Jiddu Krishnamurti

Jiddu Krishnamurti
Wir werden sehen wie wichtig es ist die radikale Revolution in den Köpfen der Menschen zu verursachen. Die Krise ist eine Krise des Bewusstseins. Ein Krise, die nicht mehr die alten Normen akzeptieren kann, die alten Muster, die uralten Traditionen. Wenn man in Betracht zieht, was die Welt jetzt ist, mit all dem Elend, den Konflikten, der zerstörerischen Brutalität, Aggressionen usw. Der Mensch ist immer noch wie er war. Er ist immer noch brutal, zerstörerisch, aggressiv, habgierig, wetteifernd. Er hat eine Gesellschaft darauf aufgebaut.

Montag, 2. Januar 2023

Paul Brunton deutsch notebooks/27 || Der Welt~Geist

Welt-Geist 
https://www.paulbrunton.org/notebooks/27

Ist es so unwichtig, sich eine Vorstellung von Gott zu machen, die der Wahrheit so nahe wie möglich kommt und so wenig Fehler wie möglich enthält? Der Geist, der Mose inspirierte und unterwies, sah das nicht so. "Du sollst keine anderen Götter neben mir haben", sagte er. Das heißt, wir dürfen nicht etwas Falsches mit dem Namen Gottes bezeichnen oder eine falsche Vorstellung von ihm haben, als ob sie die richtige wäre. "Du sollst dir kein Götzenbild machen", lautete das nächste Gebot. Aber ein Götzenbild muss nicht unbedingt aus Stein oder Metall sein. Es kann auch aus einer Idee gemacht sein.

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Wenn jemand den Weltgeist als den Herrn des Universums bezeichnen will, hat er nicht unrecht; wenn aber jemand anderes behaupten will, dass der Weltgeist kein persönlicher Gott sein kann, hat er auch nicht unrecht. Ist es möglich, diese beiden Ansichten miteinander zu vereinbaren? Ja, denn in beiden Fällen handelt es sich nur um gedankliche Formulierungen, und es ist unmöglich, Gott positiv und genau in gedanklichen Begriffen zu beschreiben. Alle gedanklichen Vorstellungen von Gott müssen letztlich verworfen werden. Keine dogmatische Aussage kann die Wahrheit so festhalten, wie sie ist: Wir erhalten von der Aussage lediglich etwas, das den Intellekt befriedigt. Denn das Reale ist unaussprechlich, d.h. unbeschreiblich und unantastbar für das gewöhnliche endliche Fassungsvermögen des Menschen. Aber weil es irgendwo im Menschen etwas Göttliches gibt, kann die Intuition es offenbaren.


(1) Was ist Gott?
1.1 Unterschiedliche Ansichten über Gott
1.2 Ist Gott gut, ist er bewusst?
1.3 Gott jenseits des endlichen Wissens
1.4 Der aktive Gott, den wir verehren

(2) Die Natur des Weltgeistes
2.1 Attribute, Eigenschaften, Kräfte
2.2 Als Ursprung von allem

(3) Welt-Geist und "Schöpfung"
3.1 Wie
3.2 Warum
3.3 Unterscheidung von Welt-Geist und GEIST


(1) Was ist Gott?

1.1 Unterschiedliche Ansichten über Gott 

Wir müssen zwischen dem erfundenen Gott der Religion und dem eingebildeten Gott der Mystik auf der einen Seite und dem wirklichen Gott der philosophischen Wahrheit auf der anderen Seite unterscheiden. Der Schöpfergott der Religion ist eine irrigere Vorstellung als der immanente Gott der Mystik, aber beide sind der Wahrheit fremd. Beide haben es versäumt, den unbedingten, nichtdualen und unendlichen Gott zu ergründen.

Es gibt ein universelles Prinzip der ewigen Intelligenz hinter aller Existenz. Wenn die Torheiten des Aberglaubens und die Bigotterien der Religion es karikieren, geben die Wahrheiten der Philosophie und die Einsichten der Weisheit ein wahres Bild wieder.

Wir sind keine Atheisten. Wir sind der Meinung, dass es eine höhere Wirklichkeit als die grobstoffliche gibt. Wenn dieser Wirklichkeit der Name Gott gegeben wird, dann akzeptieren wir Gott; aber wir akzeptieren nicht und werden nicht die irrige und entwürdigende Vorstellung von Gott akzeptieren, die die meisten Menschen haben.

Diese höhere Vorstellung von Gott ist viel respektvoller und ehrfürchtiger als die alte, traditionelle Vorstellung.

Die meisten der gegenwärtigen Vorstellungen von Gott sind verschwommen, unsicher, unbestimmt und sogar absurd. Die Weisheit des Überselbst stellt einen Versuch dar, die Wahrheit über Gott, die die Philosophie herausgefunden hat, klar darzulegen.

Die Gottesvorstellung der traditionellen, etablierten Religionen ist bis auf einige Punkte nicht mit der philosophischen Vorstellung vom Weltgeist identisch. Es gibt bemerkenswerte Unterschiede.

Wenn Sie mit Gott etwas Höheres als die bloße materielle Existenz meinen, dann leugnen wir Gott nicht. Es sind die falschen Vorstellungen von Gott, die wir leugnen, die grotesken Karikaturen, die in Kirchen und Tempeln, in Predigten und Büchern erscheinen. Wir sehen diese höhere Wirklichkeit als etwas an, das nicht weit vom Wesen unseres eigenen Selbst entfernt ist. Wir haben entdeckt, dass das gewöhnliche Alltagsleben das Alphabet des Daseins nicht erschöpft, dass es etwas Erhabenes gibt, das darüber hinausgeht und doch mit uns verwandt ist. Wir ehren und verehren einen solchen Gott, wenn ihr ihn so nennen wollt, weil wir ihn für den wahren Gott halten.

Gott - ein Begriff, der für einige moderne Menschen eine bestimmte mathematische Formel und für einige Primitive eine bestimmte geistige Gestalt bedeutet - existiert trotzdem.

Die Behauptung sowohl der japanischen Buddhisten als auch der westlichen Materialisten, dass der Mensch die Idee von Gott erschaffen hat und später so sehr an seine Schöpfung geglaubt hat, dass er es für notwendig hielt, Gott anzubeten, hat eine gewisse Wahrheit. Aber das ist nicht die ganze Wahrheit, und für sich allein genommen kann sie irreführend sein. Sie muss richtig in die ganze Wahrheit eingefügt werden, deren erster und grundlegender Grundsatz ist, dass hinter der Idee Gottes etwas Wirkliches steht, auch wenn die Idee selbst ein Produkt der Phantasie sein mag.

10 Vermischt mit verschiedenen Theologien, gekleidet mit verschiedenen Ritualen, bleibt Gott identisch und verändert sich nicht.

♥ 11 Menschen mit minderer Intelligenz wünschen sich ganz natürlich einen Gott, der auf ihre Bedürfnisse eingeht, sich für ihr persönliches Leben interessiert und ihnen in Zeiten der Not beisteht. Das heißt, sie wollen einen menschlichen Gott. Menschen mit höherer Intelligenz kommen mit der Zeit dazu, Gott als eine unpersönliche Essenz zu betrachten, die überall gegenwärtig ist und folglich in ihnen selbst verkörpert ist und mit der sie auch innerlich kommunizieren können. Das heißt, sie erkennen nur einen mystischen Gott. Menschen von höchster Intelligenz erkennen, dass das "Ich" illusorisch ist, dass nur die Unkenntnis dieser Tatsache den Menschen veranlasst, sich als eine getrennte Verkörperung der göttlichen Essenz zu betrachten, und dass es in Wirklichkeit nur dieses nichtduale namenlose Wesen gibt. Wie unmöglich ist es, Menschen von geringerer Intelligenz dazu zu bringen, eine solche Existenz, die keine Gestalt, keine Individualität und nicht einmal ein Denken hat, zu verehren oder auch nur zu glauben! Daher wird diesen Menschen eine Gestalt nach ihrem eigenen Bild als Gott gegeben, eine Gottheit, die ein persönliches, menschliches Wesen mit fünf Sinnen ist.

12 Der Weltgeist, Herr und Schöpfer, Erschaffer und Herrscher aller Dinge, ist kein verherrlichtes, vergrößertes menschliches Wesen.

13 Wir dürfen nicht glauben, dass der Weltgeist das Universum absichtlich lenkt und sich bewusst um jedes Detail seiner Funktionsweise kümmert. Das hieße, ihn zu einem Big Man zu machen - und die Kräfte des Geistes zu minimieren.

14 Nach den einfacheren, unintellektuellen religiösen Ansichten bedarf das Universum eines Wesens, das es erschafft, dann aufrechterhält und schließlich auf einem bestimmten, geordneten Weg lenkt.

15 Das ist der Fehler, den diejenigen, die sich die uralten Fragen stellen, nur allzu oft begehen: Sie sehen, dass das Leben jedes Geschöpfes einen Anfang hat, also nehmen sie an, dass auch Gott einen Anfang gehabt haben muss. Aber die Lebenskraft, die in jedem Kind neu erscheint, kommt von Gott; sie hat immer existiert und unzählige äußere Formen angenommen. Gott, ihre Quelle, ist immer gewesen und hat nie begonnen. Jede andere Annahme macht Ihn wie die Geschöpfe - endlich - und ist eine falsche Annahme, die der eigentlichen Idee Gottes - dem Unendlichen - widerspricht.

16 Der Mensch wird vom Leben nicht so behandelt, dass er glauben könnte, es nehme auf seine persönlichen Gefühle Rücksicht. Es behandelt ihn ganz unpersönlich, als ob es selbst ganz unpersönlich wäre. So widerspricht der Test der Erfahrung dem Glauben an einen persönlichen Lenker des Universums.

17 Wenn man das Konzept von Gott als Schöpfer diskutiert, spricht man von einer Persönlichkeit. Aber eine solche muss einen Anfang und ein Ende haben. Wenn man jedoch über den Begriff des unpersönlichen Gottes spricht, sind diese Grenzen kein notwendiger Bestandteil des Begriffs mehr.

18 Wir überlagern in arroganter Weise unsere rein menschlichen Vorstellungen mit dem Universellen Geist und erwarten von ihm in unverschämter Weise, dass er anthropomorphe Eigenschaften zeigt, in dem Irrglauben, dass sie göttlich sind, nur weil sie in einem gigantischen Maßstab dargestellt werden.

19 Es ist unvermeidlich, dass wir glauben, die Unendliche Macht wirke so, wie wir Menschen wirken, aber es ist auch ein Trugschluss.

20 An Gott als Person zu denken, bedeutet, an ein endliches und unvollkommenes Wesen zu denken. Gott ist ein Prinzip des Seins.

21 Die Gottheit kann nicht wie ein endliches menschliches Wesen begrenzt sein, indem sie einen persönlichen Willen einsetzt, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, oder in einer Reihe von aufeinander folgenden Ideen denkt, die sich durch die Zeit bewegen. Ein weniger falsches Bild ist das einer elektronischen Rechenmaschine, die in einer einzigen Sekunde Millionen von verschiedenen Operationen ausführt.

22 Es ist für einen rationalen Verstand unmöglich zu glauben, dass die unendliche und ewige Gottheit einem momentanen Sinneswandel unterliegt oder gelegentlich von der Kontinuität der kosmischen Gesetze abweicht.

23 Die griechische Vorstellung, dass die Welt von einer Intelligenz gelenkt wird, ist sicherlich höher als der hebräische Glaube an einen launischen, eifersüchtigen und zornigen Despoten, der ein persönlicher Gott ist.

24 Gott ist Liebe und Gerechtigkeit, Weisheit und Wahrheit und Gesetz, Attribute, die von alters her von den Menschen verehrt wurden.

♥ 25 Der Gott, der die Welt auf magische Weise erschafft und persönlich verwaltet, als sei sie von ihm getrennt, ist die erste einfache Vorstellung der einfachen Menschen. Der Gott, aus dessen Wesen die Welt anfänglich und unendlich entsteht, ist die nächste entwickelte Vorstellung der kultivierteren Menschen.

♥ 26 Die Vorstellungen von der Gottheit, die die Volksreligion ihren Anhängern vermittelt, eignen sich gut für die frühen Stadien der geistigen Entwicklung, nicht aber für die fortgeschritteneren. Ein Kind braucht den Komfort des Zusammenlebens mit Vater und Mutter, aber ein Erwachsener wird selbständig genug, um allein zu leben. Die volkstümlichen Vorstellungen von Gott als Vater oder als Mutter gehören zum frühen Stadium und objektivieren Gott als eine Art verherrlichtes menschliches Wesen. Es sind menschliche Vorstellungen, die eine menschliche Gottheit darstellen. Zu diesem Stadium gehören nicht nur die Vorstellungen von einem eifersüchtigen, zornigen oder launischen Gott, sondern auch die eines sentimentalen, freundlichen, gefühlsbetonten, älteren Herrn, der ständig umherschwebt, um die Gebete seiner Verehrer zu erhören - und dann losrennt, um ihre Wünsche zu erfüllen oder, je nach seiner Laune, zu verweigern. Die reifere Vorstellung, die die Philosophie bietet, wird denjenigen, die die populäre Vorstellung brauchen, natürlich kalt und freudlos erscheinen.


1.2 Ist Gott gut, ist er bewusst? 

27 Wenn wir sagen, dass Gott gut ist und dies wirklich im umschriebenen Sinn des Wortes meinen, würden wir damit implizieren, dass Gott auch besser sein könnte - in diesem Fall wäre Gott nicht mehr Gott, da er ein veränderliches, ein verbesserungsfähiges Wesen wäre. Es war Spinozas Fehler, dass er nicht erkannte, dass das letzte Prinzip sich einer solchen positiven Beschreibung entzieht und über so benennbare Eigenschaften wie "gut" hinausgeht. Er verfiel in diesen Fehler, weil er es zuließ, dass sein übermäßig mathematischer Intellekt das Gleichgewicht gegen seine mystische Intuition aufhob. Sein Gott hatte verschiedene Qualitäten, obwohl ihre Zahl unendlich war. Das machte ihn zu einem begrenzten Gott. Es gibt keine Möglichkeit, das geheimnisvolle Prinzip, das hinter aller Existenz steht, auf korrekte Weise zu beschreiben. Worte aus der Sprache endlicher menschlicher Geschöpfe sind auf das unendliche Prinzip, das diese Geschöpfe übersteigt, nicht anwendbar. Wenn wir sie hier verwenden, dann nur aus literarischer Bequemlichkeit und mit einem vorausgesetzten Verständnis für ihre Relativität, nicht für ihre Wörtlichkeit.

28 Da wir in der Natur so viele Formen sehen, die herrlich schön sind, und gleichzeitig so viele, die abstoßend hässlich sind, können wir mit Recht zu dem Schluss kommen, dass sowohl Schönheit als auch Hässlichkeit, die Gegensätze, in der Welt-Idee und somit im Welt-Geist vorhanden sind. Das Gleiche gilt für die liebevolle Güte und die unbarmherzige Grausamkeit. Denn diese Eigenschaften sind lediglich menschliche Vorstellungen. Der Unendliche Geist ist unendlich viel größer und unpersönlicher als der menschliche Verstand.

♥ 29 Die Erfahrung wird zeigen, dass die Beschäftigung mit Fragen wie "Warum lässt Gott das Böse in der Welt zu?" unter dem Einfluss des Zeugenselbst verschwindet. Die Frage ist nur in der Sphäre des persönlichen Selbst in Interaktion mit anderen persönlichen Selbsten relativ und relevant, und in dieser Sphäre hat sie keine Antwort. In der Sphäre des Überselbst gibt es die Frage nicht. "Kommt her zu mir, alle, die ihr müde und beladen seid, und ich werde euch Ruhe geben" ist immer noch so wahr wie damals, als Christus vor fast zweitausend Jahren sprach.

30 Es ist die äußere Erscheinung ihrer Umgebung und die innere Wirklichkeit ihres Egoismus, die so viele Denker daran zweifeln lassen, ob Gott vollkommen gut ist.

♥ 31 "Ich bin allen erzeugten Wesen gegenüber gleichgültig; es gibt keinen, den ich hasse, und keinen, den ich liebe", erklärt Krishna in der Bhagavad Gita.

32 Die Aussage im Buch Mahatma Briefe, die die Existenz eines bewussten Gottes leugnet, ist unsinnig, wenn sie bedeutet, dass Gott keinen Verstand hat. Was sie jedoch wahrscheinlich bedeutet, ist, dass Gott nicht die Art von begrenztem Fünf-Sinne-Bewusstsein hat, auf das der Mensch beschränkt ist. Ein Problem besteht darin, dass man gewöhnlich glaubt, dass ein Gott, der keine Person ist, überhaupt kein Gott ist, weil er kein denkendes, intelligentes Wesen sein kann. Es ist so üblich, Bewusstsein mit individuellem Bewusstsein zu assoziieren, dass es fast unmöglich erscheint, das Konzept eines allgegenwärtigen, überall verstreuten, alles einschließenden GEISTES zu begreifen, der kein Geist ist.

33 Wenn das Buch Mahatma Briefe versucht, Gott in ein blindes Gesetz zu verwandeln, wird es wahrscheinlich wieder in Unsinn verfallen, wenn es Gott das wahre Sein abspricht. Was es wahrscheinlich leugnet, ist die begrenzte Art des Seins, die die einzige Art ist, die sich unsere menschlichen Fähigkeiten vorstellen können.

34 Das Wirkliche, als die letzte Quelle aller wissenden und fühlenden Wesen, kann selbst nicht unwissend und gefühllos sein. Wir könnten ihm nicht das Bewusstsein absprechen, ohne dem Menschen das Bewusstsein abzusprechen. Aber da es absolut und unendlich ist, weiß und fühlt es nicht auf dieselbe begrenzte Weise, die das Wissen und die Gefühle der endlichen Menschen einschränkt.

35 Es ist richtiger, vom GEIST als dem All-Bewussten zu sprechen als vom Unbewussten. Wir können mit Recht sagen, dass von der Seite her, die uns allein bekannt ist, eine bestimmte Phase des GEISTES  unbewusst zu sein scheint. Die höheren Lehren sagen, dass alle Phasen des GEISTES bewusste Phasen sind.

♥ 36 In mehr als einem alten hinduistischen philosophischen Text findet sich eine merkwürdige und geheimnisvolle Aussage, die besagt, dass Gott sich selbst nicht kennen kann. Was ist damit gemeint? Das Licht der Sonne wird gebraucht, um die Dunkelheit der Welt zu beenden, aber es wird von der Sonne selbst zu keinem Zeitpunkt gebraucht, da sie alles Licht ist: Deshalb kann die Sonne nicht auf sich selbst scheinen, kann sich nicht selbst erleuchten. In gleicher Weise kann Gott nichts mehr gewinnen, wenn er sich selbst bekannt macht, denn er ist bereits allwissend. Nur in diesem Sinne - und nicht im Sinne der Unfähigkeit zu wissen - ist die hinduistische Aussage zu verstehen.


1.3 Gott jenseits endlichen Wissens 

37 Jedes geistige Bild von Gott ist auf seine Weise ebenso ein Idol wie jede geschnitzte Stein- oder Holzfigur. Diejenigen, die das eine anbeten, verstoßen ebenso gegen das zweite Gebot wie diejenigen, die das andere anbeten.

38 Alles, was du an die Stelle des wahren Gottes stellst, sei es eine Person oder eine Idee, ist ein Götze. Mit jeder solchen Anbetung begehst du Götzendienst.

