https://www.jkrishnamurti.de/WerdenSein-WzS.257.0.html
K: Ich frage in diesem Gespräch, ob es möglich ist, dass man überhaupt
keine menschlichen Probleme hat, sondern nur technologische, die zu
lösen sind. Die menschlichen Probleme scheinen doch unlösbar zu sein.
Liegt es an unserer Erziehung, an unseren tiefverwurzelten Traditionen,
dass wir die Dinge so akzeptieren, wie sie sind?
K: wir sprechen jetzt über die Probleme der Beziehungen, Probleme, die sich
aus einem Mangel an Freiheit ergeben, aus diesem Gefühl fortwährender
Ungewissheit und Angst, aus dem ein Leben lang währenden Kampf um den
Lebensunterhalt. Das Ganze scheint so unerhört falsch zu sein.
K: Mit einem Problem meine ich etwas, das gelöst werden muss, etwas, das Sie beschäftigt, etwas, das Sie anzweifeln und mit dem Sie sich endlos befassen. Dazu gehören auch Zweifel und Ungewissheiten und das Gefühl, dass Sie irgend etwas tun müssen, das Sie am Ende bereuen könnten.
https://www.jkrishnamurti.de/WzS13-1.669.0.html
K: Man kann dafür viele Gründe anführen, aber jene Ursachen, Gründe und Erklärungen lösen das Problem nicht. Wir kommen auf dieselbe Frage zurück: »Was kann den Geist eines Menschen umwandeln?« Wir sehen die Notwendigkeit der Umwandlung, und doch sind wir unfähig oder nicht gewillt, uns zu wandeln. Welcher Faktor, welcher neue Faktor, ist dafür notwendig?
K: Zunächst wollen wir darüber sprechen, was Aufmerksamkeit ist.
K: Wo Aufmerksamkeit ist, gibt es kein Problem. Wo
Unaufmerksamkeit ist, kommt es zu allen möglichen Schwierigkeiten. Ohne
dass wir daraus ein Problem machen wollen: Was meinen wir eigentlich mit
Aufmerksamkeit? Können wir Aufmerksamkeit in der Tiefe, in unserem Blut
verstehen – nicht begrifflich, nicht intellektuell? Ganz offensichtlich
ist Aufmerksamkeit keine Konzentration. Sie ist kein Bemühen, keine
Erfahrung, kein Ringen darum, aufmerksam zu sein. Sie müssen mir das
Wesen der Aufmerksamkeit nahe bringen, das darin besteht, dass es da
kein Zentrum gibt, von dem aus ›Ich‹ aufmerksam bin.
https://www.jkrishnamurti.de/WzS13-2.670.0.html
DB: Wie vermitteln wir also die wahre Bedeutung von ›Aufmerksamkeit‹?
K: Oder wollen wir lieber sagen, dass wir diskutieren sollten, was Unaufmerksamkeit ist, um herauszufinden, was Aufmerksamkeit ist?
DB: Ja.
K: Um durch die
Verneinung auf die Bejahung zu kommen. Was geschieht, wenn ich
unaufmerksam bin? In meiner Unaufmerksamkeit empfinde ich Einsamkeit,
bin deprimiert, angstvoll usw.
DB: Der Geist beginnt auseinander zu brechen und in Verwirrung zu geraten.
K: Es kommt zur Zersplitterung. Und in meinem Mangel an Aufmerksamkeit identifiziere ich mich mit vielen anderen Dingen.
DB: Also zuerst einmal: Was ist das Wesen der Unaufmerksamkeit?
K: Trägheit, Nachlässigkeit, Eigeninteresse, innere Widersprüchlichkeit – all das ist die Natur der Unaufmerksamkeit.
DB: Ja, sehen Sie, ein
Mensch, der mit sich selbst beschäftigt ist, könnte meinen, er sei
aufmerksam. Dabei ist er bloß mit sich selbst beschäftigt.
K: Ist es nicht sehr schwer, mein Herr, sich vom Werden zu befreien? Das ist die Wurzel. Man muss aufhören, etwas zu werden.
DB: Dann sind wir wieder da, wo wir waren. Sehen Sie, da ist wieder der Versuch, etwas zu werden.
K: Ja, darauf will ich hinaus. Ist das also die Wurzel? Ist es das Verlangen, etwas zu werden?
DB: Nun, das kommt dem wohl sehr nahe.
DB: Warum kann ich nicht damit aufhören?
K: Wir wollen das
betrachten. Zum Teil möchte ich etwas werden, weil am Ende eine
Belohnung dafür winkt oder weil ich dem Schmerz oder der Bestrafung aus
dem Wege gehen will. Und in diesem Kreislauf bin ich gefangen. Das ist
wahrscheinlich einer der Gründe, warum der Geist damit fortfährt, etwas
werden zu wollen. Und der andere Grund ist vielleicht die
tiefverwurzelte Angst oder Furcht, dass ich verloren bin, wenn ich
nichts werde. Ich bin ungewiss und unsicher, und so akzeptiert der Geist
diese Illusionen und sagt: »Ich kann mit diesem Prozess des Werdens
sowieso nicht Schluss machen.«
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