Hier habe ich zum ersten mal von der Operation Sommerregen (34:50min) gehört...
Der Auftrag war klar: Die Bundeswehr bohrt Brunnen und baut Mädchenschulen. So erklärte die damalige Regierung Schröder/Fischer den deutschen Beitrag zum Krieg gegen den Terror. Deutsche Soldaten marschieren durch Kabul, umjubelt von afghanischen Kindern - die Botschaft der Bilder von 2002 weckte einen trügerischen Eindruck: Während Amerikaner und Briten bomben, bauen die Deutschen auf.
Jetzt, mehr als zehn Jahre später, jubelt in Afghanistan niemand mehr, wenn die Deutschen kommen. "Wir kamen mit Schokolade und waren ganz baff, als die Afghanen sie irgendwann nicht mehr wollten. Stattdessen haben sie auf uns geschossen", erinnert sich ein deutscher Offizier im ZDF-Interview.
Vom Aufbaueinsatz zum Krieg
Doch der blutige Einsatz - im Auftrag von Parlament und Regierung - findet kaum noch das Interesse der Heimat. Mit der wachsenden Ablehnung der Bevölkerung sank das Interesse der Öffentlichkeit. Viele deutsche Soldaten, die aus Afghanistan zurückkehren, registrieren verbittert, welche Resonanz ihr Dienst in der Heimat findet.
GoPro-Aufnahmen aus dem Krieg
Nie
zuvor in der Geschichte fand ein Krieg vor so vielen Kameraobjektiven
statt. Mit der GoPro-Kamera am Helm und dem Smartphone in der Hand haben
deutsche Soldaten - genauso wie die Taliban - den tödlichen Alltag in
Afghanistan festgehalten. Viele dieser Aufnahmen, werden in der
zweiteiligen ZDF-Dokumentation "Unser Krieg" zum ersten Mal öffentlich
gezeigt. Zusammen mit den bewegenden und zum Teil schonungslosen
Aussagen der Soldaten entsteht ein eindringliches Gesamtbild der
"Mission Afghanistan". Dabei wird die Frage nach dem Sinn und den
Erfolgsaussichten des Einsatzes auch von den Beteiligten kontrovers
diskutiert.
Wendepunkt 2009
Die
zweite Folge von "Unser Krieg" zeigt die dramatische Wende, die der
deutsche Afghanistan-Einsatz seit dem Spätsommer 2009 erfahren hat. Die
Nacht auf den 4. September 2009 geht als entscheidender Wendepunkt des
Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr in die Geschichte ein. Auf Befehl
des deutschen Obersts Georg Klein bombardieren Kampfflugzeuge zwei auf
einer Sandbank bei Kunduz feststeckende Tanklaster und töten bis zu 140
Menschen. In Deutschland entbrennt eine monatelange Debatte, die am Ende
einen Minister, einen Staatssekretär und einen Generalinspekteur den
Job kosten wird. In Kunduz stößt die Aufregung im fernen Deutschland auf
Unverständnis. Der Luftschlag wird von den Bewohnern der Stadt als
längst fällige Reaktion der Bundeswehr auf die zunehmende Präsenz der
Taliban empfunden. "Die Afghanen haben uns zugewunken", erinnert sich
ein Bundeswehrsoldat, "wir haben das als gewonnenes Vertrauen
empfunden".In den Monaten danach eskaliert die Situation
im von der Bundeswehr kontrollierten Norden Afghanistans. Allein im Jahr
2010 verüben die Taliban mehr als 120 Angriffe auf deutsche Soldaten,
einige davon sind erbitterte und stundenlange Gefechte - mit Gefallenen
auch auf deutscher Seite. Schwere Waffen wie die Panzerhaubitze 2000 und
die massive Hilfe US-amerikanischer Spezialkräfte bringen nach mehr als
einem Jahr blutigen Ringens die Wende. Ende 2011 scheinen die Taliban
im Norden besiegt zu sein, die Zahl der Anschläge sinkt dramatisch.
Jetzt, vor dem Abzug großer Teile des deutschen Kontingents, stellt sich
die Frage, ob die erzielte Stabilisierung von Dauer ist - und welche
Lehren die Bundeswehr aus mehr als zehn Jahren Einsatz in Afghanistan
ziehen kann.
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