39 Wenn die Gottheit durch kein Götzenbild dargestellt werden kann, so kann sie auch nicht durch ein Wort beschrieben werden. Alle verbalen Beschreibungen sind Nicht-Beschreibungen.

40 Das, was Jesus den "einzig wahren Gott" nannte, ist die ultimative formlose Wirklichkeit, nicht die Gedanken darüber oder die Bilder, die in der menschlichen Vorstellungskraft von ihr geschaffen wurden. Er ist ein Objekt der Erkenntnis, nicht der Sinne oder des Denkens.

41 Versucht so viel wie möglich, aber am Ende werdet ihr feststellen, dass Gott nicht etwas Vorstellbares ist.

42 Niemand kann uns sagen, wie Gott aussieht, denn Gott hat überhaupt keine Form.

43 Gott muss so gefunden werden, wie er in Wirklichkeit ist, nicht wie er in der menschlichen Vorstellung war.

44 Wir spüren die Gegenwart einer göttlichen Macht, aber wir sind von ihren Motiven verblüfft.

45 Weder das Denken noch irgendeine andere Art menschlicher Tätigkeit kann die volle Wahrheit über den Weltgeist erfassen. Nicht einmal auf der Höhe, die ein Weiser oder Adept erreicht, ist dies möglich.

46 Wenn Gott kein Geheimnis wäre, wäre er nicht Gott. Die Menschen, die behaupten, ihn zu kennen, bedürfen der semantischen Korrektur; dennoch kann ihre Erfahrung außergewöhnlich, erhaben und immateriell sein. Aber Gott soll Gott bleiben, unbegreiflich und unantastbar.

47 Gott ist ein Geheimnis, das kein Mensch wirklich verstehen kann, keine Sprache kann es wirklich ausdrücken und keine Vorstellung kann es vollständig erfassen.

48 Die eine unendliche Lebenskraft, die sich im Kosmos offenbart und sich durch Zeit und Raum hindurch manifestiert, kann nicht benannt werden. Sie ist etwas, das ist. Denn ein Name würde sie fälschlicherweise von anderen Dingen trennen, während die Wahrheit ist, dass sie diese Dinge, alle Dinge ist. Wir wüssten auch nicht, wie wir es nennen sollten, da wir nichts über seine wahre Natur wissen.

49 Das Bewusstsein und die Natur des Welt-Geistes liegt völlig jenseits der Fähigkeit und Macht eines Menschen, es zu verstehen, geschweige denn zu erklären.

50 Das erste Prinzip des Universums, ob es nun von den Religiösen Gott oder von den Wissenschaftlern Energie genannt wird, liegt jenseits der Macht des menschlichen Verständnisses. Im besten Fall kann er nur seine eigene Reaktion auf dieses Prinzip erkennen.

51 Die biblische Ankündigung "ICH BIN, DER ICH BIN" ist leichter zu verstehen als "ICH BIN, WIE ICH BIN". Sie kann keine andere Bedeutung haben als die Einzigartigkeit und Unbegreiflichkeit Gottes. Denn jeder Versuch, Gott in den Bereich des Verstandes zu bringen, scheitert immer, und jeder Versuch, Gott in den Bereich der Vorstellung zu bringen, symbolisiert nur. Wenn der ursprüngliche Satz also noch leichter zu verstehen sein soll, dann lesen wir ihn als: "Ich bin DAS, was alles weiß und alles sieht, aber von keinem gewusst und von keinem gesehen werden kann."

52 Der Atheist sagt: "Gott ist nirgendwo!" Der Mystiker sagt: "Gott ist jetzt hier!" Der Philosoph sagt: "Gott ist!"

53 Da der geistige Apparat des Menschen so begrenzt ist, müssen auch die Wahrheiten, die er sich durch ihn vorstellt, begrenzt sein. Er kann unmöglich wissen, wie Gott ist, sondern nur, dass Gott - eine Art höhere Macht - ist.

:O 54 Der biblische Satz, in dem Gott sich selbst gegenüber Moses als "Ich bin, der ich bin" beschreibt, ist philosophisch korrekter und sprachlich richtiger, wenn er im hebräischen Original als "Ich bin, was ich sein werde" übersetzt wird.

55 Es war sein Bewusstsein, mit diesem zeitlosen präexistenten wie auch ewig existierenden Leben vereint zu sein, das Jesus befähigte, zu verkünden: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham war, bin ich." "Ich bin, der ich bin", war die Offenbarung Gottes an den hebräischen Meister Moses. "Das bin ich" war die Offenbarung Gottes an den anonymen hinduistischen Meister der Upanishaden.

56 Alle verbalen Definitionen des Weltgeistes sind unweigerlich begrenzt und unzureichend. Wenn die hier gemachten Aussagen den Charakter dogmatischer Konzepte zu haben scheinen, so liegt das an der Unzulänglichkeit der Sprache, eine subtilere Bedeutung zu vermitteln. Wer diese Zeilen mit intuitiver Einsicht, verbunden mit klarem Denken, liest, wird erkennen, dass die Konzepte flexible verbale Rahmen sind, um das Denken in jenem Grenzbereich des menschlichen Bewusstseins festzuhalten, wo das Denken an wortloses Wissen grenzt.


1.4 Der aktive Gott, den wir anbeten 

57 Die erste große Wahrheit ist, dass ein Höchster Geist das Universum lenkt.

58 Alle wissenschaftlichen Beweise deuten darauf hin, dass es eine einzige Macht gibt, die dem gesamten Universum vorsteht, und alle religiös-mystischen Erfahrungen und philosophischen Einsichten bestätigen dies. Das ist nicht nur so, sondern diese Macht erhält auch das Universum; ihre Intelligenz ist einzigartig, unvergleichlich, unglaublich. Diese Kraft nenne ich den Welt-Geist.

59 Was ist in sich selbst und zugleich versammelt als der höchste Begriff der Menschen, die größte Macht, die das Dasein beherrscht, der höchste GEIST, vor dem sich alle anderen Geister verneigen müssen, das Urbewusstsein, das jede Form des Daseins überdauert, weil ES allein ist, war und sein wird? Es hat keinen Namen, dieses unaussprechliche stille Geheimnis der Geheimnisse. Und doch ist es da. Alles sagt uns das, vom riesigen Universum selbst bis hin zu den Sehern und Weisen des alten Griechenlands, Indiens und Chinas, die die menschlichen Begrenzungen durchbrochen und überwunden haben. Können wir uns wundern, dass mit dem einen Gott eine Energie und eine Substanz entstanden ist?

♥ 60 Das Wesen, das die alten Japaner "Meister des Universums" nannten, war dasselbe, das die alten Hindus Ishvara nannten. Geist, Leben und Macht sind in diesem Wesen. Es hält das Universum in seinem Geist: Deshalb werden auch wir Geschöpfe des Universums gehalten. Wir würden nicht einen Augenblick leben, wenn dieses unvergleichliche Wesen nicht auch hier wäre.

61 Der Welt-Geist ist einzigartig und unterscheidet sich von jedem anderen existierenden oder denkbaren Geist im ganzen Kosmos. In der Tat können all diese anderen nur aus ihm und in ihm entstehen, ihn aber niemals erreichen oder übertreffen.

♥ 62 Es gibt nur eine einzige absolute, unbedingte Einheit. Doch von ihr gehen unzählige endliche und bedingte Wesenheiten aus. Sie sind sichtbar für den Sehsinn, körperlich für den Tastsinn; und doch ist es keines von beiden.

63 Die Bedeutung der islamischen Ausdrücke "La Llaha" "Il-la lahu" unter kultivierten Muslimen ist: erstens die Verneinung der Pluralität und die Bejahung der Einheit im Höchsten Wesen; zweitens ist dieses Wesen auch die einzige wirkliche aktivierende Kraft im Kosmos.

64 Hinter all den unzähligen Geschöpfen in diesem Universum und hinter all den unzähligen Phänomenen des Universums selbst gibt es eine einzige, unendliche, ewige, höchste Intelligenz.

65 Sie ist etwas, das niemals einen Anfang hatte und niemals ein Ende haben kann. Sie verändert sich nicht, obwohl die aus ihr entstandene Welt nichts anderes tut, als sich unaufhörlich zu verändern.

66 Wir sprechen vom Sein, aber es ist weder in der Zeit noch im Verstand und Gefühl des konditionierten Selbst zu finden. Und doch sind alle diese Dinge irgendwie aus ihm hervorgegangen. Ist es also so, dass Gott das Sein ist? Letzten Endes muss es so sein.

67 Nur in einer Sprache wie dem Sanskrit findet man ein Wort, das diese umfassende Bedeutung abdeckt, dass Wahrheit und Sein eins sind. Das Wort ist Sat.

68 Der Welt-Geist emaniert und aktiviert den Kosmos zu einem neuen zyklischen Sein. Dieses setzt sich unter seiner Versorgung fort, aber, wiederum zyklisch, absorbiert es am Ende den Kosmos. So kommt er der allgemeinen Vorstellung von Gott, dem persönlichen Gott, den es zu verehren gilt, am nächsten.

69 Der Welt-Geist kann von religiösen Anhängern verehrt oder von anderen als in ihrer eigenen Seele anwesend meditiert werden.

70 Ich weiß, dass das Wort "Gott" mit einem Makel behaftet ist, dass es von Heuchlern und Schurken, von hirnlosen Idioten und egoistischen Besitzstandswahrern benutzt wird und vielleicht besser umgangen werden sollte. Dennoch kommt es mir zu diesem Zeitpunkt, an diesem Ort, in den Sinn, während ich selbst, wie so oft, die Worte "Der Weltgeist" bevorzuge.

