"Wohin du dich auch in die Einsamkeit zurückziehst, die Menschen werden dich aufspüren und dazu nötigen, Teil ihrer trostlosen Gemeinschaft schräger Gesellen zu sein."
~Henry David Thoreau
Er oder Sie kann zu einer wahren Einschätzung des Lebens gelangen,
nachdem er oder sie alles erfahren hat, was es wert ist, erfahren zu
werden. Das ist der Längste und allerschmerzhafteste Weg. Oder wir
können dort ankommen durch das Lauschen und den Glauben an die Lehren
der großen Weisen. Das ist der Kürzeste und einfachste Weg. Die
Anziehung des Ersten allerdings ist so groß, dass es im Allgemeinen der
einzige Weg der Menschheit ist.
~Paul Brunton
...Du sitzt jetzt da und glaubst, wirklich da zu sein. Du hast es dir sehr gründlich eingeredet. Du hast so gut geschauspielert, dass du einfach weißt, dass dies die reale Welt ist. Aber es ist nur ein Stück, in dem Publikum und Darsteller eins sind.
...Anstatt zu denken, dass du das Opfer einer mechanischen Welt oder eines autokratischen Gottes bist, probiere es einmal hiermit: Das Leben, das du führst, ist dasjenige, das du dir selbst ausgesucht hast. Nur zugeben willst du das nicht, weil du das Spiel spielen willst, dass es dir passiert ist.
...Um also meine Metaphysik ohne Umschweife auf den Punkt zu bringen: Es gibt das zentrale Selbst ~ ob man es Gott nennt oder wie auch immer ~, und wir alle sind es. Es spielt die Rollen sämtlicher Wesen im gesamten Universum, und es spielt Verstecken mit sich selbst. Es wird in wüste Abenteuer verwickelt, es verliert sich darin, aber am Ende wacht es immer auf und kommt wieder bei sich selbst an. Und wenn du so weit bist aufzuwachen, dann wirst du erwachen. Und wenn du nicht so weit bist aufzuwachen, wirst du weiter so tun, als wärest du nur ein "armes kleines Ich".
...Der Punkt ist der, dass von einem streng physikalischen, wissenschaftlichen Standpunkt aus dieser Organismus eine Energie darstellt, die eins ist mit allem, was außerdem vor sich geht. Wenn ich mein Fuß bin, dann bin ich auch die Sonne. Dennoch beharren wir auf unserem kleinen, isolierten Standpunkt: "Nein, ich bin nur etwas in diesem Körper. Ich bin nur dieses Ich." Was für ein Witz. Das Ich ist nichts anderes als der Fokus unserer bewussten Aufmerksamkeit. Es ist wie das Radar auf einem Schiff ~ ein Störungsmelder. Die bewusste Aufmerksamkeit ist eine Gehirnfunktion, die dazu dient, in der Außenwelt Störungen ausfindig zu machen. Und wenn du dich mit dem Störungsmelder gleichsetzen, legst du dich darauf fest, in einem ständigen Zustand der Angst zu leben.
... Zwischen dem Einzelnen und der Welt gibt es keine Interaktion - ihre Beziehung ist eine Transaktion. S.62
Du kannst dich abmühen und abmühen und abmühen, und du wirst das so lange tun, wie du das Gefühl hast, dass dir etwas fehlt. Und all werde dich in diesem Glauben bestärken, weil auch sie das Gefühl haben, dass ihnen etwas fehlt. Und weil sie glauben, dass sie es durch diese oder jene Methode erlangen können, versuchen sie, dich davon zu überzeugen, dass ihre Methode die richtige ist.
S.104
... weil dieses Gefühl, dass dir etwas fehlt, nicht weggeht, gehst du in Konkurrenz mit dir selbst und anderen, aber all das - die Anstrengung, die Konkurrenzkampf, die Suche - ist so, als würdest du nach deinem Kopf suchen. Du kannst ihn nicht sehen, also bildest du dir vielleicht ein, dass du ihn verloren hast. Und das ist der Punkt. Wir sehen nicht, was sieht, also glauben wir, dass wir es verloren haben. Also begeben wir uns auf die Suche nach uns selbst oder Gott oder Atman oder was auch immer, aber es ist das Eine, das wir nicht finden können ~ weil wir es schon sind.
