Jiddu Krishnamurti

Jiddu Krishnamurti
Wir werden sehen wie wichtig es ist die radikale Revolution in den Köpfen der Menschen zu verursachen. Die Krise ist eine Krise des Bewusstseins. Ein Krise, die nicht mehr die alten Normen akzeptieren kann, die alten Muster, die uralten Traditionen. Wenn man in Betracht zieht, was die Welt jetzt ist, mit all dem Elend, den Konflikten, der zerstörerischen Brutalität, Aggressionen usw. Der Mensch ist immer noch wie er war. Er ist immer noch brutal, zerstörerisch, aggressiv, habgierig, wetteifernd. Er hat eine Gesellschaft darauf aufgebaut.

Samstag, 24. August 2019

Yogani || 322 ♥ Der Zeuge || 345 Die spirituelle Evolution des Handelns || 304 Ernährung +308 || 337 Wage zu träumen! || 301 Samyama || 204

322 – Der Zeuge – die der Selbst-Analyse zugrunde liegende Ursache

Von: Yogani Erstellt: 16. April 2009
https://www.fyue.de/selbst-analyse-jnana-advaita

Obwohl wir vielleicht oft zu hören bekommen, dass die Erleuchtung ein absoluter Zustand sei, den man durch den Einsatz absoluter Mittel augenblicklich erreichen könne, bleibt dies für fast alle Menschen reine Fiktion. Denn es ist zwar eine attraktive Vorstellung für den Verstand, man könnte sogar sagen, die Annahme ist intellektuell und emotional verführerisch. Dennoch bleibt es eine Fiktion. Nimmt man ein derartiges Denken zu ernst, kann uns das zu eindimensionalen und extremen Ansätzen führen, die unseren spirituellen Fortschritt verzögern, anstatt ihn zu beschleunigen.

Es gibt aber einen Mittelweg.

Sobald wir zur Einsicht gelangen, dass die Erleuchtung kein augenblickliches Ereignis, sondern eine Reise ist, die zu keinem Ende kommt, öffnen wir uns den Möglichkeiten und praktische Strategien werden uns von allen Seiten offenbart. Es ist erstaunlich, wie dies funktioniert. Bleiben wir offen, merken wir, dass eine intelligente Integration von effektiven Methoden uns zur Einsicht dessen verhelfen kann, was wir immer gesucht haben, und das mit viel weniger Schwierigkeit. Paradoxerweise ist der vielfältige Pfad der Pfad, auf dem man am wenigsten zu tun hat und ganz bestimmt der, auf dem man am wenigsten Angst hat. Dies ist das größte Geheimnis des Yoga.

Kann das so einfach sein?

Bei den Fortgeschrittenen Yoga Übungen wird die Selbst-Analyse auf natürliche Weise Stück für Stück in unsere umfassende Praxisroutine und in die sich daraus ergebende spirituelle Entfaltung unseres Lebens integriert. Selbst-Analyse ist das, was uns als Handlungsoption zur Verbesserung unseres tagtäglichen Lebens zwischen unseren zweimal täglichen Sitzungen mit strukturierten Übungen zur Verfügung steht. Die Selbst-Analyse dieser Art ist für uns weniger strukturiert und dafür höchst individuell. Sie kann uns zu unterschiedlichen Zeiten zu unterschiedlichen Lehren führen. Eklektisch zu sein ist von Vorteil. Jedoch gibt es verschiedene Ebenen von Anwendungen bei der Selbst-Analyse, die man hauptsächlich deswegen verstehen muss, damit wir sie mit unserem eigenen spirituellen Fortschritt synchronisieren können, um so die unzumutbaren Kämpfe infolge des Steckenbleibens zu vermeiden. Es ist wichtig, unsere Übungen so abzustimmen, damit wir die Veränderungen assimilieren können, die sich in unserem Inneren ergeben. Dies gilt für die Selbst-Analyse genauso wie für jede andere Übung, die wir nutzen. Dies werden wir in den folgenden Lektionen untersuchen.

Wir gehen bei diesem Ansatz systematisch vor, doch geben wir keine Kochbuchanweisungen für die Selbst-Analyse. Auf dem spirituellen Markt gibt es bereits genügend Kochbuch-(Rezept-)Ansätze. Die wirkliche Selbst-Analyse geht über die Methoden des Verstandes hinaus. Sie bewegt sich im Reich des Zeugen. Deshalb wird unsere Praxis mehr von unserer inneren Entfaltung bestimmt, als von irgendeinem mentalen Ansatz, den wir anwenden mögen. Unsere innere Entfaltung ist die Ursache für Verfeinerungen in den mentalen Vorgehensweisen, nicht andersherum. Dies ist unter der Annahme, dass wir es mit den zugrunde liegenden Prinzipien der menschlichen spirituellen Transformation und der Integration von jahrhundertelang erprobten Techniken zu tun haben, ein progressiver und sicherer Ansatz zur spirituellen Entwicklung. Wir werden vieles machen, um in der Stille unserer inneren Bewusstheit nichts zu tun.

Das vornehmliche Ziel der Selbst-Analyse ist es, in der bedingungslosen inneren Stille, die uns allen innewohnt, und die wir in Wirklichkeit sind, souverän verankert zu bleiben. Wir sind dieser Erfahrende: der Zeuge aller Gedanken, Gefühle und Wahrnehmungen des Körpers und äußerer Phänomene. Die Selbst-Analyse hat das Ziel, alle Identifizierung des Bewusstseins mit all diesen Wahrnehmungen, die für unser bedingungsloses Bewusstsein nur äußerlich sind, aufzulösen. Die traditionelle Weisheit beharrt darauf, dass die bleibende Gegenwart des Zeugen (bedingungslose Bewusstheit) die Folge der Selbst-Analyse ist. Unter bestimmten Voraussetzungen, kann dies der Fall sein, und das ist auch das Ziel für all jene, die sich ausschließlich der Selbst-Analyse als Mittel zur Selbstverwirklichung bedienen. All die unterschiedlichen Strategien (mentale Algorithmen) der Selbst-Analyse dienen der Erkenntnis von DEM.

Allerdings stimmt es auch, dass die Anwesenheit des stillen Zeugen die Ursache der Selbst-Analyse ist, und dies ist eine grundlegendere Wahrheit. Ein Sein ist grundlegender als alles Tun, das wir uns vorstellen können. Ist der Zeuge da, wird eine natürliche Neigung zur Selbst-Analyse offensichtlich. Der Verstand folgt DEM ganz einfach nach. Der dem Übenden innewohnende Zustand des Zeugeseins wird zur Antwort auf jede Nachforschung – die ewige Stille, die nichts tut, auch wenn das Leben in all seiner Vielfalt und mit uns als engagierte Akteure in einem erleuchteten Zustand weitergeht. Ist der Zeuge einmal da, wird die Selbst-Analyse zum Automatismus. Der Zeuge ist sowohl der Treibstoff wie auch das Ziel der Selbst-Analyse. Die Selbst-Analyse ohne bleibende innere Stille (Zeuge) ist wie ein Haus ohne Fundament oder wie ein in die Luft gebautes Schloss. Jene, die sich auf die Selbst-Analyse ohne zumindest etwas Erfahrung mit der Meditation einlassen, wissen wie das aussieht. Das macht nicht lange Spaß.

Deshalb trachten wir bei den Fortgeschrittenen Yoga Übungen zuerst nach der Kultivierung des Zeugen und nehmen dazu die effektivsten Mittel zu Hilfe, die uns zur Verfügung stehen. Wir beginnen damit, unsere Übung der täglichen tiefen Meditation einzurichten (vgl. Lektion 13). Damit stellen wir sicher, dass all unsere Bemühungen in der Selbst-Analyse fruchten und wir ständig die Wahrheit erkennen. Wir begeben uns damit auf den Pfad, das zu werden, was wir suchen. Mit einer klaren Anerkennung dieser »Ursache-Wirkung-Beziehung« und mit der Kultivierung des Zeugen als Ursache finden wir uns in einer zunehmend vorteilhaften Position wieder, sodass wir uns jedem System der Selbst-Analyse mit gutem Erfolg widmen können.

Der Guru ist in dir.


