Jiddu Krishnamurti

Jiddu Krishnamurti
Wir werden sehen wie wichtig es ist die radikale Revolution in den Köpfen der Menschen zu verursachen. Die Krise ist eine Krise des Bewusstseins. Ein Krise, die nicht mehr die alten Normen akzeptieren kann, die alten Muster, die uralten Traditionen. Wenn man in Betracht zieht, was die Welt jetzt ist, mit all dem Elend, den Konflikten, der zerstörerischen Brutalität, Aggressionen usw. Der Mensch ist immer noch wie er war. Er ist immer noch brutal, zerstörerisch, aggressiv, habgierig, wetteifernd. Er hat eine Gesellschaft darauf aufgebaut.

Samstag, 29. November 2014

Jiddu über die Liebe

...Wenn Du die Liebe kennst, wirst Du niemandem folgen; Liebe gehorcht nicht. Wenn Du liebst, gibt es weder Wertschätzung noch Geringschätzung. Weißt Du nicht, was es wirklich bedeutet, jemanden zu lieben ohne Hass zu lieben, ohne Eifersucht, ohne Arger, ohne den Wunsch, sich in das, was der andere tut oder denkt, einzumischen, ohne zu urteilen, ohne zu vergleichen – weißt Du nicht, was das bedeutet?

...Liebe ist immer neu, frisch, lebendig. Sie hat kein Gestern und kein Morgen. Sie ist jenseits der gedanklichen Unruhe. Nur der unschuldige Mensch weiß, was Liebe ist, und der unschuldige Mensch kann in einer Welt leben, die ohne Unschuld ist. Dieses Ungewöhnliche, das der Mensch ewig gesucht hat - durch Opfer, durch Anbetung, durch Beziehungen, durch Sexualität, durch jede Art von Lust und Leid, wird er nur finden, wenn es dem Denken gelingt, sich selbst zu verstehen und auf natürlichem Wege zu einem Ende zu kommen. Dann hat die Liebe keinen Gegenspieler, dann ist die Liebe ohne Konflikt. Du magst fragen, ' Wenn ich eine solche Liebe finde, was geschieht dann mit meiner Frau, meinen Kindern, meiner Familie? Diese müssen Sicherheit haben.' Wenn Du eine solche Frage stellst, warst Du nie außerhalb des Gedankenbereichs, des Bewußtseinsraumes. Wenn Du einmal außerhalb dieser Ebene warst, wirst Du niemals wieder eine solche Frage stellen, weil Du dann wissen wirst, was eine Liebe ist, in der es kein Denken und daher keine Zeit gibt. Du magst dieses lesen und fasziniert und entzückt sein. Um aber wirklich über Denken und Zeit hinaus zu gelangen und jenseits des Leides zu sein, bedeutet, sich dessen bewusst zu sein, dass es eine andere Dimension gibt, Liebe genannt. Aber Du weißt nicht, wie Du zu dieser ungewöhnlichen Quelle gelangen kannst  - was wirst Du also tun? Wenn Du nicht weißt, was Du tun sollst, dann tust Du doch wohl nichts. Absolut nichts. Dann bist Du innerlich vollkommen still. Verstehst Du, was das bedeutet? Das bedeutet, dass Du nicht suchst, nicht wünscht, kein Ziel verfolgst; es gibt überhaupt kein Zentrum mehr. Dann ist Liebe da.

