Jiddu Krishnamurti

Jiddu Krishnamurti
Wir werden sehen wie wichtig es ist die radikale Revolution in den Köpfen der Menschen zu verursachen. Die Krise ist eine Krise des Bewusstseins. Ein Krise, die nicht mehr die alten Normen akzeptieren kann, die alten Muster, die uralten Traditionen. Wenn man in Betracht zieht, was die Welt jetzt ist, mit all dem Elend, den Konflikten, der zerstörerischen Brutalität, Aggressionen usw. Der Mensch ist immer noch wie er war. Er ist immer noch brutal, zerstörerisch, aggressiv, habgierig, wetteifernd. Er hat eine Gesellschaft darauf aufgebaut.

Mittwoch, 31. Juli 2019

U. G. Krishnamurti || Der Mut, allein zu stehen, Teil III Es war nett, Sie kennenzulernen, und nun leben Sie wohl.

Quelle: http://www.ugkrishnamurti.net/ugkrishnamurti-net/GERMAN/Der_Mut/5_Der%20Mut_3.htm

F: Kann ich Sie etwas fragen?
U.G.: Ja, bitte.
F: Wir möchten ständig diesen Wandel in unserem Innern herbeiführen; wir wollen zwar nicht unbedingt die Welt verändern, möchten aber doch unser inneres Selbst finden, wenn wir meditieren oder Yoga praktizieren – warum wollen wir diesen Wandel eigentlich?
U.G.: Warum machen Sie all diese Dinge?
F: Nun, ich probiere sie aus, um zu sehen...
U.G.: Was? Wollen Sie etwas verändern?
F: Das ist es ja gerade, ja. Warum wollen wir uns ändern? Was in uns verlangt ständig nach Veränderung? Warum können wir nicht zufrieden sein?
U.G.: Sie sind mit sich selbst unzufrieden, nicht wahr?
F: Nicht bewußt... es ist schon merkwürdig. Ich fühle mich sehr gut, es gibt eigentlich relativ wenig, worüber ich mich beklagen könnte, und doch...
U.G.: Und doch tun Sie es. Sehen Sie das Paradox? Sie sind nicht so mit sich selbst zufrieden, wie Sie behaupten.
F: Das stimmt.
U.G.: Da gibt es etwas, das beschließt, daß es so nicht stimmen kann. Deshalb wollen Sie eine Veränderung herbeiführen. Wer ist nun für dieses Verlangen nach Veränderung verantwortlich? Ich sage: die Kultur, die Gesellschaft, erhebt einen Anspruch an Sie, der vorgibt, wie Sie zu sein hätten, wie Sie sein sollten. Verstehen Sie? Sie haben das als Vorbild für sich selbst akzeptiert.
F: Ich habe nicht das Gefühl, daß ich irgendeinem Vorbild nachstrebe. Ich möchte gerne herausfinden, ob in unserem Innern nicht noch mehr ist.
U.G.: Nein. Das Verlangen nach mehr....
F: Nach dem, was im Innern ist...
U.G.: Es gibt kein Innen und Außen. Es gibt nur ein Gefühl, ein Verlangen nach etwas Interessanterem, mit dem man sich beschäftigen könnte, etwas, das sinn- und zweckvoller wäre als Ihre heutige Existenz. Darauf, sehen Sie, ist das Verlangen gerichtet. Daher rührt auch diese Unruhe. Sie werden deshalb unruhig, weil Sie in sich diesen Drang verspüren, der durch die Gesellschaft oder die Kultur in Sie hineingelegt wurde und der Sie glauben macht, daß Ihr Leben interessanter, bedeutender und sinnvoller sein könnte, als es das heute ist.
F: Und dieser natürliche Zustand des Seins, den gibt es nicht?
U.G.: Nein.
F: Das sind nur von der Gesellschaft zusammengestellte leere Worte?
U.G.: Genauso ist es, Ihre Natürlichkeit wird von diesen Forderungen der Kultur zerstört. Also erscheint Ihnen Ihr Leben sinnlos, wenn es nichts weiter zu tun gibt. Sie haben alles Erdenkliche versucht, um diese Langeweile mit etwas auszufüllen... jetzt haben Sie all die neuen Spielereien – Yoga, Meditation und die ganze Psychologie.

F: Bücher lesen.
U.G.: Bücher lesen, insbesondere das Lesen religiöser Bücher, ist ein Weiteres, das Sie der schon vorhandenen Liste hinzugefügt haben; aber auch damit gelingt es Ihnen nicht, sich von der Langeweile zu befreien. Ihr Leben langweilt Sie, Ihre ganze Existenz, denn alles in ihr wiederholt sich ständig. Für Ihre physischen Bedürfnisse ist bereits sehr gut gesorgt, zumindest hier in diesem Teil der Welt. Also müssen Sie keine zusätzliche Energie aufwenden, um zu überleben. Für diesen Teil wird bereits Sorge getragen.
Wenn für das Überleben gesorgt ist, erhebt sich naturgemäß die einfache Frage: „Ist das denn alles, was es gibt?“ Jeden Morgen ins Büro zu gehen, oder das Hausfrauendasein mit all den dazugehörigen Pflichten, oder zu schlafen, die sexuellen Kontakte – ist das schon alles? Und genau dieses Verlangen nach mehr ist es, was von diesen ‘Heiligen’ ausgebeutet wird. Das soll schon alles sein? Und dann kommen die Tricks, mit denen Sie Ihre Langeweile vertreiben wollen.
Das ist wie ein Faß ohne Boden. Es ist nicht nur ein Faß ohne Boden, es ist ein Loch ohne Ende. Sie können es immerzu mit allem zu füllen suchen, was Sie sich vorstellen können oder was anderen dazu einfällt, und doch wird die Langeweile eine Realität bleiben, sie ist ein Faktum. Sicherlich. Sonst würden Sie nichts tun. Sie sind einfach gelangweilt, gelangweilt davon, immer und immer wieder das gleiche zu tun. Darin vermögen Sie keinen Sinn zu erkennen.
F: Man ist sich dieser Langeweile nicht ganz bewußt....   
U.G.: Sie sind sich dieser Langeweile nicht ganz bewußt, weil Sie danach trachten, von etwas frei zu werden, was gar nicht vorhanden ist. Das ist es doch, worauf ich die ganze Zeit über mit Nachdruck hinweise. Die Langeweile ist nicht wirklich das Problem. Sie sind sich des Vorhandenseins von Langeweile nicht bewußt, weder auf der bewußten Ebene Ihres Denkens noch auf der bewußten Ebene Ihrer Existenz. Die Attraktivität dieser Dinge, die Sie dazu benützen, um sich von der nichtexistenten Langeweile zu befreien, hat in Wirklichkeit die Langeweile geschaffen. Und diese Langeweile kann von den Dingen, die sie erschaffen hat, nicht vertrieben werden. Und so geht das immer weiter – mit immer neueren Techniken und Methoden. Jedes Jahr bekommen wir einen neuen Guru aus Indien mit ein paar neuen Tricks, einer neuen Technik, oder wir erfinden eine neuen Therapie. Alles mögliche...   

F: Wenn wir von Bewußtsein sprechen...
U.G.: Ja, ja. Sie wissen anscheinend etwas über das Bewußtsein. Würden Sie mir bitte sagen, was genau Sie unter Bewußtsein verstehen?

F Ich weiß es nicht. Das wollte ich Sie fragen.
U.G.: Warum stellen Sie mir diese Frage über Bewußtsein? Ich will Ihnen nicht mit einer Gegenfrage kommen. Aber Sie greifen das Wort ‘Bewußtsein’ irgendwo auf. Sie haben es irgendwo aufgelesen, und schon wird darüber gesprochen, wie man das Bewußtsein erweitern kann.
F: ...dergestalt, daß man sich selbst besser kennenlernen und zur Natürlichkeit finden könnte.
U.G.: Ihre Natürlichkeit ist etwas, was Sie nicht kennenlernen müssen. Sie brauchen sie nur auf ihre eigene Weise wirken lassen. Ihr Wissenwollen verlangt nach einem Know-how, das Sie von einem anderen bekommen wollen. Das Funktionieren des Herzens ist etwas Natürliches; das Funktionieren aller Organe Ihres Körpers ist etwas vollkommen Natürliches. Die stellen sich auch nicht für einen Augenblick lang die Frage: „Wie funktioniere ich?“ Der ganze lebendige Organismus verfügt über eine riesige Intelligenz, die ihn auf ganz natürliche Weise erhält. Davon haben Sie das, was Sie Leben nennen, abgetrennt. Was Sie Leben nennen, ist eine Lebensweise, die in keiner Beziehung zum Funktionieren dieses lebendigen Organismus steht.
 Damit erhebt sich natürlich für Sie die Frage: „Wie soll man leben?“ Sehen Sie, es ist dieses „Wie soll man leben?“, das tatsächlich die natürliche Weise, in der das Ganze abläuft, zerstört hat. Hier schaltet sich die Kultur ein und sagt: „Du sollst auf diese Art und Weise handeln und leben! Nur so wird es dir und der Gesellschaft zum Guten gereichen“. Sie wollen das verändern. Was ist es denn eigentlich, was Sie verändern möchten?

Auch die Übungen zur körperlichen Vervollkommnung gehören zu diesen Methoden. Ich will nichts gegen Yoga sagen, verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich habe auch nichts gegen Meditation einzuwenden – betreiben Sie Yoga, meditieren Sie – das sind alles Linderungsmittel. Wenn Sie wollen, daß Ihr Körper elastisch bleiben soll, dann wenden Sie sie an. Allerdings möchte ich darauf hinweisen, daß die Meditation Spannungen erzeugt. Sie schaffen sich erst ein Problem, und dann versuchen Sie es zu lösen. Aber es ist schon in Ordnung, denn Gott sei Dank betreiben Sie sie ja nicht allzu ernsthaft.

...Die Ziele eines jeden Menschen auf dieser Welt, sei es hier im Westen oder im Osten oder in einem kommunistischen Land, sind überall identisch. Was der Mensch haben will, ist Genuß ohne Reue und Glück ohne einen Augenblick des Unglücklichseins. Wonach er tatsächlich strebt und worum er kämpft, ist, das Unmögliche wahr zu machen und das eine (Glück) zu erringen, ohne das andere (Unglücklichsein) zu erleiden.

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