissenes Bauen am Turm ist es, das uns dafür blind macht; es ist unser immer in den Himmel gerichteter Blick, unser ewiges Streben dieser Erde, diesem Gefühl, diesem Moment zu entkommen.

...Wo finden wir dann aber die Wahrheit? Wir finden sie im Körper, in den Wäldern, im Wasser, im Boden. Wir finden sie in der Musik, im Tanz und manchmal in der Poesie. Wir finden sie im Gesicht eines Kleinkindes und im Gesicht hinter der Maske eines Erwachsenen. Wir finden sie in den Augen der anderen, wenn wir hinschauen. Wir finden sie in einer Umarmung, die, wenn wir in sie hineinspüren, von Wesen zu Wesen ein unglaublich intimer Akt ist. Wir finden sie im Gelächter und in Schluchzern, wir finden sie in der Stimme hinter dem gesprochenen Wort. Wir finden sie in Märchen und Mythen und unseren eigenen Erzählungen, selbst wenn sie erfunden sind. Eine Geschichte auszuschmücken kann sie zu einem Medium der Wahrheit machen. Wir finden die Wahrheit in der Stille und Ruhe. Wir finden sie im Schmerz und im Verlust. Wir finden sie in der Geburt und im Tod.

...Die Stille, die Ruhe, der Boden, das Wasser, der Körper, die Augen, die Stimme, das Lied, Geburt, Tod, Schmerz, Verlust. Beobachten Sie, was all diesen Erfahrungen, durch die wir die Wahrheit finden können, gemeinsam ist: In allen von ihnen findet in Wirklichkeit die Wahrheit uns. Sie kommt als Geschenk. Darin haben sowohl die wissenschaftliche Methodik als auch die religiösen Lehren recht, wenn sie davon ausgehen, dass es eine absolute Wahrheit jenseits dessen, was Menschen schaffen können, gibt: Beide führen sie zur Demut. Genau diese Haltung von Demut ist es, mit der wir die Wahrheit finden, in der wir unsere Geschichten verankern können.

...Die Wahrheit liegt jenseits unserer Entwürfe. Weil sie als ein Geschenk kommt, muss uns etwas passieren, das uns initiiert, damit wir in unsere volle Kraft als Agenten des Wandels kommen. Unsere Leistungen als Heiler und Agenten des Wandels entwickeln sich, wenn wir auf einer persönlichen Ebene Verlust, Zusammenbruch und Schmerz erleben. Wenn sich das eigene persönliche Unterkapitel der Geschichte von der Separation auflöst, kann man diese Geschichte zum ersten Mal als das sehen, was sie ist.

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Im Übrigen ist eine der Funktionsweisen spiritueller Praxis, dass sie zur Enthüllung der alten Ansichten und des alten Selbstbildes führt – der Geschichte vom Selbst und von der Welt. Diese Enthüllung ist eine Art Zusammenbruch, ein Verlust, sogar eine Art von Tod. Ob nun der Auslöser für die Reise in den Raum zwischen den Geschichten eine Praktik, eine Scheidung, eine Krankheit oder eine Nahtoderfahrung ist, wir sind alle auf der gleichen Reise.

So wie unsere Zivilisation als Ganzes gerade an einem Übergang zwischen den Geschichten steht, gilt das auch für viele von uns für sich. Wenn wir auf die verschiedenen Geschichten schauen, die wir uns selbst über das Leben erzählen, werden bestimmte Muster sichtbar, und man kann in diesen Mustern zwei (möglicherweise auch mehr) vorherrschende Themen unterscheiden. Eines könnte “die alte Geschichte” vom eigenen Leben sein, und das andere die “neue Geschichte”. Die erste ist oft von verschiedenen Verletzungen begleitet, in die man hineingeboren wird, oder mit denen man als Mitglied dieser Kultur aufgewachsen ist. Die zweite Geschichte repräsentiert das, wohin man geht, und sie geht einher mit der Heilung dieser Verletzungen.

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“Was ist wahr?”
Bill Kauth
Zuerst sucht sich jede eine Situation oder Entscheidung aus, vor der sie gerade steht, einen Zweifel, eine Unsicherheit – etwas, von dem man “nicht weiß, wie man darüber denken soll” oder “nicht weiß, wie man sich entscheiden soll.” Auf einem Blatt Papier beschreibt man nun die nüchternen Tatsachen der Situation, und dann schreibt man zwei verschiedene Interpretationen davon auf, genannt “Geschichte Nr.1” und “Geschichte Nr.2”. Diese Geschichten beschreiben, was die Situation bedeutet, beleuchten die “Was-wäre-Wenns” rundherum, und zeigen auf, was sie über die beteiligten Menschen aussagt.
Hier ein Beispiel von mir selbst. Als ich die erste Fassung von “Die Renaissance der Menschheit” fertig geschrieben hatte, begann ich mich nach einem Verleger umzusehen. Verliebt in die Schönheit und Tiefe dieses Buches, an dem ich so viele Jahre lang geschrieben hatte, schickte ich das Manuskript mit hohen Erwartungen an verschiedene Verlagshäuser und Agenten. Sie erraten sicher, was passiert ist. Nicht ein einziger Verlag zeigte auch nur das geringste Interesse. Kein Agent wollte es annehmen. Wie könnte sich irgendjemand nicht von (wie ich es sah) der Tiefe der Aussagen des Buches und der Schönheit seiner Exzerpte verführen lassen? Nun, ich hatte zwei Erklärungen, von denen mir einmal die eine, dann wieder die andere plausibler erschien.