71 Keine menschliche Idee kann ihre eigene Existenz begründen, ohne die vorherige Existenz eines menschlichen Geistes zu bezeugen. Die Welt als Idee kann ihre eigene Existenz nur erklären, indem sie auf einen Welt-Geist hinweist. Und es ist ebenso eine Tatsache, dass die höchste Art der Existenz, die wir im Universum entdecken können, die geistige Existenz ist. Indem ich den Namen "Geist" für Gott verwende, folge ich nur einigen der höchsten Beispiele aus dem Altertum, wie Aristoteles in Griechenland, Hermes Trismegistus in Ägypten, Asvaghosha in Indien und dem Patriarchen Hui Neng in China.

72 Für uns, die wir philosophisch gesinnt sind, existiert der Welt-Geist wirklich. Für uns ist er Gott, und für uns gibt es eine Beziehung zu ihm - die Beziehung von Hingabe und Streben, von Gemeinschaft und Meditation. All das abstrakte Gerede über Nondualität mag weitergehen, aber am Ende müssen sich die Redenden vor dem unendlichen Wesen demütigen, bis sie wie ein Nichts sind und sich in der Stille verlieren - Seiner Stille.

73 Hinter dem Ganzen liegt die Große Stille, die nur durch die Projektion neuer Welten und die Wiederaufnahme alter Welten durchbrochen wird, das unaussprechliche und unerkennbare Mysterium, unerreichbar und unberührbar für den Menschen. Als winziges Geschöpf und mit seinem winzigen Verstand ist DAS für ihn völlig unerreichbar. Aber der aktive Gott, von dem dieser Planet Erde eine Projektion ist, hat ihn seinerseits aus dem Großen Mysterium projiziert. Hier ist eine Kommunikation in der abgeschwächtesten intuitiven Form möglich, sogar eine heilige Kommunion kann erreicht werden. Dies ist der Gott, die höhere Macht, an die sich die Menschen instinktiv wenden, sei es in Verzweiflung oder aus Sehnsucht, im Glauben oder im Zweifel. Manchmal offenbart sich einem auserwählten Propheten in der kosmischen Vision, einer ehrfürchtigen Erfahrung, ein bloßes Fragment seines Werkes.

74 Manchmal wird einem Menschen ein Blick auf den Weltgeist gewährt. Wenn dies geschieht, geschieht es gewöhnlich während der Meditation, aber nicht immer. Es ist dann sowohl eine körperliche als auch eine geistige Gnade, denn der Anblick ist, wie der indonesische Text sagt, "ähnlich der Helligkeit von einer Million Sonnen".

75 Wir sind von einer Welt umgeben, die sowohl wirklich als auch außerhalb von uns zu sein scheint. Nichts, was wir in dieser Welt finden können, entspricht dieser Vorstellung von Gott. Sollen wir behaupten, dass sie illusorisch ist oder dass Gott existiert, aber von dieser Welt entfernt ist? Der Mystiker kann darauf antworten: "Ich weiß aus Erfahrung, dass die Idee wahr ist und die Existenz überall ist."

76 Der moderne Mensch sucht an allen möglichen und unmöglichen Orten nach einem unsichtbaren Gott und will den sichtbaren Gott, der ihm gegenübersteht, nicht anbeten. Doch es bedarf nur weniger Überlegungen, um zu zeigen, dass wir alle an der ewigen Brust der Natur gesäugt werden. Es ist leicht zu erkennen, dass die Quelle allen Lebens die Sonne ist und dass ihre schöpferischen, schützenden und zerstörerischen Kräfte für den gesamten physikalischen Prozess des Universums verantwortlich sind. Der Aspirant wendet sich jedoch nicht nur an die physische Sonne allein, sondern auch an den dahinter stehenden Welt-Geist. Er muss die Sonne als einen wahren Selbstausdruck und eine Selbstdarstellung des Welt-Geistes für alle seine Geschöpfe betrachten.

♥ 77 Die Sonne ist das Gesicht Gottes, das in der physischen Welt erscheint.

♥ 78 Diejenigen, die es lieben, die Sonne in ihren geheimnisvollen Aufgängen zu sehen oder ihren ebenso geheimnisvollen Untergängen beizuwohnen, legen ein äußeres Zeugnis für eine innere Beziehung ab.

79 Die Sonne, die von den Menschen gesehen wird, ist sowohl ihr Symbol für Gottes Macht, Herrlichkeit, Schönheit, Leben und Licht als auch der eigentliche Indikator für das zentrale Herz Gottes, die unsichtbare Gegenwart.

80 Wir müssen den universalen Herrscher der Dinge und Wesen ehren, wie die Blume die Sonne ehrt, denn sie ist auch die Quelle des Lebens.

81 Es ist richtig, die Sonne zu verehren, denn ohne sie könnten wir den Körper nicht am Leben erhalten, könnten wir nicht die Nahrung wachsen lassen, die wir brauchen.


(2) Natur des Weltgeistes

2.1 Attribute, Eigenschaften, Kräfte 

Er, der die Welt ins Dasein rief, hält sie noch immer instand. Er herrscht über das gesamte Universum, dieses große Wesen, und regelt die karmischen Schicksale der Menschen.

Der Welt-Geist hat unser Universum ins Leben gerufen und regiert es auch. Die ungeheure Zahl von Gegenständen und Geschöpfen, die durch sein Wirken, durch seine Macht und Weisheit entstehen, kann sich nicht auf das Sichtbare beschränken und muss einen denkenden Menschen mit Staunen über all die Möglichkeiten erfüllen - ein Staunen, von dem Plato sagte, es sei der Anfang der Philosophie.

Die Unendliche Intelligenz kennt und beherrscht alle Dinge, alle Situationen.

"Werden nicht zwei Spatzen für einen Pfennig verkauft? Und es wird nicht einer von ihnen auf die Erde fallen ohne euren Vater" (Matthäus 10,29) drückt ganz einfach aus, dass eine unendliche Intelligenz dieses gesamte Universum kontrolliert und dass sie im kleinsten Ereignis ebenso präsent ist wie im größten.

Dies ist die Kraft, die alles trägt, jedes Wesen, und die dem Universum seine Kontinuität verleiht.

In dem Sinne, dass der Welt-Geist der aktive Akteur hinter und innerhalb des Universums ist, trägt er die ganze Last der Schöpfung; er ist der wahre Macher, der auch uns und unsere Handlungen trägt.

Es gibt einen GEIST, der die Planeten in der ihnen zugewiesenen Umlaufbahn und das Leben der Menschen in ihrer weitgehend selbst erarbeiteten Bestimmung hält.

Der Welt-Geist ist Gott als universelle Intelligenz und schöpferische Kraft.

Der Welt-Geist wird in der nepalesisch-tibetischen Esoterik Adi-buddhi genannt: das bedeutet Göttliche Idee, die Erste Intelligenz, die Universelle Weisheit.

♥ 10 Aus religiösen und mystischen Quellen erfahren wir häufig, dass Gott Liebe ist. Es wäre für diejenigen, die diese Aussage akzeptieren, notwendig, sie durch die Behauptung auszugleichen und zu ergänzen, dass Gott reine Intelligenz ist.

11 Die Liebe ist nicht das Höchste, sondern nur ein Attribut des Höchsten.

♥ 12 Die Intelligenz, die so unermüdlich in der Welt um uns herum wirkt, weiß, was zu tun ist, ohne einen Plan vorbereiten zu müssen. Sie braucht nicht so zu denken, wie wir Menschen denken. Da sie unendlich ist, ist auch ihre Weisheit unendlich.

13 Die Intelligenz, die die Welt-Idee formuliert hat, ist lebendig und schöpferisch - kurz gesagt, göttlich. Die sogenannten Naturgesetze zeigen lediglich ihr Wirken.

14 Wenn das Göttliche kein wirkliches Sein hätte, mit all seinen Attributen des Bewusstseins, der Intelligenz, der Macht und der Liebe, würden wir selbst nicht existieren.

15 Wer die Unendlichkeit der Intelligenz hinter der Welt um ihn herum nicht begreift, kann kaum erwarten, dass er begreift, dass es eine unabhängige Existenz als Attribut des reinen Geistes hat.

♥ 16 Der Welt-Geist hält in einem einzigen ewigen Gedanken die gesamte Welt-Idee fest.

17 Der Welt-Geist kennt und erfährt alles und jeden. Er kennt auch das Höchste Nicht-Ding, das Wirkliche, während er die Illusion des Kosmos kennt.

18 Der Welt-Geist weiß alles, weil er ewig in allem ist.

19 Die mentale Aktivität des Welt-Geistes ist kein unbewusster Prozess und kann es auch nicht sein. Im Elementar-, Mineral- und sogar im Pflanzenreich mag uns das so erscheinen; aber wenn der erste Akt des Denkens, mit dem der Evolutionsprozess begann, nicht unbewusst geschah, dann kann auch die gesamte Projektion des gesamten Kosmos in allen verschiedenen Stadien dieses Prozesses dem Welt-Geist zu keinem Zeitpunkt und an keinem Punkt unbekannt sein.

20 Auf seine eigene geheimnisvolle Weise ist der Welt-Geist allumfassend, er kennt alles, jedes Wesen und jede Aktivität.

21 Der Welt-Geist ist nicht nur Herr und Lenker der Welt, sondern auch Herr und Lenker der Illusion, die die Welt für die Unwissenden so anschaulich macht; das heißt, er ist selbst der Allwissende, der Allsehende, der sich des Wirklichen bewusst ist.

22 Dass der Eine Geist alles begreifen könnte, wäre nur möglich, wenn dieser eine GEIST hinter allem stünde.

23 Der Welt-Geist ist allen menschlichen Geistern gemeinsam und ist das Feld ihrer Interaktion, und die Vorstellung, dass A und B unabhängige und isolierte Geister sind, ist oberflächlich gesehen richtig, aber grundlegend falsch. Es gibt eine gemeinsame Basis des Geistes, eine verborgene Verbindung, und die Ideen des einen können auf den anderen übertragen werden, wenn auch oft unbewusst.

