Eine Praxis mit Strenge und Achtsamkeit sich selbst gegenüber, ohne Verhaftung an das Resultat, wird Kriya-Yoga genannt. ||1||
tapah = Askese, Disziplin, Hitze, Selbstdisziplin
svādhyāya = Selbststudium, sich selbst achtend
īśvara pranidhāna = Hingabe an einen persönlichen Gott, Selbstaufgabe, ohne Verhaftung an das Resultat
kriyā = Handlung, Yoga der Tat, Kriya-Yoga
Kriya Yoga zeichnet sich also durch drei Qualitäten aus: tapah, svādhyāya und iśvarapranidhāna
https://de.ashtangayoga.info/philosophie/quelltexte-und-mantren/yoga-sutra/kapitel-2/item/tapa-svaadhyaay-svarapra-nidhaanaani-kriyaa/
Ist die Praxis auf das Ziel (Samadhi) ausgerichtet, dann werden die Bürden auf dem Weg (Klesha) verschwinden und das Ziel letztendlich erreicht. ||2||
Mangel an Erkenntnisfähigkeit (Avidya), Identifikation mit dem Wandelbaren (Asmita), der Glaube, durch äußere Gegebenheiten Glück (Raga) oder Unglück (Dvesha) zu erfahren und eine tief sitzende Angst (Abinivesha) sind die Bürden auf diesem spirituellen Weg (Klesha). ||3||
Mangelnde Erkenntnisfähigkeit (Avidya) ist der Acker für die übrigen Kleshas (Bürden). Avidya kann schlummernd, keimend, ausgewachsen oder übermächtig sein. ||4||
https://de.ashtangayoga.info/philosophie/quelltexte-und-mantren/yoga-sutra/kapitel-2/item/avidyaa-setram-uttare-saam-prasupta-tanu-vicchinn/
Vergängliches mit Ewigem, Unreines mit Reinem, Leidbringendes mit Freudvollem, das Vergängliche des Menschen mit dem unveränderlichen Kern zu verwechseln, wird Mangel an Erkenntnisfähigkeit (Avidya) genannt. ||5||
https://de.ashtangayoga.info/philosophie/quelltexte-und-mantren/yoga-sutra/kapitel-2/item/anityaa-suci-hkha-anaatmasu-nitya-suci-sukha/
Verwechslung des unveränderlichen Kern mit der vergänglichen Hülle wird Identifikation mit dem Wandelbaren (Asmita) genannt. ||6||
Nach (1) Avidyā beschreibt Patañjali noch vier weitere Bürden (Kleśa) auf dem spirituellen Weg. Sie alle entstehen letztendlich aus der mangelnden Erkenntnisfähigkeit des Avidyā. (2)Asmitā - Identifikation mit dem Wandelbaren
Anzunehmen, dass äußere Umstände das Glück mit sich bringen, wird Gier (Raga) genannt. ||7||
Rāga - und die Praxis von Āsana
Anzunehmen, dass äußere Umstände zu Leiden führen, wird Abneigung (Dvesha) genannt. ||8||
Dveṣa - die Kehrseite von Rāga
Die Angst (Abhinivesha) besteht aus sich selbst heraus und kann sogar den Weisen beherrschen. ||9||
Angst und Liebe als Grund-Motivationen
Diesen Bürden (Klesha) soll schon vom Keim her entgegengewirkt werden. || 10||
Kleśa kann, wie Patañjali es beschreibt, niemals völlig aufgelöst werden. Immer besteht das Potential für die Bürden auf dem spirituellen Weg. Daher wird unsere Arbeit daran niemals enden. Glücklicherweise lässt uns Patañjali hier nicht alleine. Er gibt uns in den nächsten Sätzen auch konkrete Hilfen an die Hand, Kleśa zu überwinden.
Versenkung (Dhyana) auf das zu Überwindende löst diese Vorprägungen im wandelbaren Wesen des Menschen (Vritti). ||11|
Kleśa ein besonderes ~sktV.rtti~
Kleśa wird als eine besondere Form von Vr̥tti, also einer Prägung in der Einheit aus Physis, Energie, Emotion und Gedanke, beschrieben. Diese Prägung verändert unsere Wahrnehmung, gleichsam wie ein Vorurteil [YS I.2-4]. Dhyāna ist laut Patañjali die wichtigste Hilfe bei der Überwindung von Kleśa. Dhyāna ist eine stille Versenkung.
