Jiddu Krishnamurti

Jiddu Krishnamurti
Wir werden sehen wie wichtig es ist die radikale Revolution in den Köpfen der Menschen zu verursachen. Die Krise ist eine Krise des Bewusstseins. Ein Krise, die nicht mehr die alten Normen akzeptieren kann, die alten Muster, die uralten Traditionen. Wenn man in Betracht zieht, was die Welt jetzt ist, mit all dem Elend, den Konflikten, der zerstörerischen Brutalität, Aggressionen usw. Der Mensch ist immer noch wie er war. Er ist immer noch brutal, zerstörerisch, aggressiv, habgierig, wetteifernd. Er hat eine Gesellschaft darauf aufgebaut.

Dienstag, 25. Februar 2020

"Gott" (ist Tanz und Tänzer) || Mystik || Willigis Jäger

Willigis: Gott ist aus Sicht der Mystik nicht der von außen wirkende Initiator der Evolution, sondern die Evolution ist der sich selbst entfaltende Gott.

Frage: Sie sagen: Gott ist Evolution. Macht es da überhaupt noch Sinn von Gott zu reden?
Willigis: Wir können auf dieses Wort kaum verzichten. Doch wir sollten immer deutlich sagen, wie wir es verstanden haben wollen. Denn im Alltagsverständnis ist es mit der traditionellen theistischen Vorstellung einer jenseitigen personalen Macht verknüpft. Deshalb spreche ich, wenn ich von dem rede, was mit dem Wort "Gott" wirklich gemeint ist, lieber von "Erster Wirklichkeit". Der ZEN spricht von "Leerheit", der Hinduismus von "Brahman", Meister Eckehart von "Gottheit", Johannes Tauler vom "letzten Grund". Wie man es auch hält: Stets ist damit dasjenige gemeint, worüber man eigentlich nichts mehr sagen kann - ein Begriff ohne bestimmbaren Inhalt, ein Begriff, der so anders ist als alle anderen Begriffe, dass Eckehart sagen konnte: "Der Unterschied zwischen Gott und Gottheit ist größer als der zwischen Erde und Himmel."

Frage: In Ihren Büchern rücken Sie auch den Begriff des Lebens in die Nähe zum Begriff "Gott".
Willigis: "Leben" ist ein geeigneter Begriff, um die Wirklichkeit, die wir "Gott" nennen, zu kennzeichnen. Denn auch das Leben entzieht sich unserem Zugriff. Wir wissen weder, woher es kommt noch wohin es geht. Leben ist überall und nirgendwo. Es zeigt sich in jedem Lebewesen. Genauso ist es mit der Ersten Wirklichkeit. Sie ist da, ist aber nur greifbar in der Form, die sie sich gibt. Sie selbst ist Leerheit, die der Form bedarf, um zu erscheinen. Denn ohne die Leerheit könnte es auch keine Form geben, da die Form immer Form der Leerheit ist. Genauso ist es mit dem Leben: Das Leben ist in jedem Lebewesen. Aber das Leben geht nie in einem bestimmten Lebewesen auf. Es ist immer größer als das einzelne Wesen. Es kommt und geht mit den Lebewesen und bleibt doch unfassbar.

S.82/83

Frage: Gott, Leben, Liebe, Evolution - vier Namen für die gleiche Wirklichkeit?
Willigis: Ja, Gott lässt sich nicht von der Evolution trennen. Gott ist Kommen und Gehen. Gott ist Geborenwerden und Sterben. Er ist der Tänzer, der die Evolution tanzt. Ein Tänzer ohne Tanz macht keinen Sinn - und einen Tanz ohne Tänzer kann man ebenso wenig denken. Auf die Weise gehören Gott und Evolution zusammen. Das eine ist ohne das andere nicht denkbar. Ein weiteres Beispiel ist die Symphonie: Der Kosmos ist eine Symphonie, und das, was wir "Gott" nennen, erklingt als diese Symphonie. Jeder Ort, jeder Augenblick, jedes Wesen ist eine ganz bestimmte Note, die je für sich unverzichtbar für das Ganze ist, auch wenn sie im nächsten Augenblick durch eine andere Note abgelöst wird. Alle Noten machen das Ganze aus, alle Noten sind das Ganze - und das, was die Ganzheit des Ganzen ausmacht, ist Gott, der als diese Ganzheit erklingt.

Frage: Das hört sich an wie eine subtile Neufassung des christlichen Gedankens der Inkarnation: Gott sich als kosmische Symphonie...
Willigis: Gott inkarniert sich im Kosmos. Er und seine Inkarnationen sind unlösbar miteinander verbunden. Er ist nicht IN seiner Inkarnation, sondern er manifestiert sich ALS Inkarnation. Er offenbart sich im Baum als Baum, im Tier als Tier, im Mensch als Mensch und im Engel als Engel. Es sind dies also nicht Wesen, neben denen es dann noch einen Gott gäbe, der gleichsam in sie hineinschlüpfte, sonder er ist jedes einzelne dieser Wesen - und ist es auch wieder nicht, da er sich nie in einem von ihm erschöpft, sondern immer auch alle anderen ist. Eben diese Erfahrung macht der Mystiker. Er erkennt den Kosmos als sinnvolle Manifestation Gottes, während sich manche Menschen dem Kosmos gegenüber verhalten wie Analphabeten gegenüber einem Gedicht: Sie zählen die einzelnen Zeichen und Worte, aber sie sind nicht imstande den Sinn zu verstehen, der dem ganzen Gedicht seine Gestalt gibt.

S.84/85


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