...Wie leicht zerstören wir selbst, was wir lieben! Wie rasch senkt sich die Schranke eines Wortes, einer Geste, eines Lächelns zwischen uns. Unser Befinden, unsere Laune, unsere Begierden werfen ihre Schatten, und schon wird das Strahlende stumpf und lästig. Oder aber wir verbrauchen uns gegenseitig durch die Gewohnheit, bis sich alle Klarheit und Stärke unseres Gefühls in Müdigkeit und Verwirrung auflöst. Die ewigen Reibungen des Alltags, die endlose Folge von Hoffnungen und Enttäuschungen verdunkeln das, was so schön und so einfach war, und verwandeln es in ein böses Schreckgespenst. Alle Beziehungen der Menschen untereinander sind verwickelt und schwierig, es gibt nur wenige, denen dabei eine Wunde erspart bleibt. Wir möchten so gerne bleiben, was wir sind, geduldig und beständig sein, aber unsere Beziehung zu einem anderen Menschen lässt sich eben nicht fixieren, sie ist vielmehr in ständiger Bewegung und Veränderung begriffen. Wir müssen dieser Veränderlichkeit aller Beziehungen in ihrer ganzen Tiefe und Bedeutung innewerden und dürfen uns nicht dazu verleiten lassen, sie in eine innere oder äußere Schablone hinein zu Pressen. Anpassung an die Schablone der Gesellschaft verliert allerdings nur dort ihr Gewicht und ihre lebensformende Bedeutung, wo Liebe mit im Spiele ist. Liebe in der Beziehung zu einem Menschen führt eine innere Reinigung herbei, insofern sie die hintergründigen Tendenzen des Ichs bloßstellt. Fehlt diese Bloßstellung, so hat auch das Verhältnis zum Du nur wenig Bedeutung. Wir aber setzen alles daran, diese Bloßstellung zu verhindern. Unsere Abwehr wählt dazu die verschiedensten Waffen: Gewalt oder Unterwürfigkeit, Furcht oder Hoffnung, Eifersucht oder Gleichgültigkeit und so weiter und so weiter. Die Schwierigkeit besteht darin, dass wir nicht lieben, und wenn wir schon lieben, dann möchten wir immer noch, dass sich die Liebe unseren Wünschen füge. Wir geben ihr keine Freiheit. Die Ursache ist, dass wir mit dem Verstand und nicht mit dem Herzen lieben. Der Verstand kann umdenken, Liebe ist unveränderlich. Der Verstand kann sich unverwundbar machen, Liebe ist und bleibt verletzlich, der Verstand kann sich immer entziehen, unnahbar sein, persönlich oder unpersönlich werden. Liebe duldet keinen Vergleich und keine Abgrenzung. Unser Unglück kommt daher, dass wir Liebe nennen, was in Wirklichkeit aus dem Verstand kommt. Wir füllen unsere Herzen nur mit dem, was uns der Verstand anbietet, darum bleiben diese Herzen tot und leer. Nur der Verstand klammert sich an einen anderen Menschen, ist voller Scheelsucht, hält fest und zerstört. Der Verstand und die Organe des Körpers beherrschen und gestalten unser Leben. Wir begnügen uns nicht damit, zu lieben und allem anderen seinen Lauf zu lassen, wir fordern vielmehr Gegenliebe, wir geben, um zu empfangen, und das ist eine Art der Freigebigkeit, die aus dem Verstand, nicht aber aus dem Herzen kommt. Der Verstand ist stets auf Sicherheit und Dauer bedacht, kann aber Liebe je durch den Verstand gesichert werden ? Kann der Verstand, der in der Zeit verhaftete, jemals die Liebe in Fesseln schlagen, die ihre Heimat doch im zeitlos Ewigen hat ? Aber selbst die wahre Liebe des Herzens hat noch ihre Tücken, denn unser Herz ist ja schon so verdorben, dass es die Liebe unsicher macht und verwirrt. Das aber ist es, was so viel Schmerz und Mühsal in unser Leben bringt. Heute sind wir überzeugt zu lieben, morgen schon ist alles Glück dahin. Aus unergründlichen Quellen kommt eine geheimnisvolle Macht über uns, die nicht vom Verstande herrührt. Der Verstand aber wendet sich alsbald gegen diese Macht und zerstört sie, denn es scheint, als ob er in diesem Kampf unweigerlich Sieger bliebe. Der Zwiespalt, der dadurch in uns entsteht, kann weder durch den schlauen Verstand noch durch das unsicher zaudernde Herz gelöst werden. Es gibt kein Mittel und keinen Weg, ihn zu beenden, schon die Suche nach einem solchen Mittel entstammt ja dem Begehren des Verstandes, Herr der Lage zu bleiben. Er möchte dem Zwiespalt ein Ende setzen, um zum Frieden und zur Liebe zu gelangen, oder mit anderen Worten, um zu werden, was er nicht ist. Unsere größte Schwierigkeit besteht darin, in vollem Umfang und in tiefster Seele innezuwerden, dass über den Verstand kein Weg zur Liebe führt. Erst wenn wir uns dieser Einsicht weit erschließen, kann es sein, dass uns etwas zuteil wird, was nicht von dieser Welt ist. Ohne dieses Etwas erblüht uns aus der Beziehung zu einem anderen Menschen kein beständiges Glück, ob wir uns auch noch so darum bemühen. Empfängst du diesen Segen, ich aber empfange ihn nicht, dann entsteht zwischen dir und mir natürlich ein Zwiespalt. Du magst nicht von ihm betroffen sein, ich bin es auf jeden Fall, und in meinem Schmerz darüber schließe ich mich von dir ab. Schmerz macht ja ebenso unnahbar wie Freude, und meine Beziehung zu dir ist Schmerz, bis jene Liebe über mich kommt, die ich niemals selbst erwecken kann. Wenn du dieses Segens teilhaftig geworden bist, dann musst du mich lieben, wie immer ich sein mag, es käme dir niemals in den Sinn, deine Liebe etwa nach meinem Verhalten einzurichten. Was immer der Verstand dagegen unternimmt, das Du und das Ich bleiben getrennt, wenn sie auch in manchen Dingen enge Fühlung halten. Unser Einswerden vollzieht sich ja nicht zwischen dir und mir, sondern ganz und gar in mir selbst. Dieses Einswerden kann niemals ein Werk des Verstandes sein, es vollzieht sich im Gegenteil nur, wenn der Verstand mit seinen Künsten zu Ende ist und ganz still wird. Dann nur ist die Beziehung zweier Menschen frei von Schmerz."
 
Aus den Reden aus 'Freedom from the Known'. Ausgewählt und zusammengestellt durch Mary Lutyens 1969 

http://www.volker-doormann.org/jkliebe.htm 

Donnerstag, 27. November 2014

~ Liebe ~ Wie erwirbt man Liebe? Indem man Liebe gibt.

http://www.xalos.ch/d/downloads/liebe.pdf

Liebe


Liebe ist ein subtiler Bestandteil des Bewusstseins. Sie ist imstande, den tiefen Sinn des Lebens aufzuzeigen.

Liebe ist die einzige legale „Droge“. Etliche suchen irrtümlicherweise im Alkohol und anderen Drogen, das, was uns die Liebe schenkt.

Liebe ist das Wichtigste im Leben. Die Weisen kennen das Geheimnis und suchen nur die Liebe. Andere ignorieren sie; deshalb suchen Sie im Aussen.

Wie kann Liebe erworben werden?

Keine Technik hilft, denn Liebe ist nicht materiell. Sie unterliegt nicht den Gesetzen des Denkens und der Vernunft; diese unterliegen ihr.

Um Liebe zu erhalten, muss man zunächst einmal wissen, dass Liebe kein Gefühl ist, sondern ein Wesen. Liebe ist ein Jemand, ein lebendiger realer Geist, der, einmal in uns erwacht, Liebe bringt, der alles bringt.

Wie soll man es nun anstellen, dass er zu uns kommt?

Zuerst muss man daran glauben, dass er existiert (weil man ihn nicht sieht, sondern nur fühlt) (manche nennen ihn Gott) dann sucht man in seiner innersten Behausung nach ihm: im Herzen.

Man braucht ihn nicht zu rufen, da er schon in uns ist. Man muss ihn nicht zum Kommen auffordern, sondern ihn hinauslassen, ihn befreien, ihn hingeben. Es geht nicht darum, Liebe zu fordern, sondern Liebe zu geben.

Wie erwirbt man Liebe? Indem man Liebe gibt.



Montag, 24. November 2014

MACH ES


Herbert Grönemeyer || Wunderbare Leere ||

Die Steuer fahndet heute nicht
die Strassen leer gefegt
dass ich der schwarze Retter bin
wird heute nicht belegt
heute wird nichts gesichert
keine Bergung in Aussicht
heute nicht

Es ist der Spass an der Planlosigkeit
die Lust am Risiko
ich will gar nicht wissen,was mich morgen so einholt
wenn der harte Regen auf mich fällt
wasch ich mit ihm mein Gesicht
und entscheide mich

Ich dauer jetzt,leb momentan
heute mache ich mir keine Sorgen
ich fass sie morgen wieder an
leb momentan und falle frei
es herrscht wunderbare Leere,schwerelos
und die Welt sperrangelweit

Ich leg mich in den Wind
Schräglage über den Asphalt
und konter jede Böe
tanz mit der Naturgewalt
lehne mich am Abgrund an
damit mir nichts passiert
ganz routiniert
am Grat spaziern

Ich dauer jetzt,leb momentan
heute mache ich mir keine Sorgen
ich fass sie morgen wieder an
leb momentan und falle frei
es herrscht wunderbare Leere,schwerelos
und die Welt sperrangelweit

Und vieles kann
und vieles muss
die Brücke ist breiter als der Fluss
und in der Not mach ichs verkehrt

Jeder Mensch schreibt klammheimlich seine Biographie
spielt die Hauptrolle in seinem Film
und führt dabei Regie
Ort und Handlung sind nicht gleich
aber gleich ist die Magie
und die ist reich

Ich dauer jetzt,leb momentan
heute mache ich mir keine Sorgen
ich fass sie morgen wieder an
leb momentan und falle frei
es herrscht wunderbare Leere,schwerelos
und die Welt sperrangelweit

Donnerstag, 13. November 2014

Das kämpfende Bewusstein IV || EINE KURZE GESCHICHTE DES BEWUSSTSEINS

1. Am Anfang

“You go to black and then you have to have a moment of Big Bang and that's the origin of everything the origin of thought the origin of consciousness, whatever it is. In that moment it's like 'from that nothing to everything' is everything.”
Larry Wachowski
Als Reaktion auf den sich ausbreitenden Materialismus präsentierte zu Beginn des 19. Jahrhunderts der Philosoph Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling das Konzept eines evolutionären Idealismus. Er glaubte, dass Bewusstsein, nicht Materie, die letzte Grundlage der Wirklichkeit sei. Schelling kombinierte den Idealismus mit dem wissenschaftlichen Verständnis von Evolution und schuf so eine evolutionäre Spiritualität. Er leugnete nicht, dass die Natur einem evolutionären Prozess unterworfen sei, deutete das Ziel und den Zweck dieser Entwicklung aber nicht ausschließlich im Hervorbringen von Überlebensstrategien, sondern in der Entwicklung eines Bewusstseins, dass sich seiner immateriellen Anteile bewusst ist.
Den Beginn des Seins stellte Schelling sich als epischen Prozess kosmischer Evolution vor:
Vor der Erschaffung von Zeit und Raum war die einzige Form der Existenz ein nicht manifestiertes Reich des absoluten Geistes.
Dieser reine Geist wird aktiv und entfaltet sich in einem kosmischen Schöpfungsakt …
… das eine - in sich Existierende - teilt sich …
… es explodiert …
… und manifestiert sich in einem evolutionären Prozess in einer Vielzahl von immer komplexeren …
…und zunehmend bewussten Formen der Existenz.
„Gott bleibt nicht versteinert und tot, selbst Steine rufen und erheben sich zum Geist.“
Georg Friedrich Wilhelm Hegel
„Menschen und Felsen sind gleichermaßen Geist, aber nur Menschen können diese Tatsache bewusst wahrnehmen und zwischen dem Felsen und dem Menschen liegt Evolution.“
Ken Wilber
Ken Wilber kann als moderner Vertreter einer evolutionären Spiritualität bezeichnet werden. Für ihn ist Evolution Geist in Aktion: Am Anbeginn der Zeit entfaltet sich der Geist, bringt Formen, Strukturen, Gedanken, Bewusstsein und Materie hervor. Dieser Schöpfungsprozess ist kein punktuelles Ereignis, sondern ein sich permanent vollziehender Prozess. Geist ist der Ursprung dieser Existenz. Das bewusste Erkennen dieses permanenten Prozesses und das Aufbauen einer Verbindung zu ihm ist das Ziel der Evolution. Im menschlichen Bewusstsein kommt es zu einer Einheit von Geist und Materie. Wir besitzen – anders als der Stein – das Potential und die Fähigkeit uns selbst als einen Teil dieses Prozesses zu erkennen.
Die Wachowskis stellen sich mit der Schöpfungsgeschichte, die die Bilder in der Eröffnungssequenz von Revolutions zeigen, in die Traditionslinie der idealistischen Philosophie (die wiederum auf einer uralten Idee zahlreicher Religionen basiert). Die Bilder, die sie dafür verwenden – sich ausdehnendes, explodierendes Licht und sich auswärts drehende Formen – versehen sie mit einer entsprechenden Bedeutung. Durch das Erzeugen von Variationen stellen sie an anderer Stelle Verbindungen zu diesen Bedeutungen her. Sie kreieren sowohl Anlehnungen durch ähnliche Bilder als auch Ablehnungen durch umgedrehte Bildverläufe.
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2. Die Entfremdung vom Geist

A singular consciousness that spawned an entire race of machines.”
Morpheus
Welcome to the desert of the real.”
Morpheus
In Matrix wird ein Bewusstsein symbolisiert dessen Verstand diesen Kosmos rein materialistisch interpretiert. Die Trilogie deutet dies als ein Bewusstsein, das sich vom Geist entfremdet hat und erzählt die Geschichte dieser Entfremdung in „The second Renaissance“:
Der Mensch löst seine eigene Existenz von der des Geistes …
… und trennt sein bewusstes Selbst vom sich permanent vollziehenden Schöpfungsprozess.
Die Apokalypse beginnt …
… der Mensch reduziert sich selbst auf einen Automaten, der Reize auf Reaktionen produziert …
… und verwandelt sich so in eine Maschine …
… die zum Objekt seiner Verehrung mutiert …
… er macht sich zum sklavisch eingebundenen Gefangenen eines mechanistischen Kosmos.
Der abgelehnte Geist zeigt sich von seiner schrecklichen …
… und zerstörerischen Seite ...
… die Innenseite des Bewusstseins verwandelt sich in eine „Wüste des Realen.“ 
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3. Implodierende Schöpfung

"The beginnings, the little tiny introductions to each film has a reflection of what each movie is about. We say, we sort of, in those little tiny prefaces to each film, we kind of tell the audience where we are in the journey of development. The Matrix is an exploration of consciousness, those little tiny bits and pieces at the beginning of each of the films sort of, tries to help you map it out a little bit.”Larry Wachowski
Im 17. Jahrhundert verglich der englische Philosoph Thomas Hobbes den Kosmos im Ganzen und den Menschen im Speziellen mit einem Uhrwerk. Er schuf damit ein prägendes Bild für den beginnenden Prozess der Mechanisierung des Weltbildes: Die Uhr mit ihren ineinander greifenden Rädern, in der Bewegungen von einem Element auf das andere übertragen wurden und so ein Ticken - so regelmäßig wie der menschliche Herzschlag – produziert wurde, schien ein geeignetes Bild für die Funktionsweise des Menschen zu sein. Hobbes beschrieb nicht nur die Körperfunktionen als maschinell, auch das Bewusstsein verstand er als eine Folge von sich bewegenden Körpern: Das Drücken auf die jeweiligen Sinnesorgane löst Sinneswahrnehmungen aus, ...
…die wiederum „Einbildungen“ hervorrufen und in die bekannten Aktivitäten des Verstandes münden. Da alle Bewegungen mechanischen Gesetzen folgen und das Bewusstsein eine Funktion von Bewegungen ist, besitzt der Mensch keinen freien Willen. Alle seine Gedanken, Entscheidungen und Empfindungen sind durch die Einflüsse auf sein Bewusstsein determiniert. Der Mensch ist ein Glied in einer Kette sich fortsetzender Bewegungen, er ist ein Gefangener sich gegenseitig bewegenden Zahnrädern, …
…er ist ein Uhrwerk!
Die Eröffnungssequenz von Reloaded übernimmt dieses Bild des Uhrwerkes um zu zeigen, in welchem Stadium seiner Entwicklung sich das symbolisierte Bewusstsein befindet. Der Schöpfungsprozess verläuft rückwärts.
Die freie Entfaltung des Geistes geht verloren. Er expandiert nicht in den Raum …
… er implodiert …
… die geschaffenen Formen drehen sich einwärts …
… der Geist entschwindet.
In Reloaded ist die Welt ein Uhrwerk. Der Kosmos in all seinen Aspekten wird bestimmt von den mechanischen Prozessen der Materie. Aus der Perspektive von Revolutions betrachtet ist dies lediglich eine Deutung, die einen Teil der wahrnehmbaren Realität unter sich vergräbt: Der Geist implodiert ins Uhrwerk.
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Die Eröffnungssequenzen von Reloaded und Revolutions sind als Negativspiegelungen konzipiert. Revolutions zeigt eine Bewegung von innen nach außen oder vom Nichts zum alles Einnehmenden. Reloaded zeigt eine Bewegung nach innen, der Geist breitet sich nicht aus, er entschwindet im Nichts.
Dem ersten Film haben die Wachowskis keine entsprechende Einleitung vorangestellt und doch ist, wenn auch auf ein Minimum reduziert, die gesamte Symbolik bereits in der kurz aufleuchtenden Taschenlampe enthalten.
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4. Die Zukunft

Der Geist ist verschwunden. Im Matrixbewusstsein herrscht nun eine rationalistische Wirklichkeitskonstruktion. Einige Bewohner des Matrixkosmos wollen diesen Zustand erhalten, andere kämpfen für Veränderung. Durch die Eröffnungssequenzen der Fortsetzungen haben die Wachowskis unterschiedliche Bildverläufe mit unterschiedlichen Bedeutungen versehen und so ein visuelles Bedeutungsvokabular geschaffen. Dieses wird verwendet um die Akteure des kämpfenden Bewusstseins zu charakterisieren und aufzuzeigen, ob sie eine Reflexion des Schöpfungsprozesses sind oder ihm entgegenstehen.

Der Architekt

Die Wächter

Der Merowinger

Seraph

Das Orakel

Die Maschinenstadt

Deus Ex Machina
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5. Die neue Schöpfung

"What do you want Smith?"
"I want exactly what you want, I want everything."
Neo & Smith
Die Entscheidung über die Zukunft des Bewusstseins fällt schließlich im Kampf zwischen Neo und Smith. Neo, dem Auserwählten, gelingt es den abgeschlossenen Kosmos des Matrixbewusstseins zu verlassen und den trennenden schwarzen Himmel …
… zumindest kurzfristig zu überwinden.
Als Neo schließlich zu verstehen beginnt und Smith in sich eindringen lässt …
… öffnet sich eine Tür; durch Neo entsteht eine Verbindung zwischen dem Verstand und dem Geist …
… die Konfrontation mit dem Licht zerstört die Dunkelheit.
Das Ende von Smith ist als Neuschöpfung inszeniert. Die Selbstentfaltung des Geistes hat in einem Schöpfungsprozess die verschiedenen Ebenen der Existenz hervorgebracht. Nun wiederholt sich dieser Prozess im Inneren des Bewusstseins.
Der Verstand und seine materielle Basis, der Körper, sind wieder mit dem Geist vereint. Die drei Dimensionen des menschlichen Bewusstseins werden erneut zu einer Einheit.
Die "Prophezeiung" des Architekten …
“The function of the One is now to return to the Source, allowing a temporary dissemination of the code you carry, reinserting the prime program.”
… hat sich erfüllt.
„Die Quelle“ ist lediglich in der Terminologie von Reloaded der Zentralcomputer der Maschinen. In Revolutions ist es der sich selbst entfaltende Geist, der Anbeginn und das Ziel der Evolution.