Die Bürden (Klesha) bilden die Grundlagen für Neigungen, aus denen dann Handlungen und Folgen (Karma) entspringen. Diese werden im Sichtbaren oder Unsichtbaren erfahrbar. ||12||
Wie Kleśa unser Leben bestimmt
Aus diesem Ursprung gereiftes zeigt sich in der sozialen Schichtzugehörigkeit, der Lebensspanne und dem Lebensglück. ||13||
Die Frucht einer Handlung ist genussvoll oder leidvoll, je nachdem ob der Untergrund erfolgreich oder missglückt ist. ||14||
Leiden entsteht durch Anhaften an vergehendes (Parinama) oder nicht existentes (Tapa) oder durch den unendlichen Prozess von Ursache und Wirkung (Samskara), schon die ständige Wandlung der Natur (Guna-Vritti) führt zu Leiden.
Für den Unterscheidungsfähigen Menschen (Vivekina) ist das Leiden (Duhkha) allgegenwärtig.||15||
Patanjali und Buddha
Zukünftiges Leiden (Duhkha) kann vermieden werden. ||16||
Die Anhaftung (Samyoga) des wahren Selbst (Drashtu) an das Wandelbaren (Drishya) ist die Ursache für Leiden.
Leiden kann von der Ursache her (hetuh) vermieden werden (heya). ||17||
samyoga = Vereinigung, Verbindung, Identifikation
Objekte und Situationen in der physischen Welt haben die Eigenschaft rein / Sattva (Prakasha), unruhig / Rajas (Kriya) oder träge / Tamas (Sthiti) zu sein, sie sind physisch (Bhuuta) oder feinstofflich (Indriya), führen zu kurzzeitigem Genuss (Bhoga) oder langfristiger Erlösung. ||18||
Die drei Gunas
- Rajas - die Unruhe: Das Prinzip von Wandlung und Dynamik. Ist Rajas zu stark entsteht Zorn oder Hektik
- Tamas - die Trägheit: Das Prinzip der Beständiigkeit und Ruhe. Ist Tamas zu stark verfallen wir in einen Zustand von Stumpfsinn.
- Sattva - das Ausgewogene: Ein Zustand von Klarheit und Reinheit.
Das wahre Selbst (Drashtu) sieht ausschließlich, es ist unveränderlich, obwohl das Sehen auf richtiger Wahrnehmung basiert. ||20||
Die einzige Daseinsberechtigung für physische Objekte ist, durch das wahre Selbst (Atma) wahrgenommen zu werden. ||21||
Hat ein Objekt diesen seinen Zweck erfüllt, verschwindet es nicht, es bleibt dennoch als dieses für andere bestehen, da es für alle gültig ist. ||22||
Die Verbindung des Wandelbaren mit dem Beständigen hat nur den Zweck, die wahre, beständige Natur zu erkennen. ||23||
Die Ursache für eine Identifikation mit dem Wandelbaren ist mangelnde Erkenntnisfähigkeit (Avidya). ||24||
Wenn die mangelnde Erkenntnisfähigkeit (Avidya) verschwindet, verschwindet auch diese Identifikation. Ist diese ganz aufgelöst, dann ist die Befreiung (Kaivalya) des wahren Selbst (Drashtu) erreicht. ||25||
Unterscheidungskraft (Viveka) und die ununterbrochene Erkenntnis sind der Weg zu diesem Ziel. ||26||
Dieser Pfad zur Erkenntnis hat sieben Stufen. ||27||
Aṣṭāṅga Yoga, den Achtfachen Pfad
Durch die Übung dieser Glieder des Yoga werden die Unreinheiten überwunden, Weisheit und fortwährende Unterscheidungskraft erstrahlt. ||28||
Achtung gegenüber Deinen Mitmenschen (Yama) und gegenüber Dir selbst, (Niyama), Harmonie mit Deinem Körper (Asana), Deiner Energie (Pranayama), Deinen Emotionen (Pratyahara) und Deinen Gedanken (Dharana), schließlich Versenkung (Dhyana) und Ekstase (Samadhi), sind die Glieder des achtfachen Pfades. ||29||
Um diesen hier beschriebenen Achtfachen Pfad genauer zu verstehen, widmen wir uns systematisch den einzelnen Stufen:
Vorbereitende Stufen
Yama und Niyama sind die vorbereitenden Stufen des Weges. Sie legen die Grundlage für die eigentliche Praxis.
Die Praxis
Die Praxis des Astānga-Yoga selbst wird mit den darauf folgenden vier Stufen umfasst: Āsana, Prānāyāma, Pratyāhāra und Dhāranā vom groben zum Feinen. Zunächst wird mit Āsnana Harmonie mit dem physischen Körper hergestellt. Prānāyāma geht dann einen Schritt weiter zum energetischen Körper. Pratyāhāra stellt die Harmonie in den Emotionen her, Dhāranā schließlich in den Gedanken.
Stufe der Meditation
Dhāranā stellt jedoch auch das Bindeglied zu den inneren Stufen des Astānga-Yoga her. Dhāranā, Dhyāna und Samādhi bilden die drei Stufen der Meditation (Samyama): Konzentration, Versenkung und vollkommene Erkenntnis.
In den folgenden Sätzen des Yoga Sutra werden die vorbereitenden Stufen und die Praxis- Stufen des Ashtanga Yoga beschrieben. Die Stufe der Meditation folgt im dritten Kapitel.
Nicht verletzen (Ahimsa), Wahrhaftigkeit (Satya), nicht stehlen (Asteya), handeln im Bewusstsein eines höheren Ideals (Brahma-Charya) und Unbestechlichkeit (Aparigraha), begründet die Achtung gegenüber den Mitmenschen (Yama). ||30||
Yama
Die erste Stufe auf dem Pfad zum Yoga beginnt mit Yama. Yama kann als „Achtung deinen Mitmenschen gegenüber“ oder „Regeln im Umgang mit anderen“ übersetzt werden. Ein achtsamer Umgang mit den Mitmenschen ist die Grundlage für jeden spirituellen Weg. Solange man damit nicht im Reinen ist, wird man durch zwischenmenschliche Schwierigkeiten den nötigen Fokus für eine spirituelle Praxis nicht finden können. Ständig wird die Aufmerksamkeit auf diese Probleme, Sorgen und Ängste gezogen werden. Zusätzlich ist Yama auch ein wichtiger Selbstschutz. Durch die Yoga-Praxis entstehen sehr bald übernatürliche Kräfte, Siddhih genannt, beginnend bei einfachen körperlichen Siddhih. Der Praktizierende kann mit seiner Physis scheinbar Unmögliches erreichen. Schreitest du mit deiner Praxis fort, werden sich die Siddhih auch auf Energien, Emotionen und Gedanken ausweiten. Je länger du praktizierst, desto stärker werden diese Kräfte. Sehr leicht wird man hier vom eigentlichen Ziel des Yoga abgelenkt. Man setzt die gewonnenen Fähigkeiten vielleicht ein, um andere Menschen zu manipulieren und sich persönliche Vorteile zu verschaffen. Nur die Verwurzelung in Yama kann das Verlassen des Pfades verhindern.
Ohne Unterscheidung von sozialer Schicht, Ort, Zeit und Situation in allen Bereichen diese Achtung gegenüber den Mitmenschen einzuhalten, ist eine große Tugend. ||31||
Sauberkeit (Shaucha), Zufriedenheit (Santosha), Selbstdisziplin (Tapas), Lernen von sich selbst (Svadhyaya) und Annehmen seines Schicksals (Iishvara-Pranidhana), das macht die Achtung vor sich selbst aus (Niyama). ||32||
Niyama baut systematisch auf Yama auf. Es ist die „Achtung sich selbst gegenüber“ oder „Regeln im Umgang mit sich selbst“. Niyama lehrt Dich, mit Dir selbst achtsam umzugehen. Niyama umfasst ganz grundlegende Hilfen im Umgang mit sich selbst, Regeln, die für ein gesundes und erfolgreiches Leben unabdingbar sind.
Unsicherheit bei der Umsetzung kann durch Ausrichtung auf das Gegenteil überwunden werden. ||33||
Gedanken der Gewalt (Himsa) führen zu endlosem Leid und Unwissenheit. Dabei ist es egal, ob ich der Täter, Auftraggeber oder Anstifter bin, ob Gier, Ärger oder Verblendung zugrunde liegen oder ob eine Handlung klein, mittelmäßig oder übermäßig ist. Deshalb hilft die Ausrichtung auf das Gegenteil. ||34||
Ist die Gewaltlosigkeit (Ahimsa) einmal beständig, wird im Umkreis jede Feindseligkeit aufgegeben. ||35||
Ist Wahrhaftigkeit (Satya) beständig, wird jede Aussage die Basis für ein entsprechendes Resultat sein. ||36||
Ist Nichtstehlen (Asteya) beständig, wird aller Reichtum vorhanden sein. ||37||
Wird jede Handlung im Bewusstsein eines höheren Ideals ausgeführt (Brahma-Charya), wird große Stärke erlangt. ||38||
Ist Unbestechlichkeit (Aparigraha) beständig, entsteht Wissen über das Ziel des Erden-Lebens. ||39||
Reinheit (Shaucha) führt zur Abwendung von der Körperlichkeit und Unberührbarkeit von Äußerlichkeiten. ||40||
Auch die Fähigkeit zu Klarheit, Reinheit, Heiterkeit, Ausrichtung, sowie der Sieg über die Sinne und schließlich Selbsterkenntnis entstehen. ||41||
Durch Zufriedenheit (Santosha) gewinnt man unübertroffenes Glück (Sukha). ||42||
Durch Selbstdisziplin (Tapa), wird Trübsinn aufgelöst, Körper und Sinne erhalten übernatürliche Kraft. ||43||
Das Lernen von sich selbst (Svadhyaya) bringt Verbindung zum ersehnten Ideal. ||44||
Durch Annehmen seines Schicksals (Iishvara-Pranidhana) entstehen Selbsterkenntnis (Samadhi) und übernatürliche Kräfte (Siddhi). ||45||
Durch Praxis mit Kraft (Sthira) und Gelassenheit (Sukham) entsteht Harmonie im physischen Körper (Asana). ||46||
Mit Āsana stoßen wir auf die dritte Stufe des Ashtanga Yoga und auf die erste Stufe der praktischen Techniken. Patañali beschreibt das Yoga, wie wir schon gesehen haben, als ein vorurteilsfreies Betrachten der Welt. Diese Vorurteile, die unsere Wahrnehmung trüben, sind physischer, energetischer, emotionaler und mentaler Natur. Āsana beschäftigt sich mit dem grobstofflichsten unserer vier Körper, dem physischen Körper. Wir beginnen also damit, die Trübungen in unserer Physis zu bearbeiten. Der Zugang über den physischen Körper wird deshalb gewählt, weil es ein einfacher Beginn ist. Wie ein Bergsteiger, der eigentlich den Mt. Everest bezwingen will, zuerst einmal auf den heimischen Hausberg klettert. So ist es relativ einfach, mit dem physischen Körper in Harmonie zu gelangen. Die Körperarbeit ist gewissermaßen der Hausberg des Yogi. Wir lernen über die Arbeit mit dem Körper grundlegende Prinzipien, die wir für den weiteren Weg benötigen. Wir erkennen, welche Praxis zu uns passt und sehen unmittelbar ihre Resultate. Nach Patañjali soll die Arbeit mit dem Körper „hart und doch weich“ sein. (YS II.46).
Wesentlich in dieser Praxis ist sowohl ein gleichmäßiger weicher (Shaitilya) Atem (Prayatna), wie auch (Abhyam) die Konzentration (Samapatti) auf das schlangenhafte Zischen des Atems (Ananta). ||47||
Schauen wir uns diesen Satz genauer an:
Die Praxis von Asana soll zwei Aspekte umfassen (Abhyam):
Prayatna Shaithilya und Ananta Samapatti
Tradition und Übersetzung
Übersetzen wir mit diesem Wissen den Satz, verstehen wir, in der Praxis von Asana auf zwei Aspekte zu achten:
- Zum einen auf einen weichen Atem,
- zum anderen auf den rauschenden Hauch des Atems.
Daraus entsteht Sieg über die Dualität der physischen Welt. ||48||
Nachdem dieses erreicht ist, entsteht Transzendenz der mit der Einatmung (Shvasa) und Ausatmung (Prashvasa) verbunden physischen Bewegung (Gati). Dies ist die Energiearbeit (Pranayama). ||49||
Prānāyāma
Ausatmung, Einatmung, Anhalten, Technik, Zeit, Anzahl müssen über lange Zeit sehr genau reguliert werden. ||50||
Die vierte Technik des Pranayama transzendiert schließlich das Anhalten des Atems nach Aus- oder Einatmung. ||51||
Dann verschwindet der Schleier vom Licht des wahren Selbst. ||52||
Und der Geist wird auf Harmonie mit den Gedanken (Dharana) vorbereitet. ||53||
Dharana
Eigentlich ist dieser Satz hier vorgezogen. Denn die im Ashtanga Yoga an dieser Stelle folgende Technik des Pratyāhāra wird erst einen Satz später beschrieben.
Dhāranā ist die Konzentration. Diese nächste Stufe schließt sich an die vorigen systematisch an. Dieselbe Harmonie, die zuvor mit der Physis, Energie und Emotion erreicht wurde, ist nun das Ziel für die Gedankenkontrolle.
Wie schwer das ist, kannst Du an einem einfachen Beispiel feststellen: Setze Dich in eine bequeme Position und schließe Deine Augen. Denke nun für die nächsten Minuten nicht an einen blauen Elefanten mit Glöckchen um den Hals. … Wohl die meisten Menschen werden es nicht verhindern können, dass ihre Gedanken sich dennoch mit solch einem Elefanten beschäftigen.
Auch zu Dhāranā findet sich, nach der Astānga Yoga Tradition, der Schlüssel im Āasana-Vinyāsa System. Der Übergang zu dieser Stufe vollzieht sich ganz von alleine. Mehr und mehr kann der Fokus der Aufmerksamkeit bei der Praxis gehalten werden. Du praktizierst zunehmend immer bewusster.
Auch hier hat das Astānga Yoga noch einige weitere Techniken zu bieten, die zusätzlich zum Āsana-Vinyāsa System praktiziert werden können.
Wenn die Sinne sich nicht mit den äußeren Objekten verbinden, und so die wandelbare Natur des Menschen (Chitta) der wahren Natur ähnlich wird, wird Harmonie mit den Emotionen (Pratyaahara) erreicht. ||54||
Pratyāhāra
heißt wörtlich übersetzt: das Fasten. Dieses Fasten bezieht sich nicht auf die Nahrungsaufnahme, sondern auf die Sinne als Ganzes. Für den Yogi stehen die Sinne mit den Emotionen in Verbindung. Pratyāhāra geht folglich den logischen nächsten Schritt nach Prāṇāyāma. Von der Arbeit mit den Energien kommen wir nun zur Arbeit mit den Emotionen. Harmonie mit den Emotionen zu erreichen, ist noch etwas schwieriger als Harmonie mit der Physis oder der Energie. Auch wenn der Körper schon beherrscht wird und die Energien kontrolliert werden, sind die Emotionen oft noch ungezügelt: Nur weil jemand auf dem Kopf stehen kann, bedeutet das noch lange nicht, dass er ein emotional ausgeglichener Mensch ist. Emotionale Harmonie ist weit schwerer zu erreichen als die körperliche.
Auch dieser nächste Schritt des Pratyāhāra ist im Astānga Yoga harmonisch in die Āsana-Vinyāsa Praxis integriert. Pratyāhāra~v2u~ beginnt bei dem Blick (~v2u~Drsti), denn der Blick ist der Sinn, den wir am leichtesten lenken können. Mit der Zeit können wir lernen, all unsere Sinne in der Praxis zu versenken und bekommen so sukzessive Zugang zu unseren Emotionen. Schließlich stellt sich emotionale Harmonie ein.
Auch hier gibt es für besonders enthusiastische Yogi[s] noch einige weitere Techniken, die zusätzlich zur Āsana-Vinyāsa Praxis, meist sitzend, ausgeführt werden können.
So entsteht die höchste Kontrolle über die Sinne. ||55||
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