Eine andere Möglichkeit den Prozess zu gestalten, ist einfach die anfängliche Frage zu wiederholen: “Was ist wahr?” wieder und wieder.
Das ist ein subtiler, unvorhersehbarer und höchst intuitiver Prozess. Die Idee ist es, einen Raum zu eröffnen, in dem die Wahrheit erscheinen kann. Das kann gleich zu Beginn sein, oder es kann mehrere Minuten dauern. An einem Punkt werden die Sprecherin und der Zuhörer spüren, dass die Wahrheit, die herauskommen wollte, herausgekommen ist, und dann kann der Fragesteller sagen: “Bist du jetzt ganz fertig?” Die Sprecherin wird wahrscheinlich ja sagen, oder vielleicht sagt sie: “Es gibt da eigentlich noch etwas…”

Um eine bessere Vorstellung davon zu geben, was bei diesem Prozess herauskommen kann, hier einige Beispiele für Wahrheiten, die ich auftauchen gesehen habe:
  • “Wem mache ich noch etwas vor? Ich habe meine Entscheidung schon getroffen! All diese Rationalisierungen sind nur meine Art, um mir selbst die Erlaubnis zu geben.”
  • “Weißt du, die Wahrheit ist, dass es mir einfach egal ist. Ich habe mir selbst gesagt, es sollte mir etwas bedeuten, aber ehrlich gesagt: Das tut es nicht.”
  • “Die Wahrheit ist, ich habe einfach Angst, was die Leute denken werden.”
  • “Die Wahrheit ist, dass ich die Angst meine Ersparnisse zu verlieren als eine Schutzbehauptung verwende für das, wovor ich mich eigentlich gefürchtet habe: dass ich mein Leben verschwende.”

Wenn die Sprecherin weiter um die Wahrheit herumtanzt, kann der Fragesteller, wenn er es erkennt, ein Angebot machen in Richtung: “Ist es wahr, dass…”
Die Haupt-“Technik” bei diesem Prozess ist, was manche Menschen “einen Raum offen halten” nennen. Die Wahrheit kommt als ein Geschenk, sie tritt zwischen den Rissen in unseren Geschichten hervor. Sie ist nicht etwas, das wir uns ausdenken können; sie kommt eher trotz unserer Versuche uns etwas auszudenken. Sie ist eine Offenbarung. Einen Raum für sie offen zu halten kann eine Menge Geduld erfordern, selbst Stärke, wenn die Geschichten und die sie begleitenden Emotionen versuchen, uns in sie hineinzuziehen.
Wenn die Wahrheit einmal herausgekommen ist, gibt es nichts weiter zu tun. Der Prozess ist beendet, und nach einem Augenblick der Stille tauschen Sprecherin und Fragesteller die Rollen

Die “Was ist wahr”- Methode bringt etwas Neues ins Feld der Wahrnehmung und daher in unser Selbst. Hinter “Was ist wahr?” lauert eigentlich noch eine andere Frage. Diese andere Frage ist: “Wer bin ich?”
 
Die Reise hinaus aus der alten Normalität in eine neue war für viele von uns eine einsame Reise. Innere und äußere Stimmen sagten uns, dass wir verrückt wären, verantwortungslos, unvernünftig, naiv. Wir waren wie Schwimmer, die sich durch bewegte See kämpfen und nur gelegentlich einen verzweifelten Atemzug erringen, gerade genug, um weiter zu schwimmen. Die Luft ist die Wahrheit. Jetzt sind wir nicht mehr allein. Wir haben einander um einander zu stützen. Ich entkam den Selbstzweifeln rund um mein Buch gewiss nicht vermöge einer heroischen persönlichen Anstrengung, meines Mutes, oder meiner Standhaftigkeit. Ich lebe, so weit ich es tue, in einer neuen Geschichte dank der entscheidenden Hilfe in Schlüsselmomenten. Meine Freunde und Verbündeten halten mich dort, wenn ich schwach bin, so wie ich sie halte, wenn ich stark bin.
 
...So einen Brutkasten zu finden kann Zeit brauchen. Wenn man erst frisch eine konventionelle Weltsicht verlassen hat, kann man sich sehr allein dabei fühlen sie abzulehnen. Neue Ansichten tauchen in einem auf, die man als alte Freunde wiedererkennt, Instanzen aus der Kindheit, aber wenn diese Ansichten nicht auch von jemand anderem geäußert werden, können sie sich nicht festigen. Deshalb ist es wiederum so wichtig, dass es die Prediger vor dem Kirchenchor gibt, damit man das laute Singen des Chors hören kann. Manchmal entdeckt man ein vollkommen neues Stück der Geschichte vom Interbeing, das bisher noch keiner ausgesprochen hat, für das es bis jetzt weder einen Prediger noch einen Chor gibt. Aber selbst dann finden sich Seelenverwandte, die darauf warten; wir sind immer mehr, jetzt, wo die neue Geschichte dabei ist, eine kritische Masse zu erreichen.

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So wie unsere. Ich sagte eben, dass die neue Geschichte dabei ist, eine kritische Masse zu erreichen. Aber hat sie sie erreicht? Wird sie sie erreichen? Vielleicht noch nicht ganz. Vielleicht ist sie gerade an einem Umschlagpunkt, in einem Zustand des Gleichgewichts. Vielleicht braucht es nur noch einen einzigen Menschen, der einen Schritt mehr ins Interbeing tut, damit die Waage kippt. Vielleicht sind Sie dieser Mensch.
 

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