So habe ich gehört:
Einst weilte der Erhabene in Kammassadharma, einer Marktstadt des Kuruvolkes. Der Buddha sprach zu den Bhikkhus: "O Bhikkhus."
Und die Bhikkhus antworteten: "Ehrwürdiger Herr."
Der Buddha fuhr fort: "Bhikkhus, es gibt einen wunderbaren Weg, der den
Lebewesen hilft, Läuterung zu verwirklichen, Kummer und Trauer direkt zu
überwinden, Schmerz und Angst zu beenden, den rechten Pfad zu
beschreiten und Nirvana zu verwirklichen. Dieser Weg besteht aus den
Vier Verankerungen der Achtsamkeit.
Welches sind nun diese Vier Verankerungen?
- Bhikkhus, ein Übender bleibt bei der Betrachtung des Körpers im Körper verankert, beharrlich, mit klarer Einsicht, achtsam, und er hat alle Begierden und allen Abscheu gegen dieses Dasein losgelassen.
- Er bleibt bei der Betrachtung der Gefühle in den Gefühlen verankert, beharrlich, mit klarer Einsicht, achtsam, und er hat alle Begierden und allen Abscheu gegen dieses Dasein losgelassen.
- Er bleibt bei der Betrachtung des Geistes im Geist verankert, beharrlich, mit klarer Einsicht, achtsam, und er hat alle Begierden und allen Abscheu gegen dieses Dasein losgelassen.
- Er bleibt bei der Betrachtung der Geistobjekte in den Geistobjekten verankert, beharrlich, mit klarer Einsicht, achtsam, und er hat alle Begierden und allen Abscheu gegen dieses Dasein losgelassen.
Weiterhin lenkt der Übende, wenn er vorwärts oder rückwärts geht, seine ganze Aufmerksamkeit auf sein Vorwärts- oder Rückwärtsgehen. Schaut er nach vorne oder nach hinten, beugt er sich nieder oder steht er auf, so lenkt er ebenfalls seine ganze Aufmerksamkeit auf das, was er gerade tut. Er lenkt seine ganze Aufmerksamkeit auf das Tragen des Sanghati-Gewandes oder das Halten der Almosenschale. Wenn er isst oder trinkt, kaut oder das Essen schmeckt, lenkt er seine ganze Aufmerksamkeit jeweils auf diese Verrichtungen. Hat er Stuhlgang oder uriniert er, so lenkt er seine ganze Aufmerksamkeit darauf. Wenn er geht, steht, liegt, sitzt, schläft oder aufwacht, spricht oder schweigt, lenkt er seine Aufmerksamkeit jeweils auf diese Verrichtungen.
Bhikkhus, stellt euch einen Sack vor, den man an beiden Enden öffnen kann und der verschiedene Getreide und Samen enthält: braunen Reis, wilden Reis, Mungobohnen, Kidneybohnen, Sesam und weißen Reis. Wenn jemand, der scharfe Augen hat, diesen Sack öffnet, wird er das, was er sieht, so beschreiben: 'Dies ist brauner Reis, dies ist wilder Reis, dies sind Mungobohnen, dies sind Kidneybohnen, dies ist Sesam, und dies ist weißer Reis.' Ebenso betrachtet und beschreibt der Übende seinen ganzen von Haut umschlossenen Körper vom Scheitel bis zur Sohle: 'Hier sind die Kopfhaare, die Körperhaare, die Nägel, die Zähne, die Haut, das Fleisch, die Muskeln und Sehnen, die Knochen, das Knochenmark, die Nieren, das Herz, die Leber, das Zwerchfell, die Milz, die Lungen, der Darm, die Blase, der Kot, die Galle, der Schleim, die Ausscheidungen, der Eiter, das Blut, der Schweiß, das Fett, die Tränen, der Speichel, die Gelenkflüssigkeit, der Urin.'
