Jiddu Krishnamurti

Jiddu Krishnamurti
Wir werden sehen wie wichtig es ist die radikale Revolution in den Köpfen der Menschen zu verursachen. Die Krise ist eine Krise des Bewusstseins. Ein Krise, die nicht mehr die alten Normen akzeptieren kann, die alten Muster, die uralten Traditionen. Wenn man in Betracht zieht, was die Welt jetzt ist, mit all dem Elend, den Konflikten, der zerstörerischen Brutalität, Aggressionen usw. Der Mensch ist immer noch wie er war. Er ist immer noch brutal, zerstörerisch, aggressiv, habgierig, wetteifernd. Er hat eine Gesellschaft darauf aufgebaut.

Sonntag, 29. September 2019

Paul Brunton ♥ Augenblicke der Wahrheit || 4.GRUNDÄTZLICHES ZUR MEDITATION

Die Philosophie lehrt die Menschen nicht, den Kopf völlig leer zu machen, sie sagt nicht: Treib alle Gedanken aus, sei träge und passiv. Sie lehrt die Reduktion aller Denktätigkeit auf einen einzigen Keimgedanken, und dieser hat entweder fragend zu sein, etwa: «Was Bin Ich?», oder Positiv, etwa: «Das Göttliche ist mit mir.»
...Ansonsten ist das reine geistige Leergefegtsein eine gefährliche Verfassung, die von umsichtigen Suchenden vermieden werden sollte. In ihr ist das Risiko des Spiritismus und der Besessenheit gegeben. 

Meditation ist in gewisser Beziehung eine Anstrengung. In ihr versucht man als erstes, sich seinem innersten Kern anzunähern, indem man sich aktiv eine Bahn durch den Dschungel belangloser Gedanken bricht, und als zweites, darin einzudringen, indem man sich passiv dem abstrahlenden Einfluss dieses Zentrums der eigenen Psyche fügt, welches in der Tat der göttliche Geist ist. Im ersten Stadium ist ein entschlossener Wille vonnöten, um die lästigen Eindringlinge zu überwinden und zu verscheuchen, die alle Erfolgsaussichten zunichte machen würden. Im zweiten Stadium wäre die Betätigung des Willens genauso Destruktiv, denn nunmehr wird eine entgegengesetzte Haltung verlangt - völlige Hingabe des Ich.

Der einzige Weg, um zu erfahren, was Meditation bedeutet, besteht darin, zu üben und noch einmal zu üben. Dazu gehört ein täglicher Rückzug aus dem Kreislauf von Routine und Machen, ungefähr eine Dreiviertelstunde, wenn möglich, und die regelmäßige Durchführung einer Übung. Die Form, die eine solche Übung annehmen sollte, hängt zum Teil davon ab, was man selbst bevorzugt. Es kann eine der förmlichen Übungsfolgen aus einem Buch sein, oder es kann ein Thema sein, das einem Satz in irgendeiner inspirierten Schrift entnommen wurde, deren Wahrheit den Geist nachhaltig beeindruckt hat; es kann eine Charaktereigenschaft sein, deren Mangel in uns dringend spürbar geworden ist, oder es kann ein rein frommes Bestreben nach Gemeinschaft mit dem Höheren Selbst sein. Was es auch sei, die persönliche Anziehung sollte stark genug sein, unser Interesse zu wecken und unsere Aufmerksamkeit zu fesseln. Ist das der Fall, können wir das Thema unablässig in unseren Gedanken hin und her wenden. Wenn dem Genüge getan wurde, ist das erste Stadium (die eigentliche Konzentration) abgeschlossen. Leider verbringt man diese Periode meistens zum großteil damit, von außen kommende Ideen und ablenkende Erinnerungen abzuschütteln, so daß einem wenig Zeit bleibt, um zur wirklichen Konzentration selbst zu kommen. Das Gegenmittel ist wiederholtes Üben. Im Nächsten Stadium wird eine Willensanstrengung unternommen, um die Welt der fünf Sinne, ihre Eindrücke und Bilder auszuschließen und dabei die Bahn des Meditativen Denkens weiterzuverfolgen. Hier trachten wir danach, die konzentrierte Haltung zu vertiefen, zu bewahren und zu verlängern und gleichzeitig die äußere Umgebung zu vergessen. Die Vielfalt der Sinneswahrnehmungen - Sehen, Hören usw. - hält uns für gewöhnlich davon ab, uns dem Inneren Selbst zu widmen, und in diesem Stadium muß man sich dazu erziehen, dies zu korrigieren, indem man bewußt die Aufmerksamkeit von den Sinnen abzieht. In der Anfangsphase dieses Stadiums wird uns zumute sein, als ob wir gegen eine unsichtbare Tür hämmerten, auf deren anderer Seite das geheimnisvolle Ziel unseres Strebens liegt.

