Mit der Absicht, das höchste Ziel zu erreichen,
Werde ich jederzeit üben, alle fühlenden Wesen zu schätzen,
Indem ich sie als kostbarer betrachte,
Als ein wunscherfüllendes Juwel.
In der Gesellschaft von anderen, werde ich jederzeit üben
Mich selbst als den Niedrigsten von allen zu sehen,
Während ich aus der Tiefe meines Herzens,
Andere als kostbarer und höher betrachte.
Wachsam werde ich bei allem was ich tue üben,
Augenblicklich wenn eine Verblendung in meinem Geist erscheint,
Ihr ohne zu zögern entgegenzutreten und sie abzuwenden
Da sie mich und andere ruiniert.
Wann immer ich Wesen sehe, bösartig in ihrer Art,
Die von ihren schweren Missetaten oder von Leiden überwältigt werden,
Werde ich jederzeit üben, solch seltene, schwer zu findende Wesen,
So wertvoll zu betrachten, als hätte ich einen kostbaren Juwelenschatz gefunden.
So wertvoll zu betrachten, als hätte ich einen kostbaren Juwelenschatz gefunden.
Wenn andere mich aus Eifersucht schlecht behandeln,
Mit Beschimpfung, Verleumdung und dergleichen,
Werde ich jederzeit üben, die Niederlage anzunehmen
Und anderen den Sieg anzubieten.
Wenn jemand dem ich geholfen habe und in den ich
Große Hoffnungen setzte, mir großen Schaden zufügt,
Werde ich jederzeit üben, diese Person
Als meinen heiligen spirituellen Meister zu betrachten.
Kurz gesagt, sowohl direkt als auch indirekt werde ich
Hilfe und Glück allen Mutterwesen anbieten,
Und ich werde jederzeit üben, im Geheimen,
All ihre schädlichen Handlungen und Leiden auf mich zu nehmen.
Mögen alle oben erwähnten Praktiken, nie durch die Flecken
Der acht* weltlichen Einstellungen verschmutzt sein,
Und möge die Weisheit, die erkennt, dass alle existierenden Dinge
Illusorisch sind, Freiheit von den Fesseln der Anhaftung bringen.
Colophon: aus fünf englischen Textquellen/Kommentaren
für die tägliche Rezitation zusammengestellt
von Bhikshu Tenzin Peljor
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*Acht weltlichen Einstellungen Gewinn und Verlust, Glück und Leiden, Ruhm und Schande, Lob und Kritik.
Von acht weltlichen Einstellungen sollten wir uns frei machen: Gewinn und Verlust, Glück und Leiden, Ruhm und Schande, Lob und Kritik. Die ersten beiden beziehen sich auf das Streben nach Gewinn und die Angst vor Verlust. Wir freuen uns über materiellen Gewinn und sind über materiellen Verlust verzweifelt. Die Motivation dabei ist, dass wir den Vorteil für uns selbst erhoffen und nur unsere persönlichen Interessen verfolgen. Dies ist eine weltliche Einstellung, die nur auf dieses Leben gerichtet ist. Sich davon zu lösen bedeutet nicht, dass wir alles Materielle zurückweisen; wir brauchen als Menschen unser Auskommen, sonst könnten wir gar nicht existieren. Es geht darum, genügsam zu sein und nicht immer neue Wünsche zu hegen.
Die nächsten beiden Einstellungen sind davon
geprägt, dass wir für uns selbst in diesem Leben Glück möchten und hoch
erfreut sind, wenn es uns gut geht. Erfahren wir hingegen
Unannehmlichkeiten wie körperliche Leiden, hadern wir mit unserem
Schicksal und sind nahe der Verzweiflung. Das Hängen an Glück und
Leidfreiheit in diesem Leben ist eine weltliche Haltung. Das Streben
nach angenehmen Empfindungen und nach Vermeidung unangenehmer
Empfindungen hat nichts mit Dharma zu tun und bindet uns an den
Kreislauf des Leidens.
Weiter streben wir nach Ruhm und Bekanntheit in
der Welt und sind unglücklich, wenn wir unbedeutend sind und nicht
wahrgenommen werden. Wir begehen viele Handlungen, die nicht mit dem
Dharma im Einklang stehen, um in der Welt gut angesehen zu sein.
Langfristig und vom Dharma her haben wir von diesen flüchtigen
Empfindungen jedoch nichts; im Gegenteil Ruhm und Ansehen können unsere
Dharma-Praxis behindern.
Ebenso hängen wir an Lob und weisen Tadel oder Kritik zurück.
Wir sind hoch zufrieden, wenn andere unsere Intelligenz und Fähigkeiten
herausstellen. Kritik hingegen ertragen wir nicht, und wir sind
geknickt, wenn uns jemand etwas Schlechtes nachsagt. Nicht selten haben
wir die Tendenz, andere zu kritisieren oder zu verletzen, wenn sie uns
unsere Fehler vor Augen führen.
Von diesen acht Dingen sollten wir unser Denken freimachen und ihnen nicht allzu große Beachtung schenken.
Falls wir dennoch bemerken, dass wir unfreiwillig in eine der acht
weltlichen Einstellungen verwickelt sind, sollten wir unverzüglich etwas
dagegen unternehmen und sie nieder ringen, zumindest jedoch sie ihrer
Kraft berauben.
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Geistesschulung in acht Versen das Herz der Māhāyana-Praxis - Teil I
DIE GEISTESSCHULUNG IN ACHT VERSEN ist von dem
Kadampa- Gesche Langri Tangba (1054-1123) verfaßt worden, der berühmt
war für seine konsequente Anwendung der Geistesschulungsmethoden.
In dem Gedanken, daß alle Wesen kostbarer sind als
ein wunscherfüllendes Juwel, will ich lernen, sie zutiefst zu lieben und
das höchste Wohl für sie zu erlangen.
Ganz gleich, wo es ist und auf wen ich treffe, will
ich mit Respekt lernen, mich in jeder Hinsicht geringer zu sehen und die
anderen von ganzem Herzen hochzuschätzen.
In allen Situationen will ich lernen, meinen Geist
zu erforschen, und sobald Leidenschaften entstehen, werde ich mich ihnen
entschieden widersetzen und sie abwehren, weil sie mich und andere
gefährden.
Ich will lernen, Menschen mit schlechtem Charakter,
Wesen, die unheilsame Handlungen begehen, und solche, die von heftigen
Leiden gepeinigt werden, zu lieben, weil sie schwer zu finden sind wie
ein kostbarer Schatz.
Behandeln mich andere aus Eifersucht schlecht, mit
Beschimpfung, Verleumdung und noch mehr, will ich lernen, den Verlust zu
ertragen und ihnen den Sieg zu überlassen.
Wenn jemand, dem ich mit großer Hoffnung Wohltaten
erwiesen habe, mich grundlos sehr verletzt, so will ich lernen, diesen
Menschen als vortrefflichen geistigen Führer zu betrachten.
Ich will lernen, allen Müttern direkt und indirekt
Hilfe und Glück zu schenken, und allen Schaden und alles Leid der Mütter
im geheimen auf mich zu nehmen.
Ich will lernen, alle diese Übungen von den
Befleckungen durch die acht weltlichen Einstellungen rein zu halten, und
indem ich alle Erscheinungen durchschaue, will ich mich von der Fessel
des Anhaftens befreien.
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