24 Kein Ereignis kann außerhalb des Wissens Gottes liegen, kein Wesen kann sich der Macht Gottes entziehen.

25 Wäre der Welt-Geist jenseits, weil außerhalb des endlichen Universums, dann wäre er durch dieses Universum begrenzt und würde so seine eigene Unendlichkeit verlieren. Weil er aber das Universum vollständig in sich einschließt und dabei völlig unbegrenzt bleibt, ist er wirklich unendlich. Der Welt-Geist wird durch seine Selbstprojektion im Universum weder begrenzt noch aufgelöst. Wenn der Welt-Geist dem Universum immanent ist, ist er nicht auf das Universum beschränkt; wenn er in jedem Teilchen des Alls gegenwärtig ist, erschöpft sich sein Ausdruck nicht im All.

26 So unerklärlich und unverständlich diese Tatsache für den menschlichen Intellekt auch sein mag, der Eine unendliche GEIST verliert niemals seinen eigenen Charakter, auch wenn er scheinbar in die Myriaden von Formen eines sich entwickelnden Universums inkarniert ist, er verliert sich niemals in ihnen.

27 Es ist eine Weisheit, die sich durch die Weltvorstellung ausdrückt, aber nicht auf sie beschränkt ist.

28 Inmitten all dieser scheinbaren Selbstaufspaltung in unzählige Selbste bleibt der Welt-Geist so intakt und unantastbar, wie er immer war.

29 Der Welt-Geist allein ist in die Begrenzungen der physischen Existenz gekommen, ohne von ihnen niedergehalten zu werden, ohne etwas anderes zu sein als er selbst.

30 Die unendliche Macht ist ohne Geschichte, aber die Ideen in ihrem Bewusstsein haben eine. Nichts geschieht jemals mit Demjenigen, der außerhalb jeder Art von Zeit und Raum ist, das jede Art von Form und Veränderung übersteigt. Aber seine Ideen durchlaufen Erfahrung um Erfahrung, weil sie in zeitlicher Abfolge und abgebildeter Form erscheinen.

31 Der Welt-Geist ist allgegenwärtig.

32 Der göttliche Geist ist in jedem Universum impliziert, die göttliche Kraft ist in jede kosmische Aktivität involviert.

33 Dies ist die Wirklichkeit, die in mir und dir, im ganzen Universum selbst verborgen ist. Sie wirkt überall und existiert ewig.

34 Es ist die unsichtbare Göttlichkeit, die für die sichtbaren Produktionen der Natur und der Zeit verantwortlich ist, und daher ist das Göttliche in jedem Atom der so genannten Materie und in jedem einzelnen menschlichen Wesen gegenwärtig.

35 Der Abschiedsgruß "Gott sei mit dir!" ist in Wirklichkeit eine Mahnung, die bedeutet: "Gott wird mit dir sein, wohin du auch gehst, denn er ist überall."

36 So geschehe es. Selbst unsichtbar, wird seine Anwesenheit in jeder irdischen Form gesehen; und obwohl es undenkbar ist, ist seine Existenz selbst in jedem Gedanken manifestiert.

37 Das Universum geht aus dem Welt-Geist hervor, aus seinem eigenen Wesen und seiner eigenen Substanz. Deshalb ist das Universum göttlich, deshalb ist Gott in jedem Atom und ebenso in jedem von uns gegenwärtig. Wer die Existenz Gottes leugnet, leugnet das Wesen seines eigenen Selbst.

38 Ob man die göttliche Kraft nun als in sich selbst oder außerhalb von sich selbst befindlich betrachtet - und beide Sichtweisen werden wahr und komplementär sein -, letztlich muss sie ohne jeglichen Bezug zu Körper und Ego gedacht werden.

39 In keinem Teil des Raumes existiert der Welt-Geist, und an keinem Punkt der Zeit ist er zu treffen.

40

Warum ist Gott so verborgen, das Überselbst so schwer fassbar, der Welt-Geist so, als wäre er nie gewesen?

Weil das ewige und unendliche Wesen immer danach strebt, sich im Universum auszudrücken, in dem diese Eigenschaften nur in der Zeit und im Raum erscheinen können, das heißt, niemals in ihrer vollen und wirklichen Natur. Das bedeutet, dass Gott nicht in dieser Welt ist (so wie er wirklich ist) und dass seine Flüchtigkeit nicht anders sein kann, wenn er der wahre Gott sein soll.

41 Die Wirklichkeit ist überall und nirgends. Die Welt ist von ihr durchdrungen. Geist und Fleisch wohnen in ihr.

42 Der Welt-Geist ist in uns allen, reflektiert als "Ich". Deshalb bedarf es eines immer tieferen Nachdenkens und Durchdringens, um den Schleier der Individualität zu entfernen und das SEIN wahrzunehmen.

43 Swami Narayananda sagte: "Gott ist das Subjekt aller Subjekte. In einem gewissen Sinn kann Er niemals erkannt werden. Da er das Subjekt aller Subjekte ist, wie können wir ihn kennen? Wissen bedeutet, eine Sache zu objektivieren, und das Höchste Subjekt kann niemals zu einem Objekt werden. In einem anderen Sinn ist Gott für uns mehr als bekannt. Denn er ist unser eigenes Selbst. Welchen Beweis wollen wir für unsere eigene Existenz?"

♥ 44 Das Fernsehen bringt Millionen Menschen gleichzeitig dasselbe Bild, dieselben Persönlichkeiten und dieselben Stimmen. Genauso ist Gott in jedem Menschen auf der ganzen Welt gleichzeitig gegenwärtig.

45 Der Welt-Geist tritt in das Bewusstsein aller Wesen zu ein und derselben Zeit ein.

46 Wir beschreiben diese geheimnisvolle Lebenskraft als unendlich, denn soweit wir wissen, soweit uns die Vernunft leiten kann oder die Intuition es uns sagt, soweit uns die großen Seher und Propheten lehren, ist sie grenzenlos in Zeit und Raum; wir können ihr keinen Anfang nachweisen und kein Ende für sie sehen.

47

Es gibt eine alte Überlieferung der Bhagavad Gita in Kaschmir, die eine Reihe von Versen enthält, die in der bisherigen Übersetzung ins Englische fehlen. Im Kapitel XI, zwischen den Strophen 44 und 45, steht folgendes: "Deine göttlichen Taten, der früheren Wunder, die vormaligen Weisen - vergiß sie nicht. Es gibt keinen anderen Schöpfer der Welt; du allein, du bist sowohl Gründer als auch Zerstörer und allgegenwärtiges Wesen. Könnte irgendein Wunder für dich undurchführbar sein? Oder könnte ich eines erwähnen, das du nur durch einen anderen zu wirken imstande wärst? Da du selbst aber der Schöpfer aller Dinge bist, ist auch all dieses nur du. Die wunderbarste Tat ist für dich nicht schwierig."


2.2 Als Ursprung von allem 

48 Der Punkt, der im Raum erscheint, ist ein Punkt aus Licht. Er dehnt sich immer weiter aus und wird der Welt-Geist. Gott ist aus der Gottheit hervorgegangen. Und aus dem Welt-Geist entsteht die Welt selbst - nicht auf einmal, sondern in verschiedenen Stufen. Aus diesem großen Licht kommen alle anderen und kleineren Lichter, kommen die Sonnen und die Planeten, die Galaxien, die Universen und all die mächtigen Heerscharen von kleinen und großen Geschöpfen, von Wesen, die gerade erst anfangen zu fühlen, und anderen, die voll bewusst, gewahr und weise sind. Und mit der Welt erscheinen die Gegensätze, das duale Prinzip, das überall in der Natur zu finden ist, das Yin und Yang des chinesischen Denkens.

49 Die Gottheit ist eine große Leere und hat keine direkte Verbindung mit dem Kosmos. Wenn die Stunde reif ist, dass dieser erscheint, geht von der Gottheit zunächst ein Vermittler aus, der das aktive schöpferische Mittel ist. Dies ist der Welt-Geist, der Logos, Brahma.

50 Aus der Leere entspringt der zentrale Punkt. Der Punkt breitet das All aus. So erscheinen der Welt-Geist und das Große Universum gemeinsam in der Existenz. Kein Ding ist genau wie ein anderes, und keine individuelle Geschichte gleicht der anderen. Keine Wesenheit und kein Umstand wird verewigt: Jede vergeht und die Wesenheit erscheint später in einer anderen Form wieder.

51 Wenn die göttliche Aktivität in einem Universum aufhört, setzt sie sich zur gleichen Zeit in einem anderen fort. Wenn unser Welt-Geist am Ende zu seinem Ursprung zurückkehrt, gibt es andere Welt-Geister und andere Welten, die fortbestehen. Die Schöpfung ist eine Sache ohne Anfang und ohne Ende, aber es gibt Zwischenspiele und Ruhephasen, wie es sie auch im Leben des Einzelnen innerhalb und außerhalb des Körpers gibt.

52 Logos bedeutet im Griechischen nicht nur das Wort, durch das sich der Geist mitteilt oder ausdrückt, sondern auch den Gedanken hinter dem Wort. Der biblische Satz "Im Anfang war der Logos" bedeutet also, dass zuerst der GEIST, hier der göttliche Geist, da war.

53 Die Menschen brauchen und sprechen zahlreiche Worte, um sich auszudrücken, aber Gott brauchte und sprach nur das eine schöpferische stille Wort, um diesen unendlich vielfältigen Kosmos ins Leben zu rufen.

54 Wie weit wir auch die Reihe der Ursachen und Wirkungen zurückverfolgen, sie muss in der einzigen Ursache enden, dem großen Geheimnis, das die unsichtbare Macht ist.

55 Das Zeichen für Unendlichkeit ist ein Kreis. Das Zeichen für die Einheit ist ein senkrechter Strich. Daher ist die Neun, die Figur, eine Kombination aus beidem, so auch die Sechs, aber umgekehrt. Die Einheit ist der kreative Anfang aller Dinge und die Unendlichkeit ist das, worin sie sich auflösen.

