Zwei Verse I –Kapitel VII: Vers 24 –
Diejenigen beschränkten Geistes halten MICH (den Unmanifestierten) für manifestiert; sie kennen nicht Mein Höheres Sein – unwandelbar und über alles erhaben.
II –Kapitel V: Vers 29
Svadhyay und Tapas werden von MIR aufgenommen – dem Höchsten Alldurchdringenden Göttlichen und Freund aller Wesen. Wisse dies und erlange höchsten Frieden.
Der spontane Fluss inspirierter Einsichten aus den beiden oben genannten Versen wurde im Folgenden aufgezeichnet:
Vor vielen Jahren wurde ich im Auto von der Ostküste der USA zur Westküste gefahren. Ich sah wie ein großer Vogel auf die Erde fiel, ein Mann hatte ihn abgeschossen. Ein Hund brachte ihn zu dem Mann, dessen Beruf es war, erlegte Vögel an Hotels und Restaurants zu verkaufen. Die Menschen töten auf der ganzen Welt. Grausamkeit verbreitet sich in allen Formen. Kirchen und Priester sprechen aus routinierter Tradition heraus über Barmherzigkeit. Ich frage mich, ob der Mensch jemals friedlich ohne zu töten leben wird, mit Göttlichkeit und Liebe. Warum ist aus dem menschlichen Leben eine Hölle geworden, ein endloser Konflikt von der Geburt bis zum Tod, ein Kommen und Gehen, Geld verdienen und endlos arbeiten mit all dem Stress und Aufruhr? Kämpfen gehört zur Psyche, die diese grässliche Gesellschaft und ihre abgeschmackten „Werte“ hervorgebracht hat. Die Liebe ist total verschwunden! Der identifizierte Verstand und seine Genugtuung hat die Vormacht übernommen mit seinen Vergnügungen, Wünschen, Heuchelei, Eifersucht, Hass und Zorn. Der Tod all dessen, also des denkenden Geistes, ist wahrlich die Geburt des Gewahrseins des Lebens! Ich frage mich, ob sich der Mensch jemals verändert, selbst wenn es nur wenige, sehr, sehr wenige wären! Warum erfinden wir weiterhin Götter, eine Hierarchie von Stellvertretern Gottes und die ganze Farce und Schmach all dessen.
Das Tatsächliche konditioniert das Gehirn nie, doch die Theorie, die Beschreibung, die Abstrahierung konditionieren es. Der bloße Besitz von Möbeln wird keine Konditionierung bewirken, doch das, was wir psychologisch darin investieren – ebenso wie Leben als solches nicht konditioniert, aber das Konzept von Gott sehr wohl – egal ob es durch Hindus, Moslems oder Christen geschieht, da es aus Projektionen des Denkens, der Angst, des Vergnügens usw. entsteht. Das Gefühl, die Empfindung der Verehrung ist kein Faktor der Konditionierung.
Das globale Gefühl aller Menschen und ihre wechselseitige Verbundenheit können nur entstehen, wenn die Worte „Nationen“, „Stamm“, „Religion“ alle verschwunden sind. Alle Flüsse auf der Welt sind einfach nur Fluss. Identifikationen zusammen mit sentimentalen Aufladungen führen zu Trennung. In der Technik hat ein ungemeiner Fortschritt stattgefunden. Doch dies hat der Selbstbezogenheit des Menschen, seiner Aggression, seiner wettbewerbsorientierten Rücksichtslosigkeit kein Ende gesetzt. Wir sind zwar sehr sachkundig – manche mehr, manche weniger – doch innerlich sind wir sehr primitiv, fast barbarisch! Kann da irgendeine äußere Instanz wie ein „Gott“, ein „Guru“, ein „Psychoanalytiker“, ein „Tempel“, eine „Moschee“, eine „Kirche“, eine „Synagoge“ oder „Ismen“ helfen?
Freiheit bedeutet, innerlich, psychologisch, frei von Konflikt zu sein. Freiheit ist das Tor zur Intelligenz, zur „Ist“-heit ohne jegliche Spur von „Ich“-heit. Das ist Barmherzigkeit und Liebe. Kriya Yoga und Kriyabans in der Welt können einen großen Unterschied machen, diese Tatsache sollte man verstehen, selbst wenn Menschen verschiedener Glaubenssysteme und verschiedener Sekten und Kulte dem nicht zustimmen.