Du kannst also nichts tun, um es zu finden. Und wenn du dir selbst sagst: "Okay, dann gibt es also nicht, dass ich daran tun kann", wozu war das alles überhaupt gut? Warum solltest du dich überschlagen, um festzustellen, dass es zwecklos ist? Weil du so ein seltsames Gefühl hast, dass dann etwas anderes passieren wird. Aber nicht einmal das funktioniert. Gar nichts funktioniert. Und wenn absolut gar nichts funktioniert, wo bist du dann? Die Welt bleibt nicht stehen - die Dinge ereignen sich weiter. Das ist es, wovon ich hier spreche: Es gibt dieses fortwährende Sich-Ereignen, wenn du nicht daran tust; und es gibt dieses fortwährende Sich-Ereignen, wenn du nicht nichts daran tust. Das ist der Punkt. Es geht weiter, egal worüber du nachdenkst oder nachgrübelst.
S.105
... Schließlich wird dir klar, dass dieses Geschehen nicht dir geschieht, denn du bist das Geschehen. Das einzige Du, das es gibt, ist das, was vor sich geht. Spüre das, und vergiss die dummen Unterscheidungen, die man dich gelehrt hat, denn sie werden dir nicht dazu verhelfen, das Geschehen wirklich zu spüren. Du wirst dann das seltsame Gefühl einer Synthese zwischen Tun und Geschehen haben ~ Tun ist ebenso ein Geschehen, wie es das Geschehen ist, und das Geschehen ist ebenso sehr ein Tun, wie es das Tun ist. Das ist die tiefe Erfahrung, die manche Menschen ~ außerhalb des richtigen Verständnisses ~ dazu verleitet, sich selbst für Gott, den Allmächtigen, im jüdischen oder christlichen Sinn zu erklären. Du bist zwar allmächtig, aber nicht auf diese Art und Weise. Ich bin allmächtig insofern, als ich das Universum bin, aber ich bin nicht allmächtig in meiner Rolle als Alan Watts, sondern allenfalls durchtrieben.
S.106/07
Ekstase
ist unumgänglich. Es ist einerlei, auf welchem Weg wir dorthin
gelangen. In gewisser Weise ist Ekstase das Wesen der Existenz ~ ein
Universum existiert aus dem einfachen Grund, dass es ekstatisch ist. Um
was sonst geht es bei diesem ganzen Feuerwerk? Wen du weißt, dass alles
seine Richtigkeit hat und die Situation in unvermeidlicher Ekstase
besteht, dann machst du von alldem kein Aufhebens mehr. Und die Frage
"Was soll ich tun?" wird hinfällig, was schon von Anfang an hätte so
sein sollen, denn es hat niemals ein reales Ich gegeben, sondern nur ein
Geschehen. Die Frage bringt dich zum Erlebnis selbst zurück, und nur
von dort aus lässt sich die Frage beantworten. Wenn manche Leute das
hören, machen sie sich sofort Sorgen, diese Auffassung könne dazu
führen, dass wir alle komplett gleichgültig, und teilnahmslos werden,
und ich kann dir nicht garantieren, dass das nicht der Fall sein wird.
Das kannst du nur selbst herausfinden, auch wenn es natürlich kein Ich
gibt, das diesen Zustand erfahren kann.
S.116/117
Die menschliche Gemeinschaft
Aus dem Spiel auszusteigen ist nun nicht, was in der heutigen Gesellschaft Unterstützung fände. Als Minderheit stellt sich die mächtige katholische Kirche, zusammen mit einigen anderen religiösen Institutionen, zwar noch immer hinter das Mönchs- und sogar das Einsiedlertum. Aber es ist unmöglich, sich auf eigene Faust aus dem Gesellschaftsspiel herauszuziehen, ohne auf große Schwierigkeiten zu stoßen. Vor allen Dingen macht dich das zu einem schlechten Konsumenten. Leute, die nicht zur arbeitenden Klasse zählen und ihr Studium hinschmeißen, weil sie es für überflüssig halten ~ sogar Beatniks oder Gammler ~, sind in der bürgerlichen (betrügerlichen) Welt nicht gern gesehen. Diese Aussteiger kaufen nicht die richtige Sorte Auto, wodurch der Autohändler nichts an ihnen verdient; sie besitzen keinen Rasen, sodass man ihnen keinen Rasenmäher verkaufen kann; und sie haben auch keine Geschirrspülmaschine und dergleichen, weil sie solche Dinge nicht brauchen. Außerdem tragen sie Bluejeans und so weiter, weshalb sie auch der lokalen Bekleidungsbranche ein Dorn im Auge sind. Sie besitzen nur weniges und führen ein sehr einfaches (bescheidenes) Leben, und das macht sie zum öffentlichen Ärgernis. Es wird von dir erwartet, ein kompliziertes Leben zu führen und das richtige Auto zu fahren, das dich als vollgültiges Mitglied der Gesellschaft ausweist und deinen Status signalisiert.
