Jiddu Krishnamurti

Jiddu Krishnamurti
Wir werden sehen wie wichtig es ist die radikale Revolution in den Köpfen der Menschen zu verursachen. Die Krise ist eine Krise des Bewusstseins. Ein Krise, die nicht mehr die alten Normen akzeptieren kann, die alten Muster, die uralten Traditionen. Wenn man in Betracht zieht, was die Welt jetzt ist, mit all dem Elend, den Konflikten, der zerstörerischen Brutalität, Aggressionen usw. Der Mensch ist immer noch wie er war. Er ist immer noch brutal, zerstörerisch, aggressiv, habgierig, wetteifernd. Er hat eine Gesellschaft darauf aufgebaut.

Freitag, 21. Juni 2019

Jiddu Krishnamurti und Dr. Alan W. Anderson, San Diego 1974 Gespräche || Anders Leben || 6. Angst

Was ist Angst? Ich muss das herausfinden. Nicht Sie sagen es mir, sondern ich muss es selbst herausfinden, so wie ich selbst herausfinde, dass ich Hunger habe. Niemand muss mir sagen, ich sei hungrig. Ich selbst muss es herausfinden. Ich weiche also nicht aus! Ich rationalisiere nicht, ich analysiere nicht, weil Analyse wirklich Lähmung ist.

Kann also der Verstand physische Sicherheit hervorbringen – Nahrung, Kleidung und Unterkunft für jeden? Kann das getan werden – nicht als Kommunist, Kapitalist, Sozialist oder Maoist –, sondern indem wir uns als Menschen zusammensetzen, um dieses Problem zu lösen? Es kann getan werden, aber niemand will es tun, weil sich keiner dafür verantwortlich fühlt.
(Wir wollen darauf hinaus, wie dumm der Verstand ist. Er will Sicherheit, er muss Sicherheit haben und tut dennoch alles, um diese Sicherheit zu zerstören. Das ist also ein Faktor.)

...fast jeder hat Angst vor etwas – sei es die Angst vor dem Tod, Angst vor der Einsamkeit, Angst, nicht geliebt zu werden, Angst, nicht berühmt oder erfolgreich zu werden, und auch die Angst, keine physische Sicherheit zu haben. Es gibt so viele unterschiedliche Formen der Angst.

Äußerlich, physisch ist es klar, dass wir Sicherheit, physische Sicherheit, haben müssen. Nahrung, Kleidung und ein Dach über dem Kopf sind absolut notwendig,

Physische Sicherheit ist für das Gehirn notwendig.
Das Gehirn kann nur in völliger Sicherheit funktionieren. Dann funktioniert es effizient und gesund, nicht neurotisch, und seine Aktivität ist nicht unausgeglichen. Das Gehirn braucht Sicherheit, genau wie ein Kind Sicherheit braucht.

Dann gibt es die Angst vor körperlichen Schmerzen, körperlichen Schmerzen im Sinne vergangener Schmerzen, sagen wir, der letzten Woche. Der Verstand hat Angst davor, dass es wieder passieren wird; das wäre also diese Art von Angst.

Dann gibt es die Angst vor der Meinung anderer Leute, davor was die Leute sagen, vor der öffentlichen Meinung. Der gute Ruf.
Sehen Sie, all dieses ist aus Unordnung heraus entstanden.

Es gibt also die äußere Form von Angst: Angst vor der Dunkelheit, Angst vor der öffentlichen Meinung, Angst, seine Arbeit zu verlieren, Angst, nicht überleben zu können

die Ängste vor Abhängigkeit. Innerlich hänge ich von meiner Frau ab, von meinem Guru, von meinem Priester usw. – so viele Abhängigkeiten! Und ich habe Angst, sie zu verlieren, allein gelassen zu werden, abgelehnt zu werden. Wenn diese Frau sich von mir abwendet, bin ich verloren. Ich werde wütend, brutal, gewalttätig und eifersüchtig, weil ich von ihr abhänge. Abhängigkeit ist also einer der Faktoren von Angst. Und innerlich fürchte ich mich. Ich fürchte mich vor Verlassenheit.

die Angst, nichts darzustellen, die sich in der Identifizierung mit etwas ausdrückt: »Ich muss mich mit etwas identifizieren. Um etwas zu sein, muss mich mit meinem Land identifizieren.« Ich sage mir: »Das ist zu dumm!« – und sage folglich: »Ich muss mich mit Gott identifizieren.« Den ich erfunden habe. Gott hat nicht den Menschen nach seinem Bilde geschaffen, sondern der Mensch hat Gott nach seinem Bilde geschaffen. Also, nichts zu sein, nichts zu vollbringen, nichts zu erreichen, schafft ein kolossales Gefühl von Unsicherheit, ein schreckliches Gefühl von Unfähigkeit, etwas zustande zu bringen, nicht »dabei« zu sein, und es kommt zum Aufschrei: »Ich muss ich selbst sein!« Was Unsinn ist. Da sind nun all diese Ängste, sowohl logische Ängste, als auch irrationale Ängste, neurotische Ängste und Ängste ums Überleben, ums physische Überleben.


Physisches Überleben ist nur möglich, wenn Menschen zusammenkommen, nicht als Kommunisten, Sozialisten oder sonst was, sondern als Menschen, die sagen: »Seht her, dieses ist unser Problem, lasst es uns um Gottes Willen lösen!« Aber sie werden das nicht tun, weil sie mit Problemen und mit Plänen zu deren Lösung schon überlastet sind. Sie haben Ihren Plan, ich habe meinen Plan, er hat seinen Plan.