Lektion 345 – Die spirituelle Evolution des Handelns 
Von: Yogani Erstellt: 10. Juli 2009

Unsere Konsumkultur hat uns so konditioniert, dass wir glauben, falls wir etwas wollen, bräuchten wir nur in ein Geschäft zu gehen und es kaufen. Gleichzeitig wissen wir, dass alles, was den Besitz wert ist, auch wert ist, dafür zu arbeiten. Gehen wir einmal in ein Geschäft, um etwas zu kaufen, was wir wollen, kann das die Krönung einer langen Zeit des Ansparens sein, um den Kauf erst zu ermöglichen. Natürlich werden heutzutage viele Dinge auf Kredit gekauft, deshalb gibt es die Illusion der sofortigen Befriedigung.
Glücklicherweise kann die Erleuchtung niemand auf Kredit kaufen. Diese müssen wir uns durch unsere Bhakti und eine unablässige Hingabe in täglichen Übungen erst verdienen. Dann besitzen wir etwas, das die Begrenzungen von Zeit und Raum überwindet. Wir werden zu DEM.
Obwohl es bei spiritueller Reife nur um das Leben im Jetzt geht, braucht es seine Zeit, dort anzukommen, wo wir bereits sind. Es kann viele Gelegenheiten der augenblicklichen Befriedigung entlang des Wegs geben, auch wenn das Ganze auf einmal nicht drin ist. Hat man in sein Leben spirituelle Übungen integriert, wird es sich Schritt für Schritt verbessern und dabei kommt es zu vielen kleinen – und auch einigen großen – Wundern.
Erst recht trifft das auf unsere Handlungen im täglichen Leben zu. Auch wenn wir es gerne hätten, dass unsere Handlungen augenblicklich auf eine Ebene des Erleuchtetseins erhoben würden, ist das eine Reise – eine Evolution. Wie bei jeder Evolution beginnen wir dort, wo wir uns im Augenblick befinden, und nehmen den nächsten Schritt. Und letztendlich ist das Erlangen der Erleuchtung ein Weggeben. Je weniger wir sie brauchen, desto mehr davon werden wir haben (vgl. Lektion 120). Bis dahin ist unsere Reise ein evolutionäres Kreisen von Wunsch, Handlung und Öffnung, was zu mehr Wünschen, Handlungen und Öffnungen führt.
Bevor wir mit spirituellen Übungen beginnen, wird unsere Reise dazu tendieren, im Kreis herum zu verlaufen, zumindest vom Standpunkt des spirituellen Fortschritts her. Wir mögen ein sehr produktives Leben im materiellen Sinne leben, unser Bankkonto vollgefüllt haben und viele materielle Dinge besitzen und so weiter. Doch am Ende werden wir uns genauso fühlen wie zu Beginn – wir sehnen uns nach etwas mehr.
Für spirituellen Fortschritt ist immer Zeit, sogar bei unserem letzten Atemzug. Doch weil die menschliche spirituelle Transformation eine Reise der inneren Reinigung und Öffnung ist, gebührt es sich, so früh wie möglich zu beginnen und die Zeit, die uns zur Verfügung steht, bestmöglich zu nutzen. Rom wurde nicht an einem Tag erbaut!
Der erste wirklich evolutionäre Schritt in unserem Handeln ist das sich Einlassen auf tägliche Übungen. Das ist keine so große Angelegenheit – nur einige Minuten Sitzen in tiefer Meditation am Morgen und am Abend. Nur das ist notwendig, um den Ball ins Rollen zu bringen. Natürlich, bevor wir uns selbstverpflichten, Übungen zu machen, muss ein Wunsch da sein, etwas Bhakti, die sich in uns regt – etwas, das in uns sagt: »Da muss es noch mehr geben, als das.«
Reagieren wir darauf, werden wir herausfinden, dass es da mehr gibt – sehr viel mehr.
Die Evolution des Handelns beginnt also erst ernsthaft, sobald wir uns zu täglichen spirituellen Übungen selbstverpflichten. Dann befinden wir uns in einer Vorwärtsbewegung, während die innere Stille in uns beginnt aufzusteigen. Das ist hinfort ein ganz anderes Ballspiel. Wir reisen nicht mehr im Kreis herum, sondern mehr auf einer geraden Linie in die Richtung, in die uns unsere Sehnsucht führt. Die gerade Linie ist ebenfalls ein Kreis, einer der Reinigung und Öffnung, der sich immer weiter ausdehnen.
Schließlich transzendieren wir die Sehnsucht selbst und göttliche Energie fließt von uns nach außen, anstatt dass die Sehnsucht immer nach innen fließt. Dann haben wir den Kipppunkt der Erleuchtung überschritten. Der innere Fluss hat sich verlagert. Wir suchen sie nicht länger, wir verschenken sie!
Dann nimmt der Kreislauf von Wunsch und Handlung eine neue Dynamik an – er wird zu einem ständigen Ausströmen des Göttlichen. Das Ausströmen selbst ist eine Reise und hat ihre eigene Bestimmung. Das Etikett Erleuchtung mag dem aufgeprägt sein, so dass es Leute von außen sehen können, doch derjenige, der damit vollauf beschäftigt ist, kommentiert das nicht. Niemand muss das bekanntgeben. Das tut der Fluss der Liebe selbst.
Der Guru ist in dir.


Lektion 304 – Ernährung, Kundalini und der Nektar-Kreislauf
Von: Yogani Erstellt: 13. Februar 2009

Es sollte niemanden überraschen, dass eine Ernährungsweise, die gut für unsere Gesundheit ist, uns auch bei unserer spirituellen Entwicklung unterstützen kann.
Kann das Einhalten einer bestimmten Diät eine spirituelle Haupt-Übung sein? Obwohl mache glauben, dass mit der Ernährung alle Dinge gelöst werden können und sich da mit einigen extremen Verhaltensweisen des Essens und Nicht-Essens sehr hineinsteigern, um das auch zu erreichen, müssen wir realistisch sein und sagen, dass die Ernährungsweise eine Hilfe für die spirituelle Entwicklung ist, jedoch keine Hauptursache. Wäre es ein wichtiges Mittel, dann hätten die uralten Yoga-Sutren sicher die Ernährungsweise als eines der Hauptglieder des Yoga herausgestellt und es würden viel mehr erleuchtete Diätenthusiasten herumlaufen. In den Yoga Sutren ist die Ernährungsweise tatsächlich als ein Unterpunkt der Reinheit bei den Niyamas (was man tun soll) aufgeführt. Mit anderen Worten: Es ist sehr unwahrscheinlich, dass wir unseren Weg zur Erleuchtung durch Essen (oder Fasten) bestreiten können. Doch wir können dann, wenn wir kraftvollere spirituelle Übungen ausführen wie tiefe Meditation, das Pranayama der Wirbelsäulenatmung, Asanas, Mudras, Bandhas usw. diese beträchtlich mit der richtigen Ernährungsweise unterstützen. Die Ernährungsweise kann dann eine weitere Ebene der Reinigung und Öffnung hinzufügen, und dadurch die Effektivität anderer Übungen verbessern und unseren allgemeinen Fortschritt beschleunigen.
Oft berichten jene, die tief meditieren und andere spirituelle Übungen ausführen, dass sich die Ernährungsgewohnheiten ganz von alleine mit der Zeit verändern und leichtere und nahrhaftere Kost bevorzugt wird. Das ist der Aufruf aus dem Inneren (vgl. Lektion 30). Erweitert sich unser Bewusstsein, werden wir uns auch mehr der Bedeutung einer gesunden Ernährung bewusst und es stellt sich damit ein natürlicher Drang ein, danach zu handeln. Und wenn wir den Drang nicht fühlen? Gut, dann brauchen wir uns um diese Dinge nicht so viele Sorgen zu machen. Alles zu seiner Zeit. Wählt man in Bezug auf Ernährung oder Lebensstil einen zwanghaften Ansatz, wird das nicht zu bleibenden Ergebnissen führen. Es ist ziemlich sicher, dass eine aufgezwungene Ernährungsweise langfristig zum Scheitern verurteilt ist. Arbeite daran also aus dem Inneren heraus mit sinnvollen spirituellen Übungen. Die äußeren Gewohnheiten werden dem mit der Zeit ganz natürlich nachfolgen. »Suche zuerst das Reich Gottes. All der Rest wird dir hinzugegeben.«
Bleiben wir über Monate und Jahre bei unseren spirituellen Übungen, locken wir unser Nervensystem allmählich dahin, dass es sich zu höheren Ebenen des Funktionierens bewegt. Vieles, was diesen Umstand charakterisiert, ist in unserer Neurobiologie messbar. Einige der auftretenden Veränderungen sind auch direkt beobachtbar. In denen, die Yoga-Methoden praktizieren, findet ein komplexer Prozess der Reinigung und Öffnung statt.
Es gibt zwei Hauptaspekte unserer Reinigung und Öffnung. Jeder trägt seine eigene biologische Signatur.
– das Aufkommen innerer Stille: Eine bleibende innere Ruhe oder Stille, die jenseits unserer Gedanken, Gefühle und des Auf und Ab in unserem täglichen Leben liegt. Wir werden uns immer mehr bewusst, dass dies unser »Selbst« ist.

– das Aufkommen der ekstatischen Leitfähigkeit (Kundalini) im Körper: Empfindungen von beglückender Energie, die sich in uns bewegt und jeden Teil unseres neurobiologischen Funktionierens durchdringt. Wir lernen dies als den »ausstrahlenden Aspekt unseres Selbst« kennen.
Obwohl die Ernährungsweise kein Hauptgrund für diese Veränderungen in unserem inneren Funktionieren ist, leistet sie doch ihren Beitrag dazu.
Finden wir aufgrund täglicher Meditation zu mehr bleibender Stille in uns, werden wir natürlicherweise zu einer leichteren und nahrhafteren Ernährungsweise hingezogen.
In gleicher Weise werden sich unsere Vorlieben beim Essen ändern, sobald sich die mit der sich regenden Kundalini verbundenen neurologischen Veränderungen in uns einstellen. Des Weiteren können uns bestimmte Anpassungen in unserer Ernährungsweise dabei helfen, den Umgang mit einigen der übermäßigen Energiesymptome, die beim Fortschreiten unserer inneren Erfahrungen auftreten, zu erleichtern. Der Kundalini-Prozess ist für seine vielen Symptome berühmt. Es gehören dazu Empfindungen der Hitze oder Kühle im Körper, Prickeln auf der Haut, aufwallende Gefühle, Zittern oder sonstige Regungen des Körpers, Visionen, gelegentliche Benommenheit oder Übelkeit usw. Manchmal kann da auch etwas Schmerz sein, wenn innere Energie (Prana) sich durch Bereiche bewegt, wo noch übrige Blockierungen in unserm Nervensystem liegen. All diese Symptome weichen schließlich viel höheren und vergnüglicheren Erfahrungen.
Abhängig vom Muster der inneren Blockierungen in unserem Nervensystem und dem Grad der Weisheit, den wir beim Selbstabstimmen unserer Übungen anwenden, werden wir vielleicht wenig im Sinne von unangenehmen Symptomen begegnen – dafür einfach nur stetig anwachsende Ekstase und Glückseligkeit, die aber ihre eigenen Herausforderungen mit sich bringen können (z.B. Ablenkung von den stabilen Übungen). Auf jeden Fall wird jedoch ein fundiertes Wissen über Yoga-Übungen und die Methoden ihrer Regulierung sehr von Wert sein, wenn die Kundalini einmal aktiv wird. Für jene, die eine unkontrollierte Kundalini-Erweckung haben, ohne zu wissen, welche Zusammenhänge dahinter stecken, kann das zu einer sehr fordernden Erfahrung werden, die manchmal Jahre lang andauern kann.
Hat der Kundalini-Prozess in uns einmal angefangen, kann man ihn durch die Selbstabstimmung der Übungen so in den Griff bekommen, dass wir weiterhin gute Fortschritte machen und es uns dabei sehr gut geht. Wir sind hier die Protagonisten einer langfristigen Transformation, die letztendlich zu einem anhaltenden Zustand bleibender innerer Stille, ekstatischer Glückseligkeit und göttlicher Liebe wird. Dieser Zustand strahlt ganz natürlich von uns nach außen in alles, was wir im täglichen Leben tun.
Die Verdauung steht im Mittelpunkt des Kundalini-Prozesses und vieler der mit ihm verbundenen Symptome. Deshalb ist es nur logisch, wenn man annimmt, dass die Ernährungsweise eine Rolle spielt. Aber die Rolle der Ernährungsweise wird nicht immer gleich bleiben. Sie hängt davon ab, wo auf dem Pfad wir uns befinden. Um dies besser zu verstehen, wollen wir einmal den im Magen-Darm-Trakt auftretenden Prozess bei einer Person mit aktiver Kundalini genauer betrachten und sehen, welche Zusammenhänge hier mit der Ernährung bestehen.
Obwohl zur Funktion der Kundalini viele Aspekte gehören, sowohl physischer wie auch nicht-physischer Art, wollen wir uns hier auf die physischen konzentrieren, soweit wir damit eben gehen können. Zum Zwecke dieser Diskussion nehmen wir den Standpunkt ein, dass spirituelle Erfahrungen aufgrund von in unserem Körper auftretenden neurobiologischen Prozessen aufkommen. Man kann auch auf mehr mystische Weise darauf blicken, und daran ist nichts falsch. Es ist immer derselbe Prozess, gleich wie wir ihn beschreiben. Betrachten wir die Wirkung der Ernährungsweise (und der Shatkarmas und Amaroli in folgenden Lektionen), kann es hilfreich sein, auf die Biologie zu blicken, soweit wir sie mit direkter Wahrnehmung nachverfolgen können. Zweifellos wird auch die moderne Wissenschaft in den kommenden Jahren und Jahrzehnten die Neurobiologie der Kundalini viel genauer untersuchen. Dies ist das nächste große Eroberungsgebiet für die wissenschaftliche Forschung – die Bestimmung von Ursachen und Wirkungen der menschlichen spirituellen Transformation!
Herkömmlich wird Kundalini als die Erweckung einer riesigen latenten Energie in der Nähe der Wirbelsäulenbasis gedeutet, die dann die Wirbelsäule entlang zum Kopf nach oben steigt. Dort kommt es zu einer Vereinigung zwischen der aufsteigenden Energie und Stille. Dabei wird die Energie als feminin (Shakti) und die Stille als maskulin (Shiva) angesehen.
Sehen wir uns die experimentelle Neurobiologie von dem Allen an, kann man noch ein paar weitere Komponenten hinzufügen. Diesen liegt ein konsistenter Bezug zu den Metaphern vieler heiliger Schriften der Welt zugrunde (und dazu gehören auch die direkteren Beschreibungen, die man beim indischen Yoga und chinesischen Tao findet).
Ist aufgrund täglicher Übung der tiefen Meditation genügend innere Stille vorhanden und bringt man dazu noch den Atem und den Körper durch das Pranayama der Wirbelsäulenatmung, Asanas, Mudras, Bandhas und tantrischer Sexualmethoden in den Prozess mit ein, bemerken wir, dass drei Dinge auftreten.
1. Die sexuelle Energie weitet sich über die Beckenregion nach oben aus und ein Teil davon findet seinen Weg in den Magen-Darm-Takt.
2. Im Magen-Darm-Trakt wird auf natürliche Weise Luft zurückgehalten.
3. Zwischen der Nahrung, sexuellen Essenzen und der Luft findet im Magen-Darm-Trakt eine Interaktion statt.
Die natürliche Kombination dieser drei Elemente im Verdauungssystem durch eine aufkommende höhere Form der Verdauung lässt im Magen-Darm-Trakt eine neue Substanz entstehen, die den gesamten Körper durchdringt. Ein großer Teil dieser Durchdringung erscheint, wenn die Substanz in den Wirbelsäulenkanal eintritt und durch den Brustraum zum Kopf hochsteigt. Der sehr durchdringenden und manchmal berauschenden Substanz, die im Magen-Darm-Trakt erzeugt wird, hat man viele Namen gegeben. Ein Name, der im Yoga gebräuchlich ist, lautet Soma. Das Wort Soma bezeichnet auch eine halluzinogene Pflanze, über diese sprechen wir aber hier nicht. Im Taoismus bezeichnet man den Magen-Darm-Trakt, wenn er in die höhere Funktionsweise übergegangen ist, als Kessel. Das konnotiert die Alchemie, die darin auftritt -- drei gewöhnliche Substanzen (sexuelle Essenz, Luft und Nahrung), die miteinander vermischt eine außergewöhnliche Substanz ergeben. Diese spielt eine Schlüsselrolle beim Prozess der menschlichen spirituellen Transformation.
Der Prozess geht im Kopf weiter und im Gehirn treten zusätzliche Verfeinerungen auf, die zu einer anderen, von den Nebenhöhlen abgesonderten Substanz, führen. Diese geht nach unten durch die inneren Nasengänge, in die Kehle und noch weiter nach unten wieder in den Magen-Darm-Trakt, wo sie an dem bereits beschriebenen Prozess teilnimmt. Diese Wiederaufbereitung feiner Substanzen führt zu einer noch veredelteren Verarbeitung im Magen-Darm-Trakt. Die Substanz, die vom Gehirn in den Magen-Darm-Trakt nach unten kommt, nennt man in der Yoga-Tradition Amrita (Nektar). Sie kann man manchmal als süßes Aroma in den Nasengängen und süßen Geschmack im Mund wahrnehmen.
Die übergreifende Erfahrung dieser Vereinigung und Transformation von Substanzen und der Kreislauf der sich daraus ergebenden Essenzen führt zu einem starken Fluss ekstatischen Vergnügens im ganzen Körper und der Ausstrahlung von Energie über den Körper hinaus. Deshalb sagt man auch von Menschen, die mit ihren spirituellen Übungen Fortschritte machen, dass sie eine Ausstrahlung haben. Da steht eine besondere Neurobiologie dahinter. Yogisch ausgedrückt zeigt die im ganzen Körper feststellbare Ausstrahlung ekstatischer Energie den Anstieg der geheimnisvollen Eigenschaft von Ojas an. Dies ist eine sehr fortgeschrittene Manifestation von Vitalität, die von anderen leicht wahrgenommen wird.
Beginnen wir zu verstehen, dass ein derartiger Prozess wirklich existiert und noch besser, beginnen wir Aspekte davon als Ergebnis unserer täglichen Übungen selbst zu erfahren, dann sind wir in der Lage, auf die Ernährungsweise aus einem völlig anderen Winkel zu blicken. Für uns bekommen dann auch die Shatkarmas (Reinigungstechniken) und Amaroli (Urintherapie) wachsende Relevanz. All diese Methoden zielen darauf ab, den gerade beschriebenen Prozess zu erweitern und zu optimieren.
Wie schon früher erwähnt, ist die Ernährungsweise keine Kernübung des Yoga, sehr wohl aber ein wichtiges unterstützendes Element. Sehen wir darauf auf diese Weise, dann erkennen wir, wie unsere Kooperation mit inneren Impulsen in Bezug auf die Ernährung den gesamten, auf der Straße zur Erleuchtung beteiligten Prozess verbessern kann.
Die oben beschriebene höhere Form der Verdauung kann im Magen-Darm-Trakt sehr viel Hitze erzeugen. Diese strahlt aus und erfüllt den gesamten Körper. Dies bezeichnet man manchmal mit dem Begriff des Kundalini-Feuers. Wenn dieses Feuer brennt, kann es von Vorteil sein, öfter schwerere Nahrung zu sich zu nehmen. Dann kann das Feuer (intensive Verdauungsaktivität) genutzt werden, die Substanzen in unserem Magen-Darm-Trakt auf eine reguliertere Weise aufzubrauchen, um damit mehr Soma herzustellen, anstatt uns von innen her zu braten. Dieses Gefühl des Gebratenwerdens können wir manchmal haben, falls wir, wenn die Energie in uns flutet, zu leicht essen. Es ist auch möglich, die inneren Feuer und die damit verbundenen inneren Energieungleichgewichte durch die Anwendung der Ernährungsmethoden des Ayurveda zu löschen. Ayurveda berücksichtigt unsere körperliche Verfassung und inneren Energieflüsse und wie bestimmte Arten von Nahrung diese entweder verschlimmern oder befrieden können (vgl. Lektion 69).
Um es so einfach wie möglich zu halten, hören wir einfach auf das, was uns die innere Stimme in Bezug auf unsere Ernährung und auch zu anderen Aspekten unserer täglichen Aktivitäten mitteilt. Führen wir die tiefe Mediation getreulich jeden Tag aus, kann es sein, dass wir uns zu einer leichteren Kost hingezogen fühlen. Wird dann unsere Kundalini aktiv, kann es sein, dass wir manchmal zu schwerer Kost neigen und manchmal zu leichterer. Das hängt von den in uns auftretenden Energiedynamiken und dem in uns aktiven Prozess der Reinigung und Öffnung ab.
Wir lernen, besser zuzuhören, was uns die innere Stimme unserer Neurobiologie sagt, wenn wir auf der Straße zur Erleuchtung reisen.
Der Guru ist in dir.