Alles scheint einen Ton zu besitzen! Der Baum in seiner Abgeschiedenheit hat einen Ton! Die Stille hat einen Ton!! Ein wirklich gutes Buch hat seine bestimmten Klangschwingungen!!! Ich breche in Ekstase aus, wenn ich die „Bhagavad Gita“ oder „Geetabitan“ (Akhando) – Lieder & Gedichte (in Bengali) des weisen Dichters Rabindanath Tagore an mein rechtes Ohr halte. Vielleicht mögen wir all das nicht lesen, da wir der Gesellschaft versklavt sind. Wir haben unsere eigene Selbstgefälligkeit und selbstbezogenen Interessen erschaffen.
Die Wahrheit all dessen kann augenblicklich gesehen werden, wenn Verstand und Zeit sich nicht einmischen. Stirb dem Verstand jeden Augenblick und erwache in einem außerordentlichen Gefühl der Unendlichkeit!
Jai Vyasa – Jai Tagore
Botschaft 334, Paris, 28.Mai2017
Über Svādhyāya*
Ein Devotee, der in der Vergangenheit viele Jahre dem Guru-Prozess ergeben war, hat eine eindringliche Erläuterung über das Phänomen des Svadhyay gesandt. Sie wird als Botschaft 334 unterbreitet.
Svadhyay bedeutet, sich der „Ich-heit“ gewahr zu sein – der trennenden Psyche – des abgrenzenden Bewusstseins – der kulturellen Prägungen in einem selbst, die durch Konditionierung entstehen –in denen wir befangen bleiben, ohne zum ungeteilten Gewahrsein zu erwachen, welches die Göttlichkeit ist, die wir (als Leben) tatsächlich sind.
Dieser todbringende Schlaf in der „Ich-heit“ kommt aus der zwanghaften Besetzung durch den denkenden Verstand – den Mythos, der zwar nicht real ist, aber insofern gültig, als er von funktionellem Wert ist, indem er uns unsere täglichen Aufgaben erfüllen lässt. Er ist stark, hartnäckig und erstickt das Leben – sowie ein Würgegriff am Hals die Blutzufuhr zum Gehirn blockiert, was zum Tod führt.
Dieses „Sva“, dieses „Ich“ gibt sich als „Seele“ aus, die Verbindung des Lebens in diesem Körper. Diese Verbindung des Lebens ist das gesamte Leben, kein kleiner Teil dessen. Die Mathematik der Gesamtheit unterscheidet sich von der Mathematik der Teile. Wenn beispielsweise ein Teil von einem anderen Teil genommen wird, bleibt ein kleinerer Teil übrig. Aber wenn das Gesamte vom Gesamten genommen wird, ist das, was bleibt, auch Gesamtheit. Dies wurde von den Weisen des alten Indien in einem wunderschönen Vers folgendermaßen ausgedrückt:
„Purnam adah, purnam idam, purnat purnam udachyate.Purnasya purnamadaya, purnameva vashishyate.”
„Das ist die Fülle, dies ist die Fülle. Aus der Fülle kommt die Fülle. Wenn Fülle von Fülle genommen wird, bleibt ebenfalls Fülle.“
Können wir erkennen, dass dieses „Sva“ oder „Ich“ nicht die Verbindung, das ganz Andere ist, sondern der Schutzmechanismus der Inhalte des Bewusstseins? Wenn dies erkannt wird, wird das „Sva“ völlig inaktiv.Und dieses Nicht-Handeln ist die höchste Form der Handlung, Purna Chaitanya.
Wenn das „Ich“ wegfällt, verschwinden allmählich auch die Inhalte des trennenden Bewusstseins, welche Gier, Angst, Neid, alle möglichen törichten Glaubenssysteme sind. Und der Sonnenaufgang des Ungeteilten Gewahrseins, der Göttlichkeit selbst, beginnt.
Das Verstehen dieses Phänomens ist Meditation.Deshalb hat Gorakhnath gesagt: „Hasiba, Kheliba, Dhariba Dhyanam“ – Lache, lasse spielerisch los, lass so die Meditation spontan geschehen.
Jai Lachen, Jai Spiel, Jai Meditation.
https://www.kriyayogalahiri.com/kriyayoga/images/messages/messagede/Botschaft-334.pdf
*Svādhyāya ist ein Sanskrit-Begriff, der wörtlich "das eigene Lesen" und "Selbststudium" bedeutet.
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