Jiddu Krishnamurti

Jiddu Krishnamurti
Wir werden sehen wie wichtig es ist die radikale Revolution in den Köpfen der Menschen zu verursachen. Die Krise ist eine Krise des Bewusstseins. Ein Krise, die nicht mehr die alten Normen akzeptieren kann, die alten Muster, die uralten Traditionen. Wenn man in Betracht zieht, was die Welt jetzt ist, mit all dem Elend, den Konflikten, der zerstörerischen Brutalität, Aggressionen usw. Der Mensch ist immer noch wie er war. Er ist immer noch brutal, zerstörerisch, aggressiv, habgierig, wetteifernd. Er hat eine Gesellschaft darauf aufgebaut.

Mittwoch, 19. Februar 2020

Die Welle ist das Meer || Willigis Jäger

Was mystische Erfahrung ihrem Wesen nach ist

Denkschulen, Linien, Religionen, Pfade und Wege

Sie sind wie schöne bunter Kirchenfenster. Sie geben dem Licht, dass durch sie hindurchscheint, eine bestimmte Struktur. Scheint kein Licht, sind sie dumpf und nichtssagend. Deshalb ist das Licht das eigentlich Entscheidende. Das Licht aber können wir mit unseren Augen nicht sehen. Licht macht sichtbar, ist selbst aber unsichtbar. Sichtbar wird es nur, wenn es in Farben zerlegt und strukturiert wird. Ebenso verhält es sich mit Pfaden/ Wegen (Religionen) im Blick auf das Göttliche. Sie verleihen dem Unfassbaren eine fassbare Struktur. Den Preis, den die Denkschulen dafür zu entrichten haben, ist die Reduktion des Göttlichen auf einen Ausschnitt seines Spektrums. Diesen Ausschnitt für das Ganze zu halten, wäre töricht. Ebenso töricht, wie zu glauben, das Glasfenster hätte eigenen Leuchtkraft unabhängig von dem Licht, dass es erhellt. Umgekehrt muss man aber auch sehen, dass sich das Licht in sein Spektrum brechen muss, wenn es nicht nur scheinen, sondern auch erscheinen will. Gott erscheint in den Religionen. Aber er ist in ihnen nie in der ganzen Fülle seines Lichts erfahrbar, wenn sie nicht offen sind für Erfahrung.

Frage: "Um das, was wir Gott nennen, selbst unmittelbar zu erfahren, müssten wir also aus dem (Kloster/ Ashram/ Zentrum/ Schule/ Kirche/ Gruppe usw.) heraustreten und uns unter freien Himmel wagen?"
Willigis: "Ich glaube nicht, dass es für uns ein Göttliches jenseits jeder Struktur und Brechung gibt. Ich kann nichts erkennen, was nicht eine Facette des Einen wäre. Die Erste Wirklichkeit ist immer alles. Gott existiert als Form und Nicht-Form. So wenig wie das Licht ohne ein von ihm Beleuchtetes erkennbar ist, gibt es Gott ohne Form. Wo nichts beleuchtet ist, sieht man auch das Licht nicht. Ja, mehr noch: Wir wissen heute, dass das, was wir "Beleuchtetes" nennen, in Wahrheit nichts anderes ist als gebündeltes Licht. Anders  gesagt: Es ist überhaupt nur Licht. Und das Licht erscheint, indem es sich selbst bescheint. Genauso ist es mit Gott. Es ist nur Gott, denn Gott selbst ist das Sein. Und alles, was ist, ist eine Erscheinung des Seins, gebündeltes Sein sozusagen. Und das ist es, was der Mystiker erfährt. Er erfährt nicht den reinen, nackten Gott jenseits der (Lehren, Schulen, Denkrichtungen und Religionen) ~ er tritt nicht vor die Klostertüre und schaut in die Sonne. (Er würde sich seine Augen ruinieren, wie Platon in seinem Höhlengleichnis sagt.) Er erfährt vielmehr, dass alles, einschließlich seiner selbst, eine Erscheinung Gottes ist - eine Bündelung des göttlichen Seins. Der Kosmos ist eine Epiphanie (Erscheinung einer Gottheit (besonders Christi) unter den Menschen) Gottes. - Echte Mystik übersteigt daher die Karma-Lehre. Ursache und Wirkung sind Erscheinungsweisen des Göttlichen. Wenn es eine Wiedergeburt geben sollte, dann gilt: Wiedergeboren wird immer nur dieses göttliche Urprinzip. Aber weder die Mystik des Ostens noch die des Westens sprechen von Wiedergeburt. Hier und Jetzt ist der zeitlose Augenblick Gottes. Vor einiger Zeit hat mir jemand vorgeworfen, ich degradiere den Menschen zu einer Art Durchlauferhitzer. Er hatte nicht erkannt, dass wir auch das sind, was durchläuft."

S.47/48

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen