Jiddu Krishnamurti

Jiddu Krishnamurti
Wir werden sehen wie wichtig es ist die radikale Revolution in den Köpfen der Menschen zu verursachen. Die Krise ist eine Krise des Bewusstseins. Ein Krise, die nicht mehr die alten Normen akzeptieren kann, die alten Muster, die uralten Traditionen. Wenn man in Betracht zieht, was die Welt jetzt ist, mit all dem Elend, den Konflikten, der zerstörerischen Brutalität, Aggressionen usw. Der Mensch ist immer noch wie er war. Er ist immer noch brutal, zerstörerisch, aggressiv, habgierig, wetteifernd. Er hat eine Gesellschaft darauf aufgebaut.

Mittwoch, 25. März 2020

#Praxis001 ~ Meditation || die Haltung || Ein kostbares Geschenk aus Tibet ♥

Etwas mehr Text, ist aber auch ne Anleitung. Nimm dir bitte die Zeit.
#Praxis ~ Meditation || die Haltung (dort ist schon alles inklusive)
Die Meister sagen: "Wenn du günstige Bedingungen in deinem Körper und deiner Umgebung schaffst, dann entstehen Meditation und Verwirklichung ganz automatisch." Über die Haltung zu sprechen, ist nicht etwa esoterische Pedanterie: Sinn und Zweck einer richtigen Haltung ist es, ein inspirierendes Milieu für Ihre Meditation und somit für das Erwecken von Rigpa zu erzeugen. Es besteht eine Verbindung zwischen Körperhaltung und geistiger Einstellung. Da Körper und Geist miteinander verbunden sind, entsteht Meditation auf natürliche Weise, wenn Ihre Haltung und Ihre Einstellung inspiriert sind. Wenn Sie sitzen, und Ihr Geist nicht ganz in Übereinstimmung mit Ihrem Körper ist - wenn Sie zum Beispiel ängstlich oder sorgenvoll mit etwas beschäftigt sind -, fühlen Sie sich auch körperlich unbequem und Schwierigkeiten treten leichter auf. Wenn jedoch Ihr Geist in einem ruhigen, inspirierten Zustand ist, wird davon auch Ihre Körperhaltung beeinflusst, und Sie können viel natürlicher und müheloser sitzen. Es ist daher äußerst wichtig, die Haltung des Köpers mit dem Vertrauen zu verbinden, das entsteht, wenn Sie die Natur des Geistes erkennen. Die Haltung, die ich erläutern werde, mag sich etwas von anderen unterscheiden, an die Sie vielleicht gewöhnt sind. Es ist die Haltung, die aus den Lehren des Dzogchen stammt, und die auch meine Meister mich gelehrt haben; ich empfinde sie als äußerst wirkungsvoll. In den Dzogchen-Lehren heißt es, dass Ihre Sicht und Körperhaltung wie ein Berg sein sollen. Ihre Sicht ist die Summe Ihres gesamten Verständnisses und Ihrer Einsicht in die Natur des Geistes, die Sie in die Meditation einbringen. Diese Sicht berträgt sich in Ihre Haltung und inspiriert Sie, und so drücken Sie Ihr innerstes Wesen durch die Art aus, wie Sie sitzen. Sitzen Sie also wie ein Berg - mit all der standhaften und unerschütterlichen Majestät eines Berges. Wie heftig auch die Stürme ihn umtoben, wie dicht sich auch die dunklen Wolken um seinen Gipfel ballen - ein Berg ruht immer vollkommen entspannt und natürlich gelassen in sich selbst. Sitzen Sie wie ein Berg und lassen Sie Ihren Geist sich erheben, lassen Sie ihn gleiten und schweben. Was die Körperhaltung angeht, ist es am wichtigsten, den Rücken gerade zu halten wie "einen Pfeil" oder "einen Stapel Goldmünzen". Die "innere Energie" oder Prana kann dann leicht durch die feinstofflichen Kanäle des Körpers fließen, und Ihr Geist wird seinen wahren Ruhezustand finden. Aber erzwingen Sie nichts. Der untere Teil der Wirbelsäule hat eine natürliche Biegung; Ihr Rücken sollte entspannt, aber aufrecht sein. Lassen Sie den Kopf ausgewogen und bequem auf dem Nacken ruhen. Ihre Schultern und der Oberkörper tragen die Kraft und Anmut der Haltung, und sie sollten im Gleichgewicht gehalten werden, ohne jegliche Spannung. Sitzen Sie mit gekreuzten Beinen. Sie müssen aber nicht in der "vollen Lotos-Haltung" sitzen, was mehr bei fortgeschrittenen Yoga-Praktiken betont wird. Die gekreuzten Beine symbolisieren die Einheit von Leben und Tod, gut und schlecht, angemessenen Mitteln und Weisheit, dem männlichen und dem weiblichen Prinzip, Samsara und Nirvana; sie drüücken den Humor der Nicht-Dualität aus. Vielleicht sitzen Sie aber auch lieber mit entspannten Beinen auf einem Stuhl. Halten Sie aber auf jeden Fall den Rücken gerade. In meiner Tradition sollen die Augen offen gehalten werden - dies ist ein sehr wichtiger Punkt. Wenn Sie empfindlich auf äußere Einflüsse reagieren, kann es jedoch zu Beginn Ihrer Praxis hilfreich sein, die Augen für eine Weile zu schließen und sich still nach innen zu wenden. Wenn Sie dann fühlen, daß Sie zur Ruhe gekommen sind, öffnen Sie die Augen nach und nach wieder, und Sie werden merken, daß Ihr Blick friedvoller und ruhiger geworden ist. Dann sehen Sie nach unten, entlang Ihrer Nasenlinie, in einem Winkel von ungefähr 45 Grad vor sich auf den Boden. Ein allgemeiner praktischer Ratschlag besteht darin, den Blick zu senken, wenn der Geist aufgewühlt ist, ihn aber aufwärts zu richten, sobald er schläfrig und dumpf ist. Ist Ihr Geist einmal ruhig und die Klarheit der Einsicht beginnt zu entstehen, werden Sie sich freier fühlen, den Blick zu heben, die Augen weiter zu öffnen und in den Raum vor sich zu schauen. Diese Art des Schauens wird in der Dzogchen-Praxis empfohlen. In den Dzogchen-Lehren wird gesagt, daß der Blick und die Meditation wie die große Weite des Ozeans sein sollen: allumfassend, offen und grenzenlos. So wie Ihre Sicht untrennbar mit Ihrer Haltung verbunden ist, inspiriert Ihre Meditation Ihren Blick und sie verschmelzen zu einer Einheit. Fixieren Sie den Blick also nicht auf irgend etwas Bestimmtes; wenden Sie sich statt dessen mehr nach innen und lassen Sie den Blick sich ausdehnen und immer offener und großzügiger werden. Sie werden dann feststellen, daß er immer weiter wird und daß in ihm mehr Mitgefühl, Gleichmut und Ausgewogenheit liegen.

Der tibetische Name für den Buddha des Mitgefühls ist Chenrezig. Chen bedeutet "Auge", re ist der "Augenwinkel" und zig heißt "sehen". Damit wird ausgedrückt, daß Chenrezig mit seinen mitfühlenden Augen die Bedürfnisse aller Lebewesen sieht. Richten Sie so das Mitgefü ̧hl, das aus Ihrer Meditation ausstrahlt, behutsam und sanft durch die Augen nach außen, so daß Ihr Blick zum Blick des Mitgefühls selbst wird - allumfassend und weit wie der Ozean. Es gibt mehrere Gründe dafür, die Augen offen zu lassen. Mit offenen Augen werden Sie weniger leicht einschlafen. Und schließlich ist Meditation ja auch kein Mittel, um vor der Welt davonzulaufen oder in die trance-ähnlichen Erfahrungen eines veränderten Bewufltseinszustandes zu flüchten. Im Gegenteil, sie ist ein direkter Weg, uns zu einem tieferen Verständnis unserer selbst und zu einem angemessenen Umgang mit dem Leben und der Welt zu verhelfen. Darum lassen Sie in der Meditation die Augen offen. Statt das Leben auszugrenzen, bleiben Sie offen und in Frieden mit allem. Lassen Sie alle Sinne - Hören, Sehen, Fühlen - ganz offen, natürlich, so wie sie sind, ohne nach ihren Wahrnehmungen zu greifen. Wie Dudjom Rinpoche sagt: "Obwohl verschiedene Formen gesehen werden, sind sie ihrem Wesen nach leer; in der Leerheit sieht man jedoch Formen. Obwohl verschiedene Klänge gehört werden, sind sie wesenhaft leer; in der Leerheit werden jedoch Klänge gehört. Auch die verschiedenen Gedanken, die entstehen, sind leer, jedoch werden in der Leere Gedanken wahrgenommen." Was Sie auch sehen, was Sie auch hören, lassen Sie es, wie es ist, ohne zu greifen. Lassen Sie das Hören im Hören, das Sehen im Sehen, ohne Ihre Wahrnehmungen festhalten zu wollen. Der besonderen Lichtheits-Praxis des Dzogchen zufolgebefindet sich alles Licht unserer Weisheitsenergie im Herzzentrum, und dieses ist durch "Weisheitskanäle" mit den Augen verbunden. Die Augen sind also die "Tore" dieses Lichts, und man hält sie geöffnet, um diese Weisheitskanäle nicht zu blockieren. Lassen Sie den Mund leicht geöffnet, wenn Sie meditieren, als würden Sie gerade ein tiefes, entspannendes "Aaaah" sagen. Wenn Sie dies tun und hauptsächlich durch den Mund atmen, dann, so heißt es, entstehen die karmischen Winde, die diskursive Gedanken und Hindernisse in Ihrem Geist und Ihrer Meditation erzeugen können, weniger leicht. Lassen Sie die Hände bequem auf den Knien ruhen. Diese Position nennt man "Geist in behaglicher Gelassenheit". In dieser Haltung drückt sich ein spielerischer Humor aus, ein Funken tiefer Hoffnung, gegründet auf das heimliche Verständnis, daß wir alle die Buddha-Natur besitzen. Indem Sie also diese Haltung einnehmen, ahmen Sie spielerisch einen Buddha nach; damit erkennen Sie Ihre eigene Buddha-Natur an und ermutigen sich, sie wahrhaftig zum Vorschein kommen zu lassen. Sie beginnen tatsächlich, sich als potentieller Buddha zu respektieren. Zur selben Zeit sind Sie sich Ihrer relativen Bedingtheit sehr wohl bewusst. Aber da Sie sich durch das freudige Vertrauen in Ihre eigene Buddha-Natur haben inspirieren lassen, können Sie Ihre negativen Aspekte leichter akzeptieren und freundlicher und humorvoller mit ihnen umgehen. Die Meditation lädt Sie ein, die Selbstachtung, Würde und tiefe Bescheidenheit des Buddha zu empfinden, der Sie ja sind. Ich sage oft, daß es schon genug ist, sich einfach von diesem freudigen Vertrauen inspirieren zu lassen: Aus diesem Verstehen und Vertrauen wird Meditation ganz natürlich entstehen.
Sogyal Rinpoche
Das tibetische Buch vom Leben und Sterben || Ein Schlüssel zum tieferen Verständnis von Leben und Tod

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