Warum wird das in unserer Gesellschaft zu einem so großem Problem? Zu allen Zeiten hat es kleine Minderheiten von Aussteigern gegeben, aber es sind die unsicheren Gesellschaften, die ihnen gegenüber am wenigsten Toleranz zeigen. Diese Gesellschaften sind sich der Gültigkeit ihrer Spielregeln so wenig gewiss, dass sie von jedem die Teilnahme am Spiel verlangt. Das ist nun aber ein Dilemma. Du kannst niemanden zur Teilnahme am Spiel verpflichten, weil du damit einforderst, was nur auf freiwilliger Basis geschehen kann. In den USA lautet aber die Regel: "Jeder muss spielen." Auch in den meisten demokratischen Ländern gilt allgemeine Spielpflicht, weil man auf sehr unsicherem Grund steht, was zu tun und zu lassen ist. Heute ist ~ zumindest theoretisch ~ jeder Einzelne für sein Tun und Lassen verantwortlich, muss für sich selbst entscheiden, und das ist erschreckend. Jeder hält etwas anderes für richtig, und darum sind wir alle verunsichert. Das ist der Grund, warum wir immer mehr zu KONFORMISTEN werden. Ausgeprägter Individualismus führt zu immer mehr KONFOMISMUS. Die Menschen bekommen es mit der Angst zu tun, sie rotten sich zusammen, tragen alle dieselbe KLeidung, und alles wird langweilig und eintönig.
In einer freien und entspannten Gesellschaft liebt und verehrt man den Outsider. Hier weiß man, dass er etwas für UNS tut, wozu WIR selbst nicht die Manschetten haben. Der Outsider lebt in den Bergen auf dem höchsten Gipfel menschlicher Entwicklung ~ sein Bewusstsein ist eins mit dem Göttlichen, und es ist einfach großartig einen erwachten Menschen um sich zu wissen, durch den man sich ein bisschen besser fühlen kann. Wir brauchen solche Leute mit Durchblick, auch wenn sie unser Spiel nicht mitspielen. Die menschliche Gemeinschaft wird dadurch sehr gestärkt, weil es dem Staat unmissverständlich zu verstehen gibt, dass es mehr gibt als den Staat.
Heute is es beinah unmöglich seine Staatszugehörigkeit abzulegen. Oder wie Henry David Thoreau es formullierte: "Wohin du dich auch in die Einsamkeit zurückziehst, die Menschen werden dich aufspüren und dazu nötigen, Teil ihrer trostlosen Gemeinschaft schräger Gesellen zu sein."
S.223-226
Die buddhistische Methode
Versuch also, wenn du es vermagst, an nichts festzuhalten.
Nirvana
Es ist der Zustand der Befreiung und entspricht damit dem, was die Hindus Moksha nennen. Nirvana heißt eigentlich "ausblasen", und manche glauben, es bedeutet, die Flamme des Begehrens auszublasen, jedoch halte ich die Bedeutung ausatmen für richtiger. Im indischen Denken ist Prana ~ der Atem ~ das Lebensprinzip. Genauso unmöglich nun, wie den Atem anzuhalten und dabei am Leben zu bleiben, ist es, am Leben selbst festzuhalten. Beides wird mit der Zeit unerträglich, und wer versucht, das Leben festzuhalten, verliert es. Und was in aller Welt hat es für einen Sinn, weiterleben zu wollen, wenn das Leben nur eine Last ist? Aber das ist es, was die Leute tun ~ sie verwenden enorme Anstrengungen darauf, einen bestimmten Lebensstandard aufrechtzuerhalten, und bringen sich damit in große Schwierigkeiten. Du kaufst dir ein schönes Haus am Stadtrand, und als Erstes säst du einen schönen Rasen, und dann musst du diesen verdammten Rasen andauernd mähen, dir teure Geräte und Maschinen anschaffen, und im Handumdrehen steckst du zu tief in Schulden, um an deinem Garten noch Freude zu haben. Du verbringst deine gesamte Zeit damit, Geld zu verdienen und Rechnungen zu begleichen. Es ist ein einziges Trauerspiel, aber das bedeutet es, am Leben festzuhalten. Nirvana bedeutet, loszulassen ~ auszuatmen. Und wenn du deinen Atem ausströmen lässt, kehrt er zurück. Nirvana heißt nicht, zu verlöschen oder in eine gestaltlose Leere zu entschwinden ~ es ist ein Bewusstseinszustand, ein Zustand der Loslösung, der bedeutet, im Hier und Jetzt des Lebens zu sein.