Auf diese Weise bleibt der Übende bei der Betrachtung des Körpers im Körper verankert. Er betrachtet seinen Körper von innen oder von außen oder gleichzeitig von innen und außen. Er beobachtet den Prozess des Entstehens im Körper oder den Prozess des Vergehens im Körper oder gleichzeitig den Prozess des Entstehens und Vergehens. Oder er lenkt seine Aufmerksamkeit auf die Tatsache 'Dies hier ist ein Körper', bis Einsicht und volle Bewusstheit entstehen. Er bleibt in der Beobachtung verankert, frei und ohne sich von weltlichen Betrachtungen ablenken zu lassen. So wird die Betrachtung des Körpers im Körper geübt, ihr Bhikkhus.
Weiterhin vergleicht der Übende seinen Körper mit einem Leichnam. Er stellt sich vor, wie dieser Leichnam auf ein Leichenfeld geworfen wird und wie er dort einen, zwei oder drei Tage liegt aufgebläht, bläulich verfärbt und stinkend, und er sagt sich: 'Mein Körper hier hat dieselbe Natur. Er wird ebenso enden, und es gibt keine Möglichkeit, dem zu entgehen.'
Sodann vergleicht der Übende seinen Körper mit einem Leichnam, wobei er sich vorstellt, wie dieser Leichnam auf ein Leichenfeld geworfen wird, wie Krähen an ihm herumpicken, wie er von Habichten, Geiern und Schakalen angenagt und von Maden und Würmern befallen wird, und er sagt sich: 'Mein Körper hier hat dieselbe Natur. Er wird ebenso enden, und es gibt keine Möglichkeit, dem zu entgehen.'
Sodann vergleicht der Übende seinen Körper mit einem Leichnam, wobei er sich vorstellt, wie dieser Leichnam auf ein Leichenfeld geworfen wird, wie er nur noch ein Skelett ist, an dem noch etwas Fleisch und Blut kleben; die Knochen werden von den Bändern zusammengehalten, und er sagt sich: 'Mein Körper hier hat dieselbe Natur. Er wird ebenso enden, und es gibt keine Möglichkeit, dem zu entgehen.'
Sodann vergleicht der Übende seinen Körper mit einem Leichnam, wobei er sich vorstellt, wie dieser Leichnam auf ein Leichenfeld geworfen wird, wie er nur noch ein Skelett ist, an dem kein Fleisch mehr, aber immer noch ein wenig Blut klebt. Die Knochen werden von den Bändern zusammengehalten.
Sodann vergleicht der Übende seinen Körper mit einem Leichnam, wobei er sich vorstellt, wie dieser Leichnam auf ein Leichenfeld geworfen wird, wie er nur noch ein Skelett ist, an dem weder Fleisch noch Blut kleben, aber die Knochen werden immer noch von den Bändern zusammengehalten.
Sodann vergleicht der Übende seinen Körper mit einem Leichnam, wobei er sich vorstellt, wie dieser Leichnam auf ein Leichenfeld geworfen wird, wie er nur noch eine Ansammlung von Knochen ist, die überall verstreut liegen; hier ein Handknochen, dort ein Schienbeinknochen, ein Oberschenkelknochen, das Becken, die Wirbelsäule, der Schädel.
Sodann vergleicht der Übende seinen Körper mit einem Leichnam, wobei er sich vorstellt, wie dieser Leichnam auf ein Leichenfeld geworfen wird, wie alles, was geblieben ist, ein Haufen ausgeblichener Knochen ist, welche die Farbe von Muscheln angenommen haben.
Sodann vergleicht der Übende seinen Körper mit einem Leichnam, wobei er sich vorstellt, wie dieser Leichnam auf ein Leichenfeld geworfen wird, wie er nun bereits über ein Jahr dort liegt und alles, was geblieben ist, ein Haufen ausgedörrter Knochen ist.
Sodann vergleicht der Übende seinen Körper mit einem Leichnam, wobei er sich vorstellt, wie dieser Leichnam auf ein Leichenfeld geworfen wird, wie alles, was letztlich geblieben ist, der Staub der zerfallenen Knochen ist, und er sagt sich: 'Mein Körper hier hat dieselbe Natur. Er wird ebenso enden, und es gibt keine Möglichkeit, dem zu entgehen.'