56 Der Welt-Geist ist die bewusste Kraft, die alles Leben erhält, die intelligente Energie, die alle Atome erhält, das göttliche Wesen hinter und im Universum.

57 So wie das Echo ohne den Ton, der es ursprünglich erzeugt hat, keine Wirklichkeit, ja nicht einmal eine Existenz haben kann, so kann auch dieses ganze Universum ohne die Unendliche Kraft, aus der es entstanden ist und von der es noch immer abhängt, keine haben.

58 Nennt es Gott oder Allah, den Schöpfer oder Tao, es ist das Erste, die Quelle, der Ursprung, aus dem alle Energien und Dinge hervorgehen.

59 Der Welt-Geist ist das schöpferische Prinzip des Universums.

60 Der Welt-Geist denkt dieses Universum in einem pulsierenden Rhythmus von Gedanken und Ruhe ewig ins Dasein. Der Prozess ist so ewig wie der Welt-Geist selbst. Die Energien, die dieses Denken begleiten, sind elektrisch. Die Wissenschaftler registrieren und zapfen die Energien an und ignorieren die Idee und den GEIST, die sie ausdrücken.

61 Es gibt eine doppelte, abwechselnde Bewegung innerhalb des GEISTES: die erste breitet sich von sich selbst zur Vielheit aus, die zweite zieht sich nach innen zu ihrer eigenen ursprünglichen Einheit zurück.

62 Hinter dem sogenannten materiellen Universum verbirgt sich die Kraft, die es hervorgebracht hat und die in allen Atomen gegenwärtig ist. Hinter der Kraft verbirgt sich der ewige GEIST.

63 Im materiellen Universum selbst gibt es keine Kraft. Alle seine Kräfte und Energien entstammen einer einzigen Quelle - dem Welt-Geist -, dessen Denken sich in diesem Universum ausdrückt.

64

Es gibt einen Aspekt des Welt-Geistes, der sich als Protonen und Elektronen manifestiert und seine Energien, Kräfte und Mächte zum Ausdruck bringt. Das Atom ist aus göttlichem Stoff gemacht. Die Welt, die aus Atomen gemacht ist, ist göttlich.

65 Die gleiche Energie, die hinter dem Universum steht, wird in die "Materie" des Universums umgewandelt. Aber sie bleibt unerschöpflich und unverbraucht. Gott ist ihre Quelle, und sie ist unerschöpflich.

66 Der GEIST ist das Wirkliche, die Energie ist seine Erscheinung. Die Materie ist die Form, die die Strahlung oder Energie annimmt. Es ist nicht so, dass die Wahrheit zwischen zwei Extremen liegt, sondern dass sie über beiden liegt.

67 Ist es nicht ein Wunder, dass physische Objekte, Mineralien wie Kohle und Öl, in Wärme und Licht und Kraft, d.h. in Energien verwandelt werden können, wie es die Menschen heute tun - dass Materie in elektrische Energie umgewandelt werden kann, die in Töne, Bilder, Lieder und Worte verwandelt werden kann, während sie durch die Welt geworfen wird? Aber was ist die Essenz dieser Energie, woher kommt sie letztendlich? Woher sonst als aus dem Großen Geist, der das Universum aktiviert?

68 Die Physik leitet die Welt der Kontinente und Lebewesen aus Energien ab, die ihrerseits aus einem geheimnisvollen Nichts stammen. Hier gibt es keinen Platz für Materialismus. Denn wenn auf dieser tiefen Ebene nichts Materielles zu finden ist, weisen die mathematischen Beweise auf den GEIST hin.

69 Die Substanz der Materie hat sich von der sichtbaren Welt in eine unsichtbare verlagert, aber präzise, wenn auch schwierige, mathematische Formeln sagen uns, dass sie da ist, während explodierende Atombomben ihre Macht demonstrieren. An diesem Punkt verschwindet die Materie; ihre Substanz wird zu ihrer Quelle. Alle Dinge und alle Energien kommen aus dieser Quelle. Es ist das EINE, einzigartig. Sie ist das Leben für uns alle und der Tod für uns alle.

70 Der GEIST hat seine eigene Energie, die auf geheimnisvolle Weise Formen in Raum und Zeit konstruiert, Formen von Planeten, Sonnen, Galaxien, den Kosmos.

71 Die Energie ist Ausdruck der Bewegung der unsichtbaren Substanz. Die Materie ist ihre sichtbare Form. Alle Dinge sind aus ihr gemacht. Wir sind ein Teil von ihr.

♥ 72 Was finden die Wissenschaftler am Ende all ihrer Erkundungen des Atoms? Einen leeren Raum, kein Ding an sich, eine Lücke, aus der Energieblitze strömen.

73 Der Welt-Geist handelt aus seiner eigenen Kraft, die aus keiner anderen Quelle stammt.

74 Dieses gesamte Universum ist eine gewaltige Manifestation - das Eine, das sich in das Viele verwandelt - einer einzigen Energie, die ihrerseits ein Aspekt eines einzigen GEISTES ist. Jede andere Kraft, welcher Art sie auch sein mag, leitet sich von dieser Energie ab, so wie jede andere Form des Bewusstseins sich von diesem GEIST ableitet.

75 Die Aussage "Licht ist Gott" ist in zweierlei Hinsicht gemeint:
erstens als die poetische und psychische Tatsache, dass im gegenwärtigen Zustand des Menschen seine geistige Unwissenheit der Dunkelheit und seine Entdeckung Gottes dem Licht gleichkommt;
zweitens als die wissenschaftliche Tatsache, die in ihren Erkenntnissen bestätigt hat, dass alle physische Materie sich letztlich auf Lichtwellen reduziert, und da Gott das Universum aus seiner eigenen Substanz gemacht hat, sind die Lichtwellen letztlich göttlich.

76 Das Licht ist die aktive und schöpferische Kraft des Welt-Geistes.

77 Das Licht des Welt-Geistes ist die Quelle des physischen Universums; die Liebe des Welt-Geistes ist seine strukturelle Grundlage.

♥ 78 Alle Kräfte der physischen Welt stammen aus einer einzigen Quelle - der Sonnenenergie.

79 Diese Energie, die dem Kosmos innewohnt und aus der der Mensch schöpft, diese Lebenskraft, kann "bioelektrisch" genannt werden, denn sie zeigt sich auf einer Ebene als Licht, auf einer anderen als das ganze Spektrum der Farben.

80 Die Biologie kennt und erklärt die Lebenskraft nicht, nur ihre Erscheinungsformen.

81 Was der Wissenschaftler früher "strahlendes Licht" nannte, wurde zu dem Stoff, aus dem die Welten gemacht sind; was der mystische Seher "den Körper Gottes" nannte und tatsächlich als ein geheimnisvolles Licht sah, ist immer noch in der Welt und damit im Menschen vorhanden.

82 Wenn wir einen Ursprung für das Bewusstsein suchen, wie klein und begrenzt es auch sein mag, das der Mensch besitzt, können wir keinen anderen finden als das universelle Bewusstsein, das das gesamte Universum informiert und seine Entwicklung leitet.

83 Alle verschiedenen Arten von Bewusstsein entstammen diesem Universellen Geist. Auch alle höchsten Ideale und Tugenden des menschlichen Bewusstseins entstammen ihm. Selbst der einfache religiöse Glaube hat indirekt seinen Ursprung dort.

84 Er ist die geheimnisvolle Essenz aller Dinge und des Nichts, die unendliche Gegenwart, die überall und doch nirgends ist. Vor allem aber ist sie die Wurzel des inneren Wesens des Menschen.

85 Unsere Wurzeln liegen im Welt-Geist. In diesem Sinne wird unser ganzes Leben aus ihm geboren und wächst aus ihm heraus - sowohl physisch als auch nicht-physisch. Dort ist unser wahrer Elternteil.


(3) Welt-Geist und "Schöpfung"

3.1 Wie 

Wie hat Gott das Universum "erschaffen"? Da am Anfang Gott allein ist, gibt es keine zweite Substanz, die für eine solche "Schöpfung" verwendet werden könnte. Gott ist gezwungen, seine eigene Substanz für diesen Zweck zu verwenden. Gott ist Unendlicher Geist, also benutzt er geistige Kraft - Imagination - und arbeitet er mit geistiger Substanz (Gedanken) -, um das Ergebnis hervorzubringen, das uns als das Universum erscheint.

Kann etwas von etwas abgeleitet werden, das sich wesentlich von ihm unterscheidet? Das ist unmöglich. Daher kann die Existenz nicht aus der Nichtexistenz abgeleitet werden. Wenn das Universum heute existiert, dann muss seine Essenz schon existiert haben, als das Universum selbst noch nicht entstanden war. Diese Essenz brauchte keine "Schöpfung", denn sie war Gott, der Welt-Geist, selbst.

Das Universum ist der Welt-Geist, der aus sich selbst herauskommt und daher seine Manifestation aus seiner eigenen Substanz - dem GEIST - macht, so wie die Spinne ein Netz aus sich selbst heraus spinnt.

Der sichtbare Kosmos ist aus dem unsichtbaren Absoluten durch einen Prozess der Emanation entstanden. Deshalb ist die Beziehung zwischen ihnen nicht nur pantheistisch, sondern auch transzendent.

Die Schöpfung ist untrennbar von ihrem Schöpfer; ja, sie sind nur zwei Namen für ein und dieselbe Sache, denn Gott hat einen Teil seines eigenen Wesens als das Universum, das wir sehen, objektiviert.

"Ich nannte die ganze Welt seinen Traum: Ich sah wieder hin, und siehe da, sein Traum war er selbst." - Der persische Mystiker Sayyid Nimatullah aus dem fünfzehnten Jahrhundert

Der Welt-Geist, der sich selbst begrenzt und seinen Fokus verschließt, erzeugt das, was wir als das physische Universum kennen.