Lektion 337 – Wage zu träumen!
Von: Yogani Erstellt: 10. Juni 2009

Jeder hat etwas, dem er Leidenschaft entgegenbringen kann – unsere Arbeit, unser Spiel, unsere Familie, unsere Abneigungen. Was immer das ist: Wir können es mit Hilfe von Bhakti auf eine höhere Ebene heben (vgl. Lektion 67). Es ist ganz einfach die Frage, ob wir unsere emotionalen Energien in ein gewähltes Ideal investieren, das auf etwas hinweist, das jenseits dessen liegt, wo wir uns heute mit unseren Lebenserfahrungen befinden. Auf diese Weise kann sich unsere Leidenschaft unablässig ausweiten.
Natürlich ist es dazu notwendig, bewusst über das hinauszublicken, wo wir uns im Augenblick befinden hin zu dem, was sein kann. Es ist also nötig, ein wenig zu träumen.
Träumer werden oft kritisiert, sie seien unpraktisch. Doch ist es so unpraktisch, sich seine größeren Möglichkeiten vorzustellen und sich auf sie zuzubewegen? Können wir jemals zu etwas Größerem werden, wenn wir keine Vision besitzen, ein Ideal, in das wir uns hineinsteigern? Das gilt für alles, was wir in diesem Leben erstreben können.
Wage zu träumen und wage im Sinne deiner Träume aktiv zu werden.
Dasselbe trifft auf das spirituelle Leben zu, nur sind da die Wetteinsätze viel größer. Wir können wagen, von Erleuchtung in diesem Leben zu träumen und wir können wagen, uns bei unseren Handlungen von diesem Traum inspirieren zu lassen.
Selbst wenn wir nicht genau wissen, wie wir träumen sollen, können wir uns darüber Gedanken machen:
»Wer bin ich?«
Investieren wir unsere emotionale Energie in diese Analyse und können wir sie aus unserem Gedankenprozess in die Stille loslassen, werden die Antworten da sein, die uns unseren Pfad entlang führen. Das funktioniert wie von Zauberhand. Bringen wir unsere aufrichtige Sehnsucht zum Ausdruck, wird die Natur die Wege finden, die uns göttliche Gnade erweist. Dieser Ausdruck unseres Verlangens, begleitet von der Bereitschaft, ohne zu große Erwartungen zu handeln, ist selbst göttliche Gnade im Handeln.
Es ist ein Prozess von Verlangen, der zu Handlungen führt, die wiederum Ergebnisse hervorbringen, die zu größerem Verlangen führen. Diese induzieren wiederum mehr Handlungen, die noch größere Ergebnisse hervorbringen usw. ...
Das Endergebnis ist die Vereinigung von innerem göttlichem Leben mit unserem äußeren materiellen Leben. Stille im Handeln ...
Der Guru ist in dir.


Lektion 308 – Abhängigkeiten und Höhenflüge der Fantasie
Von: Yogani Erstellt: 21. Februar 2009

Alles, was wir im Leben erreichen, basiert auf der Heranbildung von Gewohnheiten. Wir sind Gewohnheitstiere und das kann man sehr zu seinem Vorteil nutzen. Die andere Seite der Medaille ist, dass wir uns auch etwas angewöhnen können, das nicht in unserem besten Interesse liegt. Sehr viel von dem, was wir anstellen, um unser Los im Leben zu verbessern, hat unmittelbar mit der Art und Weise zu tun, wie wir unsere Gewohnheiten steuern.
Haben wir mit einer spirituellen Übung wie der tiefen Meditation begonnen, dann wird unser Erfolg mit dieser Übung nicht darauf beruhen, wie angenehm die Erfahrung vielleicht heute, morgen oder dem übernächsten Tagen damit ist. Er wird von unserer Fähigkeit abhängen, unsere tägliche Übung über Monate und Jahre, durch alle Höhen und Tiefen, denen wir zweifellos entlang des Wegs ausgesetzt sind, aufrecht zu erhalten. Es wird unsere Gewohnheit sein, die uns durch all das hindurchhilft. Wir könnten sogar sagen, dass dann eine Gewohnheit des spirituellen Übens, die das für uns schafft, eine Art von »Abhängigkeit« ist.
Was ist Abhängigkeit? Die einfachste Definition dafür ist, dass Abhängigkeit eine so tief in uns verwurzelte Gewohnheit ist, dass wir unfähig oder nicht willens sind, sie zu ändern. Es gibt Abhängigkeiten, die Heil bringend sind, z.B. eine Abhängigkeit von der göttlichen Entfaltung, ohne dass man dadurch ihren Spielraum in irgendeiner Weise einschränkt. Man kann es auch als eine unerschütterliche Hingabe an einen Beweggrund betrachten – eine Besessenheit. Manche mögen sagen, dass dies nicht gut sei. Doch eine Abhängigkeit von der göttlichen Entfaltung wird letztendlich dazu führen, dass diese Abhängigkeit überwunden wird. Es ist eine Abhängigkeit von der Unterwerfung, eine Abhängigkeit des Loslassens – eines der wesentlichen Geheimnisse der Entwicklung von Hingabe (Bhakti) in unserem spirituellen Leben. Dies ist aktive Hingabe.
Auf der anderen Seite gibt es Abhängigkeiten, die unseren spirituellen Fortschritt hinauszögern und uns auch von Fortschritten auf vielen Gebieten des Lebens abhalten können. Es gibt Abhängigkeiten, die Blockierungen in uns aufrechterhalten oder sogar verstärken, so dass wir der inneren Stille nicht nahe kommen. Diese kann man unterteilen in eher chemische oder psychologische Abhängigkeiten. Die destruktivsten Abhängigkeiten bestehen aus einer Kombination von beiden. Eine destruktive Abhängigkeit ist eine, die uns ein künstliches Gefühl von Wohlsein vermittelt, während sie uns gleichzeitig von einem wirklichen Fortschritt zurückhält.
Beschränkt man sich auf physische Substanzen, die man aufnimmt, kann es Abhängigkeit geben von:
• Alkohol.
• Tabak,
• Drogen,
• Koffein,
• Raffiniertem Zucker,
• Medizin und Nahrungsergänzungsmittel,
• Ein chronisches Überessen irgendeiner Art oder aller Arten von Nahrungsmitteln,
• Ein chronisches Essen von zu wenig Nahrung (Anorexia).
Alle erwähnten Dinge können auch unschädlich sein, wenn man maßvoll damit umgeht. Tatsächlich ist die Straße zu Gesundheit und Glück mit dem Maß in allen Dingen gepflastert.
Andererseits kann man alles an Nahrung oder Substanz (sogar Wasser), das man zwanghaft bis zum Überdruss einnimmt, als negative Abhängigkeit betrachten. Auch das Gegenteil davon, eine Besessenheit weniger zu konsumieren, kann man als negative Abhängigkeit ansehen. Auch Verhaltensweisen können abhängigkeitsbedingt sein. Da, nehmen wir nichts in unseren Körper auf, treten aber auf zwanghafte Weise mit unserer Umwelt in Beziehung. Unproduktive oder schädliche Abhängigkeiten nimmt man möglicherweise überhaupt nicht wahr, weil sie durch tiefsitzende unterbewusste zwanghafte Gewohnheiten am Leben gehalten werden. Ein Großteil unseres spirituellen Fortschritts, der durch Übungen wie die tiefe Meditation und das Pranayama der Wirbelsäulenatmung hervorgerufen wird, macht sich in der Ablösung von obsessiven, unser natürliches Wachstum bremsenden Verhaltensweisen bemerkbar.
Wie schaffen wir es, von negativen Abhängigkeiten loszukommen? Auf demselben Weg, auf dem wir jede Gewohnheit brechen, ob es sich um Essensgewohnheiten oder andere handelt, die unser Glück und unsere Gesundheit beeinträchtigen. Es wird immer eine innere Reise sein, die uns zur Hingabe an das führt, was in uns entwicklungsgemäß und positiv ist. Yoga Übungen sind so entworfen, dass sie dies erreichen. Sie befreien die Windschutzscheibe unseres Nervensystems von Dreck. Dadurch wird allmählich alles viel klarer und wir können mit viel mehr Einsicht und Zielstrebigkeit durchs Leben navigieren.
Im Falle von starken negativen Abhängigkeiten sind Yoga-Übungen vielleicht nicht ausreichend. Dann besteht die Möglichkeit, auf direktere Mittel zur Überwindung von zwanghaften negativen Gewohnheiten zurückzugreifen. Das Zwöf-Schritte-Programm, das ursprünglich von den Anonymen Alkoholikern entwickelt wurde, ist soweit bekannt das effektivste Mittel, um mit starken negativen Abhängigkeiten umzugehen. Dieses Programm wurde inzwischen so angepasst, dass es auf jede Form von zwanghaftem und abhängigem Verhalten anwendbar ist. Das Zwölf-Schritte-Programm ist eine Form des Yoga. Es impliziert das Eingeständnis, dass wir uns nicht aus eigenem Willen ändern können und dass es nötig ist, sich einer höheren Macht zu unterstellen. Sobald wir fähig sind, das in jeder Straße des Lebens zu tun, kommt eine große Energie auf, um uns in Zeiten der Not beizustehen. Das Zwölf-Schritte-Programm ist ein spezialisierter Weg zur Anwendung der Prinzipien von Wunsch und Hingabe zur Überwindung von negativen Abhängigkeiten, um dadurch auf die Straße eines glücklicheren und gesünderen Lebens zu gelangen.
Höhenflüge der Fantasie sind eine andere Art von zwanghaftem Verhalten, das uns in unserer Entwicklung zurückhalten kann. Da draußen ist die Meinung verbreitet: Wenn ein klein wenig von etwas gut für uns ist, dann wird uns viel davon noch viel besser tun. Einige treiben diese Idee so weit zu meinen, wir müssten uns nur 100% diesem Ding da widmen, dann werde uns das mit Sicherheit von allem Leiden befreien und uns (im Extremfall der gesamten Welt!) auch die Erleuchtung bringen. Unglücklicherweise funktioniert es so nicht. Diese Art des obsessiven Verhaltens kann man auch als Allheilmittel-Syndrom bezeichnen.
Um sich eines stetigen Fortschritts im Leben zu versichern, besonders auf spirituellem Gebiet, muss man breit aufgestellte Methoden anwenden, die eine allmähliche Bewegung in Richtung auf ein allseitig ausgeglichenes und gesundes Leben unterstützen. Der Allheilmittel-Ansatz beim Entwurf einer besseren Ernährungsweise, einer besseren spirituellen Praxisroutine und eines Lebensstils ist nur eine Manifestation desselben zwanghaften Verhaltens, das wir hinter negativen Abhängigkeiten ausmachen. Das fabriziert der rationale Verstand, der annimmt, dass es umso besser sein müsse, je mehr wir von dem einen Ding tun, von dem er überzeugt ist. In gewisser Weise ist das Verfolgen dieser Art von Fantasiehochflügen sogar problematischer als eine erkannte negative Abhängigkeit. Ein derartiges Hochfliegen der Fantasie kann sich lange halten. Bricht sie eines Tages in sich zusammen, können viele Gründe für das Scheitern ausgemacht werden und anderen Dingen zugeschrieben werden. Die Person, die ursächlich für sie verantwortlich ist, wendet sich dann vielleicht nur dem nächsten Allheilmittel zu und führt damit das Hochfliegen der Fantasie weiter. Das hat Ähnlichkeit mit einer negativen Abhängigkeit. Einige von uns gehen so durchs ganze Leben. Sie suchen den Heiligen Gral und wissen nicht, dass sich der Heilige Gral die ganze Zeit in ihnen selbst befindet. Man findet ihn in einem stetigen gemäßigten Ansatz, der sich aus der Integration effektiver spiritueller Methoden und dem sich aus diesen ganz natürlich entwickelnden vernünftigen Lebensstil automatisch ergibt.
Regelmäßig etwas Sonne auf sich wirken zu lassen, mag gesund sein. Ist es aber gesund, stundenlang auf einmal in der Sonne zu liegen? Sicher nicht.
Die Einnahme von einigen Vitaminergänzungspräparaten jeden Tag kann unsere Ernährung bereichern. Wird die Einnahme von zehn oder zwanzig Nahrungsergänzungsmitteln jeden Tag unsere Ernährung bereichern? Das kann vielleicht sein, doch gleichzeitig werden sich wohl auch einige unerwünschte Nebenwirkungen einstellen, auch solche, die unsere Gesundheit beeinträchtigen.
In gleicher Weise kann der besonnene Gebrauch von verschreibungspflichtigen und nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten Unwohlsein lindern und das Leben verlängern. Doch brauchen wir ein Medikament für jeden Schluckauf, mit dem wir es zu tun haben? Die aggressiven Marketingstrategien der Pharmaindustrie versuchen uns das (aus für sie guten Gründen) weiszumachen, doch in unserer inneren Stille wissen wir, was wir davon zu halten haben.
Selbstverständlich ist es gut, professionellen Rat zu suchen, wenn man in Betracht zieht, Nahrungsergänzungsmittel und Medikamente zu nutzen, besonders wenn ernsthafte gesundheitliche Probleme vorliegen. Doch wenn dies einmal ein Stadium erreicht, dass wir in Mengen Pillen einwerfen, um einen ungesunden Lebensstil auszugleichen, oder wenn wir Medikamente einnehmen, die gegen die Nebenwirkungen von anderen Medikamenten helfen sollen, dann ist etwas ziemlich aus dem Ruder gelaufen. Dann ist das Hochfliegen der Fantasie außer Kontrolle geraten. Dazu kann es auch in einem professionellen Arbeitsumfeld kommen. Tagträumerei beschränkt sich nicht auf Individuen. Auch in unseren Institutionen können sie sich selbstständig machen.
Man kann feststellen, dass sich selbst in wohl meinenden gesundheitsorientierten Bestrebungen Übertreibungen einschleichen können. Diese führen dann zu vermindertem Erfolg. Das kann ein genauso großes Hindernis für unsere Gesundheit und spirituellem Fortschritt sein, wie jede andere Art ungesunden Lebens.
In einem Satz zusammengefasst kann man sagen: Der sicherste Weg ist die Mäßigung in allen Dingen. Dies gilt genauso für unsere spirituelle Praxis – die stetige Kultivierung von bleibender innerer Stille und ekstatischer Leitfähigkeit.
Besteht bei uns eine Neigung zu Abhängigkeiten, dann sollten wir auf eine Abhängigkeit von unserer eigenen inneren Entfaltung hinarbeiten. Dies ist die Art von Abhängigkeit, deren Überwindung uns die Tür zum Unendlichen öffnet!
Der Guru ist in dir.


Lektion 301 – Gebete und die Prinzipien von Samyama
Von: Yogani Erstellt: 22. Januar 2009

Das Gebet ist die spirituelle Übung, die bei allen religiösen Traditionen auf dem Planeten am weitesten verbreitet ist. Gebete begegnen uns in vielen kulturellen Formen und Ritualen. Doch im Wesentlichen handelt es sich überall um dieselbe Übung. Dazu gehört, dass man die Aufmerksamkeit auf ein Objekt oder eine Reihe von Objekten richtet,
Wiederholung,
und Hingabe des Objekts an das Göttliche.
Kommt das irgendjemandem bekannt vor? Das sollte es. Denn das entspricht genau den Prinzipien von Samyama, wie wir sie anwenden. Das sollte nicht überraschen. Die Prinzipien von Samyama sind universell und in uns allen enthalten. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil der Gebetspraxis jeder religiösen Tradition. Die Prinzipien von Samyama sind jedem angeboren und aus diesem Grund stellt man auch seit Tausenden von Jahren fest, dass Gebete mehr oder weniger funktionieren.
Was meinen wir damit, wenn wir sagen, dass »Gebete mehr oder weniger« funktionieren?
Sicherlich werden nicht alle Gebete zu unserer Zufriedenheit beantwortet. Je mehr wir äußerlich von einem bestimmten Ergebnis eingenommen sind, das wir uns von dem Gebet erhoffen, desto weniger wahrscheinlich ist es, dass dieses bestimmte Ergebnis sich einstellt. Die Ursache dafür ist, dass die Kultivierung von Erwartungen für ein bestimmtes Ergebnis kein wirkliches Gebet (oder Samyama) ist. Erwartungen sind äußere Projektionen des Verstandes, die wenig mit Gebet zu tun haben. Unsere persönlichen Wünsche führen zu einem Kurzschluss beim göttlichen Ausfluss.
Andererseits ist es eine ganz andere Geschichte, wenn wir ein bestimmtes Objekt in unseren Gebeten offerieren und es in die innere Stille (das Göttliche) in uns loslassen, ohne irgendwelchen Erwartungen nachzuhängen. Dies wird immer zu einem Ergebnis führen. Nicht unbedingt genau zu dem, was wir erwartet haben, doch auf jeden Fall etwas Fruchtbares. Das Ergebnis von Gebeten hängt von unserer Hingabe ab, nicht von unseren Erwartungen. Dies ist das Entscheidende bei Gebeten.
Die Hingabe des Objekts an das Göttliche ist das wesentliche Wirkprinzip beim Gebet.
Dies findet in der Bibel wunderschön seinen Ausdruck in dem Satz: »Dein Wille geschehe.«
Das ist keine Aufforderung, ein passives Leben ohne aktive Teilnahme zu führen. Wirkliche Hingabe ist nicht passiv. Sie ist außerordentlich dynamisch. Es ist das Aufkommen des aktiven Zeugen. Es ist die Geburt der Stille im Handeln. Alle Arten wunderbarer Ereignisse werden sich aus dieser Art des Erwachens – dieser Art der aktiven Hingabe ergeben.
Effektives Gebet ergibt sich aus einer effektiven Beziehung zum Göttlichen in unserem Inneren. Dies ist eine dynamische Beziehung. Bei dieser Art von Beziehung lenkt man die Aufmerksamkeit auf viele Dinge, manchmal in strukturierter Übung, manchmal spontan. Mit dem Aufkommen von Stille im Handeln wird der natürliche Fluss von Wünschen ständig auf höhere Ebenen angehoben und so auch die Objekte, die man auswählt und in die Stille entlässt. Und der göttliche Fluss strömt aus dem Inneren heraus. Durch sein eigenes Momentum [Schwung] wird er immer mehr verstärkt, wie ein Schneeball, der den Berg herunterrollt. Das ist aktive Hingabe!
Unsere eigenen Aktivitäten im täglichen Leben sind Teil dieses Prozesses. Wir können sehr aktiv sein beim Verfolgen unserer Ziele im Leben und gleichzeitig hingegeben. Tatsächlich werden unsere spirituellen Übungen und Gebete umso effektiver, je aktiver wir unsere Ziele verfolgen. Es gibt das Sprichwort: »Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott.« Das entspricht auch der Wahrheit. Es gilt vor allem für all jene, die täglich spirituelle Übungen praktizieren, weil Stille sehr aktiv wird und dies bedeutet: Handlung in der Form ausströmender göttlicher Energie.
Bei den Objekten unserer Gebete können wir zusätzlich noch etwas nützliches Wissen von den Samyama-Prinzipien anwenden, wenn wir bedenken, wie wir das Sutren-Konzept am besten umsetzen. Erinnere dich daran, dass ein Sutra ein Codewort oder -satz ist, das eine Bedeutung enthält, die in den Samen unserer Sprache tief in unserem Bewusstsein gelagert ist. Haben wir ein Sutra verstanden, bevor wir mit der Samyama-Übung beginnen, dann brauchen wir es nicht während der Samyama-Übung verstehen. Wir greifen es nur auf und lassen es wieder los. Das Wort oder der Ausdruck enthält die Bedeutung. Dies ist ein äußerst effektiver Weg, Inhalt in die Stille zu entlassen, auch Gebete. Wir verkleinern das sprichwörtliche Kamel so, dass es leicht durch ein Nadelöhr passt, um in die Stille zu gelangen. Von da an übernimmt die innere Stille das Kommando.
Betrachten wir einmal ein praktisches Beispiel. Haben wir einen lieben Verwandten oder Freund, für den wir beten wollen, dann kennen wir seinen Namen und dass er/sie krank ist. Tief in uns tragen wir die Essenz von dem, wer er/sie ist. Das befindet sich tief in unserem Bewusstsein.
Wie beten wir also am besten für diese Person? Muss das ein langes, ausgearbeitetes Gebet sein? Wäre das der Fall, wie sollten wir so ein langes und ausgearbeitetes Gesuch in die Stille hingeben. Unser Gebet mag reich an Worten sein, doch wie können wir all die Reichhaltigkeit durch das Nadelöhr in die Stille hineinschieben? Die Stille braucht unsere ausgearbeiteten Worte nicht. In diesem Fall ist ein Weniger mehr.
Es ist viel besser, einfach den Namen der Person zu wiederholen, diesen Namen schwach aufzugreifen und in die Stille los- und für rund 15 Sekunden ruhen zu lassen, um dann den Namen noch einmal am Rande der Stille in sehr schwacher Weise zu berühren. Dann können wir ihn wieder loslassen. Und auch noch einmal, so oft, wie wir fühlen, dass es angebracht ist, aber nicht bis zum Punkt des Übermaßes und der Anstrengung. Alles, was wir über die Person wissen und alles, was nötig ist, die göttliche Heilenergie zu beleben, ist in der einfachen Vorgehensweise des Loslassens ihres Namens in die göttliche Stille enthalten. Wir können mit Sicherheit davon ausgehen, dass die göttliche Heilenergie durch unsere Gebete angeregt wird. Das ist sehr einfach.
5 – 10 Minuten ist eine gute Zeitperiode, sich in ein Gebet zu vertiefen, wenn wir Samyama anwenden. Das ist dann sehr kraftvoll, besonders, wenn wir zuvor durch die tiefe Meditation innere Stille kultiviert haben. Deshalb ist eine gute Zeit, für ein solches Gebet, bald nach unseren sitzenden Übungen. Wollen wir zu anderen Zeiten so beten, dann werden 5 – 10 Minuten tiefe Meditation gleich vor dem Gebet helfen, eine gute Ausgangslage für die innere Stille zu stabilisieren. Tun wir dies, wird unser Gebet kraftvoller.
Der Grad der Hilfe, die von jemand anderem empfangen werden kann, hängt natürlich auch vom Grad der Empfänglichkeit ab. Deshalb ist es gut, wenn die Person in Not sich dessen bewusst ist, dass für sie gebetet wird. Die Empfänglichkeit macht sogar den größeren Teil der Gleichung aus. Wäre dies nicht der Fall, dann hätten ernsthafte Gebete eine viel größere Wirkung, als dies oft der Fall ist. Ist der Empfänger offen und empfänglich, dann wird das ganze Universum eilen, um alles, was nötig ist, herbeizuschaffen. So heißt es ja auch: »Dein Glaube hat dich geheilt.«
Es ist eine gute Idee, nach einem Gebet im Samyama-Stil noch extra auszuruhen. Denke daran, dass wir auch unsere eigene innere Reinigung und Öffnung vorantreiben, während wir anderen helfen. Deshalb ist es ratsam, danach etwas auszuruhen, um möglicherweise auftretende Gereiztheit, wenn wir aufstehen und in unsere täglichen Aktivitäten hinausgehen, zu verhindern.
Dieselbe Art Vorgehensweise kann man auch bei traditionellen Gebeten anwenden: Zuerst meditiert man für 5 – 10 Minuten, greift dann einen Satz oder eine Zeile des traditionellen Gebets schwach auf und entlässt das in die Stille, dann lässt man 15 Sekunden los, bevor man den nächsten Satz oder Zeile aufgreift. Man kann auch mit einem Rosenkranz oder einer Mala arbeiten.
In vielen Traditionen nutzt man Gruppengebete, um die Wirkung des individuellen Gebetes zu vervielfachen. Verfeinern wir unsere Gebete durch Nutzung der Prinzipien von Samyama und wenden wir das in der Gruppe an, können die Wirkungen sehr stark vergrößert werden. Die Gebetsgruppe muss dabei nicht physisch an ein und demselben Ort versammelt sein. Es hat sich herausgestellt, dass das koordinierte Gebet von vielen Menschen an vielen verschiedenen Orten zur gleichen Zeit, wenn es zeitlich synchronisiert ist, in ihren positiven Wirkungen sehr kraftvoll ist. Mit der Verbreitung des Internets und der augenblicklichen weltweiten Kommunikation gibt es viele Möglichkeiten in Gruppengebeten für das Wohlergehen von Familie, Freunden und der ganzen Menschheit zusammenzuarbeiten.
Der Guru ist in dir.

Das Ziel dieser Lektionen ist: die wichtigsten Mittel bereit zu stellen, mit denen man das Nervensystem so stimulieren kann, dass es sich selbst reinigt und öffnet. Man kann sagen, dass das Nervensystem geradezu begierig darauf ist, wenn man ihm nur die Gelegenheit dazu bietet. Ist der Ball einmal ins Rollen gebracht, kommen viele Aspekte unserer natürlichen Neigung zur menschlichen spirituellen Transformation ins Spiel. Das Ziel hier ist, dich so auszustatten, dass du im Yoga diesbezüglich selbstgenügsam bist.
Schon zu Beginn der Lektionen sprachen wir über die natürlichen Fähigkeiten in uns allen; dass diesen nur eine geringe Stimulation fehlt, dann würden sie uns in Richtung bewusster innerer Öffnung zum Unendlichen antreiben. Diese Fähigkeiten wurzeln in mehreren fundamentalen Prinzipien, die unserem Nervensystem innewohnen. Wir sind alle so entworfen und gebaut, dass wir die unendliche göttliche ekstatische Glückseligkeit erfahren können!
In dieser Lektion wollen wir uns einen Überblick verschaffen:
über diese grundlegenden Prinzipien,
die natürlichen Fähigkeiten, die man daraus ableiten kann,
wie auch über die mitgeteilten Übungen, die der Stimulierung dieser natürlichen Fähigkeiten dienen.
Der Kern der Yoga-Wissenschaft liegt in der Entdeckung und Anwendung der einfachsten und kraftvollsten Mittel zum Hervorbringen der natürlichen Fähigkeiten, die uns zur Beschleunigung unserer spirituellen Transformation zur Verfügung stehen. Das war das eigentliche Ziel dieser Lektionen.
Die grundlegenden Prinzipien für die menschliche spirituelle Entwicklung sind einfach genug. Wir haben sie in den Lektionen oft angesprochen und aus vielen verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Es gibt deren fünf:

Grundlegende Prinzipien
1. Anziehungskraft – von der Wahrheit und/oder Gott: Das drückt sich in einem Verlangen aus – und es ist Liebe.
2. Reinigung und Öffnung – ein Prozess, den zu durchlaufen jedes menschliche Nervensystem auf natürliche Weise hinneigt.
3. Innere Stille – reines Glückseligkeitsbewusstsein, unser ursprünglicher Zustand, der durch unser Nervensystem hindurchscheint, sobald es zu Reinigung und Öffnung kommt.
4. Ekstase – wir erfahren sie, sobald unser Nervensystem durch die Erweckung der inneren Lebenskraft stimuliert wird.
5. Vereinigung – unsere Transformation in einen andauernden Zustand mitfühlender Einheit, Erreichen des letzten Ziels der Vereinigung unserer inneren Stille mit Ekstase. – Das ist Liebe.
Diese fundamentalen Prinzipien der Erleuchtung beginnen mit Liebe und enden mit Liebe. Es ist Liebe, die uns mit Hilfe der Reinigung und Öffnung unseres Nervensystems durch die menschliche spirituelle Transformation führt. Dadurch werden die Prinzipien der inneren Stille und ekstatischen Leitfähigkeit sowie deren Verschmelzung in uns offenbart. Dies zu erreichen, bedient sich die Liebe der Methoden des Yoga. Diese wiederum machen sich die uns allen innewohnenden natürlichen Fähigkeiten zunutze, die mit den fünf Prinzipien zusammenhängen. Wir wollen diese Fähigkeiten hier auflisten:
Natürliche Fähigkeiten
1. Die Fähigkeit, mit dem beständig auf ein Objekt ausgerichteten Verlangen die inneren und äußeren Ausdrucksformen von Energie (Lebenskraft) so zu verändern, dass sich das Erleben unseres Daseins grundlegend wandelt.
2. Die unserem Geist innewohnende Fähigkeit, sich auf natürliche Weise der Stille anzunähern. Dies ist eine objektlose Bewusstheit, die wir auch als innere Stille oder reines Glückseligkeitsbewusstsein bezeichnen.
3. Die Fähigkeit des Geistes, mühelos den Gedanken an einen Klang zu verfeinern, um den Geist damit auf natürliche Weise immer wieder zur Stille zu bringen. Bestimmte Klänge befinden sich in Resonanz mit einzelnen Aspekten unseres Nervensystems. Diese Klänge kann man selektiv nutzen, um damit das Nervensystem in Richtung systematischer Transformation zu stimulieren.
4. Die Geist-Körper-Verbindung, die es ermöglicht, über die auf natürliche Weise kultivierte Stille im Geist Stille im Körper, den Stoffwechselvorgängen und der Atmung hervorzurufen. Dies ist Ausdruck des Miteinander-in-Verbindung-Stehens im Yoga, das man infolge der Öffnung des Nervensystems auf viele Arten erfährt.
5. Die Fähigkeit unseres Nervensystems die Eigenschaft der Stille, unser stilles glückseliges inneres Bewusstsein, auf natürliche Weise aufrechtzuerhalten, auch wenn es gerade nicht kultiviert wird. Dies nennt man unter anderem den Zustand des „stillen Zeugen“.
6. Die Fähigkeit, durch Zügelung und Steuerung der Atmung den Fluss der Lebenskraft im Nervensystem zu beeinflussen und eine Empfindung der Entspannung und letztendlich auch ein Gefühl der Ekstase hervorzurufen.
7. Die Fähigkeit der inneren Stille und des Flusses der Lebenskraft im Körper Hindernisse zu beseitigen, die sich tief in unserem Nervensystem eingenistet haben, und dadurch unsere Bewusstheit allmählich hin zu einer sich ausweitenden Erfahrung inneren Friedens, kreativer Energie, von Glück und Liebe zu reinigen und zu öffnen.
8. Die Fähigkeit, mit der sanften Zügelung und Regulierung des Atems den riesigen Speicher für die Lebenskraft in der Beckenregion – sexuelle Energie – so zu „erwecken“, dass diese nach oben in unser Nervensystem gezogen wird, um einen Ausgleich für die reduzierte Sauerstoffaufnahme herzustellen.
9. Die Fähigkeit der Aufmerksamkeit, den Fluss der Lebenskraft im Körper zu beeinflussen, insbesondere, wenn sie mit der Zurückhaltung und Regulierung des Atems koordiniert wird.
10. Die Fähigkeit bestimmter Nerven und Nervengeflechte, physisch stimuliert zu werden, um den Fluss von Lebenskraft im Körper zu verbessern und zu lenken.
11. Die Fähigkeit der Neurobiologie im Zentrums- und Stirnbereich des Kopfes (dem dritten Auge), mit der Neurobiologie im Bereich der Wirbelsäulenbasis wie auch dem riesigen Speicher für die Lebenskraft (Sexualenergie) in dieser Region Verbindung aufzunehmen und diese zu lenken (zu kontrollieren).
12. Die Fähigkeit des Nervs im Zentrum der Wirbelsäule, die Lebenskraft und ekstatische Energie zwischen der Beckenregion und dem dritten Auge zu leiten. Diesen nennt man Wirbelsäulennerv.
13. Die Fähigkeit des Wirbelsäulennervs, Lebenskraft und ekstatische Energie in den gesamten Körper auszustrahlen und jeden Aspekt der höheren Neurobiologie in uns auf sanfte und geordnete Weise zu beleben. Dies ist das Aufkommen von anhaltender ekstatischer Leitfähigkeit.
14. Die Fähigkeit des Nervensystems, die Kraft eines Gedankens zu verstärken, wenn dieser Gedanke in tiefer innerer Stille gezündet wird. Dies bringt eine große Reinigungswirkung im Körper und der Umgebung hervor.
15. Die Fähigkeit der inneren Stille, sich mit der ekstatischen Energie so zu vereinigen, dass sie als eine einzige selbstbewusste Gegenwart aufrechterhalten bleibt. Dies wird als ekstatische Glückseligkeit erfahren. Wir lernen diese als die Ausdrucksweise unseres Selbst kennen.
16. Die Fähigkeit ekstatischer Glückseligkeit, als göttliche Liebe von uns ausgehend in unsere Umgebung auszufließen. Dann erkennen wir unser Selbst in der Gestalt von allem, dem wir begegnen. Dies ist das natürliche Erblühen göttlicher Liebe im Dienste aller Lebewesen.

All diese Fähigkeiten existieren in uns und brauchen nur etwas angestoßen zu werden, damit sie beginnen, Veränderungen in der Funktionsweise unseres Nervensystems zu bewirken. Mit der vollen Bandbreite der fortgeschrittenen Yoga-Übungen können wir sehr viel von diesem Anstoßen leisten und jede der uns eigenen natürlichen Fähigkeiten stimulieren, die uns auf dem Pfad der menschlichen spirituellen Transformation weiter vorwärts bringen.
Jeder reagiert aufgrund der jeweils unterschiedlichen Struktur innerer Blockierungen, die stetig und sicher aufgelöst werden müssen, ein wenig anders auf den Prozess der Stimulation durch Yoga-Übungen.
Wir haben ein integriertes System von Übungen zusammengestellt, das die Aktivierung der oben aufgelisteten Fähigkeiten stimuliert und die Erfüllung der fünf fundamentalen Prinzipien in unsere bewusste Erfahrung bringt.
Zur Wiederholung wollen wir nun noch diese Übungen auflisten:
Übungen
1. Kultivierung des Verlangens nach den Übungen – Bhakti (Wahrheits- und/oder Gottesliebe im Herzen). Bhakti/Verlangen ist der Motor, der alle Yoga-Übungen antreibt. Bhakti rufen wir hervor, indem wir ein gewähltes hohes Ideal (Ishta) mit all unseren Wünschen und Emotionen, ob sie positiv oder negativ sind, favorisieren. Auf diese Weise erzeugen wir ein riesiges Momentum in und um uns herum, das uns in Richtung Erleuchtung vorantreibt. Dann wird alles, was wir zum Voranschreiten auf unserer Reise benötigen, auf magische Weise zu uns herangezogen, und dies schließt den Willensentschluss mit ein, so lange täglich fortgeschrittene Yoga-Übungen zu praktizieren, wie für die Vollendung unserer Reise nötig ist.
2. Tiefe Meditation mit dem Mantra AYÄM https://www.youtube.com/watch?v=J_ABz7HYb50 (auf dem Weg kommen noch zwei Mantra-Erweiterungen hinzu). Die Meditation beinhaltet die lockere und einfache Favorisierung des Mantras, um den Geist (und den Körper) zweimal täglich immer wieder zur Stille zu bringen. Dadurch regen wir eine tiefgreifende Reinigung im Nervensystem an, die eine andauernde, innerliche, glückselige Stille hervorbringt.
3. Das Pranayama der Wirbelsäulenatmung – die Hauptübung für die Erweckung und den Ausgleich der Lebenskraft im Wirbelsäulennerv zwischen dem dritten Auge und der Wurzel. Die Lebenskraft wird auch Kundalini genannt.
4. Erweiterungen der Wirbelsäulenatmung durch: Kehlöffnung beim Einatmen und Atembeschränkung mit dem Kehlkopfdeckel während der Ausatmung; Nachverfolgen des aufsteigenden kühlen Stroms und des absinkenden warmen Stroms im Wirbelsäulennerv während der Einatmung und Ausatmung. Diese Erweiterungen steigern die Stimulation der Lebenskraft im Wirbelsäulennerv.
5. Mulabandha/Asvini: Betätigung des Anusschließmuskels zur Erweckung der Lebenskraft (Kundalini) an der Wurzel.
6. Sambhavi – eine Methode für die direkte physische Stimulation des neurologischen Mechanismus im dritten Auge. Sie umfasst das Heben und Zentrieren der Augen in Richtung Punkt zwischen den Augenbrauen und ein leichtes Runzeln der Stirn. Dadurch erreicht man eine kontrollierte und stabile Stimulation der Kundalini an der Wurzel und im gesamten Nervensystem.
7. Asanas (Stellungen) – ein systematisches Beugen und Strecken des Körpers als natürliche Ergänzung zum Pranayama der Wirbelsäulenatmung und tiefer Meditation. Asanas unterstützen die Kultivierung und Reinigung des Nervensystems.
8. Siddhasana – eine kraftvolle Sitzhaltung für die Übungen zur Erweckung der Kundalini an der Wurzel. Die Ferse setzt man fest am Perineum an. Man erreicht dadurch eine konstante Stimulation der sexuellen Energie. Mit der Zeit wird das gesamte Nervensystem durch diese Asana, die man mühelos bei allen sitzenden fortgeschrittenen Yoga-Übungen einnehmen kann, erleuchtet.
9. Yoni Mudra Kumbhaka – eine Übung, die hilft, durch einen Luftdruck in den Nasengängen und Nebenhöhlen das dritte Auge zu öffnen und durch Kumbhaka (Atemrückhaltung) mit kombinierten Mudras und Bandhas die Lebenskraft/Kundalini im gesamten Nervensystem zu erwecken.
10. Tantrische Sexualmethode (Rückhaltemethode) – hat in der Dynamik Ähnlichkeit mit Siddhasana. Man setzt sie bei sexueller Betätigung mit oder ohne Partner ein. Tantrischer Sex ist ein kraftvoller Weg zur Belebung und Verteilung der Lebenskraft (Kundalini) im gesamten Körper.
11. Kechari Mudra (vier Stufen): Das Heben der Zunge nach oben in den Stufen (1) zur Mundhöhlendecke, (2) bis oberhalb des weichen Gaumens zum spirituell erogenen Rand des nasalen Septums, (3) bis zur Spitze des Nasenrachenraumes und (4) durch die spirituell sensitiven Nasengänge bis zum Punkt zwischen den Augenbrauen. Der Eintritt in Kechari Stufe 2 ist einer der umwälzendsten Übergänge in den gesamten fortgeschrittenen Yoga-Übungen. Er ist ein Hauptstimulator der Kundalini und einer der wichtigsten Wegbereiter für das Aufkommen ununterbrochener ekstatischer Leitfähigkeit im Nervensystem.
12. Uddiyana Bandha und Nauli – die Stimulation der Aufwärtsbewegung der Kundalini mit Hilfe des Zwerchfells und der Bauchmuskeln. Nauli beinhaltet das Wirbeln der Bauchmuskeln und wirkt sehr stimulierend auf die Kundalini.
13. Dynamisches Jalandhara (Kinnpumpe), mit oder ohne Kumbhaka (Atemanhalten): Dabei rotiert man den Kopf, während man ihn systematisch bei jeder Rotation auf die Brust fallen lässt. Dadurch wird ekstatische Energie zwischen dem Herzen und dem Kopf sowie im ganzen Körper stimuliert.
14. Samyama: Der Prozess der Initiierung und des Loslassens bestimmter Gedanken (Sutren) tief im Innern unserer inneren Stille, wodurch kraftvolle Reinigungseffekte im gesamten Nervensystem hervorgerufen werden. Die Wirkungen können sich als so genannte außergewöhnliche Fähigkeiten (die man Siddhis nennt) manifestieren. Samyama dient der spirituellen Reinigung.
15. Wirbelsäulen-Bastrika: Das schnelle Atmen im Wirbelsäulennerv zwischen dem dritten Auge und der Wurzel, wodurch die Reinigung des Wirbelsäulennervs und des gesamten Nervensystems enorm beschleunigt wird.
16. Zielgerichtetes Bastrika – für das dritte Auge, die Kehle, das Herz, den Bauch oder den Bereich des Beckens/der Wurzel. Mit dieser Methode des schnellen Atmens kann man bei Bedarf hartnäckige karmische Blockierungen, die sich in bestimmten Bereichen unserer spirituellen Anatomie festsetzen, fokussieren und sie reinigen.
17. Bastrika von der Krone zur Wurzel: Auch dies ist ein schnelles Atmen im Wirbelsäulennerv zwischen dem Blumenkelch der Krone und der Wurzel. Man macht diese Übung am besten nur, wenn das Nervensystem bereits ausgiebig durch die Wirbelsäulenatmung zwischen dem dritten Auge und der Wurzel, die tiefe Meditation und andere Methoden, die das Nervensystem auf sanfte und gleichzeitig progressive Weise von karmischen Blockierungen befreien, gereinigt worden ist. Eine vorzeitige Öffnung der Krone kann zu großen Schwierigkeiten, Unbehagen und Ablenkung vom Pfad führen. Deshalb sollte man sich klugerweise an diese fortgeschrittene Übung nur heranwagen, wenn man an der Krone erfolgreich Stabilitätstests durchgeführt hat.
18. Liebevoller Dienst an anderen: Eine bewusste Übung und ein natürliches Ergebnis des zunehmenden Nach-außen-Fließens göttlicher Liebe infolge der Reinigung und Öffnung des Nervensystems durch fortgeschrittene Yoga Übungen. Dies ist der natürliche Zustand unseres Seins: ein endloses Überfließen ekstatischer Glückseligkeit und göttlicher Liebe. Nichts auf Erden oder sonst irgendwo besitzt mehr Realität oder Kraft als diese große Wahrheit, die in jedem von uns verankert ist. Die Realität der göttlichen Liebe ist die letztendliche Wahrheit in uns. Je weiter wir im Yoga voranschreiten, desto klarer wird uns diese Tatsache. Einige erkennen dies jedoch bereits nach dem ersten Mal Hinsetzen zur tiefen Meditation.

Diese Lektion soll all das zusammenfassen, was wir bisher behandelt haben, besonders die fundamentalen Prinzipien der menschlichen spirituellen Transformation; unsere natürlichen Fähigkeiten, diese Transformation in uns zu bewirken; und die wichtigsten fortgeschrittenen Yoga-Übungen, die unsere natürlichen Fähigkeiten soweit stimulieren, dass sie wirksam werden.
Mit einer zweimal täglichen Übungsroutine begeben wir uns auf eine „Schnellstraße“ zur Erleuchtung. Das darin liegende Potential für Geschwindigkeit macht es unabdingbar, dass wir einige Fertigkeit in der Regulierung unserer täglichen Übungen entwickeln und jede Übung mit der Uhr abmessen. Wir passen die Übungszeiten in dem Maße an, wie es für einen geschmeidigen und stetigen Fortschritt ohne übermäßiges Unbehagen (aufgrund von übermäßiger Auflösung von Blockierungen in unserem Nervensystem) nötig ist.
Diese Einregulierung der Übungen nennt man „Selbstabstimmung“ und dies ist ebenfalls eine eigenständige Übung – und sogar eine der wichtigsten. Denn ohne eine gute Selbstabstimmung werden wir auf der Straße der Erleuchtung nicht sehr weit kommen.
Ein weiterer Aspekt der fortgeschrittenen Yoga-Übungen ist der vorsichtige Umgang mit Erfahrungen, sowohl den alltäglichen als auch den extremen. Dies hier ist ein Pfad des Vergnügens, und wir haben ein Recht darauf, die „Landschaft“ zu genießen, der wir auf unserem Weg zur Erleuchtung begegnen. Jedoch ist die Landschaft nicht das, was uns auf unserem Pfad voranbringt. Unsere Übungen bringen uns weiter. Nachdem wir also einen bewundernden Blick auf die Landschaft geworfen haben, gehen wir locker und leicht zurück zu der Übung, die wir gerade machen, ohne Rücksicht darauf, wie schön und attraktiv es für unsere Aufmerksamkeit gerade sein mag. Treten spirituelle Erfahrungen auf, während wir mit unseren täglichen Aktivitäten beschäftigt sind, und dazu wird es sicherlich kommen, dann können wir uns dieser Erfahrungen erfreuen oder zurückgehen zu dem, was auch immer wir gerade tun.
Wir haben immer Entscheidungsfreiheit. Das spirituelle Leben ist nicht etwas, das uns aus dem gewöhnlichen Leben entführen muss. Wenn doch, dann haben wir uns in der Vergangenheit vielleicht einmal auf irgendeine Art zu intensiv damit beschäftigt, und eine stabile Übungsroutine kann dies wieder in Ordnung bringen. Das spirituelle Leben ist etwas, das so kultiviert werden kann, dass wir unsere täglichen Pflichten im Alltagsleben erfüllen, wie immer diese aussehen mögen. Es steht uns frei, unsere wachsenden spirituellen Erfahrungen auf eine Art auszuleben, die vereinbar mit unseren Bedürfnissen ist. Es ist unser Leben, unsere Reise und unsere Erleuchtung. Werde, wer du bist!
Viel Spaß!
Der Guru ist in dir.

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