Auf diese Weise bleibt der Übende bei der Betrachtung des Körpers im Körper verankert. Er betrachtet seinen Körper von innen oder von außen oder gleichzeitig von innen und außen. Er beobachtet den Prozess des Entstehens im Körper oder den Prozess des Vergehens im Körper oder gleichzeitig den Prozess des Entstehens und Vergehens. Oder er lenkt seine Aufmerksamkeit auf die Tatsache: 'Dies hier ist ein Körper', bis Einsicht und volle Bewusstheit entstehen. Er bleibt in der Beobachtung verankert, frei und ohne sich von weltlichen Betrachtungen ablenken zu lassen. So wird die Betrachtung des Körpers im Körper geübt, ihr Bhikkhus.
Bhikkhus, wie bleibt ein Übender bei der Betrachtung der Gefühle in den
Gefühlen verankert?
Jedesmal, wenn der Übende ein angenehmes Gefühl
verspürt, ist er sich bewusst: 'Ich verspüre ein angenehmes Gefühl.
'Jedesmal, wenn er ein unangenehmes Gefühl verspürt, ist er sich
bewusst: 'Ich verspüre ein unangenehmes Gefühl. 'Jedesmal, wenn er ein
Gefühl verspürt, das weder angenehm noch unangenehm ist, ist er sich
bewusst: 'Ich verspüre ein neutrales Gefühl.'
Auf diese Weise bleibt der Übende bei der Betrachtung der Gefühle in den
Gefühlen verankert. Er betrachtet seine Gefühle von innen oder von
außen oder gleichzeitig von innen und außen. Er beobachtet den Prozess
des Entstehens in den Gefühlen oder den Prozess des Vergehens in den
Gefühlen oder gleichzeitig den Prozess des Entstehens und Vergehens.
Oder er lenkt seine Aufmerksamkeit auf die Tatsache 'Dies hier ist ein
Gefühl', bis Einsicht und volle Bewusstheit entstehen. Er bleibt in der
Beobachtung verankert, frei und ohne sich von weltlichen Betrachtungen
ablenken zu lassen. So wird die Betrachtung der Gefühle in den Gefühlen
geübt, ihr Bhikkhus.
Bhikkhus, wie bleibt ein Übender bei der Betrachtung des Geistes im
Geist verankert? Wenn sein Geist etwas begehrt, ist sich der Übende
bewusst: 'Mein Geist begehrt etwas.' Wenn sein Geist nichts begehrt,
weiß der Übende: 'Mein Geist begehrt nichts.' Ist sein Geist
hasserfüllt, ist er sich bewusst: 'Mein Geist ist hasserfüllt.' Ist sein
Geist frei von Hass, ist er sich bewusst: 'Mein Geist ist frei von
Hass.' Wenn sich sein Geist in einem Zustand der Unwissenheit befindet,
ist er sich bewusst: 'Mein Geist befindet sich in einem Zustand der
Unwissenheit.' Wenn sein Geist sich nicht in einem Zustand der
Unwissenheit befindet, ist er sich bewusst: 'Mein Geist befindet sich
nicht in einem Zustand der Unwissenheit.' Ist sein Geist frei, ist er
sich bewusst: 'Mein Geist ist frei.' Ist sein Geist nicht frei, ist er
sich bewusst: 'Mein Geist ist nicht frei.'
Auf diese Weise bleibt der Übende bei der Betrachtung des Geistes im
Geist verankert. Er betrachtet seinen Geist von innen oder von außen
oder gleichzeitig von innen und außen. Er beobachtet den Prozess des
Entstehens in seinem Geist oder den Prozess des Vergehens in seinem
Geist oder gleichzeitig den Prozess des Entstehens und Vergehens. Oder
er lenkt seine Aufmerksamkeit auf die Tatsache 'Dies hier ist Geist',
bis Einsicht und volle Bewusstheit entstehen. Er bleibt in der
Beobachtung verankert, frei und ohne sich von weltlichen Betrachtungen
ablenken zu lassen. So wird die Betrachtung des Geistes im Geist geübt,
ihr Bhikkhus.
Bhikkhus, wie bleibt der Übende bei der Betrachtung der Geistobjekte in
den Geistobjekten verankert?
Zunächst einmal betrachtet er die
Geistobjekte in den Geistobjekten im Hinblick auf die Fünf Hindernisse.
