Jiddu Krishnamurti

Jiddu Krishnamurti
Wir werden sehen wie wichtig es ist die radikale Revolution in den Köpfen der Menschen zu verursachen. Die Krise ist eine Krise des Bewusstseins. Ein Krise, die nicht mehr die alten Normen akzeptieren kann, die alten Muster, die uralten Traditionen. Wenn man in Betracht zieht, was die Welt jetzt ist, mit all dem Elend, den Konflikten, der zerstörerischen Brutalität, Aggressionen usw. Der Mensch ist immer noch wie er war. Er ist immer noch brutal, zerstörerisch, aggressiv, habgierig, wetteifernd. Er hat eine Gesellschaft darauf aufgebaut.

Samstag, 6. Juli 2019

Das Ich als Ware || Die Ökonomie der Aufmerksamkeit und Buddhas Praxis der Achtsamkeit

Das Ich als Ware
Die Ökonomie der Aufmerksamkeit und Buddhas Praxis der Achtsamkeit
Franz-Johannes Litsch

 

In der ersten Lehrrede nach seinem Erwachen kennzeichnete Siddhartha Gautama Buddha den Menschen als ein Wesen, das von “Durst” (tanha) getrieben ist. Er meinte damit nicht nur den körperlichen Nahrungsbedarf aller Lebewesen sondern mehr noch den Durst nach Sein (bhava) oder Nicht-sein (abhava), nach Haben-wollen (Begehren, lobha) und Nicht-haben-wollen (Abneigung, dosa); vor allem aber den Durst nach Ich-sein, nach Abgrenzung, Verewigung und Bestätigung seines Selbst (atta)

...die Produktion weiterer Aufmerksamkeit auf diesem Wege hat ebenfalls ihre Grenze erlangt. Auch hier befindet sich die moderne Gesellschaft in einer Überproduktionskrise. Die Vordenker unserer Ökonomie haben sich darum auf die Suche nach neuen Wegen der Aktivierung unseres Durstes gemacht. Die vor wenigen Jahrzehnten gefundene Antwort prägt –von den meisten Menschen kaum bewusst wahrgenommen –zunehmend unsere soziale und kulturelle Wirklichkeit. Sie heißt: wir produzieren und verkaufen keine dinglichen Waren mehr, sondern wir verkaufen Lifestyle, Profil, Image, Identität.

Nichts steht für den modernen Menschen so sehr im Zentrum seines Interesses wie das eigene Ich. Mit unserem Ich befinden wir uns nun alle auf dem globalen Markt der Aufmerksamkeit. Ob es um den Job, die Wohnung, den Partner, die Freunde, die Freizeit, das Lebensglück geht in dieser Ökonomie ist nur erfolgreich, wer sich attraktiv macht und selbst vermarktet. Der Begriff „Ich-AG” kennzeichnet die Situation treffend.

Der Trend zur Selbstvermarktung hat unsere Gesellschaft mittlerweile rundum erfasst. Ganz oben steht das Körperdesign in Form zahlloser Techniken und Mittel der Gestaltung, Verschönerung, Leistungssteigerung, Perfektionierung und Inszenierung des Körpers.

Für Viele ist der eigene Körper zum Hauptinhalt der Identität, Aktivität und des Lebens geworden. Öffentliche und virtuelle Märkte der Selbstinszenierung genießen höchstes Interesse und Massenzulauf. Mehr geistorientierte Menschen surfen auf den Wellen der psycho-mentalen Selbstverbesserung im Warenangebot des therapeutischen und spirituellen Supermarkts.

Auch hier geht es zumeist darum, das “kleine Ich” durch das “höhere Ich” oder “wahre Selbst” zu ersetzen.

Die mächtigste und häufig letzte Flucht aus der Wirklichkeit ist die in den Drogenkonsum. Die Droge ist der Weg in die Selbstzerstörung, in die Auflösung und Vernichtung des Ichs.

Der Ausweg ist Befreiung vom Perfektheitsanspruch, von Identitätsvorgabe und Selbstverwirklichungszwang. Erwachen war für ihn Erkenntnis, dass es im Dasein nichts Beständiges (anicca), nichts endgültig Zufriedenstellendes (dukkha), nichts wirklich Greifbares, Herstellbares, Besitzbares gibt (anatta); die Einsicht, dass alle Phänomene letztlich offen - leer (sunya )- sind.

Die Befreiung des Buddha ist Loslassen dessen, was wir meinen haben und sein zu müssen – und Annehmen-können dessen, was da, was gegenwärtig ist.

Achtsamkeit lässt uns erfahren, dass wir in jedem Augenblick angenommen, von anderen unterstützt und untrennbar miteinander verbunden sind. Achtsamkeit befreit uns vom endlosen Kampf auf dem Markt der Aufmerksamkeit.

http://www.buddhanetz.org/aktuell/ich_als_Ware.pdf

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