Jiddu Krishnamurti

Jiddu Krishnamurti
Wir werden sehen wie wichtig es ist die radikale Revolution in den Köpfen der Menschen zu verursachen. Die Krise ist eine Krise des Bewusstseins. Ein Krise, die nicht mehr die alten Normen akzeptieren kann, die alten Muster, die uralten Traditionen. Wenn man in Betracht zieht, was die Welt jetzt ist, mit all dem Elend, den Konflikten, der zerstörerischen Brutalität, Aggressionen usw. Der Mensch ist immer noch wie er war. Er ist immer noch brutal, zerstörerisch, aggressiv, habgierig, wetteifernd. Er hat eine Gesellschaft darauf aufgebaut.

Dienstag, 11. Juni 2019

Jiddu Krishnamurti - Die Frage nach dem Lebensunterhalt


"[...] wir reden über ein sehr, sehr ernstes Problem, den Konflikt und das Abmühen im Leben. Und Sie befürchten, wenn Sie sich nicht abmühen, verloren zu sein und fürchten sich in weiterer Folge vor Verlust, was eine andere Form von Konflikt darstellt. Wenn Sie sich das wirklich gemeinsam mit dem Sprecher angeschaut haben und es für sich selbst entdeckt haben, nicht vom Sprecher erklärt bekommen, sondern für sich selbst entdeckt haben, daß es, so lange es eine Trennung zwischen dem Beobachter, dem Bild-Erzeuger und dem Faktum, das keinerlei Bild über sich hat, sondern nur Faktum bleibt, solange es diese Trennung gibt, muß es endlosen Konflikt geben. Das ist ein Gesetz. Und kann nun dieser Konflikt beendet werden? Und wir haben festgestellt oder darüber nachgesinnt und lernen gerade, daß er enden kann.

 [...] Ist das eine Tatsache für Sie, daß Sie den psychologischen Konflikt für sich beendet haben, und wenn ja, wie werden Sie in dieser Welt Ihren Unterhalt verdienen? [...] Wenn es im Inneren keinen Konflikt gibt, gibt es auch im Außen keinen Konflikt mehr, weil es dann keine Trennung mehr zwischen dem Innen und dem Außen gibt. Verstehen Sie? Es ist wie Ebbe und Flut, das Meer kommt ans Land und geht wieder hinaus auf’s Meer, doch wenn es psychologisch keinen Konflikt gibt, dann geht die Ebbe ebenso ohne Konflikt wieder hinaus. Verstehen Sie?

Was soll ich tun? Ich muß unglücklicherweise meinen Lebensunterhalt verdienen – ich persönlich nicht. Ich muß es deshalb nicht, weil ich kein Problem damit habe, meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Aber Sie haben dieses Problem, sich den Lebensunterhalt zu verdienen. Warum habe ich dieses Problem nicht, mir meinen Lebensunterhalt selber verdienen zu müssen? Weil, das ist sehr einfach… (gebannte Stille) Warten Sie alle darauf, was jetzt kommt? (erleichtertes Gelächter) Ihr seid ein seltsames Volk. Ich habe kein Problem, weil ich nichts gegen das habe, was geschieht. Verstehen Sie? Ich kümmere mich nicht darum, ob ich versage oder erfolgreich bin. Es macht mir nichts aus, ob ich Geld habe oder keines – ich persönlich habe kein Geld, Gott sei Dank. Ich möchte kein Geld, aber ich brauche Nahrung, Kleidung und Unterkunft. Und wenn mir jemand das gibt, ist das schön. Wenn nicht, dann bleibe ich dort, wo ich bin. Verstehen Sie meine Frage? Ich habe kein Problem, weil ich von niemandem etwas fordere, auch nicht vom Leben. Ich frage mich, ob Sie das verstehen.

Ich habe Ihnen das zwar jetzt erklärt, aber meine Art zu leben unterscheidet sich völlig von Ihrem Leben. Wenn ich also meinen Unterhalt verdienen müßte, was soll ich tun? In einem Zustand völliger psychologischer Konfliktfreiheit. Wissen Sie, was das bedeutet? Wie kam es dazu, daß ich keinen Konflikt habe? Ist es eine bloße Theorie, ist es ein Verlangen, das erfüllt wurde, ist es eine Illusion oder ist es gar so, daß ich mich selbst hypnotisiert habe und davon überzeugt bin, keinen Konflikt in mir zu haben? Verstehen Sie meine Frage? Oder ist es eine absolute, unumstößliche Tatsache, die niemand widerlegen kann, weil sie unberührbar ist? Wissen Sie, was unberührbar bedeutet? Daß sie nicht zerstört, nicht berührt werden kann.

Wenn dem so ist, was sollen wir dann zusammen tun – und die Betonung liegt auf ‚zusammen‘ – was sollen wir zusammen tun, um unseren Lebensunterhalt zu verdienen? Weil es keinen Konflikt gibt, gibt es keine Ambitionen. Weil es keinen Konflikt gibt, gibt es kein Verlangen etwas zu sein, richtig? Weil es keinen Konflikt gibt, weil es im Inneren etwas absolut Unangreifbares gibt, das nicht berührt werden kann, das nicht beschädigt werden kann, dann hänge ich nicht von jemand anderen psychologisch ab. Darum gibt es keine Anpassung, keine Nachahmung und all das. Unser gesamtes Bewußtsein oder zumindest ein Großteil ist darauf programmiert zu akzeptieren, ein Leben in permanentem Abmühen zu führen, weil wir etwas erreichen wollen, wir wollen etwas werden, wir wollen eine bestimmte Rolle im Leben spielen, wir wollen Erfüllung, Sie kennen das alles. Das bedeutet gleichzeitig – bitte hören Sie jetzt zu – die Ablehnung dessen, ‚was ist‘ ist die Akzeptanz dessen, ‚was sein sollte‘. Weil wir das ablehnen, ‚was ist‘ und die Idealvorstellung von dem, ‚was stattdessen sein sollte‘ erschaffen haben, deswegen gibt es Konflikt. Hingegen bedeutet das, ‚was ist‘ zu beobachten, kein Gegenteil von der Tatsache zu erzeugen, sondern bei dem verbleiben, ‚was ist‘. 

[...] Können Sie nun diese Tatsache ansehen, ohne das Gegenteil ins Spiel zu bringen? Verstehen Sie? Dann haben Sie die Energie, die derzeit noch vergeudet wird um das Gegenteil anzustreben, all die Energie haben Sie dann zum Beobachten dessen, ‚was ist‘. In dieser Beobachtung liegt kein Konflikt."

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