- Wenn sinnliches Begehren in ihm ist, ist er sich bewusst: 'In mir ist sinnliches Begehren.' Wenn kein sinnliches Begehren in ihm ist, ist er sich bewusst: 'In mir ist kein sinnliches Begehren.'
- Wenn Wut in ihm ist, ist er sich bewusst: 'In mir ist Wut.' Wenn keine Wut in ihm ist, ist er sich bewusst: 'In mir ist keine Wut.'
- Wenn Trägheit und Schläfrigkeit in ihm sind, ist er sich bewusst: 'In mir sind Trägheit und Schläfrigkeit.' Wenn keine Trägheit und Schläfrigkeit in ihm sind, ist er sich bewusst: 'In mir sind keine Trägheit und Schläfrigkeit.'
- Wenn Unruhe in ihm ist, so ist er sich bewusst: 'In mir ist Unruhe.' Wenn keine Unruhe in ihm ist, so ist er sich bewusst: 'In mir ist keine Unruhe.'
- Wenn Zweifel in ihm sind, ist er sich bewusst: 'In mir sind Zweifel.' Wenn keine Zweifel in ihm sind, ist er sich bewusst: 'In mir sind keine Zweifel.'
Weiterhin betrachtet der Übende die Geistobjekte in den Geistobjekten im Hinblick auf die fünf Skandhas, die sechs Sinnesorgane und die sechs Sinnesobjekte. Er ist sich der Augen bewusst, und er ist sich der Form bewusst, und er ist sich der inneren Fesseln bewusst, die in Abhängigkeit von diesen beiden Gegebenheiten entstehen. Er ist sich der Geburt einer neuen inneren Fessel bewusst, und er ist sich des Loslassens von zuvor entstandenen inneren Fesseln bewusst, und er ist sich bewusst, wenn eine bereits losgelassene innere Fessel in Zukunft nicht mehr entstehen wird.
Der Übende ist sich der Ohren bewusst, und er ist sich des Klanges bewusst, und er ist sich der inneren Fesseln bewusst, die in Abhängigkeit von diesen beiden Gegebenheiten entstehen. Er ist sich der Nase bewusst, und er ist sich des Geruches bewusst, und er ist sich der inneren Fesseln bewusst, die in Abhängigkeit von diesen beiden Gegebenheiten entstehen. Er ist sich der Zunge bewusst, und er ist sich des Geschmackes bewusst, und er ist sich der inneren Fesseln bewusst, die in Abhängigkeit von diesen beiden Gegebenheiten entstehen. Er ist sich des Körpers bewusst, und er ist sich des berührten Objektes bewusst, und er ist sich der inneren Fesseln bewusst, die in Abhängigkeit von diesen beiden Gegebenheiten entstehen. Er ist sich des Geistes bewusst, und er ist sich der Objekte des Geistes bewusst, und er ist sich der inneren Fesseln bewusst, die in Abhängigkeit von diesen beiden Gegebenheiten entstehen.
Bhikkhus, wer die Vier Verankerungen der Achtsamkeit sieben Jahre praktiziert, kann als Frucht seiner Bemühung eines von beiden erwarten: das höchste Verstehen noch in diesem Leben zu verwirklichen oder, wenn noch ein Rest von Trübung bleibt, die Frucht der Nicht-Wiederkehr zu erlangen. Wer diese Vier Verankerungen der Achtsamkeit auch nur für eine Woche praktiziert, kann als Frucht seiner Bemühung eines von beiden erwarten: das höchste Verstehen noch in diesem Leben zu verwirklichen oder, wenn noch ein Rest von Trübung bleibt, die Frucht der Nicht-Wiederkehr zu erlangen. Deshalb habe ich gesagt, dass dieser Pfad der Vier Verankerungen der Achtsamkeit der wunderbarste Pfad ist, der den Lebewesen hilft, Läuterung zu erreichen, Kummer und Trauer zu überwinden, Ängste und Schmerzen zu zerstreuen, den rechten Pfad zu beschreiten und Nirvana zu erlangen."
Die Bhikkhus waren höchst erfreut, diese Belehrung des Buddha zu hören. Sie nahmen sie sich zu Herzen und setzten sie in die Praxis um.
Majjhima Nikaya 10
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