Man sollte voll und ganz Einsehen und Anerkennen, wie wichtig es ist, den durch Nichts und Niemanden vorgeschriebenen Termin der Meditationsstunde pünktlich einzuhalten. Wenn man darauf achtet, bei gesellschaftlichen und beruflichen Verpflichtungen Wort zu halten, dann sollte man zumindest nicht weniger darauf achten, das auch bei spirituellen Verpflichtungen zu tun. Nur wenn man dahin gelangt, das Überselbst ehrfürchtig als den unsichtbaren und schweigenden Anderen zu betrachten, mit dem man sich zusammensetzt, nur wenn man dahin gelangt, das Ausbleiben zum festgesetzten Zeitpunkt als eine ernste Angelegenheit zu betrachten, besteht eine Aussicht darauf, daß diese Übungen irgendwann einmal Früchte des Erfolges tragen. Man macht die sonderbare Erfahrung - und sie geschieht zu oft, als daß sie bedeutungslos sein könnte -, daß das Eine oder Andere Hindernis auftritt, um einen von der Erfüllung dieser heiligen Pflicht abzuhalten, oder daß sich eine reizvolle Alternative anbietet, um einen davon wegzulocken. Das Ich begehrt gegen den Eingriff in seine eingefahrenen Gewohnheiten auf und widersetzt sich dem bemühen, zu seinen Fundamenten vorzudringen. Man muß diesem Widerstand widerstehen. Man darf sich keine Ausrede gestatten. Die Entscheidung, sich zu einer bestimmten Zeit zur Meditation hinzusetzen, darf nicht kläglich zurückgenommen werden, einerlei, welcher Druck von außen auf einem lastet oder von Innen aufkommt. Man bedarf vielleicht seiner ganzen Standfestigkeit, um sich von anderen Menschen loszumachen und die nötige Einsamkeit zu finden oder um mit dem Aufzuhören, was man gerade macht, und dieses sich selbst gegebene Versprechen einzuhalten, aber am Ende ist es der Mühe wert.

Der Wahrhaft entschlossene Suchende, der rasch vorankommen möchte, muß sich die frühen Morgenstunden zunutze machen, wenn die Morgenröte die Erde grüßt. Eine solche Stunde sollte für die Meditation über das Höchste freigehalten werden, auf daß zu guter Letzt eine spirituelle Morgenröte ihr ersehntes Licht auf die Seele werfe. Durch diesen einfachen Auftakt ebnet man sich den Tag, bevor er richtig anfängt. Doch von den wenigen, die die Höchste Wahrheit suchen, sind noch weniger dazu bereit, dieses Opfer ihrer Zeit zu bringen, oder sind Willens, auf die Behaglichkeit des Bettes zu verzichten. Die meisten Männer opfern gern einige Stunden ihres Schlafs, um das Zusammensein mit einer Frau zu genießen und ihr Verlangen nach ihr zu befriedigen; aber äußerst wenige Männer sind Willens, einige Stunden ihres Schlafs zu opfern, um das Zusammensein mit der Gottheit zu genießen und ihr Verlangen nach Gotterkennen zu befriedigen

Es ist ein gängiger Irrtum zu Meinen, daß deshalb, weil einem aus der Übung keine Frucht zu erwachsen scheint, weder Gefühl noch Erleben daraus resultieren, die darauf verwandte Zeit vergeudet sei. Daher kommt es, daß so viele sie nach einem kürzeren oder längeren Versuch aufgeben. Aber wie kann das Ich wissen, daß sogar der einfache Akt, in ergebener Demut und Geduld und Ausdauer wie ein Bettler vor der Tür des Überselbst zu sitzen, ein Akt des Glaubens ist, dessen Belohnung sicher ist, wenn auch vielleicht nicht die Form dieser Belohnung

Eine Hilfe Ist Bhakti, Liebe. Liebe ist wesentlich für die Meditation; sie ist eine bindende Kraft, bestehend aus Andacht und Ehrfurcht. Das Ziel ist es, vereint zu werden. Erfolgreiche Meditation heißt, mit dem höheren Selbst eins zu werden (Einheit zu erlangen). Meditation sollte ein Sehnen danach sein, zu seinem Ort im Universum heimzukommen.

Man muß den Anfänger im Meditieren vor den Fehlern und Gefahren warnen, denen er nur allzu leicht erliegt. Der größte Fehler besteht darin, die Beimengungen des Ich zur eigenen mystischen Erfahrung zu übersehen; die größte Gefahr besteht darin, sich von einer tranceartigen Passivität überkommen zu lassen, weil man meint, es sei eine mystische Passivität.

Wenn das für alle Gedanken charakteristische Umherschweifen die Aufmerksamkeit ablenkt und die Bemühung zu meditieren vereitelt, versuche es auf andere Art Befrage die Gedanken selbst, mache ihren Ursprung ausfindig, spüre ihren Anfang auf, und verringere ihre Zahl immer mehr. Finde heraus, welches besondere Interesse oder Antriebsgefühl oder Verlangen im Ich sie entstehen läßt, und dränge diese Ursache immer weiter gegen die Leere zurück. So rückst du zusehends von den Gedanken ab, lehnst es ab, dich mit ihnen zu identifizieren, und gelangst immer weiter zurück zu deiner höheren Identität.



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