Die Tatsache, dass die kosmische Existenz anfangslos und endlos ist, macht es überflüssig, einen Schöpfer zu suchen. Es ist selbst eine Manifestation eines ewigen Prinzips, das seine eigene göttliche Seele ist und nicht ein zweites, separates Ding.

Wenn Prospero in Shakespeares Stück sagt: "Wir sind der Stoff, aus dem die Träume sind", dann deutet er die Existenz eines größeren Geistes an, in dem wir die Träume sind.

10 Jeder Hypnotiseur kann für dich eine Scheinwelt erfinden, aber sie wird in wenigen Minuten oder Stunden verschwunden sein. Nur der Weltgeist kann eine Welt erfinden, die Bestand hat und die ganze Menschheit überdauert.

11 Wird der kosmische Traum zu einem Ende kommen? Wenn sein persönliches Leben ein Traum für den Menschen ist, ist dann das Universum ein Traum für Gott? Die Antwort ist, dass der Welt-Geist Herrschaft über seinen Traum hat, wir nicht.

12 GEIST ist das erste und letzte Wirkliche, das Handelnde, Schaffende und Zerstörende. Er stellt sich die Welt vor, und vorstellend schafft er sie.

13 

Die Philosophen, denen es an Vernunft fehlt, 
meinen, diese Welt sei nur eine Idee des Geistes;
sie ist eine Idee, aber sie können den großen Idealisten, 
der hinter ihr steckt, nicht sehen.
~Jami

♥ 14 Das Universum ist der phantasiereiche Bau des Welt-Geistes.

15 "Der innerste Kern und die Oberfläche des Lebens sind substantiell gleich", schrieb der weise alte Lao Tzu.

16 Jede Form der Existenz kann auf eine Form des Bewusstseins reduziert werden. Die letzte Essenz all dieser Bewusstseine ist Gott.

17 Der Baum der materiellen Objekte und der Baum der geistigen Ideen entspringen einer gemeinsamen, aber unbekannten Wurzel - Brahman.

18 Wer Brahman als Wurzel und das Universum als Zweig des Baumes des Lebens kennt, fürchtet den Tod nicht, sagt ein alter indischer Text.

19 Der Akt der schöpferischen Meditation, der das Universum ins Leben ruft, wird vom Welt-Geist ausgeführt. Wir, insofern wir die Welt erleben, nehmen unbewusst an diesem Akt teil. Es ist eine Gedankenwelt und wir sind Gedankenwesen.

20 Irgendwie bringt dieses unendliche Leben eine unendliche Vielfalt von Gedanken hervor und lässt sie eine unendliche Vielfalt von Erfahrungen durchlaufen. Wie real sie durch sein geheimnisvolles Wirken auch erscheinen mögen, sie sind alle nur Schein.

♥ 21 Dieses Wirken von Geist auf Geist wird mit dem letzten Akt sein Ende erreichen, und der Weltentraum wird sich dann auflösen.

22 Der Welt-Geist tut sein Werk, indem er die grundlegenden Materialien und notwendigen Energien bereitstellt.

♥ 23 Der Eine Geist erscheint sowohl als Millionen kleiner Geister als auch als mentale Bilder von Dingen, Geschöpfen oder Ereignissen, die sie kennen, sehen oder erleben.

24 Letztendlich kommen alle Dinge aus dem Welt-Geist und für uns aus dem Geist, der selbst aus derselben Quelle stammt.

25 Der Welt-Geist drückt durch eine unendliche Anzahl von Gemütern seine eigene Unendlichkeit aus, die mit der Unendlichkeit unendlich oft multipliziert wird.

26 Spinoza gelangte durch klare mathematische Überlegungen zu dieser Wahrheit, dass "jedes besondere Ding durch unendliche Ideen auf unendliche Weise im unendlichen Verstand Gottes ausgedrückt wird".

27 In all diesen Studien sollte man immer wieder auf den Hauptbegriff zurückkommen: Das gesamte Universum, alles - Gegenstände und Geschöpfe - ist im GEIST. Ich halte alle Objekte meiner Erfahrung in meinem Bewusstsein, aber ich selbst werde zusammen mit ihnen in einem unglaublich größeren Bewusstsein gehalten, dem des Welt-Geistes.

28 Die von einigen berühmten Theologen und Mystikern vertretene Vorstellung, dass "Gott mich braucht, so wie ich ihn brauche", ist ein Hirngespinst, eine selbst konstruierte Meinung, die auf einem Egoismus beruht, der nicht willens und in der Lage ist, seine eigene Wichtigkeit loszulassen.

♥ 29 Gott macht sein eigenes Werk. Er braucht keinen Partner, keinen Mitarbeiter, keinen Helfer.

30 Eckharts Behauptung "Ohne den Menschen wüsste Gott nicht, dass es ihn gibt" bedarf einer Erklärung.

31 Es geht nicht darum, dass Gott, der Einzigartige, ein zweites Ding, einen Kosmos, braucht, um er selbst zu sein, sondern dass unser menschliches Denken über Gott durch die völlige Leere, in der Gott wohnt, unfähig ist.

32 Gott braucht keinen Partner und hat keinen Feind. Denn die Macht Gottes steht nicht nur über der aller anderen Wesenheiten, sondern sie ist die Quelle, aus der sie selbst entspringen.

33 Es ist die Anwesenheit des Welt-Geistes, die die Dinge gemäß der Welt-Idee geschehen lässt: der Welt-Geist braucht nicht jede einzelne Aktivität vorzubringen.

34 Kein Ingenieur kann einen Motor bauen, indem er einfach alle notwendigen Metallteile zusammenwirft, nicht einmal alle fertigen Teile. Sein Verstand und sein Wille müssen auf sie einwirken. Genau so verhält es sich mit dem Universum selbst. Auch hier muss eine universelle Intelligenz, ein Welt-Geist und seine gewollte Aktivität dahinter stehen.

35 Geist ist nicht die letzte Wirklichkeit, sondern ein grundlegender Aspekt davon. Der Wille ist ein zweiter.


3.2 Warum 

36 Der sich selbst genügende Welt-Geist hat durch diese universelle Aktivität nichts für sich selbst zu gewinnen.

37 Was könnte die Höchste Macht dadurch gewinnen, dass sie die Welt ins Dasein ruft? Sie ist nicht wie die Menschen, die Wünsche haben, die befriedigt werden müssen, oder Beschränkungen, die beseitigt werden müssen.

38 Diejenigen, die auf das wunderbare Muster des Universums als Beweis für die Existenz der Gottheit hinweisen, tun gut daran; aber wenn sie anfangen, über die Gründe Rechenschaft abzulegen, die die Gottheit veranlasst haben, sich in Myriaden von Seelen zu verwandeln und ihre göttliche Sicht zu blenden, indem sie sie in dieses materielle Universum einbezieht, ist es an der Zeit, unsere Schuhe anzuziehen und wegzugehen. Denn kein Philosoph und kein Theologe, kein Okkultist und kein Mystiker hat dieses höchste Rätsel bisher auf wirklich befriedigende Weise gelöst.

39 Der Welt-Geist stellt sich Dinge und Geschehnisse vor und objektiviert sie, und der Mensch befindet sich innerhalb dieses Raum-Zeit-Netzes. Gott befindet sich innerhalb des Universums, ist aber nicht durch dessen Begrenzungen gebunden. Gott ist in einem Sinne frei, in dem kein menschliches Wesen frei ist. Denn der Motivkonflikt, der jedem Akt menschlicher Freiheit vorausgeht, fehlt völlig bei den Handlungen Gottes, die wirklich spontan sind.

40 Niemand weiß, warum die Unendliche Macht immer wieder etwas von sich selbst im Universum verkörpern muss; jeder kann letztlich nur die Tatsache akzeptieren, denn die Frage ist ohne Antwort.

41 Warum wiederhole ich: "Alles ist Meinung"? Weil niemand bei der Schöpfung anwesend war oder gewesen sein kann - daher sind alle Theorien über die Schöpfung und über Gott nur Vermutungen. Außerdem ist Gott für den endlichen Menschen völlig unverständlich.

42 All jenen, die vorgeben, eine Antwort auf den Sinn des Lebens und den Grund für die Erschaffung des Universums zu geben, kann mit den Worten des ältesten bekannten Buches Indiens, der Rig-Veda, geantwortet werden: "Wer weiß genau, und wer wird in dieser Welt erklären, woher und warum diese Schöpfung stattfand? Die Götter sind nach der Erschaffung dieser Welt entstanden; wer kann dann wissen, woher sie stammt? Er, der im höchsten Himmel der Herrscher dieses Universums ist - er weiß es oder weiß es nicht!"

43 Der Weltgeist versucht immer wieder, seine Qualitäten und Eigenschaften im Universum widerzuspiegeln, aber es gelingt ihm immer nur sehr begrenzt.

44 Wenn ich sage, dass Gott das Universum nicht dadurch hervorgebracht hat, dass er zuerst den Entschluss fasste, es zu "erschaffen", und diesen Entschluss dann bewusst ausführte, sondern durch die ihm innewohnende Natur und innere Notwendigkeit, dann meine ich, dass das Universum bereits und ewig in Gott ist. Es bedurfte keiner Entscheidung und es hätte auch keine geben können, genauso wenig wie ein Mann sich entscheiden kann, männlich zu sein. Das Universum aus sich selbst hervorzubringen, ist eine Funktion, eine Eigenschaft oder ein Attribut - keiner dieser Begriffe ist ganz richtig, aber ein besserer ist schwer zu finden -, ein Gehorsam gegenüber dem Gesetz von Gottes eigenem Wesen.

45 Die Bewegung, die das Universum aus der Stille des Weltgeistes ins Dasein ruft, ist eine spontane, keine absichtliche. Sie geschieht einfach, weil es in der Natur des Weltgeistes liegt, diese Bewegung auszuführen.

