Es gibt Menschen, die nur nach Linderung ihres eigenen Leids suchen und glauben, dass das alles ist, was sie zu ihrer Befreiung tun können. So beginnen sie zu praktizieren und nehmen an einem oder zwei Meditationsseminaren teil und das kommt ihnen zugute. Das ist der Shravaka-Pfad. Dann gibt es Praktizierende, die ein direktes Verständnis der zwölf Glieder des Entstehens in wechselseitiger Abhängigkeit *(nidanas) entwickeln, ohne aber den Wunsch zu haben, zu lehren oder ihre Mitmenschen zu führen. Das ist der Weg des Pratyekabuddha. Andere haben höher gesteckte Ziele. Sie hoffen, dass sie durch das Praktizieren des Dharma in der Lage sein werden, Dharma-Gemeinschaften zu organisieren und den Nutzen des Praktizierens mit vielen Menschen zu teilen. Statt sich nur an ihren eigenen Errungenschaften zu freuen, wollen Sie die Früchte ihrer Praxis mit anderen teilen. Das ist der Boshisattva~Pfad.
...man kann die Frucht der höchsten Erleuchtung ernten, zum Buddha werden und vielen anderen Wesen bei der Überquerung des Flusses der Leiden zum Ufer der Freiheit helfen.
S.40/41
* Die Nidanas (von skrt. nidana = Strick, Schlinge), die Zwölfgliedrige Kette des Bedingten Entstehens bzw. die Zwölf Glieder abhängigen Entstehens, sind nach buddhistischer Lehre die zwölf Karmakräfte die den Menschen immer wieder zu einer neuen Geburt ins physische Dasein herabziehen. Sie werden im vierten und äußersten Kreis des buddhistischen Lebensrades dargestellt und sind eng verflochten bzw. überschneiden sich mit den fünf Skandhas, d.h. mit den fünf wesentlichen Faktoren, die den karmisch bedingten Charakter der Persönlichkeit ausmachen.
- avidya = Unwissenheit
- sanskara = die organisierenden Tendenzen (entspricht dem vierten der Skandhas)
- vijnana = Bewußtsein (gleich dem fünften der Skandhas)
- nama rupa = Namen und Form (rupa entspricht dem ersten der Skandhas)
- shadayadana (Pali salāyatana) = was der Verstand aus der Sache macht; auch als die sechs Sinnestore bezeichnet, umfassend Augen (Sehen), Ohren (Hören), Nase (Riechen), Zunge (Schmecken), Körper (Tasten) und Geist (Denken)
- sparsha = Berührung mit dem Dasein
- vedana = Gefühl bzw. Empfindung (identisch mit dem zweiten der Skandhas)
- trishna = Durst nach Dasein
- upadana = Behagen im Dasein
- bhava = Geburt zum individuellen Dasein
- jati = was zur Geburt gedrängt hat
- jaramarana = was von dem Erdendasein befreit; nämlich Alter und Tod, Schmerz und Klagen, Leid, Betrübnis und Verzweiflung.
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