So wird das Planen höchst wichtig, Pläne werden wichtiger als das Verhungern. Und wir bekämpfen einander: Während doch gesunder Menschenverstand, Zuneigung, Fürsorge und Liebe all das ändern können. Dann die Angst vor der öffentlichen Meinung, vor dem was mein Nachbar sagen wird. Und ich hänge von meinem Nachbarn ab. Wenn ich ein in Italien lebender Katholik bin, wäre ich von meinem Nachbarn abhängig. Ich könnte dort meinen Job verlieren, falls ich ein Protestant wäre. Also akzeptiere ich es, ich werde meinen Hut vor dem Papst oder sonstjemandem ziehen, es hat keinerlei Bedeutung. Ich habe Angst vor der öffentlichen Meinung. Sehen Sie, worauf sich der menschliche Verstand selbst reduziert hat. Ich sage nicht: »Zum Teufel mit der öffentlichen Meinung, die Menschen sind konditioniert, sie haben genausoviel Angst wie ich.« Das ist also diese Art von Angst. Und dann gibt es die physische Angst vor dem Tod, die immens ist. Diese Angst muss man anders angehen, wir werden darauf kommen, wenn wir über den Tod sprechen.

T3 vor 2. Frage
Was tue ich also? Sind Träume die Antwort? Träume sind nur die Fortsetzung dessen, was während des Tages passiert ist. Wie soll das alles geweckt und freigelegt werden? Die rassischen Ängste, die Ängste, welche die Gesellschaft mich gelehrt hat, die Ängste, die mir die Familie auferlegt hat, der Nachbar – alle diese schleichenden, hässlichen, brutalen Dinge, die da versteckt sind, wie sollen sie alle auf natürliche Weise aufsteigen und freigelegt werden, so dass der Geist sie als Ganzes sehen kann? Verstehen Sie?


Was ist die Antwort auf die Tatsache Angst, die von Generation zu Generation erhalten, genährt und weitergegeben worden ist? Kann der Geist diese Angst beobachten, ihre Bewegung, nicht nur einen Teil der Angst, beobachten ohne das Denken, das den Beobachter geschaffen hat. Kann also diese Tatsache beobachtet werden, die ich »Angst« genannt habe, weil der Verstand sie erkannt hat, denn er hat schon früher Angst gehabt? Durch Wiedererkennen und Assoziation also stellt er fest: »Das ist Angst.«

Das Denken ist für die Angst verantwortlich. Es hat sie gestärkt und ermutigt, es hat alles getan, sie aufrecht zu erhalten. Ich fürchte, dass der Schmerz, den ich gestern hatte, morgen wiederkommen wird, was eine Bewegung des Denkens ist. Das Denken kann nur auf dem Gebiet des Wissens funktionieren, das ist seine Grundlage. Angst ist jedes Mal etwas Neues. Angst ist nicht alt. Sie wird alt gemacht, indem ich sie wiedererkenne.


Wichtig ist, den Menschen zu ernähren, zu kleiden und ihn glücklich leben zu lassen.« Aber leider ist unsere Lebensweise so unordentlich, dass wir für nichts anderes Zeit haben. Unsere Unordnung frisst uns auf.

A. W. Anderson: An diesem Punkt werden einige junge Leute vielleicht sagen: »Weg mit dem ganzen alten Kram.« Doch dann erhebt sich augenblicklich das Problem der Verlassenheit.
Krishnamurti: Das ist Leben. Sie können nicht einen Teil ablehnen und den anderen Teil akzeptieren. Leben bedeutet all das: Freiheit, Ordnung, Unordnung, Kommunikation, Beziehung, Verantwortung – das alles ist Leben. Wenn wir nicht verstehen, wenn wir sagen: »Damit will ich nichts zu tun haben«, dann leben wir nicht, dann sterben wir. Welchen Platz hat Wissen in der Erneuerung des Menschen? Unser Wissen sagt: »Du musst von anderen getrennt sein, du bist ein Amerikaner, ich bin ein Hindu.« Das wissen wir. Unser Wissen sagt: »Wir müssen uns auf unseren Nachbarn verlassen, er ist kundig, er ist angesehen, Gesellschaft bedeutet Ansehen, Gesellschaft bedeutet Moral.« Also akzeptieren Sie das. Das Wissen hat also all diese Faktoren hervorgebracht. Und plötzlich fragen Sie mich: »Welchen Platz hat das, welchen Platz hat Tradition? Welchen Platz hat das in Jahrtausenden angesammelte Wissen?« Das angesammelte Wissen in der Naturwissenschaft und in der Mathematik ist wesentlich. Aber welchen Platz nimmt Wissen ein, das ich durch Erfahrung angesammelt habe, durch menschliches Streben von Generation zu Generation? Welchen Platz hat es in der Umwandlung von Angst? Keinen, überhaupt keinen!

Wissen wird zu Unwissenheit, wenn wir wirklich zu verstehen versuchen »was ist«. Was ist, das ist diese Angst, diese Unordnung, diese Unverantwortlichkeit. Um das zu verstehen, benötigen Sie kein Wissen. Alles, was Sie tun müssen, ist: Zu schauen. Schauen Sie sich an, außen und innen, dann sehen Sie deutlich, dass Wissen absolut überflüssig ist. Es hat keinen Wert in der Umwandlung oder Erneuerung des Menschen, weil Freiheit nicht aus Wissen geboren ist. Freiheit ist, wenn all die Bürden nicht sind. Nach Freiheit müssen Sie nicht suchen. Sie kommt, wenn das andere nicht ist.

https://www.jkrishnamurti.de/ALn06-1.1014.0.html

https://www.youtube.com/watch?v=TvNIRAEjOdM&list=PLP4fPvTnzYK5XbigK8vlmgz-ajE1Qtpe8&index=6

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