Interpretation:
Krishnamurti-Zitat-Interpretation Nr. 3 von 3Der weltliche Mensch beruft sich bei seinen Entscheidungen und Handlungen meist auf sein Pflichtgefühl und Verantwortungsbewusstsein. Damit verlegt er die Beweggründe seines Verhaltens von innen nach außen. Er unterwirft sich einer äußeren Ordnung, die per Gesetz oder Moralvorschrift eine bestimmte Handlungsweise vorschreibt.
Wer als Liebe tätig ist, kann für sein Tun keine Begründung angeben, außer der Berufung auf die Liebe selbst. Als Jesus am Sabbat einen Mann heilte, fragte er die ihn argwöhnisch beobachtenden Pharisäer: «Was darf man nach dem Gesetz am Sabbat tun? Gutes oder Böses? Darf man einem Menschen das Leben retten oder muß man ihn umkommen lassen?» (Markus 3,4) - Unmittelbar darauf fassten die Pharisäer den Beschluss: Jesus muss sterben!
Jesus war keineswegs ein Mensch, der die Gesetze willkürlich missachtete. Hier gab es für ihn aber einen Konflikt zwischen den religiösen Vorschriften und dem höchsten göttlichen Gebot der Liebe, das unvermittelt aus seinem Herzen sprach und ihm keine andere Wahl ließ, als eine formale Gesetzesübertretung zu begehen. Er verstieß gegen die Buchstaben des Gesetzes, auf das sich die Pharisäer beriefen, und verkörperte gerade dadurch dessen Geist. Wer bedingungslos im Geist der Liebe handelt, wird früher oder später mit den weltlichen Mächten in Konflikt geraten, die auf Pflicht und Verantwortung gegründet sind und für die die unadministrierbare Liebe ein Todfeind ist.
Anders als Jesus hat man Krishnamurti nicht ans Kreuz genagelt, doch haben ihn die Ordenshüter, die ihn mit Hosianna! aus seiner indischen Heimat gelockt hatten, später mit Schmährufen bedacht, nachdem er damit begonnen hatte, dieses Wort zu leben: «Wo Liebe ist, da ist keine Pflicht und keine Verantwortung.»
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