46 Es ist eher ein innerer Zwang als eine innere Notwendigkeit, die den Weltgeist dazu bewegt, diese wiederholten Reinkarnationen des Universums herbeizuführen.

47 Was ich in Die Weisheit des Überselbst als "eine innere Notwendigkeit" bezeichnet habe, die für diese Selbsttätigkeit des Weltgeistes bei der Hervorbringung des Universums verantwortlich ist, bedarf, wie ich jetzt sehe, einiger Klarstellung, wenn es nicht falsch verstanden werden soll. Es liegt in der Natur des Weltgeistes, abwechselnd passiv zu sein, so wie es in der Natur von Tieren und Menschen liegt, im Wachzustand aktiv zu sein und im Schlaf zu ruhen. In diese Natur ist der Wunsch eingebettet, etwas von sich selbst im Kosmos auszudrücken. Aber dieses Verlangen ist nicht zu seinem eigenen Vorteil, denn das Vollkommene hat nichts zu gewinnen. In allen manifestierten Geschöpfen strebt das Verlangen nach Eigennutzen, ob offensichtlich oder verborgen; nicht so im Welt-Geist. Seine Aktivität existiert nur zum Nutzen dieser Vielzahl von Geschöpfen.

48 Er ist von Evolution und Rückschritt befreit und wird immer das sein, was er immer war. Folglich kann er im kosmischen Prozess keine selbstnützigen Ziele verfolgen.

49 Wenn wir versuchen, über die innere Notwendigkeit nachzudenken, die den Weltgeist dazu bringt, sich durch ein Anderes, einen Kosmos, vor sich selbst zu offenbaren, stehen wir an der Schwelle eines Geheimnisses. Wie könnten Zwang, Begrenzung oder Verlangen in dem Wunschlosen entstehen? Der menschliche Intellekt kann eine solche Frage nur formulieren, aber nicht beantworten.

50 In dem Augenblick, in dem wir behaupten, dass diese unendliche Macht ein Motiv für die Erschaffung des Kosmos, einen Zweck für die Erschaffung der Welt hat, in diesem Augenblick schränken wir sie ein und schreiben ihr ein Bedürfnis, einen Wunsch oder einen Mangel zu.

51 Der Welt-Geist hat die Kraft der kraftvollen Schöpferkraft als ein wesentliches Attribut seiner Natur. Er wird seine Arbeit, das Universum zu erhalten, einstellen, wenn er aufhört zu sein, was er ist. Es gibt keinen anderen Zweck hinter der Schöpfung als den, seine eigene Existenz fortzusetzen. Dies zu verstehen bedeutet, zu verstehen, dass die Frage nach dem Zweck überhaupt nicht auf den Welt-Geist zutrifft, sondern nur auf ein imaginäres und minderwertiges Wesen, das beginnen oder aufhören könnte.


3.3 Unterscheidung zwischen Welt-Geist und GEIST

52 Es reicht nicht aus, zu wissen, was der Welt-Geist durch seine Anwesenheit in diesem Universum hervorgebracht hat. Wir müssen auch wissen, zumindest intellektuell, was er in sich selbst ist.

53 Aus dieser großen Leere entsteht das Universum. Was muss dann das unaussprechliche und unglaubliche Mysterium sein, das sich dahinter vor unseren sehenden Augen verbirgt?

54 Nimm den Anfang und das Ende des griechischen Alphabets und nimm an, dass der erste Buchstabe, Alpha, die erste schwache Regung des Universums ist. Und nimm an, der letzte Buchstabe, Omega, sei die letzte verschwindende Spur dieses Universums. Stellen Sie sich vor, dass Alpha die Reinkarnation des vorherigen Omega ist, und Sie haben einen Schlüssel zu dem, was wirklich geschieht. Aber was ist diese geheimnisvolle, unsichtbare, nicht greifbare Quelle, aus der all dies stammt und in die all dies übergeht?

55 Die Vorstellung von einem persönlichen Gott enthält eine Wahrheit und einen Irrtum. Soweit es einen Welt-Geist gibt, der sich zusammen mit der Welt selbst manifestiert, ist die Vorstellung wahr. Aber insofern es nur das Einzigartige, das Eine ohne ein Zweites gibt, sind beide Erscheinungen, Phänomene aus dem Noumenon. Was die Welt betrifft, so erscheint sie in der Zeit aus dem Zeitlosen heraus; was aber den Weltgeist betrifft, so sind alle Zeiten in seine Dauer eingeschlossen. Doch auch er zieht sich in seinen anderen Aspekt zurück, den GEIST - nur.

56 Es hat so viele Reibereien und Zusammenstöße zwischen den verschiedenen Religionen wegen dieser Idee gegeben: ob Gott persönlich oder unpersönlich ist - so viel Verfolgung, sogar Hass, so unnötig. Ich sage unnötig, weil der Unterschied zwischen den beiden Auffassungen nur ein scheinbarer ist. Der GEIST ist die Quelle von allem; das ist der untätige GEIST. Der GEIST als Welt-Geist-in-Manifestation ist der persönliche Gott. Zwischen Essenz und Manifestation besteht der einzige Unterschied darin, dass die Essenz verborgen und die Manifestation bekannt ist. Der Welt-Geist ist persönlich (in dem Sinne, dass er das ist, was die Hindus "Ishvara" nennen); der GEIST ist völlig unpersönlich. Im Grunde sind die beiden eins.

57 Über die zwei Ansichten von Gott - Transzendenz und Immanenz: Die eine Sichtweise bedingt Ihre Vorstellung von Gott, die andere setzt ihm Grenzen. Aber wenn du gleichzeitig sowohl die eine als auch die andere Sichtweise bejahst, bist du frei von Irrtum.

58 Als GEIST ist er jenseits aller Relativitäten dieser Welt, jenseits von Zeit und Raum, menschlichem Denken und menschlicher Vorstellung. Als Welt-Geist ist er in der Welt selbst immanent, der Herr des Alls, der Gott, den die Menschen verehren, und doch zyklisch in seinen Existenzen.

59 Der GEIST hat jedoch ein Doppelleben. Als GEIST ist er ewig frei, aber als Welt-Geist ist er ewig gekreuzigt, wie Platon sagte, am Kreuz des Weltkörpers.

60 Die Manifestation impliziert die Notwendigkeit der Manifestation. Aber man könnte einwenden, dass jede Art von Notwendigkeit, die im Göttlichen besteht, auch seine Unzulänglichkeit impliziert. Die Antwort ist, dass die Zahl Eins sich ihrer selbst nur bewusst werden kann, indem sie sich der Anwesenheit von Zwei - sich selbst und einem anderen - bewusst wird. Aber die Zahl Null steht unter keinem Zwang. Hier haben wir einen mathematischen Hinweis zum Verständnis des Rätsels der Manifestation. Der GEIST als Leere ist das höchste, unvorstellbare, unmanifestierte Endgültige, während der Welt-Geist die Universumsreihe als ein Zweites, ein "Anderes", in dem er sich seiner selbst bewusst wird, immer wieder hervorbringt.

61 Der aktive Gott, die unsichtbare Macht, ist (für uns Menschen) der Welt-Geist. Gott-im-Ruhezustand ist der GEIST.

62 Die schöpferische Kraft oder Energie, die vom Welt-Geist ausgeht, ist nicht das ultimative Essenz-Bewusstsein, das Gott ist.

63 Es ist notwendig, auf den Unterschied zwischen der göttlichen Essenz und den göttlichen Energien hinzuweisen. Letztere können vielfältig und unterschiedlich sein, aber erstere sind immer einzeln.

64 Es ist der Unterschied zwischen dem GEIST, wie er in sich selbst ist, und dem GEIST, wie er sich durch den Kosmos ausdrückt.

65 Es wäre jedoch ein Fehler, den Welt-Geist als eine Einheit und den GEIST als eine davon getrennte Einheit zu betrachten. Es wäre richtiger, den Welt-Geist als die aktive Funktion des GEISTES zu betrachten. Der GEIST kann nicht von seinen Kräften getrennt werden. Die beiden sind eins. In seinem ruhenden Zustand ist er einfach der GEIST. In seinem aktiven Zustand ist er Welt-Geist. In seiner innersten, transzendenten Natur ist der Verstand das unergründliche Mysterium der Mysterien, aber wenn er sich im Handeln ausdrückt und dem Universum innewohnt, ist er der Welt-Verstand. In den Attributen des manifestierten Gottes - d. h. des Weltgeistes - finden wir die einzigen Hinweise auf die Qualität, die Existenz und den Charakter der unmanifesten Gottheit, die der Mensch begreifen kann. All dies ist ein Geheimnis, das ein unverständliches Paradoxon ist und vielleicht für immer bleiben wird.

66 Geist als ein Wirkendes und Geist als ein Ruhendes, sind nicht zwei getrennte Wesen, sondern zwei Aspekte ein und desselben Wesens, die sich dem menschlichen Forschen darstellt. GEIST, als der Wirkende, äußert sich als das höhere Selbst im Herzen des Menschen und als der Welt-Geist im Universum.

67 Der Welt-Geist ist eine Ausstrahlung des ewig unbegreiflichen GEISTES. Er ist die Essenz aller Dinge und aller Wesen, vom kleinsten bis zum größten.

68 Der GEIST ist das Wirkliche; die Materie ist die Erscheinung, die er annimmt. Das Universum geht allmählich aus dem höchsten Sein hervor, jenseits dessen nichts ist oder sein könnte. Es ist GEIST, unermesslich, mit einer ebenso unermesslichen Kraft. Der Welt-Geist ist diese Kraft in Aktion, die das, was sie hervorgebracht hat, erschafft, erhält und am Ende zerstört.

69 Wenn es wahr ist, dass der absolute göttliche GEIST nichts über das Universum und nichts über den sterblichen Menschen weiß, dann ist es auch wahr, dass der Welt-Geist, der sein anderer Aspekt ist, sie kennt.

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