S.234/235
BESTÄNDIGER WANDEL
...nacha so, nacha anno "nicht dasselbe und doch nicht ein anderes."
Einer de Grundzüge des buddhistischen Denkens ist die Vorstellung, dass die Weil im Fluss ist (Panta rhei). Neben der Unwirklichkeit eines dauerhaften Selbst (Anatman) und dem Leiden (Duhkha) betont der Buddha daher die Unbeständigkeit (Anitya) als wesentliches Merkmal des Seins. Das Leiden entspringt dabei letztlich aus dem Unvermögen, die beiden anderen Seinsmerkmale zu akzeptieren ~ den Wandel und das Fhelen eines dauerhaften Selbst. Wenn ich dir heute begegne und dich morgen wiedertreffe, dann siehst du für mich noch immer ziemlich genauso aus wie tags zuvor, weshalb ich dich für dieselbe Person halte ~ aber das bist du nicht.
...Du bist ein Muster ~ ein bestimmtes Tun oder Geschehen. Jeder von uns ist ein Strudel in den Gezeiten des Daseins. Jede Zelle in unserem Körper ~ jedes Molekül und jedes Atom ~ befindet sich in ständigem Fluss. Nichts lässt dich dingfest machen. Der Beobachter atomarer und subatomarer Teilchen verändert duch sein Beobachten deren Verhalten ~ was tun sie, wenn man nicht hinsieht?
S.242/243
Alles
ist Wandel. Nichts bietet einen Halt. Und wenn du dich dem Fluss
überlässt, dann fließt du mit ihm. Wenn du jedoch gegen die Strömung
ankämpfst, dann machst du sie dir zum Feind. Wenn du das verstehst,
schwimmst du mit dem Strom und findest so deinen Frieden. Das
bewahrheitet sich vor allem in solchen Momenten, in denen das Leben uns
mit sich fortzureißen scheint und der Fluss des Wandels uns vollständig
zu verschlingen droht. Gerade im Augenblick des Todes sträuben wir uns
dagegen und rufen aus: "Nein, nein, nur das nicht! Jetzt noch nicht!"
Das ganze Problem besteht aber in unserer Weigerung einzusehen, dass uns
in diesem Moment nichts zu tun bleibt, als uns dem Sturz des
Wasserfalls zu überlassen - so wie wir von einem Tag zum nächsten
weitergehen oder uns am Abend schlafen legen. Wenn der Augenblick des
Todes kommt, sollten wir vollkommen bereit sein.
Ich
will hier nichts predigen. Es geht mir nicht darum, dass du bereit sein
sollst zu sterben, in dem Sinne, dass du deinen ganzen Mut
zusammennehmen und möglichst gefasst deinem Ende entgegengehen sollst.
Das
ist es ganz und gar nicht, was ich sagen will, sondern ich meine, dass
du nur dann gut zu sterben verstehst, wenn du dieses System von Wellen
begreifst; wenn du verstehst, dass dein Verschwinden als dieser
besondere Organismus ~, lediglich eine Saisonangelegenheit ist. Du bist
ebenso sehr der dunkle (T)Raum hinter dem Tod, wie du das Lichtintervall
namens Leben bist. Es sind nur zwei Seiten deiner selbst ~ du bist die
ganze Welle, Wellenberg und Wellental. Ebenso wenig wie eine halbe Welle
kann es ein halbes Menschendasein geben ~ jemanden, der geboren wird,
ohne zu sterben. Das wäre nur eine halbe Sache.
Wenn
du dich dem Wandel nicht widersetzt, dann erkennst du, dass die Welt
des Wandels, die sich wie Rauch auflöst, sich in nichts von der Welt des
Nirvana unterscheidet. Wie schon gesagt bedeutet Nirvana "ausatmen" ~
den Atem loslassen. In derselben Weise geht es darum, die Welt
loszulassen, ohne dem Wandel zu widerstreben. Es ist alles ein und
dasselbe Prinzip. Und so errettet der Boddhisattva die Wesen nicht,
indem er ihnen Predigten hält, sondern ihnen zeigt, dass sie bereits
erlöst sind, und zwar aufgrund der Tatsache, dass sie außerstande sind,
den Wandel aufzuhalten. Du kannst nicht dich selbst bewahren. Und du
brauchst nicht zu versuchen, dich nicht zu bewahren. Das IST Erlösung. ♥
Memento
mori ~ gedenke des Todes. Gurdijeff lehrte als wichtigste Einsicht,
dass jeder von uns bald tot sein wird, genauso wie alle Menschen um uns
herum. Das klingt für uns sehr düster, weil wir uns in einer Kultur
eingerichtet haben, die sich dem Tod grundsätzlich verweigert. In der
westlichen Welt wird der Tod als ein echtes Problem betrachtet.
Alan bringt nun hier ein Beispiel, welches ich auslasse...
Probieren
wir es also mit einer neuen Leseart: Der Tod ist ein gesunder und
natürlicher Vorgang wie die Geburt, und von ein wenig gesellschaftlichem
Umdenken in dieser Hinsicht haben wir alle etwas. Wir sollten Sterbende
beglückwünschen, denn die Zeit kurz vor dem Tod ist eine wunderbare
Gelegenheit der Befreiung. Der Tod ist nichts Furchtbares ~ er ist nur
dein Ende als ein System aus Erinnerungen. Es liegt also eine große
Chance darin, alles loszulassen, bevor es passiert, weil du weißt, dass
ohnehin alles vergehen wird, und DAS zu wissen IST eine große Hilfe. Du
kannst all dein Hab und Gut fortgeben und sagen, was du zu sagen hast ~
wenn es etwas gibt, das dich noch beschäftigt oder belastet, dann sprich
es aus. Wenn der Augenblick dann kommt, ist deine innere Haltung das
Entscheidende, und der Tod könnte dann etwas ebenso Positives sein wie
die Geburt und das, was er sein sollte: ein Anlass zur Freude. Der Tod
als Symbol der Befreiung. Das Wissen um den bevorstehenden Tod hilft dem
Ich zu verlöschen, weil dieses Wissen dir sagt: "Du kannst an nichts
festhalten." Eine Religion, die etwas taugt, könnte hiermit ihren Anfang
machen. Vielleicht sollten wir so etwas wie "Einrichtungen für
kreatives Sterben" haben, wo man die Wahl hätte zwischen Cocktailparty
und religiösem Zeremoniell, zwischen psychedelischen Drogen und
musikalischer Umrahmung oder wonach immer einem ist. Für all das würde
in einem "Hospiz für freudvolles Sterben" gesorgt. Und darum handelt es
sich: mit Bravour zu gehen anstatt mit Wehklagen. ♥
S.250-253DIE PHILOSOPHIE DER LEERHEIT
Nagarjunas Methode (Leerheit der Nicht~Leerheit) schafft die Angst ab, weil du durch sie erkennst, dass auch ein noch so großes Maß an Angst nicht das Geringste an dem ändert, was geschehen wird. Was immer du auch tust ~ du wirst sterben. Es genügt nicht, das im Hinterkopf zu haben und das Nachdenken darüber auf später zu verschieben ~ es ist von größter Wichtigkeit, JETZT darüber nachzudenken, weil es dich in die Lage versetzt loszulassen. Du musst dann nicht deine gesamte Energie auf deinen Selbstschutz verschwenden.
S.263
https://de.wikipedia.org/wiki/Nagarjuna
ZEN KOANS + WEISHEITEN
"Soll mein Auge die Farbe sehen, so muss es ledig sein aller Farben"
Meister Eckhart
"Du kannst keinen Nagel in den Himmel schlagen"...
(Vom Himmel zu sein ~ der Leerheit zu entspringen ~ bedeutet, sich auf nichts zu berufen.)
"Oben kein Stück Ziegel, um deinen Kopf zu bedecken, unten kein Fußbreit Boden, auf dem du zu stehen vermagst."
"Es ist leicht, still zu stehen und keine Spuren zu hinterlassen, aber es ist schwer zu gehen, ohne den Boden zu berühren."
~Chuang-tzu