Jiddu Krishnamurti

Jiddu Krishnamurti
Wir werden sehen wie wichtig es ist die radikale Revolution in den Köpfen der Menschen zu verursachen. Die Krise ist eine Krise des Bewusstseins. Ein Krise, die nicht mehr die alten Normen akzeptieren kann, die alten Muster, die uralten Traditionen. Wenn man in Betracht zieht, was die Welt jetzt ist, mit all dem Elend, den Konflikten, der zerstörerischen Brutalität, Aggressionen usw. Der Mensch ist immer noch wie er war. Er ist immer noch brutal, zerstörerisch, aggressiv, habgierig, wetteifernd. Er hat eine Gesellschaft darauf aufgebaut.

Montag, 17. Februar 2020

Der Körper || Sitzen, Atmen, Schweigen || Willigis Jäger

Der Körper steht einer umfassenden Bewusstseinsebene näher als der Intellekt. Der Intellekt schränkt ein, er segmentiert die Wirklichkeit in Teilaspekte, mit denen er sich jeweils befasst. Der Körper hingegen kann sich für das Ganze öffnen. Deshalb wird er in allen Religionen als Vehikel in den transmentalen Bewusstseinsraum genutzt - in fast allen Religionen, den im Christentum haben wir diese spirituelle Kraft des Körpers vergessen. Im Mittelalter wurde der Körper noch ins Gebet einbezogen. In manchen Büchern gab es Anweisungen zum Stöhnen und Niederwerfen....
Später aber wurde der Körper als Hindernis des Geistes diffamiert, der durch Askese gezüchtigt oder gar abgetötet werden muss. Das war eine unselige Entwicklung, denn in Wahrheit kann der Körper eine enorme Hilfe sein - sofern man den richtigen Umgang mit ihm findet. Und darum geht es in einem "Körpergebet".
...In ihm wird auf Urgebärden der Menschheit zurückgegriffen, die wohl älter sind als Beten mit Worten.

Frage: Wie kann eine solche Übung aussehen?
Willigis: Zum Beispiel indem ich mich mit ausgebreiteten Armen in den Raum stelle und schweige.
Frage: Mehr nicht?
Willigis: Mehr nicht. Stehen ist Gebet, wenn ich ganz Stehen bin. Das Gleiche gilt vom Gehen. "Gott tut im Heil´gen selbst all´s was der Heilige tut, Gott geht, steht, liegt, schläft, wacht, isst, trinkt, hat guten Mut." (Angelus Silesius)
Unser Leben ist vom Machen beherrscht. In der Kontemplation aber kommt man dem Ziel durch Lassen und durch Sein.

Die Welle ist das Meer || S.128/129

Kontemplation: kontemplativer Tanz - ein ganz einfacher Schritt, der sich ständig wiederholt. Auf diesen Schritt lässt man sich ein.
...Eins werden mit dem Schritt, das hat die gleich Wirkung wie das Einswerden mit dem Atem oder dem Laut.

...Fast alle spirituelle Wege setzen beim Körper an. In den östlichen Wegen spielt der Lotossitz eine wichtige Rolle. Es gibt Mudras der Hände, die Asanas des Yoga. Die Tanzdrehungen der Derwische und die Körperbewegungen der Sufis zum Mantra Allah-Hu oder die rak´as (Verneigungen und Niederwerfungen) zeigen die Bedeutung des Körpers im mystischen Gebet. Immer ist der Körper der Ausgangspunkt. Er ist gleichsam das Gefäß, in dem die Begegnung mit der göttlichen Wirklichkeit gefasst ist.

ZEN; Bogenschießen, Qigong, Taiji (Thai-Chi) - das entscheidende ist die Sammlung auf die Körpergebärden. Es handelt sich um Übungen die auf eine höhere Bewusstseinsebene führen können.

Pilgern, Wallfahrten
Der Pilger geht um des Gehen willen. Er geht nicht, um anzukommen, sondern er geht, um zu gehen. Der Schritt wird zum Fokus der inneren Sammlung. Schon auf einer ganz trivialen Ebene schlägt sich das in einer beruhigenden Wirkung nieder, wie sie auch jeder Spaziergänger kennt. Wir müssen nicht noch etwas zum Gehen hinzufügen. Wer eins werden kann mit seinem Schritt, kann eins werden mit Gott.
...Dann geht Gott als Mensch - in meinem Menschsein - über diese Erde und durch diese Zeit.

Frage: In mir geht Gott?
Willigis: Gott vollzieht sich in meinem Gehen. Es ist nicht länger mein Gehen, es ist Gottes Gehen. Gott geht in uns auf dieser Erde. So wird unser Leben zu einer heiligen Pilgerreise.
Daher konnte ein Sufi sagen: "Wenn du dich mir stetig näherst und dies mit ganzer Hingabe tust, bis du eins wirst mit Meiner Liebe, dann bin ich das Ohr, mit dem du hörst, das Auge mit dem du siehst, die Hand mit der du greifst, der Fuß mit dem du gehst."

...Langsam wäschst die Erkenntnis, dass der Körper unser Freund auf dem spirituellen Weg ist. Er ist ein Instrument, in dem Gott erklingt. Ohne Instrument kann keine Musik erklingen. Es mag eigenartig anmuten, aber unser Bewusstsein spielt viel reiner auf dem Instrument Körper, als auf dem Instrument Verstand. Der Verstand schiebt sich mit eigenen Tönen oft störend dazwischen.

Die Welle ist das Meer || S.129-132 (Auszüge)

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